Re: Lange ist es her. Eine Familie auf Reisen, 1996
Verfasst: Freitag 27. Mai 2011, 10:05
Was für ein Morgen!
Die Sonne strahlte und die Luft war herrlich frisch, als wir nach dem Frühstück und dem Beladen der Maschinen wieder
starteten.
Ich drehte mich noch einmal um zum Hotel, da ich es immer noch nicht begreifen konnte, für so wenig Geld einen
solchen erstklassigen Service genossen zu haben.
Nicht lange und die Straße verschwand im Tunnel, wir bogen ab zur alten Passstraße. Nun war ich hier zum dritten Mal
und endlich war es mir vergönnt auch etwas von der Landschaft zu sehen. Das muss an meinen drei Mädchen liegen.....
Der „Col du Grd. St. Bernhard“ ist nicht gerade ein anspruchsvoller Pass, dient aber hervorragend dazu, zu den französischen
Pässen der Sahnekategorie zu gelangen. Für Marina passte er sehr gut ins Trainingsprogramm.
Auf der Passhöhe steht das berühmte Hospitz mit all dem Nippes den viele für viel Geld erwerben: Stoffbernadiner, Aufkleber,
Krüge, Tassen, Landkarten, Wanderstöcke und natürlich Postkarten.
1985 tat es ein Kaffee, den mein Kumpel und ich glutheiß in uns hineinschütteten, als wir wieder hinaus gingen, waren die
Kräder eingeschneit. Bei mir war das Lenkradschloss von dem eisigen Wind eingefroren. Mit dem Wegwerffeuerzeug fummelten
wir erst vergebens am Schloss herum bis wir endlich auf die Idee kamen, den Schlüssel zu erhitzen.
Was für ein Akt!
Und nun strahlte immer noch die Sonne, die Dosenfahrer hatten kurze Hosen an. Sonnenbrillen überall.
Man glaubt es nicht. Weiter geht’s!
Gleich hinter dem Hospitz beginnt Italien. Mich sticht der Hafer, hat mich meine Große doch angestachelt, die Kuh doch mal
fliegen zu lassen. Wir brausen los. Zügig nehmen wir die Kurven, überholen auf den Geraden die Autos und kommen flott
voran. Von Martina und Jelena ist schon lange nichts mehr zu sehen, die bummeln die alpine Landschaft genießend zu Tal.
Was ist das? Mist, ne Ampel. Bauarbeiten. Vorsichtig pötteln wir an den Dosen vorbei, das hätte in Deutschland einen Sturm
der Entrüstung ausgelöst, hier nicht - und stellen uns an die Ampel.
Baumaschinen, LKWs, eine Menge Bauarbeiter mit nacktem Oberkörper.
Mann, das dauert! Nele, meine Große und Supersozia, fängt an zu kichern.
Da, das gewohnte „Pöt, Pöt“. Da steht sie schon neben mir, die KLE. Mein Weib öffnet ihr Visier, grinst wie ein Honigkuchenpferd,
setzt sich die Sonnenbrille auf und fragt:"Auch noch hier?"
Mehr nicht. Mit drei Worten hat sie mich abgeschossen. Nele kichert immer noch.
Zehn Minuten stehen wir noch rum bis endlich die Ampel auf grün springt. Sofort lasse ich die Kuh an und fahre los.
Huch, was ist mit der Kupplung? Was trennt die so spät? Egal!
Runter geht die Jagd. Das wäre ja doch gelacht.
Es hat auch Spaß gemacht, obwohl die Situation eigentlich als lächerlich zu bezeichnen ist. Die Straße endet wieder auf der S 27.
Die kommt aus dem anderen Ende des Tunnels und ist wieder voll von Fahrzeugen. Wir warten auf die KLE um gemeinsam nach
Aosta zu fahren.
Schmerzfrei fahren wir direkt in die Altstadt, stellen die Motorräder an der Stadtmauer ab und steuern eine Eisdiele an.
Wir sind ja schließlich in Italien. Gelati!
Nach dem Genuss gehen Martina und ich noch so unentbehrliche Dinge wie Chiabatta, Mortadella, Salami, Melone und andere
Lebensmittel holen. „Auf die Kräder, Mädels!“ Ich dränge, um die Weiber dann doch warten zu lassen. „Scheiß Kupplung!“
Nachgestellt, geht doch. Abfahrt.
Was für eine Verkehrslawine ergießt sich doch durch dieses enge Tal. LKW an LKW, alle auf dem Weg zum Mont Blanc Tunnel.
Da ist La Salle, mit dem Campingplatz den wir gestern ansteuern wollten.
Ich war wirklich nicht böse drum. 1985 waren Walter und ich nach unserer Frostfahrt dort gelandet. Die hatten eine tolle Bar.
Wir waren so besoffen, dass wir neben dem Zelt im Gras lagen, als wir morgens erwachten.
So, aufgepasst, hier muss es sein. Sieht ein wenig anders aus als vor elf Jahren.
Morgex. Links über den Bach. Da war das alte Schild: Colle San Carlo.
Ein Traumpaß! In engen Spitzkehren führt er steil in eine grandiose Alpenlandschaft. Phantastische Ausblicke lösen sich
mit einem dunklen Wald ab, Bachdurchfahrt, schlechter, aufgefrorener Asphalt löst sich mit Schotter ab.
Da! Das gesamte Mont Blanc Massiv! Nele und ich quatschen ganz aufgeregt, da bremst Martina, stellt die Kawa ab
und maschiert auf eine Wiese. Klein Jele macht sich an den Einkaufstüten zu schaffen.
"Picknick!"
Tolle Idee. Die Vorräte wollten wir eigentlich nach Frankreich schleppen. Nicht ein Teil sah französische Erde.
Der Colle San Carlo endet am kleinen St. Bernhard. "Col du Petit St. Bernhard", wie er nun heisst. Er verläuft
parallel zum Mont Blanc in südwestlicher Richtung. Das ist jetzt schon ein anderes Kaliber!
Serpentine an Serpentine - durch die Baumgrenze hoch ins Karge. Das verfallene alte Passhaus ist schon französisch.
Was für ein Blick ins Tal der Isere.
Runter in unzähligen Kurven, wieder die Baumgrenze passierend ist in Seez bei Bourg St. Maurice Schluss für heute. Rechts und dann
400m links: Unser Campingplatz.
An diesem Abend schaute ich in glückliche Gesichter.
Wir sind in Savoyen!
Die Sonne strahlte und die Luft war herrlich frisch, als wir nach dem Frühstück und dem Beladen der Maschinen wieder
starteten.
Ich drehte mich noch einmal um zum Hotel, da ich es immer noch nicht begreifen konnte, für so wenig Geld einen
solchen erstklassigen Service genossen zu haben.
Nicht lange und die Straße verschwand im Tunnel, wir bogen ab zur alten Passstraße. Nun war ich hier zum dritten Mal
und endlich war es mir vergönnt auch etwas von der Landschaft zu sehen. Das muss an meinen drei Mädchen liegen.....
Der „Col du Grd. St. Bernhard“ ist nicht gerade ein anspruchsvoller Pass, dient aber hervorragend dazu, zu den französischen
Pässen der Sahnekategorie zu gelangen. Für Marina passte er sehr gut ins Trainingsprogramm.
Auf der Passhöhe steht das berühmte Hospitz mit all dem Nippes den viele für viel Geld erwerben: Stoffbernadiner, Aufkleber,
Krüge, Tassen, Landkarten, Wanderstöcke und natürlich Postkarten.
1985 tat es ein Kaffee, den mein Kumpel und ich glutheiß in uns hineinschütteten, als wir wieder hinaus gingen, waren die
Kräder eingeschneit. Bei mir war das Lenkradschloss von dem eisigen Wind eingefroren. Mit dem Wegwerffeuerzeug fummelten
wir erst vergebens am Schloss herum bis wir endlich auf die Idee kamen, den Schlüssel zu erhitzen.
Was für ein Akt!
Und nun strahlte immer noch die Sonne, die Dosenfahrer hatten kurze Hosen an. Sonnenbrillen überall.
Man glaubt es nicht. Weiter geht’s!
Gleich hinter dem Hospitz beginnt Italien. Mich sticht der Hafer, hat mich meine Große doch angestachelt, die Kuh doch mal
fliegen zu lassen. Wir brausen los. Zügig nehmen wir die Kurven, überholen auf den Geraden die Autos und kommen flott
voran. Von Martina und Jelena ist schon lange nichts mehr zu sehen, die bummeln die alpine Landschaft genießend zu Tal.
Was ist das? Mist, ne Ampel. Bauarbeiten. Vorsichtig pötteln wir an den Dosen vorbei, das hätte in Deutschland einen Sturm
der Entrüstung ausgelöst, hier nicht - und stellen uns an die Ampel.
Baumaschinen, LKWs, eine Menge Bauarbeiter mit nacktem Oberkörper.
Mann, das dauert! Nele, meine Große und Supersozia, fängt an zu kichern.
Da, das gewohnte „Pöt, Pöt“. Da steht sie schon neben mir, die KLE. Mein Weib öffnet ihr Visier, grinst wie ein Honigkuchenpferd,
setzt sich die Sonnenbrille auf und fragt:"Auch noch hier?"
Mehr nicht. Mit drei Worten hat sie mich abgeschossen. Nele kichert immer noch.
Zehn Minuten stehen wir noch rum bis endlich die Ampel auf grün springt. Sofort lasse ich die Kuh an und fahre los.
Huch, was ist mit der Kupplung? Was trennt die so spät? Egal!
Runter geht die Jagd. Das wäre ja doch gelacht.
Es hat auch Spaß gemacht, obwohl die Situation eigentlich als lächerlich zu bezeichnen ist. Die Straße endet wieder auf der S 27.
Die kommt aus dem anderen Ende des Tunnels und ist wieder voll von Fahrzeugen. Wir warten auf die KLE um gemeinsam nach
Aosta zu fahren.
Schmerzfrei fahren wir direkt in die Altstadt, stellen die Motorräder an der Stadtmauer ab und steuern eine Eisdiele an.
Wir sind ja schließlich in Italien. Gelati!
Nach dem Genuss gehen Martina und ich noch so unentbehrliche Dinge wie Chiabatta, Mortadella, Salami, Melone und andere
Lebensmittel holen. „Auf die Kräder, Mädels!“ Ich dränge, um die Weiber dann doch warten zu lassen. „Scheiß Kupplung!“
Nachgestellt, geht doch. Abfahrt.
Was für eine Verkehrslawine ergießt sich doch durch dieses enge Tal. LKW an LKW, alle auf dem Weg zum Mont Blanc Tunnel.
Da ist La Salle, mit dem Campingplatz den wir gestern ansteuern wollten.
Ich war wirklich nicht böse drum. 1985 waren Walter und ich nach unserer Frostfahrt dort gelandet. Die hatten eine tolle Bar.
Wir waren so besoffen, dass wir neben dem Zelt im Gras lagen, als wir morgens erwachten.
So, aufgepasst, hier muss es sein. Sieht ein wenig anders aus als vor elf Jahren.
Morgex. Links über den Bach. Da war das alte Schild: Colle San Carlo.
Ein Traumpaß! In engen Spitzkehren führt er steil in eine grandiose Alpenlandschaft. Phantastische Ausblicke lösen sich
mit einem dunklen Wald ab, Bachdurchfahrt, schlechter, aufgefrorener Asphalt löst sich mit Schotter ab.
Da! Das gesamte Mont Blanc Massiv! Nele und ich quatschen ganz aufgeregt, da bremst Martina, stellt die Kawa ab
und maschiert auf eine Wiese. Klein Jele macht sich an den Einkaufstüten zu schaffen.
"Picknick!"
Tolle Idee. Die Vorräte wollten wir eigentlich nach Frankreich schleppen. Nicht ein Teil sah französische Erde.
Der Colle San Carlo endet am kleinen St. Bernhard. "Col du Petit St. Bernhard", wie er nun heisst. Er verläuft
parallel zum Mont Blanc in südwestlicher Richtung. Das ist jetzt schon ein anderes Kaliber!
Serpentine an Serpentine - durch die Baumgrenze hoch ins Karge. Das verfallene alte Passhaus ist schon französisch.
Was für ein Blick ins Tal der Isere.
Runter in unzähligen Kurven, wieder die Baumgrenze passierend ist in Seez bei Bourg St. Maurice Schluss für heute. Rechts und dann
400m links: Unser Campingplatz.
An diesem Abend schaute ich in glückliche Gesichter.
Wir sind in Savoyen!