Klasse! Das Rudel ist schuld!!!
Tag 4 – Freitag 13.08.2021:
Dieser Freitag sollte uns einige Höhepunkte im wahrsten Sinne des Wortes bringen. Nicht nur der der höchste Punkt der ganzen Tour, sondern auch einige sonstige Leckerbissen standen auf dem Programm. Nach dem Einfahrtag und dem gestrigen Donnerstag habe ich mir schon so einiges an Linie abkucken können und es lief bei mir mit meiner schönen Guzzi fahrtechnisch immer besser. Das Zutrauen war nun da, um auch in den Kurven etwas mehr Linie und Tempo zu halten. Meine Vorfreude auf diesen Tag war sehr groß und es sollte wieder ein fantastischer Tag werden.
Frühstück war um 7:30 Uhr angesetzt … und … ich habe nicht verschlafen, sondern war pünktlich beim Frühstück! Das Hotel Vielle Auberge in Vars ist in meinen Augen eine sehr gute Unterkunft, perfekt gelegen bietet sie ihren Gästen ein schönes Umfeld und hat uns mit einem ausreichenden Frühstück den Start in den Tag verschönt. Gut gelaunt packen wir unsere Sachen aufs Moped und starten wieder gen Col de Vars. Im morgendlichen freundlichen Licht fasziniert mich das Farbenspiel auf der Hochebene am Col de Vars. Noch gelbes Morgenlicht trifft auf die verschiedenen Grüntöne der Weiden-Wiesen-Wälder … im Hintergrund die dunkleren Farbtöne mit den sich noch im Schatten befindlichen Seiten der umliegenden Berge … bis sich diese ebenfalls in das warme Licht wandeln … leichte Brauntöne und immer wieder die violetten Blumen …. da geht einem das Herz auf wenn man diese so erleben darf … dafür bin ich sehr dankbar!
In Jausiers vom Vars kommend geht es links ab zum Col de la Bonette. Der Bonette musste unbedingt sein … der konnte, obwohl in der Route bereits weiter nördlich, nicht entfallen. Ob es sich nun um den höchsten Pass handelt oder nicht … die Cime de la Bonette ist ja nur die zusätzliche Ringstraße … das ist mir wurscht.
Zitat aus dem I-Net:
Der Col de la Bonette ist ein 2715 m hoher Gebirgspass in den französischen Seealpen in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur nahe der italienischen Grenze. Die Passhöhe bildet die Grenze zwischen den Départements Alpes-de-Haute-Provence und Alpes-Maritimes. Die schmale, aber durchgehend asphaltierte Straße verbindet das Tal der Ubaye bei Jausiers mit dem Tal der Tinée bei Saint-Étienne-de-Tinée. Die Straße wurde um die Jahrtausendwende durchgehend zweispurig ausgebaut, nachdem noch bis in die 1990er Jahre einige Passagen einspurig waren und zwei Bachfurten passiert werden mussten. Die Cime de la Bonette und die Cime des Trois Serrières sind die den Pass bildenden Gipfel.
Wie fahren durch das Tal Ubaye und schrauben uns immer weiter nach oben. Je höher wir kommen um so mehr des warmen Lichtes umgibt uns. Das Hochtal weitet sich immer mehr und der Blick auf die beiden Gipfel Cime de la Bonette & Cime des Trois Serrières werden frei. Die sehr schön in die Landschaft eingepasste Straße genießen wir in vollen Zügen. Vorbei an einem kleinen See geht es der eigentlichen Passhöhe entgegen. Hier oben sind die Zeitzeugen des Krieges noch zu sehen, neben einem Fort sind Schießbunker zu sehen. Vorbei an der eigentlichen Passhöhe geht es nordseitig um den Cime de la Bonette zum höchsten Punkt der Ringstraße auf 2.802 m. Wärmende Sonne, keine Wolke in Sicht … genießen wir die Ausblicke Richtung Süden. Zeitweilig waren wir mit 4 Radlern sogar allein dort oben!

Alles Richtig gemacht! Momente gesammelt … perfekter Zeitpunkt … einfach klasse!
Abwärts wurden die bei der Auffahrt erblickten Teile der Straße gewürdigt und es macht viel Freude den guten Asphalt unter den Rädern zu haben!
Wieder unten vom Cime de la Bonette .. zurück Richtung Norden, also das andere Süden fahren wir noch schnell mal zum Tunnel du Parpaillon hoch, um zu sehen ob dort wirklich Eis im Tunnel ist und ob das schwarze Loch wirklich so schwarz ist. Also die Straße rauf ist zuerst noch befestigt, aber nicht ganz staubfrei. Die letzten ca. 12 km rauf zum Tunnel sind dann staubig und somit asphaltfrei. Die Gracia hat sich gut geschlagen, für die VT86TT war das kein Problem. Im Tunnel drin dann die Erkenntnis, dass man wirklich nichts sieht .. ein schwarzes Loch eben. Von Eis keine Spur .. ich weiß gar nicht was die „Schotter-Buben“ da so gejammert haben. Wegen der fehlenden Aussicht, es war wirklich sau dunkel .. eben schwarz … haben wir nach ca. 50 m umgedreht und sind dem Lichtloch entgegen gefahren. Die Beschreibung des Umdrehens erspare ich mir mangels Zeit! Auf dem nächsten Bild sieht man unsere abgestellten Mopeds neben dem Tunneleingang.
Im Tunnel haben wir den Lichtschalter nicht gefunden …
Wieder im Tal angekommen geht es … ja genau … wieder über den Col de Vars mit seiner etwas alpineren Südrampe. Bei der dritten Überquerung des Col de Vars, wird die geplante Pause gestrichen und wir beschließen unser 2. Frühstück nicht dort am Refuge Napoleon, sondern erst am Refuge Napoleon am Col d´Izoard einzunehmen (der Parpaillon hat einfach zu viel Zeit gekostet).
Aber jetzt geht es erst mal die Nordrampe des Col de Vars runter und ich verstehe warum die Nordseite dieses Passes vom Andreas so besonders geliebt wird! Unglaubliche Kurvenradien laden dazu ein sich die perfekte Linie zu suchen und auch mal etwas flotter zu bewegen. Ein paar Autos vor uns und dazu noch etliche Motorräder sind von der Steph schnell überholt … und jetzt packt sie das Messer aus und lässt es aus meiner Sicht richtig krachen! Die Linie sitzt perfekt und weg ist sie! Wow!
Ich habe versucht einigermaßen dranzubleiben … und obwohl auch bei mir gefühlt die Linie ganz gut passt, muss ich schon ganz arg alles aus mir und der Guzzi rausholen, um einigermaßen den Anschluss wieder herzustellen zur „Kurven-Linien-Queen“.
Die Verbindung von Vars zum Col d'Izoard ist recht schnell hinter uns gebracht. Ich dachte mir die Steph hätte das Messer wieder eingeklappt … aber schon die ersten Kurven verdeutlichten mir, dass dem ganz und gar nicht so war! Jau … hat die den Izoard rauf Gas gegeben … da musst ich ganz schön am Kabel, ja die Guzzi hat Drive By Wire, ziehen und in die Kurven reinbremsen … durch meine verbesserte Linie und dem neu dazu gewonnen Vertrauen schaffte ich es einigermaßen auf Sichtweite zu bleiben. Das Filmen blieb hier am Vars und im unteren Teil des Izoard wegen fehlender Entspanntheit weitestgehend aus! Im Bereich der bekannten „Mondlandschaft“ unterhalb der Passhöhe wurde das freigesetzte Adrenalin erstmal wieder etwas abgebaut. Das Fahren macht heute besonders viel Spass und war einfach nur noch GEIL! Die Passhöhe haben wir natürlich besucht und dann gings weiter zur verdienten (aber verspäteten Mittagspause) am Refuge Napoleon am Col d'Izoard
Mit meiner Käseplatte habe ich diesmal die bessere Wahl beim Essen erwischt .. siehe das Essensbild von der Steph. Wir brechen wieder auf und nehmen die Abfahrt vom Izoard in Angriff. Über den Col du Lautaret ging es hinüber zum Col du Galibier, mit seinen 2.642 m ein weiterer Höhepunkt des RDGA. Lediglich ein paar Wolken über den hohen Bergen, ansonsten absolutes Traumwetter … wie von mir vorhergesagt! Auf der Passhöhe des Galibiers wieder rel. wenig Leute … als wir die Mopeds abstellten lichtete sich das Feld noch mehr!
Weiter ging es zu einem Telegrafen-Pass … ah … dem Col du Telegraph. Ach hier wieder feinste Kurven und schöne Linien die wird beide in den Asphalt geschnitten haben. Die Steph kann wirklich Buschstaben auf den Reifen fahren und ich habe endlich die Nippel an den Reifen abgefahren, wie das Reifenbild beweist.
So viel sind wir noch gar nicht gefahren … da geht doch noch einer … oder?
Zitat aus dem Steph-Bericht: .. pas de chambres libres abordables entre Télégraph et Iseran
In Lac de Tignes schlägt uns die App eine Unterkunft vor … also los … rüber über den letzten Pass heute, laut Steph war es der 8-te, und das gelingt uns mit den letzten Sonnenstrahlen am Iseran.
In wohlwollender Begleitung der Abendsonne fahren wir dem Skiort Val d`Isere entgegen. Vorbei an dem Hang auf dem ich mein einziges Skirennen, es war ein Riesentorlauf, meiner Skikarriere gewonnen habe. Jetzt noch hinauf nach Tignes und auf zur spaßigen Hotelsuche! Angekommen, die Zimmer belegt, geduscht und ab in die Restaurantmeile! Ein schönes Abendessen, ein guter Wein und ein wenig „Diesel-Gespräch“ ließen diesen Tag schön ausklingen.
Jeder hat was gelernt heute: Ich die Verbesserung meiner Kurvenlinie und die Steph die Erkenntnis, dass es auf über 2000 m Seehöhe am Abend etwas frischer sein kann als unten im Tal. Welch ein TAG! Was für Momente! Welch tolle Bilder, die sich in mein Hirn einbrennen werden! Danke dass ich das ERLEBEN und spüren darf!
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