
Bennys Reisetagebuch
Zum Frühstück wird richtig aufgefahren: neben dem schon üblichen hausgemachten Marmeladenangebot gibt es verschiedene Müslis, Mandeln, getrocknete Pflaumen, einen Obstkorb, Wassermelonen und ein Frühstücksei!

Die Katze ist natürlich auch da und leistet uns Gesellschaft. Eigentlich darf sie nicht aufs Sofa. Und das weiß sie auch... seht ihr den selbstgefälligen Blick?

Zum Abschied bekommen wir auch noch einen Beutel mit selbst gemachten Keksen mit auf den Weg.
Der Weg runter sei laut Hausherr einfacher als der Weg, den wir gestern gekommen sind. Wenn ich gewusst hätte, was uns erwartet, hätte ich mein Glück mit dem Weg hoch versucht: der ist um einiges kürzer, ziemlich gerade und bis auf den frischen Split "nur" eine Naturstraße.
Nach dem Wiesenweg kommt erst eine grobsteinige Rechtskehre, bevor es an einem Bauernhof vorbei sehr sehr grobsteinig weitergeht. Hut ab vor Claudi und Chris, die da souverän runterfahren. Ich bleibe erstmal stehen. Nach dem Bauernhof rolle ich noch ein paar Meter und steige dann ab, um mich zu beruhigen und den Weg abzulaufen. Vielleicht wird es ja leichter. Nicht nur innerlich den Kopf schüttelnd stell ich fest, dass das too much für mich ist. Claudi ist da aus anderem Holz geschnitzt: sie mag Herausforderungen und geht auch gern über ihre Grenzen. Ich trotte mit hängendem Kopf den Weg hinunter und gestehe mir resigniert ein, dass ich um Rudel-Unterstützung bitten muss. Da höre ich das vertraute Zweizylinder-Blubbern hinter mir. Chris ist mein Held! Er hat gesehen, wie ich absteige und loszottel, und kürzt über die Wiese ab, um die ERNA zu bergen. Ohne ihn würde ich da heute noch stehen.
Ich fühl mich wie ein Versager und hänge mich entsprechend geknickt den wirklich schönen St. Raphael Pass runter als letztes Rudelmitglied ein und überlasse Claudi die Führung. So schnell wie sonst fährt sie heute Morgen dann aber auch nicht, das ist für mich sehr angenehm und meine Nerven können sich beruhigen.
In Puget-Théniers setze ich mich wieder an die Rudelspitze – weiß ich doch, wo es lang geht und das Navi bleibt heute aus. Kaum ins Tinée-Tal abgebogen und in den Zen-Motorrad-Fahr-Zustand versetzt, wird das meditative Dahingleiten durch infernalen Lärm von hinten gestört. Irritierter Blick in den Rückspiegel und eine Horde wildgewordener Super-Moto-Sportler auf dem Weg zum Sonntags-Treff auf dem Bonette schießt an uns vorbei. Fünf Sekunden Ruhe, dann die nächste Welle. Und so geht das noch zwei Mal. Die find ich echt extrem stressig, ich bin halt doch der Tourenfahrer.
Aber irgendwie schon krass: bei uns trifft man sich an einem Sonntag am Hegaublick auf 812 Meter, hier ist der beliebteste Bikertreff der Bonette mit 2.715 Metern... Dafür müssen wir schon in den Urlaub fahren!
Worauf wir verzichten müssen, ist der Legionär in La Courbaisse: die Firma, deren Wahrzeichen er war, gibt es scheinbar nicht mehr. Sehr schade, dieser Hingucker hätte es verdient, weiter dort seine Wache zu halten.

Vor der nächsten Bekloppten-Welle biegen wir auf die ruhigere, schmalere, kehrenreichere Straße nach La Tour ab.
Eindeutig kein Sonntags-Racer-Terrain, wir sehen nicht einen Motorradfahrer mehr. Weil die Rechtskehren bei mir heute super laufen, nehm ich auch die vor La Tour mit – da sollten wir eigentlich geradeaus. Also gibt es eine unfreiwillige Tour durch la Tour, bevor wir uns auf die "Achtung, jetzt wird es eng und ohne Seitenabsicherung"-Strecke nach Utelle begeben.

Eine natürliche Laute! Wahrscheinlich spielt hier der Wind so manches Lied.

Lustig, da kommt dieses Schild „Fahrbahnverengung“ ...

... und dann liegen Riesensteine im Weg, an denen wir uns gerade so vorbeiquetschen.

Der Baum hat sich den besten Platz für den Rundumblick ausgewählt.

20 vor 12 (und damit nur 10 Minuten später als mit Max vereinbart) sind wir an der Madonne d'Utelle und genießen die phänomenale Fernsicht.

Wunderbarer Blick vom Orientierungsturm

Einen Fanclub in Form eines motorradbegeisterten Dreikäsehochs haben wir auch ganz schnell gewonnen.

Noch sind wir allein, da können wir ein wenig Unsinn machen!

Soo schön blau strahlt der Himmel über dem Aussichtsdächle

Und so schön strahlt der Chris

Und so schön strahlen die Berge

Claudi checkt mit dem Tele aus, ob da vorne Moppeds stehen. Aber von unserer Forumstruppe rund um Max fehlt noch jede Spur.

Puderzuckerberg
Wir parken die Moppeds vom Aussichtsturm weg prominent und gut sichtbar auf dem Parkplatz bei der Kapelle und sind dann in die Kirche, um ein Kerzchen anzuzünden.

Die Zeit reicht auch, um die Ausstellung rund um die Kirche zu begutachten.

Interessante Kunstwerke...
Dann ist es halb 1. Genug Zeit verbracht, wir haben langsam ein Hüngerchen. Wir fahren nach Utelle runter und in das erste Restaurant an der Straße.

Wir haben gerade die Menükarten aufgeschlagen, als Max und Liane, Gigl, Tornante, Bernhard & Sabine ums Eck biegen.
Wir nutzen alle die Gelegenheit zum Mittagessen:

… entweder mit Hühnchen...

… oder Salat! Mundet beides.

Da noch nicht geschehen, fährt die Max-Gruppe kurz zur Madonne hoch

Wir winken hinterher...

… und dösen noch ein wenig in der Sonne.
Unser kleiner Fanclub ist auch wieder da und kann sich von den Motos gar nicht losreißen.

Was ein echter Franzose ist, der hat sein Baguette immer dabei!
Gemeinsam geht es dann zum Col de Turini.

Auf dem Turini gibt es dann erstmal ein Gruppenbild. Man merkt, wer schon ein paar Tage Posen geübt hat ;-)
Die anderen wollen noch einen Schlenker auf eine O-Ton Max "schlechte Straße" machen. Wir wollen lieber auf besseren Straßen weiterfahren.

Oha, ja, wir glauben Tornante, dass er gestern im Schnee hier rüber musste.

Berge, Berge, Berge!

Und so geht es Richtung Lucceram auf der genialen Strecke D21.

Genau hinschauen, dann sieht man zwischen den Bäumen die noch folgenden Kehren!

Wunderbar zu fahren! Und dank Fotohalt stört auch das langsame Auto nicht, dem geben wir immer Vorsprung zum Wieder-Aufholen.

Geil-o-mat! Da würden wir am liebsten unten umdrehen und einfach wieder hochfahren!
Wir testen dann die Abkürzung über den Col de l'Ombre. Naja, viel Kiefernnadeln auf dem Boden (nass noch rutschiger als trocken), Löcher in der Straße und zum Schluss noch Bodenwellen. Braucht kein Mensch.
Der Col de Braus ist auch eher enttäuschend: eine Bitumenspur an der anderen. Kurz vor Sospel ist die Straße immer noch wegen der Motorsport-Veranstaltung gesperrt, die heute Morgen für die Verspätung der Max-Gruppe verantwortlich zeichnet.

Die Umleitung führt zum Glück zum Col de Castillon, von wo aus es nicht weit zur Auberge ist.
Chris zeigt sich schwer enttäuscht von dem 2-Sterne-Haus, da sind wir mit unseren Chambre d'hôtes einfach mehr Klasse gewohnt. Immerhin bietet es eine schöne Aussicht auf Sospel.

Abends treffen wir uns nach einem kurzen Fußmarsch mit der ganzen Bagage in Sospel in einer sehr urigen Pizzeria, um einen lustigen Abend zu verbringen.

Was hatten wir wieder für tolle Strecken! Und tolles Wetter! Und wir haben immer noch 4 Tourtage!