Freitag am 30.06.2023
Heute soll’s regnen.
Falsch: Natürlich soll’s nicht regnen, aber die Wettervorhersage behauptet, dass es heute hier regnet.
Ausgiebig und lange.
Zum Verständnis. Natürlich ist Regen lebensnotwendig. Wir brauchen Regen. Regen ist ein Stück Natur. Deshalb bin ich absolut für Regen. Nur halt da nicht, wo ich mich grad aufhalte.
Selbst erlebter Regen macht mich passiv. Er lähmt mich, meine Entscheidungsfreude, meine Lebenslust. So erlebe ich den Tag halbschlafmäßig mit benebeltem Hirn und eingeschlafenen Gliedmaßen.
Aber, wie immer suche ich nach einer Steigerung.
Aphrodites Child mit der Fistelstimme des Sänger Demis Roussos und der Titel „Rain and Tears“ muss her. Ich suche ihn im www, finde ihn, lausche und suhle mich in meinem Unglück.
https://www.youtube.com/watch?v=2WDYVzAxRkE
Jetzt sind wir noch nicht mal einen Monat unterwegs und schon regnet es. Unfassbar.
Wie wird das enden? Gibt es ein Leben nach der Sintflut? Gibt es eine Steigerung der Frage nach dem Sinn des Lebens? Gibt es überhaupt ein Leben vor dem Tod?
Ja! Barry McQuire und sein „Eve of Destruction“.
Ich suche. Finde, höre.
https://www.youtube.com/watch?v=qfZVu0alU0I
Bei den Zeilen:
Ah, you may leave here for four days in space
But when you return, it's the same old place
Wird mir klar: Das Ende naht.
Aber, was ist das? Unrhythmisch lautes Stakkata-Trommeln holt mich aus meiner Lethargie und lässt mich aufwachen. Es regnet und der Regen trommelt auf das Dach des WoMo’s.
Dieses Geräusch lässt die Blase erwachen und sie meldet: Bin voll.
Also, ne Regenjacke an und auf zu den Sanitärgebäuden.
Mein Weg führt am Moped vorbei.
Es steht ganz friedlich da. Über das windschild breitet sich die Mopedhose, die ich gestern nach der Fahrt zum Lüften drübergelegt habe, aus. Über’m Topcase liegt die Mopedjacke, natürlich umgedreht, also mit der Innenseite nach außen. An den Spiegeln hängen die Kompressions-Strümpfe und am linken Lenkerende hängt der Helm. Natürlich mit der Innenseite nach oben.
Bin schlagartig wach und der nächtliche Albtaum ist Geschichte.
In Sekundenbruchteilen steht ein Plan.
Erst die Blase, dann die Klamotten.
Klamotten kommen – solange es regnet – zum Trocknen ins WoMo.
Wenn sich der Himmel ausgeweint hat und die Sonne scheint wieder raus.
Genial, wie ich nun mal bin habe ich nicht nur ein zweites Paar Kompressions-Strümpfe dabei, nein, auch eine zweite (seehr luftige) Motorradjacke, eine zweite Motorradhose (die dritte kann noch Pausieren) einen Zweithelm und die Motorradstiefel, die ich nur einmal dabei habe, waren eh im Trockenen, weil im WoMo.
Sagt selbst: Glückskind hoch 27.
Und mir fallen Zeilen eines alten deutschen Schlagers ein:
Das Glück, das kann man nicht kaufen, auch wenn sich das mancher so denkt
Doch wenn man Glück hat, doch wenn man Glück hat. Bekommt man es geschenkt.
Mal schau’n wie’s weiter geht.
Max