So, nun habt Ihr lange genug gewartet...
weiter gehts mit dem letzten Teil der Reise:
24.05.2013
Tag der Abreise
„Kaffee oder Tee?“ Das morgendliche Ritual soll auch heute wieder seinen Raum erhalten. „Hm, Tee wär prima... aber Pfefferminztee, bitte! Kein Keks, hab’ Tucs“ , so die Variation des allmorgendlichen Spektakels am heutigen, letzten Morgen in Moux.
Nachdem wir gefrühstückt haben, gilt mein erster Blick dem Hinterrad meiner GS in der Garage. Alles scheint wunderbar zu sein, Druck hat lediglich um 0,1 Bar nachgelassen. „Das Risiko gehe ich ein“, brummele ich in der Garage vor mich hin, passe den Druck an und fahre mit dem Mopped zurück auf die Wiese, damit ich es nachher fix bepacken kann.
Nach dem Frühstück bauen wir das Zelt ab. Bärchen hockt auf der Bank und schlägt nach einer Fliege. „Langweilig?“, frage ich ihn. Er wackelt mit seinem Kopf, so dass seine kurzen aber abstehenden Ohren hin und her wackeln. Er hoppst von der Bank herunter, wackelt tapsig auf die Ortliebtasche zu und fängt an, darin herumzukramen. „Da wird nix wieder ausgepackt, die Sachen bleiben da drin!“, rufe ich ihm zu und Bärchen dreht der Tasche beleidigt den Rücken zu. „Das kann noch nicht alles gewesen sein“, denke ich mir. Kaum zu Ende gedacht, sitzt er auch schon im Top Case und verschwindet zwischen dem ganzen Kram, der darin schon verstaut ist.
Dirk und Michael traben über die Wiese und schauen uns dann ebenfalls eifrig beim Packen zu. Kommentare werden reichlich gegeben. Dumme natürlich...

fertig zum Aufpacken
Irgendwann ist es soweit, wir sind abfahrbereit. Zeit des Abschieds. Versprechen, sich zu melden, ein letztes Herziehen über unsere Kühe, das ganze Programm wird gespielt.
Nun denn - ich hab wirklich vor, mich bei den beiden zu melden – wir starten die Motoren und fahren Richtung Lezignan, um dort zu tanken. Kurz vor der Ortseinfahrt sehe ich den Reifenhändler, den Susanne mir gestern noch benannt hatte. Für einen Augenblick denke ich daran, links abzubiegen und einen professionellen Blick auf den Reifen werfen zu lassen. Genau so schnell verwerfe ich diesen Gedanken, was – so wie sich im Laufe des Tages herausstellen wird – ein Fehler war.

Kurz vor der Abfahrt
Schnell sind die Tanks voll gepumpt und innerhalb von Sekundenbruchteilen verdunkelt sich der Himmel. Es blitzt, es donnert und es schüttet!. So extrem, dass wir erst einmal Schutz suchen müssen, denn zwischen den dicken Tropfen ist auch Hagel. Zwar nicht die berühmtberüchtigte Taubeneigröße, aber immerhin so groß, dass es mir schon heftig auf den Helm trommelt. Wir stehen da, wie die begossenen Pudel, denn so schnell, wie wir wollten, haben wir es nicht unter den Einkaufwagenunterstand geschafft. Ich habe das Gefühl, uns treffen mitleidige Blicke der an uns vorbeifahrenden Menschen, die gertade ihren Einkauf getätigt haben, als dieses kurze Intermezzo sein Ende findet. Was ein Glück, denn das direkt am Anfang der Rückfahrt...? Das hätte nicht sein müssen.
Wir haben beim Frühstück besprochen, die Strecke zu halbieren, d.h. heute rd. 750 Km, morgen ebenfalls. Wir hoffen, dass das für Thomas dann einfacherer ist und er nicht so sehr erschlagen ist, wie auf der Rückfahrt.
Anfangs läuft es super. Es geht über Landstraßen und dann folgt eine längere Passage über die Autobahn. Nach rund 200 Kilometern Autobahn kurz vor Valence habe ich das Gefühl, den Reifendruck kontrollieren zu müssen, denn es fährt sich etwas schwammig. Tja, hätte ich mal meinen Gedanken in Lezignan befolgt! Ich habe wirklich einen deutlichen Druckverlust. Mir fehlen rund 0,3 Bar. Das ist mir definitiv zu viel und so bespreche ich mit Thomas, dass wir bei der nächsten Abfahrt (Valence Zentrum) abfahren, um einen Reifenhändler zu suchen, der mir entweder den Reifen professionell vulkanisiert oder – das wäre der Supergau – ich mir einen neuen Reifen aufziehen lasse.
Also noch einmal Druck auf den Reifen gegeben und bis zur nächsten Abfahrt. Von der Abfahrt aus sehe ich schon eine Euromaster-Filiale, die wir direkt ansteuern. Zum Glück findet sich jemand, der Englisch spricht. Zum meinem Pech ist der sprachgewandte Franzose aber auch derjenige, der mir mitteilt, dass man nur Autoreifen führe und leider keine Möglichkeit hat, Motorradreifen zu wechseln. Er ist aber so nett und erklärt uns den Weg zu einem Motorradzubehörladen, wo man mir helfen könnte.
Quer durch Valence im Feierabendverkehr. Nach einer Woche Einöde und einmal täglich zum Tanken nach Lezignan ist das eine Umstellung. Aber irgendwie finden wir den beschrieben Zubehörhändler. Direkte Hilfe dort bekommen wir nicht, aber – mir soll noch einmal jemand sagen, Franzosen wären uns Deutschen gegenüber unfreundlich – man telefoniert durch die Gegend und beim KTM-Händler, nahezu in Rufweite, könne man uns helfen.
Wir also wieder ´rauf auf die Moppeds und nach einer Fahrstrecke von rund 300 Metern kann ich mein Anliegen noch einmal schildern.
Der Typ erklärt mir mit Händen und Füßen, dass er keine Garantie auf Erfolg geben kann, zur Not müsse ich einen neuen Reifen kaufen. Ich stimme schließlich zu und nach einer Wartezeit von etwa einer halben Stunde kommt mein Mopped in die Werkstatt.

Reifenreparatur in Valence
Der ganze Prozess hat bis hierher rund 1,5 Stunden gedauert. Nach weiteren 30 Minuten steht die Kuh wieder vor mir. Statt mit neuem Reifen verlasse die Werkstatt zum Glück nur um 30 Euro weniger, was mir sehr recht ist, denn der Reifen konnte vulkanisiert werden. Ganz geheuer ist mir die Sache jedoch nicht und so prüfe ich auf den heute noch folgenden 450 Kilometern fast alle 150 Kilometer den Reifendruck, der bei jedem Stop dem Test standhält.
Es ist spät geworden und wir sind auf der Suche nach einer Möglichkeit, unser Zelt aufzustellen. Kein ruhiges Eckchen ist zu finden. Es wird später. Thomas wird ungeduldig. Es beginnt zu dämmern. Nach einer Pinkelpause schlägt Thomas vor, ein Zimmer zu suchen „Ich zahl auch“, lockt er mich. OK, willige ich ein, obwohl ich der Meinung bin, dass wir unser Zelt halt irgendwann aufstellen können. Nach ein paar Kilometern kommen wir durch eine Ortschaft, in der ein Hinweisschild auf ein „Etap“-Hotel zu finden ist. Wir sind scheinbar wieder in der Nähe der A7, denn die Autobahn haben wir kurz hinter Valence verlassen, um Landstraße zu fahren. Wir folgen der vermeintlichen Beschilderung, verfahren uns aber mächtig. Also nochmal zurück zum ersten Hinweisschild und die Strecke noch einmal abfahren.
Nach 15 Minuten stehen wir am Hintereingang des Etap-Hotels. Thomas geht rein und macht das Zimmer klar. 40 EUR für 2 Personen und ´nen Gutschein für’s Frühstück gibt’s obendrein.

Übernachtung im Etap
Nachdem wir unsere Kühe vom Gepäck befreit haben, gehen wir in die Raststätte und genießen französische Autobahnkost. Die Lasagne kann man tatsächlich essen, lecker ist jedoch etwas anderes. Dann der Knaller: der Inhalt der beiden kleinen Bierfläschchen ist auf dem Weg vom Buffet zum Tisch fast von alleine verdunstet, also verlangt es nach Nachschub. Thomas wackelt nochmal zur Kühltheke und dann mit zwei weiteren Fläschchen zur Kasse. Dort wird ihm erklärt, dass er diese nicht kaufen dürfe, denn schließlich hätten wir ja jeder schon ein Bier gehabt. Erklärt wird dies mit einem Hinweis auf Alkoholgenuss am Steuer – wir sind ja auf einer Autobahnraststätte. Thomas erklärt, dass wir ja schließlich heute nicht weiterfahren und hier übernachten wollen... Nix hilft, wir bleiben trocken für den restlichen Abend.
Also ab aufs Zimmer, wo Bärchen es sich schon auf dem Bett gemütlich gemacht hat. Empörte Blicke wirft er uns zu, als wir es wagen, seine Ruhephase inklusive Honigträume zu stören. „Sag Deinem Bär, er soll sich nicht so anstellen, schließlich zahl’ ich das Zimmer“, motzt Thomas mich an. „Was kann ich dafür, dass....“, verteidige ich mich. „Egal, der Muffkopp soll sich benehmen“, schießt Thomas hinterher und setzt sein breitestes Grinsen auf, was er nach dem Fahrtag noch hervorholen kann.
Irgendwann schalten wir das Licht aus und das letzte Abendzeremoniell dieser Tour beginnt: „Gute Nacht Elisabeth, gute Nacht Jim Bob, gute Nacht John Boy....“.
25.05.2013
Endspurt
„Ich geh dann mal frühstücken. Kommst Du nach?“, fragt Thomas mich. „Yep, mach mich nur kurz fertig, ich komm dann“, antworte ich. Ich mache mich in Ruhe fertig und nachdem ich mich in meine Motorradklamotten verfrachtet habe, bewege ich mich in die Raststätte, wo Thomas vor einem Croissont und einer Tasse Kaffee sitzt. „Das war gar nicht umsonst, das waren nur Rabattgutscheine“, motzt er. „Na, der Automatenkaffee tut’s auch“, denke ich, denn ich bin normalerweise kein großartiger Frühstücksmensch. Also ziehe ich mir draußen im Vorraum einen Kaffee aus dem Automaten (die Kaffees aus den französischen Automaten sind wirklich großartig im Vergleich zu den deutschen Aufgussmaschinen) und genieße meinen Café au Lait zusammen mit einer Morgenzigarette. Dann kommt auch Thomas, der sich nach seinem feudalen Frühstück noch umziehen muss. Irgendwann ist auch das erledigt und wir können die Kühe wieder beladen.
Der Himmel hat sich ein wenig zugezogen und irgendwann passiert das unvermeidliche. Es regnet junge Hunde vom Himmel, aber das kennen wir ja von der Hinfahrt.
Wir spulen die Kilometer im Regen ab und dann stehen wir endlich wieder vor der Garage. Schnell rufen wir unsere Liebschaften an, die dann auch freudig angewackelt kommen.
„Na, versteht Ihr Euch noch?“, fragt Julia, Thomas Freundin. Thomas und ich schauen uns an und sind Happy.
Fazit:
Nachdem ich nun wieder seit drei Monaten zurück bin, kann ich so manches nocheinmal durchspinnen. Klar war das ein schöne Tour. Das klingt nach einem „Aber“. Ja, denn das „Aber“ ist darin zu finden, daß mir das Thema "Reisen" gefehlt hat. Es ist eine ganz andere Sache, irgendwohin zu fahren, um dann von dort aus Tagestouren zu fahren. Leider war es aber auch zeitlich und vor allem wetterbedingt nicht anders zu machen. Aber ganz bestimmt im nächsten Jahr. Dann fahr’ ich meine Pyrenäenquerung!
Ansonsten hat alles funktioniert. Das Gepäck war ausreichend, bis auf die fehlende Zange... die wird bei der nächsten Tour nicht fehlen.
Und Bärchen? Tja, der war ein wenig enttäuscht, das Karl nicht mitgekommen war. Die Schnarcherei von Thomas hat ihn auch etwas genervt und überhaupt: Zu Dritt im Zelt hat ihm wirklich nicht gepasst. Ob er wieder mitkommen will? Er zaudert noch, aber letztlich wird’s ihn wieder aus seiner Kuschelecke treiben, wenn ich ihm wieder vorschlage, mit mir auf Tour zu gehen. Und wenn Thomas wieder mit will...? Auch das bekommen wir hin!