Heute schnappen wir uns die Passknacker im Südwesten, und dann gucken wir uns bei Triest das Mittelmeer an. Zwei Passknacker liegen nah am Mittelmeer, daher liegt es nahe, die Badehose einzupacken. Die Route ist mit 385 km recht lang geplant, aber davon sind 177 km Autobahn, viel davon direkt zum Anfang. Es ist eben recht weit bis zum Mittelmeer. Das ist der Preis für ein festes Basislager. Dafür spart man tägliches ein-/auspacken und das Fahren mit Gepäck.

Rund um die Hauptstadt Ljubljana ist etwas Stau auf der Autobahn, aber damit halten wir uns nicht lange auf. Unser erster Passknacker heißt Snezik / Hermannstraße, und das ist ein wahrer Klopper: Ca. 40 km Schotter, auch beim Passknacker so eingetragen. Direkt an der Einfahrt verwirrt uns dieses Schild:

Das heißt wohl sinngemäß, man darf da reinfahren, wenn man da was zu tun hat. Die Strecke entpuppt sich also piekfein gepflegter Schotter mit ganz wenigen Löchern und nur einer Handvoll Steine. Es ist trotzdem anstrengend zu fahren. Zumindest für mich. Luca macht das zum ersten Mal, zumindest mit der V-Strom (zuvor hatte er eine Bandit 1250), und er entdeckt richtig Spaß dran. Bald lasse ich ihn vorfahren, denn mit seinem 19" Vorderrad hat er hier eindeutig Vorteile. Wir erreichen nach der Passhöhe tatsächlich irgendwann wieder Asphalt, aber der endet nach nicht mal einem Kilometer wieder. Grrr.

Kleine Pause

Große Kreuzung

Und so heißt die Straße

Luca hat Spaß
Als wir endlich wieder Asphalt erreichen, bemerken wir beide den Unterschied: Es ist jetzt eindeutig Südeuropa hier. Die Vegetation ist anders, es ist warm, und die Straßen sind zwar asphaltiert, aber nicht wirklich griffig. So wenden wir uns den nächsten Punkten zu: Pregarje und Artvize sind Dörfer auf Hügeln im platten Land. Gemessen daran, wie abgelegen und einsam das hier alles ist, sind die Häuser und Gärten auffallend gut gepflegt.
Dann geht es zu den beiden Punkten direkt an der Adria. Slowenien hat nur einen schmalen Streifen Meeresküste zwischen Italien und Kroatien. Wir sind bald wieder auf der Autobahn und robben uns an deren Ende durch dichten Urlaubsverkehr.

Einheimische Motorradfahrer tragen Sicherheits-T-Shirts, kommen wegen Koffern aber nicht voran
Dann geht es auf sehr abseitige und steile Ministräßchen, was mich ein wenig an Gardasee oder Kanaren erinnert. Ich höre von hinten Luca leise protestiere, weil sein Navi andere Meinungen hat, aber auf diesen Ministraßen ist wenigstens kein Stau. Allerdings auch kein Grip. Ich drifte im dritten Gang beim Tempo 30. Die Punkte Cetore und Gazon Sedlo bieten eine Aussicht über die Bucht von Capodistria und wir beschließen, dass es Zeit zum Eisessen ist. Und für Posingfotos.


Wir finden auch bald an der Autobahnvermeidungsstrecke, auf der wir trotz Stauchaos kreativ einbiegen können, ein Restaurant am Wegesrand mit vertrauenserweckend aussehendem Personal und Aussicht auf die Bucht. Also rein da, Eis bestellt und genossen. Sehr lecker hier, aber das ist ja klar, wenn man bis Italien gucken kann.
Nach Italien geht's jetzt direkt. Dazu fährt man am einfachsten wieder auf die Autobahn auf. Der Grenzübergang ist vierspurig und steil bergab. Die wenigen PKW vor mir lassen sich von den Tempolimit-Schildern beeindrucken, da mache ich doch mal mit. Und siehe da, drei Polizisten am Wegesrand, davon eine mit Fernglas. Irgendwo weiter hinter mir wird jemand rausgezogen - Handy in der Hand? Dann fahren wir die Küstenstraße entlang und suchen eine Stelle zum Baden. Wir finden leider keine schöne Stelle, weil alles vollgebaut ist.

Mit dem Baden wird es heute nichts, also fahren wir lieber noch mehr Motorrad. Zunächst wieder Autobahn. An einer Tankstelle (Getränke nachkaufen) entdecken wir dieses Kleinod an Ladungssicherung:

Merke: Der Fahrer des Abschleppers hat nicht etwa den Transporter aus Nachlässigkeit außermittig geladen, sondern die außermittige Ladung im Transporter berücksichtigt, so dass die Summe wieder mittig ist. Vorbildlich!
Statt nur per Autobahn zurück zu fahren packe ich noch einen Passknacker südlich von Ljubljana in die Route, den Pikovnik. Das sind 20 km und 30 Minuten Umweg, aber hey. Faszinierend ist zunächst, dass wir den gleichen Weg von der Autobahn weg wie heute Morgen wählen, dann biegen wir aber links statt rechts ab. Und so kommen wir auf die bisher beste Kurvenstrecke von Slowenien! Diese ist sogar amtlich anerkannt durch die Schilder, die vor Motorradunfällen warnen sollen. Außerdem sind Hilfslinien für Motorradfahrer auf der Straße, gegen geschnittene Linkskurven. Wir haben richtig Spaß! Beim Passknacker heißt sie Pikovnik.


Danach geht's ins Hotel, das Abendessen genießen. Am Ende stehen 400 km auf dem Zähler. Dank der Autobahn nicht sonderlich anstrengend.