Die missglückte Kroatienreise 2014

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H.Kowalski
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Die missglückte Kroatienreise 2014 Tag 9

#41 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

9. Tag: Dienstag - Veliki Risnjak Erstbemoshung

Das Moped bleibt heute stehen. Die Wanderung durch den Nationalpark beginnt direkt am Hotel, das am Nationalparkeingang gelegen ist. Der Weg ist gut markiert, fast idiotensicher, sodass ich ohne Karte auskommen. Es ist bewölkt, relativ kühl, aber trocken.

Für den Aufstieg brauche ich fast 5 Stunden. Über die relativ lange Strecke sind 900 Höhenmeter zu überwinden. Der größte Teil führt in leichter Steigung durch bewaldetes Gelände - erst am Ende geht es steil bergauf. Ich gehe durch Laubmischwald, wie man ihn von deutschen Mittelgebirgen kennt. Das besondere an diesem Wald jedoch ist das Alter des Nationalparks: er besteht seit 1959. In einem Nationalpark findet keine Waldwirtschaft statt, umgefallene Bäume bleiben als Totholz einfach liegen. Entsprechend chaotisch und unaufgeräumt wirken manche Waldstücke, manches Totholz ist so alt, dass es sich bereits pulverisiert hat. Anderes Totholz hat erst das Stadium des Pilzbefalls erreicht. Es ist ein wenig wie eine biologische Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert.

Nach einigen Stunden habe ich genug vom Wald und freue mich, die Baumgrenze zu erreichen. Endlich mal Aussicht. Von der Schutzhütte am Risnjak aus sind noch 100 Höhenmeter zu überwinden, das letzte Stück in leichter improvisierter Felskletterei. Eine Wegmarkierung finde ich hier nicht mehr.

Auf dem Gipfel treffe ich drei Wanderer, mit denen ich auf Englisch ins Gespräch komme. Sie bitten mich, Bilder von ihnen zu machen, was ich gerne mache, und bitte ebenfalls darum. Denn schließlich bin ich nicht zum Spaß hier oben, ich habe eine Mission zu erfüllen. Der bislang unbemoshte Gipfel muss erstbemosht werden! Denn nur ein bemoshter Gipfel ist ein guter Gipfel, sagen die Erfinderinnen des Gipfelmoshens. Und von der Erstbemoshung brauche ich natürlich ein Beweisfoto.

Ich habe Schwierigkeiten, mein Gleichgewicht auf dem runden Gipfelfels zu halten, kein Gipfelkreuz zum Festhalten. Irgendwie gelingt es mir und die Fotos sind im Kasten. Die anderen Wanderer kommentieren meine Aktion mit „Hey, you crazy guy!“ und lachen.

Wer sich jetzt fragt, was es mit dem Gipfelmoshen auf sich hat: Diese Art der Kombination zweier Hobbies, Heavy Metal Musik und Alpinismus, haben vor fast 10 Jahren zwei Bergsteigerinnen aus München erfunden. Auf ihrer Internetseite wird eine Liste mit allen erstbemoshten Berggipfeln geführt. Weltweit sind mittlerweile über 1000 Gipfel bemosht und es werden immer mehr. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht! Dabei sollten die zehn Gebote beachtet werden (nicht ganz ernst zu nehmen).

Nach der erfüllten Mission steige ich schnell wieder ab. Eine schwarze Wolkenfront zieht heran, die noch während meines Abstiegs den Gipfel in Nebel verhüllt. Es fängt an leicht zu regnen. Für den Rückweg brauche ich nur rund 3,5 Stunden.

Abends im Hotel gibt es üppiges Abendessen mit 4 Gängen. Ich falle tot ins Bett.
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Aufstieg zum Risnjak Gipfel, die letzten 100 Höhenmeter
Aufstieg zum Risnjak Gipfel, die letzten 100 Höhenmeter
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Zuletzt geändert von H.Kowalski am Freitag 30. Januar 2015, 21:16, insgesamt 2-mal geändert.
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klauston
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Re: Die missglückte Kroatienreise 2014

#42 Ungelesener Beitrag von klauston »

Gipfelmoshen ist eine coole Idee!!!

gefällt mir :L :L
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H.Kowalski
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Re: Die missglückte Kroatienreise 2014

#43 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

klauston hat geschrieben:Gipfelmoshen ist eine coole Idee!!!

gefällt mir :L :L
Find ich auch :mrgreen: fast schon schade, dass die Idee nicht von mir stammt 8-)
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H.Kowalski
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Die missglückte Kroatienreise 2014 Tag 10

#44 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

10. Tag: Mittwoch - Heimreise Teil 1

Nationalpark Risnjak. Ich stehe früh auf, um heute möglichst weit durch Slowenien zu kommen. In der Nacht hat es geregnet, aktuell hängen dichte Wolken am Himmel und die Temperaturen schwanken um die +10°C. In diesem Urlaub für mich nichts Neues mehr. Gegen 9:00 Uhr fahre ich los. Die Nationalstrßae 32 geht es in nördliche Richtung bis zur slowenischen Grenze Prezid/Babno Polje. Eine wunderschöne Strecke. Wegen Nässe, Bitumenflächen und Baustellenschmutz bleibt mir der Fahrspaß aber mal wieder verwehrt, durch manche Kurven schleiche ich nur in Schrittgeschwindigkeit.

Die Region hier scheint eher arm zu sein, denke ich mir während der Fahrt. Schon das Hotel im Nationalpark erinnerte mich an sozialistische Zeiten und wirkte stark subventioniert. Ich schien der einzige Gast gewesen zu sein. Viele Häuser-Fassaden in den Ortschaften hier wirken alt und renovierungsbedürftig, die Straßen sind in schlechtem Zustand. Auf den Landstraßen kommen mir Menschen zu Fuß entgegen, die offenbar auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen sind. Ein Auto können sich hier die wenigsten leisten, so scheint mir.

Zustand von Straßen und Häuser verbessern sich merklich, als ich die Grenze nach Slowenien passiere. Hier wird auch das Wetter zunehmend freundlicher und wärmer. Ab Loagatec nehme ich die gleiche Strecke wie auf der Hinreise, über Idrija und Tolmin durch die Täler der Idrijca und Soca. Bei Tolmin steigen die Temperaturen auf knapp über +20°C, was ich fast schon als Hitze empfinde angesichts der bisherigen Temperaturen. Also gönne ich mir zur Abkühlung ein Bad in der Soca. Ich muss aufpassen, dass mich die Strömung nicht mitreißt, also bleibe ich in Ufernähe.

Erfrischt geht es weiter über den Predilpass nach Hermagor, wo ich am späten Nachmittag vergeblich die Tourismuszentrale suche. Ein Schild an einer Kreuzung deutet an, hier muss es irgendwo sein, vermutlich in diesem riesigen Gebäude mit dem Supermarkt, aber ich werde nicht fündig. Also fahre ich noch ein Stück weiter und mache mich selbst auf die Suche nach einer Unterkunft. Einige Kilometer weiter folge ich einem Schild "Berghotel" den Berg hinauf und quartiere mich dort ein. Ich werde freundlich empfangen und gönne mir ein Abendessen, zwei Bier und einen Schnaps.

Ein schöner Urlaubstag geht zu Ende.
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Berghotel mit Balkon und Bergblick
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H.Kowalski
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Die missglückte Kroatienreise 2014 Tag 11 (letzter Tag)

#45 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

Tag 11: Donnerstag - Rückreise letzter Teil

Wieder stehe ich sehr früh auf, noch vor 9:00 Uhr fahre ich los bei Temperaturen unter +10°C. Dichte Wolken hängen am Himmel. Es geht von Kötschach-Mauthen durch das Lesachtal und über den Kartitschen Sattel hinab ins Tal der Drau Richtung Italienische Grenze. Das Lesachtal ist sehr idyllisch, kilometerlang schlängelt sich die verkehrsarme Straße kurvenreich das Tal hinauf. Wäre da nicht dieser Regen. Achja, nichts Neues in diesem Urlaub, wie ich schon feststellen musste.

Der Streckenabschnitt auf der italienischen Seite über Toblach und Bruneck bis zur Brennerstraße ist ätzend. Lkw reiht sich an Lkw, es geht mit 60 km/h vorwärts, wegen dichtem Gegenverkehr kaum Überholmöglichkeiten. Die Brennerstraße hingegen stellt sich als reizvoller heraus als erwartet. Den Brennerpass gerade hinter mir gelassen, zeigt sich im Inntal über Innsbruck blauer Himmel und Sonnenschein. In Innsbruck, das ich am frühen Nachmittag erreiche, steigen die Temperaturen auf über 20°C.

Ich mache eine mehrstündige Pause und entschließe mich, gut erholt die restlichen 3 Stunden noch heute nach Hause zu fahren.

In Oberschwaben zwingt mich ein Gewitter zu einem längeren Halt an einer Tankstelle. Ich lasse das Gewitter vorbeiziehen und fahre weiter in die Nacht hinein. Gegen 23 Uhr komme ich zu Hause an.

Ein (nur für mich) schöner Urlaub geht zu Ende. Wäre da nicht dieser schlechte Beigeschmack ....
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Wassermühle im Lesachtal
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Andre
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Re: Die missglückte Kroatienreise 2014 Tag 11 (letzter Tag)

#46 Ungelesener Beitrag von Andre »

H.Kowalski hat geschrieben:Ein (nur für mich) schöner Urlaub geht zu Ende...
es ist gut, dass Du für Dich selbst noch die positiven Momente aus diesem Trip ziehen kannst - für mich persönlich schwingt in dem gesamten Bericht ein Gefühl der Schwermut mit (was unter Berücksichtigung der Ereignisse verständlich wäre).

Aber ich möchte nicht wirklich wissen, wie ein schlechter Urlaub bei Dir aussehen würde ;) ;) :lol:

Grüsse
André
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Glück ist wie pupsen, wenn man es erzwingt wird's Scheisse ;-)

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Re: Die missglückte Kroatienreise 2014

#47 Ungelesener Beitrag von ryna »

Gipfelmoshen
:lol: was es alles gibt. Man(n) lernt doch nie aus. Bin vor Lachen fast von der Couch gefallen. :L

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H.Kowalski
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Re: Die missglückte Kroatienreise 2014 Tag 11 (letzter Tag)

#48 Ungelesener Beitrag von H.Kowalski »

Andre hat geschrieben:
H.Kowalski hat geschrieben:Ein (nur für mich) schöner Urlaub geht zu Ende...
es ist gut, dass Du für Dich selbst noch die positiven Momente aus diesem Trip ziehen kannst - für mich persönlich schwingt in dem gesamten Bericht ein Gefühl der Schwermut mit (was unter Berücksichtigung der Ereignisse verständlich wäre).

Aber ich möchte nicht wirklich wissen, wie ein schlechter Urlaub bei Dir aussehen würde ;) ;) :lol:

Grüsse
André
"Gefühl der Schwermut" trifft es glaube ich ganz gut. Meine Erinnerungen sind entsprechend ambivalent. Dieses Gefühl, "ALLES RICHTIG GEMACHT" zu haben (Zitat MoniK) und einen richtig schönen Urlaub erlebt zu haben, vermisse ich noch heute. Trotzdem bleiben viele positive Erinnerungen, die mir keiner mehr nehmen kann. Ein Abenteuerurlaub war es auf alle Fälle :D

Ein richtig schlechter Urlaub würde für mich wohl so aussehen, wenn mir der Unfall selbst passiert wäre. Für meine Reisepartnerin war es leider genau so...
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