Der Tag fing mit einem Self-Service-Frühstück an: keine hausgemachte Marmelade wie die letzten Tage ... Und von den 3 Toastbrotsorten waren 2 schon schimmelig.. Naja... Das wäre definitv verbesserungswürdig.
Der Weg von der Casa Rural runter nach Astigarraga war zwar eng, steil und mit Kehren gespickt, aber nicht so wild wie der Weg, den wir uns auf der Hinfahrt ausgesucht hatten. Nach mehreren Versuchen in verschiedene Richtungen hab ich auch den Weg aus der Stadt hinaus und nach Hernani gefunden. Auch dort war die Ausschilderung vernünftig genug, um die GI 3410 (Richtung Goizueta) ausfindig zu machen. Wir waren noch keine 10 Kilometer gefahren, als ich angehalten hab: die ERNA fuhr sich immer schlechter und lief scheinbar nur noch auf 1 Zylinder. Das machte keinen Spaß und war mir zu kritisch... Wir haben also umgedreht und sind nach Hernani zurück, wo ich auf den Hinweg einen Reifenhändler gesehen hatte. Da haben wir nach einer Werkstatt gefragt und bekamen die der ortsansässigen mit dem Hinweis, dass der aber nicht so gut sein soll...
Uns war das im Moment egal, wir sind die 2 Kilometer in die Stadt hinein. Leider sprach der Chef des 1-Mann-Betriebs nur spanisch und hat gleich den Kopf geschüttelt als er die KTM sah. Aber auch die ERNA wollte/konnte er nicht übernehmen: trotz nur spanisch hab ich verstanden, dass er ganz allein arbeitet und dass ich lieber direkt zu Kawasaki nach San Sebastian soll. Adresse bekam ich auch – die kannte zwar das Navi nicht, aber mit der groben Richtung sollte es zu finden sein. Und es ist nur knapp 10 km weg, das sollte die ERNA noch schaffen. Also ist Schatzi wieder mit dem Navi vorneweg.
Hernani besteht irgendwie nur aus Einbahnstraßen und wir sind erstmal im Kreis gefahren. Dann links, rechts, rum ums Eck. An einer Kreuzung kamen wir auf eine Einbahnstraße (nach rechts) raus. Keine 50 Meter links war aber ein Kreisverkehr, zu dem wir wollten. Also ist Schatzi gegen die Fahrtrichtung abgebogen. Was sollte ich machen? Ich bin also hinterher.
Er kam unbeschadet zum Kreisverkehr. Bei mir bog just in dem Moment die Polizei in die Straße und bedeutete mir, rechts ranzufahren. Mist, Mist, Mist!
Der junge Polizist schaute erstmal ziemlich böse und deutete auf den Einbahnstraßenpfeil. Ich hab ziemlich erstaunt gekuckt und angedeutet, dass ich den völlig übersehen habe. Er sprach natürlich nur spanisch und machte mir klar, dass das 200 Euro kostet. Meine Papiere wollte er dann auch gleich haben. Ich hab innerlich Schatzi kräftig verflucht und dabei rumgestammelt, dass ich keine Ahnung habe, wo ich bin und mich völlig verirrt hätte *Mädchen-raushängen-lass*.
Wo ich denn eigentlich hin wollte. Ich erklärte in meinem besten nicht vorhandenen Stammelspanisch „Problemas con Moto, Kawasaki, San Sebastian!“
Er fing dann mit Telefonieren an und aus einzelnen Wortfetzen schloss ich, dass er scheinbar nach der Adresse von Kawasaki gefragt hat. Die hat er mir dann auch aufgeschrieben und den Weg dorthin erklärt: erster Kreisverkehr geradeaus, zweiter Kreisverkehr rechts. Dann Richtung Donostia. Und ab da wäre das Industriegebiet angeschrieben. Scheinbar sah ich nicht so aus, als ob ich es verstanden hätte, weil plötzlich winkte er und sagte „Suivere!“. Sein Kollege sperrte kurzerhand den Kreisverkehr, damit sie das Polizeiauto rückwärts aus der Einbahnstraße rausfahren konnten und dann sind sie voraus gefahren. Schatzi hat sich uns auch unauffällig wieder angeschlossen. Sie brachten mich bis zur Schnellstraße gen San Sebastian und erklärten nochmal, wo ich ab hier lang sollte.
Muchas Gracias, ich war richtig begeistert, wie hilfsbereit die Herren waren! So wurde aus dem unwillkommenen Stopp noch ein sehr nettes Erlebnis!
Und egal, wer mir voraus fährt, ich werde definitiv nie wieder falsch rum in eine Einbahnstraße fahren, großes Indianerehrenwort!
Die Erna hat es mit Ach und Krach dann auch noch zur Kawasaki-Werkstatt geschafft.

Was war ich froh, die vertrauten grünen Farben und die netten Herren in den Kawa-Hemden zu sehen! Der Mechaniker, der uns in Empfang nahm, sprach zwar auch nur spanisch, aber mit deuten und mimischem „Sie nimmt kein Gas an und läuft nur auf 1 Zylinder“ war schnell klar, was Sache war. Hat sich das Activity-Spielen also ausgezahlt, meine mimischen Darstellungen haben wieder überzeugt!
Die ERNA wurde in die Werkstatt verfrachtet und wir bekamen eine Cola bzw. einen Kaffee. Um uns zu zeigen, dass sie keinen Unsinn machen, kam der Werkstattmensch mit Zündspule und Zündkerzen an, die ziemlich hinüber aussahen und wirklich dringend getauscht werden mussten... Und da war mir auch wieder eingefallen, dass ich das ja vor dem Urlaub noch machen wollte... Aber irgendwie waren die Wochen nach Korsika so stressig, dass ich das schlicht und einfach vergessen habe...
Als wir gerade fertig waren, kam noch ein Rollerfahrer, der mitbekam, dass ich aus Deutschland bin. Er fährt selber auch Motorrad und hat gerade Besuch von einem deutschen Freund aus Dortmund! Der ist nur leider noch mit Rasieren beschäftigt, sonst wäre er mitgekommen und hätte für uns übersetzen können. Er sprach zum Glück französisch und so konnten wir uns ein wenig unterhalten über die tollen Straßen, die es in den Pyrenäen gab. Wo wir denn jetzt noch hinwollten. Und ob er uns zur Straße nach Hernani bringen solle.
Wieder war ich ganz gerührt wegen dieses netten Angebots. Aber wir lehnten dankend ab, wir haben ja schließlich ein Navi!
Winkend verabschiedete er sich und wir machten uns kurz nach 1 auf den Weg – Schatzi kann uns dank Navi ja einfach zu dem Punkt zurückbringen, wo wir heute morgen die Tour abgebrochen haben. Soweit die Theorie. Wie sag ich immer? Mit Navi verfährt man sich viel effektiver!
Aus San Sebastian raus ging es ja noch. Und dann bog er ab. In ein Wohngebiet. Und an einem Bauernhof vorbei. Sehr idyllisch, aber ob das wirklich der direkte Weg nach Hernani ist?
Wir landeten auf einer kleinen Straße parallel zur Haupstraße, die aber wieder Richtung Pampa abbiegen wollte. Da haben wir gewendet und auch endlich den Anschluss an die Hauptstraße gefunden. In Hernani selber fuhren wir – Einbahnregelung sei Dank – nochmal ein wenig im Kreis, nochmal an der Werkstatt von heute morgen vorbei – aber wenigstens hielten wir uns dieses Mal an die vorgeschriebene Richtung, bis wir den richtigen Weg dann wieder hatten.
Und endlich konnte die eigentliche Tour starten!!

Durch eine wunderschöne Waldlandschaft am Rande des Parque Natural de Aikao Harra ging es auf einer schön geschwungenen Straße knapp 30 Kilometer lang.

Gerade Streckenabschnitte waren da eine Seltenheit!

Unterwegs stießen wir auf die Überreste einer alten Fabrik.

Genauer haben wir uns die Ruine aber nicht angeschaut.
Das kurze Stück auf der NA170 war zwar etwas breiter, aber nicht weniger kurvig.
Wir bogen wieder ab auf unsere bewährten schmalen Wege in Richtung Saldias.

Saldias bietet eine schmucke Kirche.

Tolle Kurven, viel Bäume und zwischendrin eine schöne Aussicht auf adrette Dörfer wie Beintza-Labaien.

Wir flanieren durch die liebliche Landschaft.

Es machte unheimlich Spaß, da gemütlich entlang zu strolchen.
Um halb 4 hatten wir dann doch ein kleines Hüngerchen, das uns in einen Supermarkt trieb: 7.40 Euro für 4 belegte Baguettestückchen und 2 Colas ist mal ein mehr als vernünftiger Preis!

Über den Col d'Ispeguy bzw. Puerto di Izpegui ging es schwungvoll wieder nach Frankreich.

Ich hatte ganz vergessen, wie schön der Col ist!

Typisch Pyrenäen: samtige Wiesen und knuffige Schafwölkchen. Und damit meine ich wirklich die Tiere!

Und auch hier konnten wir wieder Greifvögel beobachten.

Es gibt so schöne Möglichkeiten, von Spanien nach Frankreich zu wechseln..

Putzige und sehr lebendige Wanddekoration in St. Jean Pied de Port.
Nach einer unfreiwilligen Ehrenrunde in St. Jean Pied de Port (blöde Ausschilderung) ging es zurück nach Spanien auf der gut ausgebauten D933 bzw. N135. Nach all den kleinen Straßen macht das richtig Spaß. Und ich hab so bei mir gedacht: wenn das jetzt ein Alpenpass in Österreich oder der Schweiz wäre, wäre an einem Freitagnachmittag die Hölle los! Ich hatte null Verkehr vor mir und auch der Gegenverkehr war übersichtlich.

Zwischenziel war der Puerto di Ibaneta (nur 1057 Meter. Kam mir aber höher vor, weil es doch etwas kühler wurde)
Hier wollte ich ja schon letztes Jahr hin und das Rolandsdenkmal sehen

Auf dem Weg zum eigentlichen Gedenkstein.

Das Denkmal ist nur ein Stein mit der Inschrift „Roland 778“, der an die Schlacht von Roncesvalles erinnert, in der die Nachhut eines fränkischen Heeres unter Roland von der einheimischen baskischen Bevölkerung überfallen und aufgerieben wurde.

Am Denkmal führte auch ein Abzweig Richtung Berg Azpegi. Jo, wir hatten ja noch Zeit...

Der Belag war nun ja, nicht der beste: große Schlaglöcher, Kies etc... Schon nach ein paar Metern hab ich angehalten: ich war mir nicht sicher, ob ich Lust habe weiterzufahren. Schatzi munterte mich auf mit dem Hinweis, dass da vorne der Belag besser wird! Besser ist ein dehnbarer Begriff!!!

Ich schlich also weiter bis ich in der Ferne sah, dass der Gipfel in Nebel gehüllt ist. Nee, das muss dann ja nicht sein: üble Straße hoch eiern und erst nix sehen...

Wir wählten einen schönen Platz zum Anhalten und Optionen abwägen.

Die Straße war echt einsam. Die komplette Zeit begegneten wir keiner Menschenseele..

Die Topcase-Halterung ist einfach nicht für härtere Enduro-Einlagen gedacht und muss provisorisch geflickt werden.
Schatzi stellte seine Koffer ab und ging ein wenig weiter hoch zum Nachschauen.

Natürlich hat sich weiter oben der Nebel gelichtet..

In der Ferne lässt sich schon das Kloster von Orreaga/Roncesvalles sehen.

Blaues Gemüse! Mag ich!

Warten, bis der Mann wieder da ist. Wenigstens hat er Sitzmöbel da gelassen.
Dann sind wir wieder runter. Ich auf der Straße und Schatzi natürlich auf der Abkürzung querfeldein. Weiter ging es über Orreaga/Roncesvalles, wo sich unsere Wege noch einmal trennten:

Ich fuhr auf der N140 fast direkt nach Abaurrepea. Die Strecke war richtig schön! Lauter Kurven!

Einen kleinen Abstecher nach Orotz-Betelu (schicke Kurven) hab ich trotzdem noch gemacht.
Schatzi untersuchte derweil die Schotterverbindung von Imizcoz nach Orotz-Betelu. Nach dem Dorf ist es eine reine Schotterstrecke inkl. Kehren. Mir hätte das keinen Spaß gemacht. Weil er mich dann falsch verstanden hatte, ist er von Orotz-Betelu nicht direkt zur N140 zurück, sondern hat versucht, querfeldein einen Weg nach Abaurrepea zu finden.

Hier musste er dann tatsächlich umdrehen.

Ich bin derweil in der Posada Sarrigari angekommen: wir sind heute die einzigen Gäste, es wird also nur für uns gekocht!

Schöner Name unseres Zimmers.

Bei dem kleinen Schelm musste ich an Maxmoto denken..
Kleiner Ortsrundgang:

Werbung für den richtigen Radiosender an der Dorfkirche.

Nicht wirklich viel los. Da kann Katze gemütlich über die Straße stromern.
Die Wirtsleute waren sehr nett, der Hauswirt sprach französisch und so konnten wir uns auch angeregt unterhalten, bis Schatzi gegen halb 9 eintrudelte.
Wir haben ein großes 3-er Zimmer bekommen mit viel Platz. Die Unterkunft war wirklich toll, die kann ich uneingeschränkt empfehlen! Und auch das Abendessen ließ keine Wünsche offen.

Lecker Vorspeise

Der Brombeer-Likör nach dem Essen ging aufs Haus. Aber nicht, dass wir 2 Schnapsgläschen bekommen hätten, nein! Da wird die ganze Flasche auf den Tisch gestellt! Das war so gut, da hab ich mir glatt ein Fläschchen für daheim gekauft! Und da ich sonst eigentlich keinen Alkohol trinke, will das echt was heißen.