War gestern schlicht zu müde, um noch was zu berichten. Hole es hiermit nach, muss mich aber kurz fassen. Es gibt noch Nachtessen und Briefing findet heute das erste statt.
Also gleich zu Beginn das Fazit des gestrigen Tages. Gefühlsmässig geht es mir jetzt und ging es gestern beim Fahren um Welten besser. Wie am Dienstag im späteren Nachmittag hatte ich mich ja bereits mit der Husquvarna angefreundet, das verstärkte sich gestern nochmal. Stürze hatte ich zwar auch, aber mehr im Sinne von Hin- und Umfaller und bei keinem davon war an den Gedanken oder am Gefühl speziell etwas angekratzt. Ich bekam sogar Komplimente eines Fahrers aus der Gruppe. „Du kannst gut fahren“ hiess es. Den Siggi hatte ich am Dienstag kennengelernt und hab ihm da von meiner mentalen Verfassung erzählt und wie schlecht sich mein Start angefühlt hat. Er meinte dann gestern, dass er wegen meinen Erzählungen gedacht hätte, ich würde schlechter fahren. Soweit so gut also.
Treffpunkt Mittwoch war 10:00 beim Fahrerlager. Sehr praktisch, dass ich mein Motorrad am Abend zuvor hinstellen und am Morgen wieder mitnehmen kann, gewartet, vollgetankt und bereit für den kommenden Tourtag. Es wurde kurz gesagt, dass wir wieder zur Tankstelle fahren und dann im Convoy in Richtung des Mount Tahtali fahren, Ziel des Red Bull Sea to Sky am 3. Renntag. Oben könnten wir was essen, die Aussicht geniessen und würden dann in Gruppen mit unterschiedlichem Niveau runterfahren – Profis, Normale und Pussys (bei letzterem ging ein Raunen durch die Menge

). Los geht’s!
Die Anfahrt war relativ unspektakulär und gemütlich, erst auf Asphalt und dann auf leichten Schotterstrassen. Auf einem Hochplateau vor der ersten richtigen Steigung machten wir Halt. Es wurde gesagt, dass jetzt jeder für sich in seinem eigenen Tempo hochfahren soll und wer nicht hochkommt, soll hier warten, wir kämen wieder den gleichen Weg zurück. Und wir sollen uns bei einer Verzweigung links halten zum Mount Tahtali , sonst kämen wir auf eine Alm unterhalb.
Uiuiuiui, das war ein steiler, ca. 2m breiter Weg mit teils faustgrossen Steinen drin, gemischt mit Sand und Erde und alles lose. Ich sag euch, das war ein mittelprächtiges Schlachtfeld. Die vorderen Fahrer schleuderten beim Versuch loszufahren alles nach Hinten was unter dem durchdrehenden Hinterrad war – es prasselte regelrecht auf einen ein. Es blieb einem nichts anderes übrig, als den Kopf runterzunehmen um das Gesicht zu schützen. Da der grösste Teil zusammen losgefahren ist, blieb dieser Pulk ziemlich hängen. Wenn man einmal mit solch einer losen Unterlage in einer steilen Passage stehenbleibt, hat man es schwer wiederanzufahren. Erstrecht, wenn man noch andere Fahrer um sich herum hat. Es war eher ein Hochgraben als ein Hochfahren.
Der erste Hang war dann mal geschafft. Um die Ecke rum gefahren, sah man aber gleich die nächsten Auffahrten. Genauso so steil, aber mit mehr losen und auch grösseren Steinen. Auf der Geraden zwischen zwei Spitzkehren ging mir dann tatsächlich mal Puste aus. Ich blieb zusammen mit einem anderen Fahrer an der gleichen Stelle hängen. Wir halfen uns gegenseitig hoch mit Ziehen am Vorderrad. Das war so kräfteraubend, dass ich mich erst mal hinsetzen musste. Ca. 5min später ging es weiter. Ich schätze mal, die Höhenluft auf etwa 2000m.ü.M. gibt einem bei solchen Aktionen zur sonstigen Anstrengung noch den Rest.
Ungefähr 100m unter dem Gipfel konnte man sich entscheiden für links (effektiver Weg beim Rennen) oder geradeaus (der Chickenway). Ich wollte es natürlich wissen und bin links. Die Passage hab ich mir auf Youtube schon einige Male angeschaut. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass das in echt etwas schwieriger rüberkommt, zumal die Profis da teilweise fast durchfahren. Um einiges weniger elegant, aber wohl nicht weniger glücklich kam ich über diese Passage zum Gipfel.
Wie ich am Abend im Facebook gelesen habe, war wohl an diesem Tag Pressekonferenz. Beim Pause machen stand also plötzlich Xavi Gailindo da und auf dem Weg zur Toilette kam Graham Jarvis vorbei. Ha, wär ich doch fast mit Jarvis zur selben Zeit in der gleichen Toilette am Pinkeln gewesen.
Dann machten wir uns Gruppe für Gruppe auf den Weg runter. Nach dem Geröllweg fuhren wir irgendwo rechts und dann wurde es interessant. Hangtraversierend tänzelten wir an kleineren und grösseren Steinen vorbei, dann wieder durch kleine Waldstücke, und alles relativ eng. Immer mit dem Wunsch nicht talwärts umzufallen. Mit einer Ausnahme, der Tourguide fand plötzlich keinen Weg mehr, also haben wir diesem Wunsch vorgesorgt und sind direkt und ganz bewusst durch ein Steinfeld den Hang runtergefahren.
Der Rest der Strecke waren schmale, kurvige Single Trails (Slalom um Bäume rum) bis wir schlussendlich zur Strasse kamen (anfangs keine geteerte Strasse). Einer der 2-Takter hatte das Problem zu viel Benzin zu schlucken. Der Fahrer versuchte sparsam unterwegs zu sein und machte deswegen abwärts den Motor aus.
Ein Höhepunkt gab es noch auf unserem Heimweg. Bei einem Halt holten uns eine Gruppe von ca. 10 Fahrern ein. Einer von uns meinte noch, ha sieh mal Jonny Walker, und tatsächlich, es war die Gruppe mit einigen Profis, angeführt von Martin Freinademetz. Der Reiz wäre dagewesen hinterher zu fahren, aber wohl nur kurz, weil wir sehr wahrscheinlich hoffnungslos überfordert gewesen wären. Weiter unten haben wir wieder Graham Jarvis getroffen, alleine und diesmal auf seinem Element. Er kundschaftet, teilweise mit uns zusammen, von der Strasse die Flusssektion aus, die unten im Canyon zu erkennen war – ganz konzentriert versteht sich. Er liess sich also von nichts davon ablenken.
Zurück in Kemer fuhr ich direkt mit Motorrad ins Hotel, duschte und fuhr ohne Endurobekleidung zurück zum Fahrerlager. Stellte die Husquvarna für die abendliche Wartung hin und ging essen. Diesmal traf ich die Tiroler (Siggi, Tom, Martin und noch wer) und hatte so angenehme Gesellschaft. Blieben deswegen auch relativ lange sitzen. Erfuhr interessant Details vom Rennen, aber dazu später mehr….
Hier noch ein Youtube Filmchen von unserer Auffahrt auf den Mount Tahtali:
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