blicken entgegen. Natürlich ist das Stilfser Joch, der Tremalzo und der Gaviapass mit dem Motorrad zu befahren ein fantastisches
Erlebniss. So könnte ich noch viele Reiseziele nennen, die für Viele in einer Tagesreise zu erreichen sind.
Aber wendet euren Blick mal nach Osten und Südosten. Fahrt zum Beispiel mal über die Oder nach Polen. Das ist von Berlin aus in
nicht mal einer Stunde zu erreichen. Du überquerst den ehemaligen eisernen Vorhang und du tauchst in eine völlig neue Welt ein.
Du siehst Frauen mit Schürzen und Kopftüchern, die ihre Bürgersteige fegen und hochschauen, wenn du vorbeifährst. Du siehst
Männer mit Pferdefuhrwerken, die mühsam Holzstämme aufladen und Kinder, die am Straßenrand stehen und dir zuwinken. Nimm
ein Motorrad mit schmalen Reifen und möglichst langen Federwegen und vergiss alle deine Vorurteile über Polen. Fahr los und mach
dir ein eigenes Bild.
Hier noch die Anreise unserer Tschechientour in Wort und Bild:
Die Entscheidung, möglichst schnell die vertrauten Straßen und eher langweiligen (weil oft befahrenen) Landschaften des Berliner
Umlandes hinter sich zu lassen war goldrichtig. Trotz elendig langer Baustellen auf der A13 Richtung Dresden erreichte die Reise-
gruppe zügig die Ausfahrt Thiendorf und konnte sich bereits am Vormittag den weitaus interessanteren Strecken des Elbsandstein-
gebirges widmen. Bei idealen Wetterbedingungen nahmen wir unser erstes Ziel, die hoch über der Elbe liegende Bastei, in Angriff.
Leider musste der kleine Schlenker über Heeselicht und das Polenztal ausfallen, da die Straße auf Grund einer Unterspülung kom-
plett gesperrt war. Also nahmen wir den direkten Weg und parkten unsere Motorräder am letzten Parkplatz vor der Bastei. Die 10 Min.
Fußweg bis zur Aussichtsplattform ließen sich nicht vermeiden ("sind wir auf Wandertour- oder was???") und wurden somit
mehr oder weniger murrend in Kauf genommen. Der Ausblick ist aber alle Mühen Wert und immer wieder beeindruckend.


Die Kurvenstrecke über Hohnstein führte uns dann hinunter in´s Elbtal, über die Brücke in Bad Schandau auf die andere Elbseite
und zur Festung Königstein. Hier war der Parkplatz, auf dem wir unsere Bikes hätten abstellen können gefühlte 1000 Höhenmeter
unterhalb der Festung. So wurden das eine oder andere Foto aus der Distanz geschossen und die Motoren wieder gestartet.

Die „Gurkerei“ über Pfaffenstein, Cunnersdorf und Krippen war für alle Beteiligten höchstvergnüglich und die Rast in Bad Schandau
auf den Elbterassen wohlverdient.

Schön gemütlich ging es dann an der Elbe und zahlreichen „Starenkästen“ vorbei zum Grenzübergang Herrnskretschen/Hrensko. Das
Geldtauschen ging problemlos über die Bühne und so konnten wir in den Nationalpark Böhmische Schweiz eintauchen. Auf den engen
Straßen durch den Schatten spendenden Mischwald war herrlich wenig Verkehr und so kamen wir genussvoll voran. In den kleinen
Ortschaften, die wir passierten, schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Mit Schnitzereien verzierte Holzhäuser in bunten Vorgärten
zogen vorbei, so dass die relativ geringe Geschwindigkeit, zu der uns die teilweise recht rustikalen Straßen zwangen, die Eindrücke
noch intensivierte.

Motoren aus und einfach mal die inzwischen schon tief stehende Sonne genießen. Die gegenseitige Beteuerung, dass wir ein mords-
mäßiges Glück mit dem Wetter haben und das Fleckchen hier einen ganz besonderen Zauber versprüht, ließ uns zufrieden alle Viere
von uns strecken und einen Moment inne halten auf unser Kilometerhatz durch den Böhmerwald.

Der Besuch der Motorradhöhle „Pekelné doly“ war dann noch mal ein besonderes Erlebnis. Die Anfänge der mit der Hand in den
Sandstein gehauenen Höhlen sind nicht mehr eindeutig datierbar. Man vermutet den Beginn der Jahrzehnte dauernden Arbeiten im
Berg im 15. bis 16. Jahrhundert zum Abbau von Sand für die einheimische Glasbläserzunft. Die Höhle geht gut 100 min den Berg.
Im vorderen Teil hat sich der Motorradklub Pekelné doly eingerichtet. Hier stehen Sitz- und wohl auch Schlafgelegenheiten herum,
dessen nähere Betrachtung wir uns aber verkniffen haben. Wir sind dann ein wenig in der Höhle umher gefahren und haben uns bei
tschechischen Limonadengetränken draußen wieder unserem Sonnengott anvertraut.


Der Endspurt Richtung deutsche Grenze und dem dahinter liegenden Zittauer Gebirge mit Ziel Lückendorf war dann schnell erreicht.
Der Gasthof „Alte Schmiede“ sollte für die nächsten beiden Nächte unser Standquartier sein.

Prima Zimmer, eine gemütlich Gaststube und lecker Essen. Mehr braucht des Bikers Seele nicht, um nach einem schönen Motorrad-
tag mit Gleichgesinnten satt, ganz leicht angedröhnt, aber zufrieden in´s Bett zu sinken und sich auf den nächsten Tag zu freuen.
Hier noch einmal der genaue Streckenverlauf:
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