Lieber Max, erinnerst Du Dich, worin die ursprüngliche Idee der Kurzfilm-Kritik besteht? Ich erklär's Dir gerne nochmal.
Es ging um die Aussage eines maximal 5-minütigen Films, also den Inhalt des Films und dessen Titel, und darum, als Filmemacher aus der Kritik etwas lernen zu können. Und genau darum geht's mir in meiner Kritik, dem Filmemacher einen Hinweis zu geben auf fehlende Informationen, die er selbst nicht erkennt, da er über die Informationen ja eh verfügt (Insiderwissen).
Weder im Film noch im Titel taucht der Begriff "Abruzzen" auf, wenn ich mich richtig erinnere. Es zählt das, was im Film zu sehen ist, nicht das, was in einen Forumsbeitrag reingeschrieben wurde. Ich lese die geschriebenen Informationen bewusst nicht, um unvoreingenommen den Film auf mich wirken zu lassen. Wenn der Film es nicht schafft, die gezeigte Handlung in einen Bezug zu setzen, sowohl geografisch als auch hinsichtlich der gezeigten Personen, dann kann es nicht Aufgabe des Filmzuschauers sein, die fehlenden Puzzlestücke zu googeln. Nein, dann ist es ein Manko des Films.
Der Vergleich zu "Fluchtpunkt San Francisco" hinkt meiner Meinung nach. Auch ohne eine Karte zu sehen, auf der die Handlungsorte gezeigt werden, wird durch die Handlung klar, dass die Hauptfigur
Kowalski tagelang durch eine unendlich weite Steppenlandschaft rast. Ob von West nach Ost, Ost nach West, oder im Kreis herum, spielt für die Handlung eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Das Wort "Fluchtpunkt" im Titel drückt aus, worum es bei der Fahrt geht. "San Fransciso" ist derart prominent, dass jeder halbwegs gebildete Mensch eine grobe Vorstellung darüber hat, wo in Nordmerika diese Stadt gelegen ist.
Bei Jojos Kurzfilm spielt laut Titel der Italienische Frühling die wesentliche Rolle. Der Bezug ist durch die Bilder nicht erkennbar. Er fährt über eine winterliche Berglandschaft, die Aussieht wie ein Alpenpass (vgl. Prominenz). Auch an den Alpen hat Italien einen großen geografischen Anteil, sodass diese Assoziation alles andere als abwegig ist, zumal die Alpen zwangsläufig überquert werden müssen, wenn man nach Italien will. Der Begriff "Campo Imperatore", der im Titel/Untertitel auftaucht, ist weit weniger prominent, sodass nur jemand, der sich genau auskennt, mit dieser Information etwas anfangen kann.
Deswegen ist Jojos Film nicht schlecht. Aber es fehlen zwei kleine entscheidende Informationsstücke, um den Ablauf schlüssig nachvollziehbar zu machen. Der geografische Bezug könnte ganz einfach durch einen anderen Filmtitel hergestellt werden.
Anregung z.B.:
"Primavera Italiano 2018 - Frühlingsschnee in den Abruzzen"
Auf der Passhöhe könnte z.B. "Campo Imperatore" auf einem Schild ablesbar sein oder die Info wird als Untertitel eingeblendet. Von dem GS-Fahrer fehlt lediglich eine Nahaufnahme, die z.B. mit dem Namen der Person untertitelt werden könnte - oder ein gemeinsames Foto auf der Passhöhe.