Eigentlich hatte ich diesen Bericht über den Donnerstag auch schon gestern Donnerstag angefangen, aber die späte Tageszeit (bereits nach Mitternacht) verhinderte eine Fertigstellung.
Heute stand ich etwas früher auf und war ca. 07:30 beim Frühstück, damit ich um 09:00 im Fahrerlager sein konnte. Als ich fertig mit Essen war und dann umgezogen in Enduromontur draussen vor dem Hotel stand, wünschte mir die ältere Dame aus Norwegen, mit welcher ich solange an der Bar geredet hatte, einen schönen Tag und gute Fahrt. Sie hatte übrigens noch erzählt, dass, als sie letztes Jahr im September da war, eine Gruppe türkischer Endurofahrer ebenfalls hier ihr Quartier bezogen hatten. Die Motorräder hätten sie am Rand der Terrasse hingestellt und sie habe da noch ein Foto von ihrem Balkon aus gemacht.
Mit dem Taxi ging es zum Fahrerlager. Heute stand Einschreiben/Anmelden fürs Rennen auf dem Plan. Also Anstehen Blatt bekommen, ausfüllen, anstehen und abgeben, Startnummern bekommen, anstehen, Umfrage ausfüllen, abgeben, anstehen, Verzichtserklärung ausfüllen und abgeben, Bändeln erhalten, fertig.
Im Fahrerlager selbst neben der Anmeldung, ist sozusagen die Werkstatt der Profis. Andreas Lettenbichler schraubte selber an seiner Maschine rum und Jonny Walker und Alfredo Gomez fuhren gerade weg, als ich mit anmelden fertig war.
Ich lief dann mal zu Teo (TC.P xventure) und nahm wieder mein Mietmotorrad entgegen. Es war bald Zeit für die Bronze Tour um 11:00. Geschätzte Dauer der Tour ca. 4h. Um 13:00 hätte es noch die Silver Tour gegeben, aber wie auch die Tiroler, wollte ich nicht bis dann warten und auch möglichst früh zurück sein, um zu entspannen und Kräfte für morgen zu sammeln. Es waren heute schon bereits ein bescheidener Ansturm im Vergleich zu gestern an fahrwilligen Fahrern. Die Anwesenden wollten heute ebenfalls eine gemütliche Tour machen, um sich nicht zu verausgaben. Das einer der Russen mitkam und trotz seines gestern verstauchten Hand/Handgelenks mitfuhr, überraschte mich ein bisschen.
Beim Warten der Bronze Tour lernte ich eine der sehr wenigen Frauen (insgesamt glaube ich zwei) kennen. Emily, wohnhaft in der Nähe von Birmingham, war angereist mit einer KTM 250 Freeride. Das Motorrad ist verziert mit Klebern mit teils der Aufschrift „Fight like a Girl“ und auf dem vorderen Schutz“blech“, an der Lampenmaske thronte ein Teddybär, der festgezurrt überall mit hinfuhr.
Sie fährt bereits seit 5 Jahren. Ihr Ziel sei es das Bronze Finish zu erreichen. Muss anerkennend sagen, dass sie ihre fehlenden Grösse und Kraft mit Technik wettmacht und sehr gut fährt.
Erstes Ziel der Tour war wie immer die Tankstelle – auftanken für alle Nichtmietmotorräder. Danach ging es von Kemer hoch in den Wald. Da fuhren wir die ganze Tour kleine, feine Single Trails, grösstenteils durch den Wald, Hang rauf und runter, alles mehr oder weniger gut fahrbar. Emily kam an gewissen Stellen besser hoch/rüber als einige Jungs.
Im späteren Verlauf stiessen wir noch auf die Silver Finish Gruppe. Da dies unsere sowieso schon grosse Gruppe noch grösser machte, kamen wir nur noch stückchenweise vorwärts. Als wir so an die 3h 20min unterwegs waren, entschlossen einige (ca. 6 inkl. mir) von uns vor dem Ende der Tour frühzeitig zurückzufahren. Die Rückreisegruppe trennte sich kurz danach, weil die Hälfte davon an einer Stelle rechts abgebogen ist anstatt links. Also bin ich vorausfahrend mit Emily und einem Polen namens Bartek zurück nach Kemer und nach Verabschiedung der beiden direkt ins Hotel, ohne mich bei Teo, meinem Mechaniker zu zeigen.
Ich setzte meinen schon morgens getroffen Plan in die Tat um und ging eine Runde schlafen. Nach dem Aufstehen duschte ich noch kurz und ging dann kurz nach 20:00 essen. Schaute aber vorher noch kurz bei Teo rein, der gerade fertig mit seiner Arbeit war und zusammenpackte. Er fragte mich, ob ich schon dagewesen wäre, wohl mit der Befürchtung jetzt noch Arbeit zu bekommen. Ich entschärfte dann gleich und verneinte mit den Worten, ich bräuchte nur Benzin.
Kurz vor 21:00 war ich dann im 5-Sterne Rose Hotel auf der anderen Strassenseite zum ersten Fahrer-Briefing vor dem ersten Renntag, dem Beach Race.
In einem Saal im unteren Stock war bestuhlt und vorne war eine Art Bühne, die mit Tischen und Stühlen eingerichtet war und wie eine Pressekonferenz anmutete.
Martin Freinademetz begrüsst die Teilnehmer des diesjährigen Sea to Sky und erklärte einige Dinge. Das türkische Mitglied des hiesigen Enduroclubs, der Semih, tat dies dann für die türkischen Landsleute. Dann kam eine Beschreibung des morgigen Beach Race: Es beginnt um 09:00 mit Ablaufen des Rundkurses, wo 30min lang alles in Augenschein genommen werden kann. Von 09:30 – 09:50 kann die Strecke vorsichtig befahren werden. Um 10:00 beginnt der erste Lauf, um 10:45 der zweite dann. Da startet jeweils alle 15 Sekunden ein Fahrer, der dann eine Runde dreht, wo die Zeit gemessen wird. Im zweiten Lauf steht es jedem Fahrer frei zu versuchen, seine erste Rundenzeit zu verbessern. Um 14:00 werden die Resultate veröffentlicht. Ab 15:30 beginnt das Finale, wo nicht nur die schnellsten 50 Fahrer, wie ursprünglich geplant, sondern die schnellsten 150 Fahrer in Gruppen zu 50 gegeneinander antreten und versuchen können ihre Zeit und damit ihre Plätze nochmal zu verbessern. 16:00 slowest 50 riders ranked 101-150, 16:25 medium 50 riders ranked 51-100 und 16:50 fastest 50 riders ranked 1-50. Rennzeit jeweils 15min + eine Runde.
Hellhörig vernahm ich die mündlich Erklärung welche Hindernisse es gibt und welche Veränderung im Vergleich zum letzten Jahr gemacht wurden – auf jeden Fall wird es schwieriger.
Im Allgemeinen, habe ich erfahren, dass jedes Red Bull Endurorennen generell von Jahr zu Jahr schwieriger gemacht wird. Man darf also gespannt sein, was uns da genau vor Ort erwartet.
Mit Beantwortung einiger Fragen endete diese Briefing. Ich fachsimpelte und diskutierte noch mit 2 Deutschen, dem Lars und dem Thomas mit Startnummern 41 und 42, die ich da im Verlauf der Tage kennengelernt hatte.
Beim Rausströmen aus dem Saal gab es ein freudiges Wiedersehen mit meinem Tourguide Erol, der wie jedes Jahr mit seinen Freunden aus Alanya angereist ist, um hier teilzunehmen. Wie schon an anderer Stelle geschrieben, ist er streng genommen der wahre Schuldige, dass ich hier mitfahre, indem er mir davon erzählt hat. Wir sprachen und Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke rund ums Rennen. Weil ihn dann nach einer Weile seine Freunde per Anruf aufs Handy suchten, verabschiedeten wir uns mit den Worten „wir sehen uns“.
Im nahegelegenen Market holte ich noch eine 5l Wasserflasche und 1l Apfelsaft. Damit ausgerüstet schnappte ich mir mein Mietmotorrad und fuhr zurück in mein Hotel. Bei der Ankunft erinnerte ich mich an die Erzählung der älteren Dame, weil ich sah, dass jetzt diese besagten Endurofahrer angekommen waren und ihre Motorräder auf der Terrasse im Hotelbereich hingestellt hatten. Ich stellte mein Motorrad ebenfalls dazu und lief Richtung Eingang an der Bar vorbei, wo die besagten türkischen Endurofahrer sassen.
Und wenn sehe ich???!!! Von all den vielen Hotels im sehr touristischen Kemer, die ich mir aussuchen konnte, hat ich genau das rausgepickt, wo sich Erol mit seinen Freunden anscheinend jedes Jahr einquartiert! Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht.
Nichts desto trotz bewegte ich mich dann Richtung Bett. Gute Nacht!