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Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Montag 25. August 2014, 22:15
von Savethefreaks
Ich bin entzückt! Wunderbar Bilder! Danke fürs Auffrischen und fürs Mund-wässrig-machen. Wirklich eine tolle Tour, die ihr da gemacht habt!

Und selbst wenn der Bonette nicht der höchste Alpenpass sein sollte, einer der schönsten ist er definitiv!

Das ist eine Gegend, in die man getrost öfter fahren kann und immer wieder etwas Neues entdeckt bzw. das bekannte auf ein Neues genießt.

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 13:39
von Gavia
Hier noch ein paar Nachträge zu unserer Assietta-Tour mit Hubert und Christian


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Nein, ich stehe nicht auf Christians Kopf ;) (Foto: Hubert Holzner am Colle delle Finestre)



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Zugesaut nach der Assietta (Foto: Hubert Holzner)

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 14:54
von Gavia
Mittwoch, 13. August 2014 - dieser Tag sollte wieder lang werden. Doch der Reihe nach: 8 Uhr, Wecker nervt, Augen auf (die Outdoor Disco gestern grrr :evil: :evil: :evil: ), erst spät die Augen zu gemacht. Und? Es schifft. Aber wie!!!! Gut, war ja so vorher gesagt worden, deshalb haben wir uns in diesem schönen Hotel eingemietet. Spätes Frühstück, ungemütlicher Frühstücksraum. Ja, wir müssen bis 11 Uhr die Zimmer räumen. Mist, ich hätte gerne bis 13 Uhr noch mal ne Runde geschlafen. Denn laut Regenradar soll ab dann schönes Wetter geliefert werden. So sitzen wir aufgerödelt in der Lobby und warten, gucken in unsere Smart-Phones, interpretieren jeden hellen Fleck als dramatische Wetterbesserung. Na ja, kleine Jungs halt, die nicht warten können. ;)

Punkt 13 Uhr: Das Wetter wird besser. Der Regen hat fast aufgehört. Wir schnell die Böcke beladen und ne Tanke gesucht. 12 km Umweg - Frankreich halt. Dann aber los Richtung Barcelonnette, wo es kurz vor der Stadt südlich zum Col de la Cayolle (2.326 m) hoch geht. Kleinste, verwinkelte Strasse, kaum zu glauben, dass wir uns hier auf der bekannten Route des Grandes Alpes befinden - eher ein Strässchen 4. Ordnung, das nach Ausbesserung und Verbreiterung ruft. Aber die Auffahrt hat was: Stille, Unberührtheit, Natur pur. Hatten wir so nicht erwartet. An diesem Mittag herrscht Hochbetrieb im Funk, wir ratschen was das Zeug hält - und es ist schön. Alte Erlebnisse werden ausgetauscht, während wir weiter Höhe gewinnen. Die Anfahrt zum Pass ist lang.

Kurz vor 14 Uhr: "Gerd, ich hab Hunger. Brauche was zwischen die Zähne!" Er: "Wollt ich gerade auch sagen. Aber wo finden wir hier in der Einöde was?" In diesem Moment rauschen wir durch einen kleinen Weiler mit Kirchturm ... war da nicht ein Restaurant?


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Kirchturm ist da - Essen auch?



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Restaurant im Frankreich-Stil: etwas unscheinbar, abgerissen ... gibt´s hier was zu essen?


Wir sind uns unsicher. Ein Mann auf dem Dorfplatz weiß nicht, ob die was anbieten ... kann sein, kann nicht sein ... was ist denn das für ne Antwort? Ich genervt, steige ab. Schreite zur Tat: Wo ist jetzt das Mittagessen? Unsere Mägen knurren. Eine Tür steht offen, bin mir unsicher, ob ich da eintreten kann ... mal sehen.


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Bin drin ... der Flur wie aus dem letzten Jahrhundert ... Stimmen



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Eine offene Küchentür ... duftet köstlich ... scheint aber privat zu sein


Keine Speisekarte, kein Hinweis auf die Gaststube ... ich luge vorsichtig in die Küche ... rufe mit meinen Rest-Französisch-Kenntnissen, ob jemand da ist. "Oui, entrez." Echt jetzt? Eine Frauenstimme, sanft und resolut zugleich fordert mich auf reinzukommen.


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Ein dicker Boiler über dem Herd ... keiner zu sehen ... ich tappe weiter rein ins Haus


Dann bin ich drin - sozusagen im Allerheiligsten - der Gaststube. Und die ist fast voll, Menschen reden, lachen, haben Spass, sind zum Teil noch am Essen, andere nehmen schon ihren Café. Ich rufe Gerd, es geht durch die Küche (Oui, oui, entrez!), dann stehen wir mitten in der Szenerie. Die Leute kucken kurz, dann kommt eine ältere Dame, schiebt uns einen kleinen Tisch zurecht, bedeutet uns Platz zu nehmen. Voilá! Da sind wir. Touries inmitten einer französischen Mittagessen-Szenerie. Wieder keine Karte, die etwas jüngere Dame kommt an unseren Tisch, perfektes Englisch, fast etwas irischer Einschlag fragt, ob wir Wein wollen? Oh nein, danke, doch wie gerne hätten wir ... aber dann wäre die Couch für den Nachmittag fällig gewesen. Wir haben ja noch ein paar km vor uns.

Dann geht alles ganz schnell: Ohne zu fragen steht die Vorspeise auf dem Tisch, dazu ein Krug mit Wasser.


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Zulangen ... Hunger wie die Wölfe



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Kurz darauf der Hauptgang - ein leckerer Braten - haben wir nicht bestellt, aber verdrückt



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Dann Käse, leckerster Mirabellenkuchen ... und Café


Mein Gott ... genau, der liebe Gott weiß schon, warum er in Frankreich wohnt. Innerhalb von 45 Minuten zaubern die beiden Frauen leckerste Speisen aus ihrer 60er Jahre-Küche auf unseren Tisch, die anderen Gäste gehen langsam. Es ist 14:45 Uhr, jeder Deutsche Wirt hätte da schon zugesperrt. Die beiden Damen aber scheinen Spass an uns staunenden Jungs mit den großen, zufriedenen Augen zu haben. Wir kommen ins Gespräch. Die jüngere Dame (die Schwiegertochter) führt uns in die Geschichte des Gasthauses ein. Die ältere Dame ist die Patronin. Nicht mehr so ganz jung, aber resolut. Einen Tag sperrt sie auf, kocht, dann wieder nicht. Wann genau sie aufmacht, entscheidet nur sie alleine ... und das meist erst am Vormittag. Dann wird gekocht.


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Die Patronin: Eine Frau im besten Alter, rüstig, fit, hat Freude am Leben - und ist 94 :shock:



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Der Gastraum leert sich langsam



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Fiffi auf dem Weg ins Freie


"Den hier müsst ihr aber noch probieren! Ist aus der Gegend ... gute Verdauung!" zwinkert uns die Schwiegertochter zu. Wir wollen ablehnen, doch unsere Hände greifen wie ferngesteuert nach den kleinen, grünen Gläschen. "Mann, schmeckt der gut!" Jetzt aber nix wie weg hier, wir wachsen sonst noch fest.



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Giftiges, äußerst leckeres Zeug


Dann zahlen wir ... alles zusammen 40 € ... 4 Gänge, Wasser, Kuchen, Café. Und das alles vom feinsten. So kann´s gehen, wenn man "in the middle of nowhere" einfach seiner Verfressenheit folgt.


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Vorher anrufen: keine Öffnungszeiten ... kann sein, kann nicht sein. Auf jeden Fall einen Besuch wert. :L

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 16:41
von Kermit
Ja, wär ich vor diesem Restaurant gestanden, hätte ich wohl in gewohnt schweizerischer Zurückhaltung gedacht: "Das war wohl mal ein Restaurant", hätte mich aufs Töff geschmissen und wär weiter gefahren.

Gut gemacht! :L

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 16:53
von 2wheeler
So kann´s gehen, wenn man "in the middle of nowhere" einfach seiner Verfressenheit folgt.
ich sage nichts 8-) :twisted:

Wenn ich das lese bin ich bei Euch - und wo stand mein Teller doch noch :roll:

:L

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 18:12
von Gavia
Kermit hat geschrieben:Ja, wär ich vor diesem Restaurant gestanden, hätte ich wohl in gewohnt schweizerischer Zurückhaltung gedacht: "Das war wohl mal ein Restaurant", hätte mich aufs Töff geschmissen und wär weiter gefahren.
Ich auch fast, aber es gibt da noch so eine Seite in mir, die gibt keine Ruhe ... in diesem Fall hat´s geholfen, manchmal kann´s aber auch hinderlich sein.

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 18:13
von Gavia
2wheeler hat geschrieben: Wenn ich das lese bin ich bei Euch - und wo stand mein Teller doch noch :roll:
Ralph, an der Stirnseite des kleinen Tischs, da wo Fiffi vorbei zur Tür gelaufen ist ;)

Re: Kurven, Schotter & Schlamm - Frankreich/Italien 2014

Verfasst: Mittwoch 27. August 2014, 18:16
von Andre
:L fantastisch - das genau macht eine schöne Tour zu einer traumhaften Tour :D

Grüsse
André