Eindrücke von Werner:
Grenzgänger Tour Juni 2020 – GRENZWERTIG ERFAHREN
Eine Geschichte, die uns selbst guttut und mit der wir bei unseren Enkelkindern mal mächtig Eindruck schinden werden war die Reise mit Chris. Schön, dass ich ihn Begleiten durfte, auf einer toll geplanten und noch besser geguideten Tour. Diese führte uns entlang der grenznähesten Straßen innerhalb unserer Heimat, also rund um Österreich.
So fuhren wir 8 Tage auf – immer legal zu befahrenden - Nebenstraßen, Güterwegen und nicht ohne der einen oder anderen Schotterpiste. Begonnen in Bad Leonfelden, OÖ. (Mühlviertel) fuhren wir im Uhrzeigersinn und unternahmen auch so manche Stichfahrt in die am Weg liegenden Täler, wenn sie Richtung Landesgrenze führten. Nach fast genau 3.000 Km kehrten wir wieder zu unserem Ausgangspunkt im Mühlviertel zurück. Wettermäßig genossen wir ein breites Spektrum von Allem.
Die Planung bescherte uns im Schnitt 8 Stunden Fahrzeit, auf gut gewählten Etappen. So starteten wir den Tag immer nach einem ausreichend gutem Frühstück. Tagsüber gaben uns spontan gewählte Jausenplätze Kraft und Muße, um Kräfte zu sammeln. Und das nie ohne selbstgebrühten Kaffee aus Werners Bialetti. Das wir am Abend nach gefühlten 1000enden Kurven angenehm müde waren, rundete die Tage perfekt ab.
Am Beginn stand einfach die Lust Motorrad zu fahren. Doch diese wurde bald von den großartigen Eindrücken überlagert. Durch die Streckenwahl abseits der Hauptwege - oft nicht einmal einen Steinwurf von den Nachbarländer getrennt - entstanden tolle Gedanken und Empfindungen.
Da bei manch Nachbarländer vor 30 Jahren noch der Eiserne Vorhang präsent war, wir das noch erlebt haben, ist es immer wieder ein herrliches Gefühl, Freiheit zu spüren. Heute überquert man einen Bach – wie beispielsweise am nördlichsten Punkt Österreichs - würde keiner mehr auf die Idee kommen, auf einen zu schießen. Nur ein vergilbtes Schild mit „Pozor“ lässt darauf schließen, einer Grenzverletzung nahe zu kommen. So sind die Grenzen mit Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien mit Feldwegen und oft kleinsten Straßen mit Österreich verbunden. Fast wie ein Spinnennetz. So auch am „Tor der Freiheit“ zu Ungarn, bietet sich eine Zeitreise zurück sehr leicht an. Mit der kleinen Wehmut, dass wir älter geworden sind.
Das größte Highlight ist jedoch die Schönheit unserer Heimat. Die Sauberkeit - Grenzhinweise wären oft nicht notwendig. Dort, wo sich im Norden unendliche Weiten im Waldviertel und je nach Region die Häuser den Lebensumfeld und der landestypischen Gewohnheit angepasst haben. Meist sammeln sich die Häuser um die Kirche, den Dorfplatz, den Dorfwirt, der Post, der Feuerwehr und den Vereinsstätten. Im Nordosten und Osten stehen Langsiedlungen, wo hinter dem Haus schon die Felder und Weingärten beginnen. Hier wird eine Ortsdurchfahrt mit einem „ewigen“ 30er schon mal zur Nervensache. Auch die Holzhäuser in den im Süden beginnenden Bergtäler, die Steinhäuser usw., sind durchwegs gepflegt und ein kleines Abbild der österreichischen Seele. Und jene Häuser, die verlassen wurden, sterben einen ruhigen Tod in Würde, wobei sich die Natur ihren Teil wieder zurückholt. Wie man im Osten meistens sagen würde: „a schene Leich“.
Leider gibt es auch die hässlichen Extreme in den Touristenzentren, deren Auswüchse sind unübersehbar. Piefke Saga ist längst überholt, und Felix Mitterer könnte noch viele Folgen schreiben. Für mich eine Horrorvorstellung wären alle Bettensilos, wie beispielsweise in der Axamer Lizum das Hotel Olymp, belegt. Zum Glück haben die echten - Nomen est omen - Kühe im Kühtai neben den Straßen Zeit zum relaxten Wiederkäuen, während die bemalten auf den Dächern und der Partymeile, ihr buntes Kleid umsonst tragen. Ich hoffe, die echten Kühe sind farbenblind. Sonst würden sie es werden.
Am schlimmsten von Allem ist (für mich) der pseudo-ländliche Brachialstil in den Touristen-Hotspots wie Ischgl - ein Wahnsinn! Beim Umfahren dachte ich mir das ist ein behübschter Scheixxhaufen, und die Touris sind die Fliegen darauf, welche eine ins Gehirn geklatscht kriegen. Aber es gibt zum Glück doch noch einige wunderschöne – und tlw. fast unberührte - Täler, wie beispielsweise das Villgratental in Osttirol, das Kaunertal in Tirol, oder das Brandnertal in Vorarlberg, mit all ihren rundum hohen Bergen, glasklaren Bächen u herrlicher Luft zwischen den klassischen Touristenzielen. Speziell Tirol ist ziemlich verseucht, nicht nur bedingt der Enge des Inntales und des Transitverkehrs. In den restlichen Bundesländern, abseits des Mainstreams, lässt sich Österreich sehr gut „erfahren“.
Wenn man dort fährt, überkommt einem oft Freude, die Leichtigkeit des Seins. Weil man es direkt im Vorbeifahren spüren kann. In diesen Momenten erhält Motorradfahren, dieses schwierig und für jedermann anders zu beschreibende Etwas. Dann ist Geschwindigkeit, Lautstärke ……., komplett Nebensache. Frau und Mann erfreut sich einfach hier zu sein, und mit Weitblick das Leben zu erfahren.
Wir Österreicher können richtig stolz auf unser Land sein. Und wenn wir jammern, jammern wir auf höchstem Niveau. So sind wir halt. Es gäbe noch viel zu erzählen, aber jeder Motorradfahrer hat seine eigenen Erlebnisse und gerade diese Vielfalt verbindet.
So wie es uns immer wieder bei unseren Pausen in den Sinn kam: SCHÖN IST ES HIER - DAS LEBEN IST SCHÖN!
Wünsche zum Schluss allen eine unfallfreie Fahrt, genießt das Leben und die Natur. Und gebt acht darauf!
© Werner aus Österreich, Mühlviertler und gerne Weltreisender, auch zu finden unter
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