Tag 6 - 19.06.2020 | Corteno Golgi -> Straubing (506 km)
Das morgentliche Frühstück fiel für meinen Geschmack ein wenig spärlich aus:
Ich habe mich extra noch im Frühstücksraum umgesehen, ob da nicht noch irgendwo ein Buffet aufgebaut war.
Wenigstens etwas Butter, Brotaufstrich oder Wurst! Nein, nichts! Das war wirklich das ganze Frühstück! - Alles! - Tutti completto!
Ich bin ja schon viel rum gekommen, aber das ist nun wirklich das spärlichste Frühstück, das ich je vorgesetzt bekommen habe.
Bei der allmorgentlichen Reifenkontrolle, kurz vor der Abfahrt vom Hotel, fiel mir heute nun das auf:
Etwas größer....
Zum Glück war das Metallstück nicht allzu lang, so dass es weiter in den Reifen oder gar in den Schlauch eingedrungen wäre.
Der kleine Parasit wollte also mitfahren.
Bei gutem Wetter verließ ich Corteno Golgi in Richtung Edolo, bzw. Gavia-Pass.
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich den Gavia gefahren bin. Damals in umgekehrter Richtung von Nord nach Süd.
Den schmalen Abschnitt der Südrampe hatte ich vom letzten Mal irgendwie spektakulärer in Erinnerung.
Das mag vielleicht daran liegen, dass heute so gut wie kein Verkehr auf der Straße war und man auf dieser Straßenseite nicht so oft am Abgrund entlang fährt?
Auf der Passhöhe hielt ich kurz für ein paar Fotos an, als ich von einer freundlichen Frau angesprochen wurde.
Sie bot mir an mit meiner Kamera ein paar Bilder von mir aufzunehmen! Top! Danke dafür. Das ist mir auf der ganzen Reise noch nicht passiert!
Ein paar hundert Meter weiter....
Wenige Kilometer vor Bormio fing es an zu regnen.
Das nächste Zwischenziel sollten die Torri di Fraele sein, auf die ich hier im Forum im Bericht über das Alpenbollern 2019 aufmerksam geworden bin.
Bei dem einsetzenden Starkregen war aber an einen Besuch nicht zu denken. Etwas entäuscht darüber folgte ich der SS38 in Richtung Umbrailpass / Stilfser Joch.
Während ich den Berg hinauf fuhr, pflückte ich im Kopf die Blätter des Gänseblümchens ab: Umbrail, Stilfser, Umbrail, Stilfser, Umbrail.....
Dem Wetter nach war es wohl egal. Regnen würde es auf beiden Strecken. Nur eines hatte ich nicht bedacht....
Ich entschied mich das Stilfser Joch zu überqueren. Der ein oder andere Regentropfen auf meinem Visier rutschte durch den Fahrtwind zur Seite.
Hin und wieder wischte ich mit meinem Handschuh hinterher.
Ca. einem Kilometer hinter der Abzweigung zum Umbrailpass rutschte aber kein einziger Tropfen mehr auch nur irgendwo hin!
Die Handschuhprobe ergab, dass sich der Regen in Schneefall verwandelt hatte. Ein leichter Schneematsch breitete sich auf der Fahrbahn aus.
Demenstsprechend vorsichtig war ich, und auch alle anderen Zweiradfahrer, unterwegs.
Zum ersten Mal taten mir die zahlreichen Rennradfahrer leid, die sich inmitten des Schneegestöbers in ihren leichten Leibchen und dünnen Hosen den Berg hinauf quälten.
Die Temperatur war mittlerwile auf 4°C gesunken - das Minimum auf dieser Reise.
Oben auf dem Pass nahm ich meinen altbewährten Parkplatz am "Aussichtspunkt" ein.
Nur so eine Aussicht habe ich hier oben auch noch nicht erlebt.
Zum allerersten Mal beschloss ich hier oben eine Mahlzeit zu erwerben.
Bisher habe ich immer einen großen Bogen um die Würstl-Verkaufsstände gemacht und jedes Mal sagte ich zu mir: "Das überteuerte Zeugs brauche ich nicht!"
Heute war es mir willkommen.
Am nächstbesten Stand bestellte ich eine Wurstsemmel und war flugs in eine recht einseitige Unterhaltung über die Corona-Pandemie und die Folgen auf die Lokalbevölkerung verwickelt.
Schließlich bekam ich meine Wurstsemmel, die ich mir dann vorher anders vorgestellt hatte.
Die Wurst wurde mehrfach aufgeschnitten und dann wie ein Kotlett von beiden Seiten gebraten. Tja, sowas war auch mir neu....
Unten im Ort Prad zeigt das Thermometer schon wieder warme 13°C an. Angenehm, im Gegensatz zu den Temperaturen auf dem Joch.
Auch den Regen hatte ich mittlerweile hinter mir gelassen.
Durch den Ort Glurns verlief meine Fahrt hinauf zum Reschenpass.
Jedoch nicht, ohne vorher noch einen kleinen Stopp in Graun einzulegen. Natürlich zum obligatorischen Kirchturmfoto.
Schon am Gaviapass ist mir aufgefallen, dass sich eine Schraube an meinem Windschildaufsatz gelöst hatte.
Leider war der passende Inbusschlüssel nicht im Bestand meines Bordwerkzeugs. Im Inntal fand ich eine Toyota-Werkstatt und fragte nach dem Schlüssel.
Ohne zu zögern übergab mir eine sehr freundliche Automechanikerin das Werkzeug. An dieser Stelle nochmals vielen Dank hierfür!!!
Die weitere Fahrt war nicht weiter nennenswert: Über Landeck, Imst, den Fernpass, GAP und München erreichte ich gegen 19:30 Uhr und nach insgesamt 2.544 km wieder mein Zuhause.
Es blieb also noch genügend Zeit um meine Familie um zehn Uhr abends vom Bahnhof abzuholen.
Hier geht's zu den Tracks in Google MyMaps.