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Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 15:06
von qtreiber
... an Tagen wie diesen ... gilt es andere, ruhigere Strecken in dieser Region zu suchen. Sella-Runde ist für mich - vor allem komplett - ein No-Go. Einzelne Schenkel dann, wenn es passt und antizyklisch. Karersee muss zu den Hauptzeiten ebenfalls überhaupt nicht sein. Die Strecke von dort bis Canazei - mit vielen (Attrappen) Blitzern lässt sich Richtung Osten kaum vermeiden. Dort muss man ggf. durch, ist Gottseidank nicht so lang.
Oben Steinegg, statt Lavaze das Reiterjoch fahren, Valles, Pelligrino - langweilig - ein Stückchen südlicher meinetwegen über den Duran, Aurine mit der Option den Rolle oder Brocon mit einzubinden, Manghen liegt dort direkt ... das wären zu verkehrsreicher Zeiten meiner Streckenwahl näher gekommen. Das Trentino ist dort so oder so - zusätzlich - eine gute Option

Lass dir nicht den Mut nehmen, besuche diese Ecke von Mai-Juni oder ab September. Dann sind auch die bekannten Hauptstrecken entspannter zu fahren. :L

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 15:22
von H.Kowalski
:LoL:

Danke für Eure Kommentare und die wertvollen Tipps und Hinweise, die zusammen mit meinen gewonnenen Erfahrungswerten mit Sicherheit Berücksichtigung finden werden, sollte ich jemals wieder nach Italien fahren :mrgreen: Bella Italia - keine Ahnung bisher wo das liegt, aber ich werde es mit Eurer Hilfe schon noch finden :mrgreen:

Kleiner Ausflug in die Homöopathie, auch für diejenigen, die nicht daran glauben:

Homöopathische Globuli sollen der gängigen Lehre nach nicht selbst wirken, sondern dem Körper den Anstoß zu geben, sich selbst zu heilen - Hilfe zur Selbsthilfe. Zu Beginn einer jeden Therapie kennt die Lehre den Begriff der sog. Erstverschlimmerung. Die habe ich nun erlebt. Schlimmer als die Sellarunde in der Fronleichnamswoche kann's kaum noch kommen, oder?

Steph hat's erkannt, die nächste Globuli-Gabe folgt demnächst in diesem Kino :lol:

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 15:29
von JvS-105
H.Kowalski hat geschrieben: Schlimmer als die Sellarunde in der Fronleichnamswoche kann's kaum noch kommen, oder?
Ooch, versuch' mal den Vinschgau zur kombinierten Apfelernte und Törggele-Zeit. Zu den Tausenden Apfeltransportern kommen dann noch Hunderte Reisebusse von törggele-wütigen Touristen. Zusätzlich zum im Stau-stehen gibt's dann allerdings zumindest landschaftlich nicht viel zu sehen.

Griass - JvS

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 15:37
von Gigl
Servus Hein,

sehr anschaulich geschildert und ich kann das nachvollziehen, wir (meine Frau und ich) waren kürzlich, letztes Wochenende, in Lazise
am Gardasee, drei Nächte gebucht, nach der zweiten Nacht, zwar drei bezahlt (ist auch ok so), aber nach Hause gefahren, nichts gegen Touristen, bin selbst einer und gesteh anderen auch ihren wohlverdient Urlaub zu, aber, wenn's zuviel wird dann lieber "entspannt" zu Hause! ;)

Wir sind trotzdem Italienliebhaber, werden halt gewisse Destinationen in Zukunft meiden oder zu einem anderen Zeitpunkt hin reisen. ;)

LG

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 16:40
von H.Kowalski
Fortsetzung:

Es ist nun Mittwoch. Meinen Mitreisenden gelüstet es nach einer Motorradtour. Auf Motorradfahren habe ich heute keine Lust. Mal abgesehen vom Verkehr habe ich spätestens am Sellajoch bemerkt, dass es für mich überhaupt nicht geht, an den schönsten Stellen einfach nur vorbeizufahren. Ich muss dort anhalten, absteigen und zu Fuß weiter, um die Schönheit der Bergwelt richtig genießen zu können. Ich will wandern gehen!

Gestern sind wir über den Passo Vallés gefahren. Wie schön es dort war! Nur leider sind wir auch dort gleich wieder weiter gefahren. Der Parkplatz am Pass wäre ein wunderbarer Ausgangspunkt für Wandertouren. Um die Anfahrt ein wenig zu verkürzen, entscheide ich mich aber heute für den nördlich gelegenen Passo Pellegrino als Ausgangspunkt. Von dort aus gibt es einen Wanderweg zum Passo Vallés:
Outdooractive.com
Outdooractive.com
Um dort hinzukommen, muss ich erneut über den Karerpass. Am Parkplatz von Pellegrinopass angekommen, bin ich schon wieder ordentlich genervt und bin froh, dass ich nicht mehr weiter fahren muss. Umziehen, Motorradklamotten und Helm in den Koffern verstauen, Sonnenspray auftragen (noch brennt die Sonne, aber es ist Gewitter für den Nachmittag vorhergesagt) und nix wie los! Auf Grund der Wetteraussichten rechne ich nicht wirklich damit, bis zum Passo Vallés zu kommen. Spätestens, wenn ich die ersten Regentropfen wahrnehme, kehre ich um. Gewitterüberraschungen auf dem Berg hatte ich in der Vergangenheit, man muss sein Glück nicht herausfordern.

Mein Ziel ist sogar ausgeschildert. Mein Garmin GPS, das ich mir zum wandern gekauft habe, weist mir den weiteren Weg. Es wird sich noch als sehr hilfreich erweisen. Kaum an Höhe gewonnen, verläuft sich mein anfänglich gut markierter Wanderweg im Nichts. Genau genommen in einem Trümmerfeld aus planiertem Felsgestein und gerodetem Waldmaterial. Das Ganze soll wohl eine Skipiste darstellen. Bestimmt toll für die Skifahrer im Winter. Riesig große Bereiche wurden da platt gemacht. Dass mit der Schneise der Wanderweg zerschnitten wurde, scheint hier niemand groß zu interessieren. Markierungen finde ich auf der Piste keine. Mit GPS Unterstützung quäle ich mich die Piste hinauf und folge näherungsweise meiner virtuellen Route, ehe ich auf der anderen Seite der Piste wieder Wegmarkierungen entdecke. Diese verlieren sich ein zweites Mal, wieder muss ich mich am Rand einer Piste entlang quälen.

Hier habe ich mal die Bereiche eingezeichnet, die vormals Natur waren:
Die rot schraffierten Bereiche wurden plattgewalzt (Quelle: Outdooractive)
Die rot schraffierten Bereiche wurden plattgewalzt (Quelle: Outdooractive)
Nun ja, irgendwie schaffe ich es, mich zum höchsten Punkt meiner Wanderung durchzuschlagen, ehe es zu regnen anfängt. Ich kehre um, das gleiche Spiel mit der Wegsuche, nur diesmal von oben. Die markanten Punkte, die ich mir gemerkt habe, um den Weg wiederzufinden, entpuppen sich als nutzlos. Diese technischen Fundamente (vermutlich werden darauf Beschneiungsanlagen montiert?) gibt es haufenweise und sehen überall gleich aus. Wieder bin ich froh über mein GPS. Ich höre Donnergrollen. Jetzt schnell wieder runter an den Pass! Ich schaffe es noch rechtzeitig, in einer Bar einzukehren und bestelle einen Espresso. Draußen tobt der Gewitterregen. Wenistens ist der Kaffee preiswert in Italien - 1,10 € - klasse! Über das Cola aus der Dose kann ich hinwegsehen und die offensichtlich keine Silbe deutsch sprechende Bedienung ist freundlich und redlich bemüht, mich zu verstehen - das gibt Pluspunkte. Meine innere Verweigerungshaltung, wenigstens Hallo und Danke auf italienisch zu sagen, hat noch die Überhand.

Nach dem Regen fahre ich zurück ins Hotel. Wieder ohne Bilder, außer im Kopf. Sportliche Ertüchtigung hatte ich, so richtig zufrieden stellt mich meine Wanderung noch nicht. Ich und Italien... für das Gewitterpech können die ja nix, aber was ham die nur mit meinem schönen Wanderweg gemacht?! Morgen versuche ich es erneut mit einer Wanderung, dann aber wo ganz anders!

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 16:42
von maxmoto
Ein Satz eines weisen Mannes:
Der Tourist zerstört die Ziele die er sucht indem er sie findet.

Es ist nicht einfach, zu Hauptreisezeiten relativ einsame Ziele zu finden, aber es geht.
Auch in Italien.

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 17:08
von JvS-105
maxmoto hat geschrieben: Ein Satz eines weisen Mannes:
Der Tourist zerstört die Ziele die er sucht indem er sie findet.
Spruch des Tages!!

Genau DAS erlebe ich in meiner Heimat Jahr für Jahr intensiver. Dem Tourismus wird mehr und mehr alles untergeordnet, trotz jährlichen Rekorden bei den Nächtigungszahlen sind es immer noch zuwenig Nächtigungen, man betreibt Verkehrsberuhigung, damit die Touristen es hier ruhig haben, macht aber gleichzeitig extrem Werbung, damit noch mehr Touristen kommen, die es ruhig haben wollen - die stehen dann verkehrsberuhigt im Stau.

Man baut Fahrradwege mitten durch Dörfer, sodass man am Wochenende nicht mehr aus der eigenen Garage rauskommt, ohne mal schnell einen Radler mitzunehmen.

Man bewirbt die Apfelblüte und holt dann busseweise Besucher ins Land, die den Apfelbaronen dann beim Ausbringen von Pflanzenschutz-Mitteln *hust* zusehen können.

Man darf seine eigene Hecke im Garten ohne Genehmigung nicht schneiden, aber für Skipisten rodet man ohne Gnade Wälder. Wahrscheinlich für die Hackschnitzel der Heizwerke, man weiß es nicht..

Boah ey, binsch sauer, grad..

Re: Kowalski in Südtirol - Juni 2017

Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 19:13
von H.Kowalski
Hm :Mh: :Mh: das erklärt so manches.

Damit der Bericht nicht ganz so sehr unter Bilderarmut leidet, habe ich hier mal noch ein Foto vom Pellegrino See - ebenfalls aus dem Gedächtnis abgemalt:
Idylle am Pellegrino See
Idylle am Pellegrino See