Tag 5:
Die Nacht war etwas unruhig, so ne ganze Pulle Rotwein alleine, bin ich als Gelegenheitstrinker nicht gewohnt. Aber egal, der Blick aus dem Fenster ist zwar bewölkt, aber es ist trocken geblieben über Nacht. Das Frühstück im Hotel ist zwar „übersichtlich“ aber für französische Verhältnisse nicht schlecht. Der Kaffee kann für meine Verhältnisse Tote aufwecken, aber eigentlich genau das was ich jetzt brauche. Denn irgendwie hab ich immer noch das Gefühl, dass da ein wenig Restblutspiegel im Alkohol ist

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Als ich mein Mopped wieder bepacke nieselt es zwar leicht, aber als ich abfahre ist alles trocken. Los geht’s und erst mal Tanken. In den kleinen Orten ist der Sprit verdammt teuer, aber es hilft nix. Ich brauche dringend Sprit, weil ich gestern im Regen keine Lust mehr zum Tanken hatte. Naja, jetzt rächt es sich

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Auf in die Gorges du Cians. Echt super sehenswert. Zum einen ist die Straße gut, zum anderen kann man an fast jeder Ecke anhalten, Fotos schießen und staunen was die Natur da so zusammengezimmert hat. Ich weiß gar nicht wie ich mich entscheiden soll, Kurven heizen oder Landschaft bestaunen. Auf dem halben Weg folge ich dem Tipp von Mike und fahre den Abstecher nach Pirlas. Die Spitzkehren können sich echt sehen lassen und es macht riesen Spaß die Strecke entlang zu wedeln, weil hier kein Verkehr ist. In Pierlas hab ich das Gefühl, die Zeit ist irgendwo in den frühen 80ern stehengeblieben. Man sieht hier fast nur alte R4 und Enten und das ist selbst für Frankreich ungewöhnlich. Ich komme mir vor wie bei meinem ersten Frankreich Urlaub in meiner Jugend (damals aber noch mit Fahrrad und in der Bretagne). Es wird zusehends wärmer und als ich wieder in der Gorges du Cians bin, bin ich einmal durchgeschwitzt. Aber nicht nur wegen der Wärme. Meine Dicke mit dem Übergepäck hat auch ordentlich Arbeit gefordert. Aber es hat sich echt gelohnt!!!
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- Hier hat die französische Straßenbaukunst versagt ;)
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Danach fahre ich Richtung Süden weiter und rüber in die Gorges de Daluis. Die finde ich persönlich fast noch besser als die Gorges de Cians, weshalb es mir auch nix ausmacht die Strecke hoch und wieder runter zu fahren. So hab ich auf der einen Fahrt Zeit mir alles anzugucken und auf der Fahrt zurück nach Entrevaux kann ich die Kurven genießen. In Entrevaux fahre ich ab in Richtung Col de Félines und Col de Bais zu den Clue de Saint-Auban. Dort sehe ich grade im vorbeifahren eine kleine Gruppe die sich beim Canyoning vergnügt. Also schnell angehalten und mal zugeschaut. Leider war ich mit Mopped abstellen, Helm absetzen (warum eigentlich, ich hab doch nen Klapphelm?!?) und Kamera rausfummeln zu langsam, sodass ich sie nur noch kurz beobachten konnte. Wär aber nix für mich in dem eiskalten Wasser. Die Clue de Saint-Auban ist aber auch ohne waghalsige Leute die sich ins Wasser werfen sehenswert.
Nach und nach kommt auch immer mehr die Sonne raus und es wird richtig schön warm. Auf dem Weg weiter nach Castellane verändert sich die Landschaft zusehends und ich hab sehr schöne Ausblicke auf den Lac de Castellane. Auf dem Weg zwischen Soleilhas und Demandolx habe ich einen Schulbus vor mir. Die Serpentinen hinter Soleilhas hoch hatte ich keine Gelegenheit zum Überholen. Danach als es Gelegenheiten gab, hat der Kerl dermaßen Gas gegeben, dass ich in jeder Kurve dachte, jetzt hauts ihn in die Pampa. So was hab ich echt noch nicht erlebt. Aber nach den großen schwarzen Bremsspuren auf der Straße zu urteilen,hat der das hier schon ein paarmal geübt. Ich bin echt nicht zimperlich, wenn es drum geht nen Bus oder LKW zu überholen, aber das war mir echt ne Nummer zu hart. Ich hab dann beschlossen erst mal ne kurze Pause zu machen und was zu trinken. Danach weiter zum Grand Canyon du Verdon. Ich genieße die Fahrt zum Balcon de la Mescla, meinem ersten Kontakt mit dem Grand Canyon du Verdon. Der Fahrbahnbelag ist gut, und vor allem ist es trocken, warm und die Sonne scheint zunehmend. Hier beschließe ich die Handschuhe auszulassen, die Kamera um den Hals und mit offenem Kinnteil weiterzufahren. So entfällt das lästige an und ausziehen bei jedem Fotostopp. Ich fahre gemütlich weiter, betrachte die grandiose Landschaft und bleibe bei fast jeder Gelegenheit stehen. Trotz des Werktages ist hier ziemlich viel Betrieb. Ich will gar nicht wissen, wie das am Wochenende ist. Als ich fast am letzten Aussichtspunkt angelangt bin, der Lac de Sainte-Croix blitzt grade so zwischen den Bergen durch, hängt direkt über mir noch eine letzte A… Wolke und meint mich nochmal ein bissl nass machen zu müssen. Aber bei inzwischen gut 25°C ist mir das schon fast egal und es hört ein paar km weiter auch schon wieder auf. Da das Wetter gut ist und ich inzwischen recht müde bin, beschließe ich die Route des Crêtes morgen zu fahren und mir jetzt für die nächsten beiden Nächte einen Campingplatz am Lac de Sainte-Croix zu suchen.
Nicht lange und ich hab auch was ganz nettes unterhalb von Les Salles sur Verdon gefunden. Der sehr nette Betreiber bietet mir sogar an, dass ich mir aus dem Bistro einen Stuhl und einen kleinen Bistrotisch mitnehmen kann, sodass ich nicht die ganze Zeit auf dem Boden sitzen muss. Bei warmen 27° baue ich mein Nachtlager auf. Danach nochmal in kurzer Hose und Flipflops in den Ort gelaufen. Nach den letzten Tagen dachte ich schon fast ich hätte diesen Teil meiner Klamotten getrost zu Hause lassen können, aber jetzt genieße ich einfach nur die Wärme und die Sonne und schlendere durch den sehr netten Ort. Hier finde ich einen kleinen Supermarkt. Irgendwie habe ich heute keine Lust auf Restaurant, daher nehme ich mir ein Baguette, etwas Käse, Wurst und ein paar Tomaten mit und setze mich gemütlich in der Abendsonne an mein Zelt und schreibe nebenher ein wenig meine Erlebnisse des Tages auf. Anschließend lasse ich mit einem Bier am Seeufer beim Sonnenuntergang den Abend ausklingen.