
06.07.2016: Mussori
Haridwar war ein seltsamer Ort und die Anreise eine sehr staubige Angelegenheit. Die Orientierung bei der Anfahrt war nicht so einfach. Die Straßen sind nicht ordentlich gekennzeichnet und die Schilder oft nur auf Hindi und Ortsschilder gibt es so und so keine. Ein hoch auf Google Maps. Gut, dass ich mir noch eine Simkarte in Delhi besorgt habe. Dann noch einen Platten im Vorderreifen. Glücklicherweise schon in Haridwar selber, da konnte ich schnell wen zum Flicken finden. 60 Rs (80 Cent) btw. Das Hotel war ganz Ok; es war nicht einfach ein halbwegs günstiges zu finden.
Aber es ist unglaublich schön, nach 16 Jahren wieder auf indischen Straßen herum zu tuckern. Grins...

Haridwar:
Im Hinduismus ist sie eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten, die man als glaubiger Hindu besuchen sollte. Sie liegt am Ganges, dem heiligsten Fluss Indiens.
Haridwar hat mich am Anfang erdrückt. Ich wollte ja raus aus Dehli um ein wenig mehr Ruhe zu haben, aber da war dieses Pilgerstädtchen der falsche Ort. Kleine Gassen vollgestopft mit Fahrzeugen und Menschen. Dauergehupe und Dauergeschupse. Der erste Abendspaziergang war gar nicht entspannend.
Am nächsten Tag lief es besser. Unter Tags war nicht gar so viel los, wie am Abend. Vorallem war auch weniger Verkehr. Ich konnte das Treiben wieder genießen. Einen Regenguss , habe ich für eine Rasur verwendet. (30Rs/40 Cent) Es hat Spaß gemacht den Menschen am Ganges bei ihren Aktivitäten zuzusehen, die mehr mit Ausgelassenheit am Strand und einem Familienausflug gemeinsam hatten, als mit religiöse Rituale und es war schön ihre Freude zu sehen. Die Armut war an allen Ecken sichtbar. Viele Bettler wie immer an Holy Places (an heiligen orten ist es für Pilger Pflicht Almosen zu geben) aber auch einfach sehr arme Menschen, die unbedingt einmal in ihrem Leben an diesem Wallfahrtsort sein wollen.
Der Ausflug zum Tempel auf dem Berg war auch nett. Im Tempel selber war ich nicht, einfach zu viele Leute.Es führt übrigens auch eine Seilbahn auf dem Berg rauf. Ohne ersichtlichem Sicherheitssystem. Reißt das eine Seil purzeln alle runter.
Abends dann zum täglichen religiösen Hauptevent: Die Ghats am Ganges sind voll mit Menschen. Gemeinsam werden Stossgebete abgehalten und wenn die Sonne untergeht werden kleine Schiffchen aus getrockneten Blättern, verziert mit Blumen und einer Flamme auf dem Fluß auf Reisen geschickt. Ich bin schon extra früh zu einer Brücke gegangen um mir einen guten Sicht- Und Photografieplatz zu sichern. Aber ich habe die Rechnung ohne den Inder gemacht. Sie haben einfach gedrängt und gedrängt und einfach nicht aufgehört. Minutenlang immer in der selben Intensität sind jungen und alte Menschen. Frauen, Männer und Kinder sind auf mir draufgeklebt. Und zwar wortwörtlich draufgeklebt. Ich konnte kaum meine Hosentaschen erreichen bzw. die Kameras aus der Tasche nehmen. Habe ich ein Bein gehoben, um es mal zu entlasten, war der Platz, es wieder abzustellen weg und musste wieder erkämpft werden. Ein permanter Kampf um jeden Millimeter. Er gab auch keinen einzigen Versuch zu kommunizieren ala: "Hey, du bist ein Kopf größer als wir alle, lass doch wenigstens die Kinder vorbei." Wobei ich eh zwei vor mir hatte. Kommuniziert wird nur innerhalb der Familie. Alle anderen werden ignoriert. Manches mal habe ich das Gefühl sie leben in ihrer eigenen Bubble.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich in Indien bin; insgesamt habe ich schon 10 Monate in diesem fasziniereden Land verbracht, aber diese Intensität an Menschen hat mich überrascht.
Es ist wie beim Autofahren. Es wird ein erbitterter Verdrängungskampf um jeden Zentimeter geführt. Was mich wirklich wundert ist, dass es nicht öfters in Gewalt endet. Ich frage mich, was das für die Zukunft dieser Gesellschaft bedeutet. Nach zwei Nächten war es Zeit weiter zufahren...
Mussori :
Das weg ist das Ziel.
Ja..... Eh...... Außer es regnet. Und es hat geregnet. Glücklicherweise hat es aufgehört, wie die nette, wenn auch stark befahrene Bergstraße nach Mussori angefangen hat. Es war fein und Brummi ist da wie nix rauf getuckert. Hat echt Spaß gmacht untertourig hinauf zu marschieren. Viele Kurven, tolle Aussicht, guter Asphalt. Einmal kräftig verfahren, aber die Strecke war sehr schön

Mussori ist ein sogenanntes Hill Resort für wohlhabende Inder, die der großen Hitze vor dem Monsoon entfliehen wollen. Da Mussori das näheste Hill Resort von Delhi aus ist, ist es auch dementsprechend beliebt und teuer. Es liegt auf 2000 meter.
Das ausgesuchte, halbwegs leistbare Hotel ist natürlich zu und durch Zufall bin ich dann Toshi, einem indischen Tourguide begegnet, der mich im Seinem Hotel (Domas Inn)zu einen Sonderpreis einquartiert hat. Noch immer teuer aber es ist gerade Hauptsaison in Mussori, die Preise sind für einfache Zimmer um das 3 fache gestiegen. Für eine Nacht kann ich mir Toshis Angebot leisten (2000 Rs, normalerweise 3800 )
Oh diese indische Bürokratie. What a mess! Alles ist super kompliziert. Mich nervts.
In Ladakh darf man mit Leihfahrzeugen, welche nicht in Leh (Hauptstadt von Ladakh) ausgeliehen werden, keine Ausflüge abseits der Hauptroute machen; das hat die örtliche Taxivereinigung voriges Jahr durchgesetzt. Für den Rothang Laa Pass, den man passieren muss, wenn man von Manali kommt und weiter nach Ladakh möchte, braucht man angeblich ein online permit.
Außer man kommt über das Spiti Valley (da erspart mich sich diesen Pass), aber da braucht man ja wiederum das andere Permit wo man mindestens zu zweit sein muss. Und dann das Gerücht, dass man mit gemieteten Fahrzeugen aus Delhi in Manali Schwieirgkeiten bekommt, weil man sollte ja in Manali mieten. Und das Gerücht von aufgeschlitzen Reifen usw. Das Internet ist voll davon. Am meisten hat mich das Video beunruhigt, in dem inidschen Touristen in einem Mietauto von Manali in einem Hinterhalt der Taxiinnung kommt und sie mit großen Steinen die Scheiben des Autos einschlagen. Die örtlich Polizei tut nichts dagegen.
Angeblich lassen Sie Soloreisende in Ruhe, aber man kann sich nicht darauf verlassen.
Also was ich laut Joga Motors, mit denen ich telefoniert habe, sagen soll: es ist mein Motorrad und ich habe es von ihnen gekauft. Die Originalpapiere sind beim court, damit es auf meinem Namen umgeschrieben wird. Angeblich machen sie bei Einzelpersonen weniger troubles. A risky game wenn man mich fragt. Mag ich so nicht.
Und irgendwie stimmt alles nicht. Das, was im Reiseführer steht, im Internet, die Wetterapps (angeblich ist quasi schon der Monsoon; laut meinen apps ist über 30 Grad warm und sonnig ) und was die Leute einem sagen. Man kann es sich quasi aussuchen.
Auch die Alternativroute über Chakrata Richtung Shimla haut nicht hin. Denn da braucht man auch wieder ein permit, das man so und so kaum als Ausländer bekommt, denn dass ist militärisches Übungsgebiet. Bis jetzt klappt echt nicht viel.
Heute ist mir auch das erste mal an der Kreuzung wer reingefahren. Nichts, keine Reaktion, aber konsequentes Wegschaun. Glücklicherweise ist meinem Motorrad nichts passiert. Mein Gepäckträger aus Stahl hat einen Blinker auf seinem Auto eingedrückt, aber das war dem Fahrer kein Stehenbleiben wert.
Toshi, der Guide hat mich auch auf die ganze Mietgeschichte in Ladakh aufmerksam gemacht. Ich wußte bis dahin nichts davon und meine Reiseführer in Buchform von 2015 auch nicht. Eigentlich habe ich ja gedacht, dass es ein Marketinggag von ihm ist, denn er vermittelt auch Motorrad Touren und hat gemeint, ich soll doch einfach hier in der Gegend mit einer Gruppe von ihm mitfahren.
Nach zwei Bier und ein ein wenig Frust von der Seele schreiben, bin ich wieder etwas optimistischer. Ich bleibe mal beim ursprünglichen Plan: Spiti Valley und dann weiter nach Ladakh. Manali reizt mich so und so nicht. Den berühmt berüchtigten Rothang Laa Pass hätte ich zwar gerne mitgenommen, aber es muss nicht sein.
08.06.2016: Nahan
Nahan
Finally: ein guter Tag!!!!! Ein wenig verkatert aufgestanden mit zu wenig Schlaf. Aber: endlich eine ruhige Nacht. Kein Hupen, kein Verkehr, nur bellende Hunde, Ratten am Dach und der Muezzin um 4 Uhr früh. Heute eine sehr schöne Strecke gefahren. Endlich weniger Verkehr, endlich freundliche Menschen und schöne Landschaft. Endlich hat es geklappt einen kleine Straße zu nehmen, auch wenn es ein Umweg von 3 Stunden war. Hat sich echt ausgezahlt. Das Wetter hat auch gehalten.
Nahan ist auch für eine Überraschung gut: Es ist verdammt nett. Freundliche Menschen und kleine Gassen wo nicht ständig gehupt wird, da die Gassen in der Innenstadt auch zu schmal sind für Fahrezuge sind. Entspannte Atmosphäre, mit alten Geschäften die fotogen in verschieden Farben getaucht sind. Es macht einfach Spaß durch das Gassengewirr zu schlendern. Ich frage mich ob das auch damit zu tun, dass eine große Gemeinde der Sikhs das Stadtwesen prägt. https://de.wikipedia.org/wiki/Sikhismus