Tag 3 - 16.06.2020 | Thonon-les-Bains -> Briançon (405 km)
Das Frühstück verlief ein wenig anders, als ich es aus anderen Hotels gewohnt war: Hier musste man seinen Frühstückswunsch an einer Bar aufgeben.
Die freundlichen Mitarbeiter hinter der Theke stellten einem dann seine Auswahl dementsprechend zusammen.
Anscheinend machte man sich hier nicht so viele Gedanken über das Corona-Virus! Außer dem Servicepersonal des Hotels und mir trug kaum jemand einen Mund-Nasenschutz.
Heute war der große Tag! Die erste Etappe der Route des Grandes Alpes lag nun direkt vor mir.
Meinen persönlichen Startpunkt hatte ich mir am Yachthafen von Thonon-les-Bains gesetzt.
Von dort aus führten mich kleine Straßen den Berg hinauf in die Stadt.
Meine Twin gab mir auf einem steilen Stück der Straße unüberhörbar zu verstehen, dass sie jetzt doch gerne wieder etwas Benzin haben wollte - ihr wisst noch: das Restreichweitenthema von gestern.
Die laut Navi naheliegenste Tankstelle existierte nicht. Schließlich fand ich doch noch eine Tankstelle!
Diese Automatentankstelle nahm jedoch meine Kreditkarte nicht an. Auf meiner Stirn bildeten sich mal wieder die ersten Schweißtropfen. Die zweite Kreditkarte teilte das Schiksal der ersten Karte: Karte nicht akzeptiert!
Mal tief Durchatmen.... Überlegen... Ob die ec-Karte (V-Pay) funktioniert? .......... Sie funktonierte!!!!
Durch einen Kreisverkehr führte die D902 aus der Stadt hinaus ins Grüne.
Schon die ersten Kilometer außerhalb der Stadt weckten meine Begeisterung für die Strecke.
Weit öffnete sich das Tal des Flusses Dranse und man fuhr buchstäblich ins Grüne.
Auch wenn die ersten Meter keinen alpinen Eindruck vermitteln, so überraschte mich das üppige Grün, das sich hier einem über und über zeigte.
An diesem Steckenabschnitt stand auch das erste Hinweisschild auf dei RDGA.
Eine solche Tafel hätte ich schon am Beginn der D902 in Thonon-les-Bains erwartet. Da wenig Verkehr herrschte, hielt ich für einen kurzen Fotostopp an.
Den erste Pass auf dieser Strecke war der
Col des Gets. Fast hätte ich die Passhöhe übersehen, so unscheinbar ist diese.
Nur eine Inschrift auf einem Hinkelstein in einem Kreisverkehr weist auf die Passhöhe hin.
Weiter südlich vom Col des Gets führt die Straße wieder durch ein grünes Tal. Der Fahrbahnbelag ist eher mäßig.
Die mich umgebenden Berge hüllen ihre Spitzen in Wolken. Auf der Straße begegnen mir nur wenige Fahrzeuge.
Immer wieder kann man zwischen den dicht wachsenden Bäumen am Straßenrand hinunter zur Stadt Taninges blicken.
Auch den
Col du Châtillon-sur-Cluses kann man leicht übersehen. Ein kurzer Halt für ein Foto war er mir jedoch wert.
Gleich am Ortseingang von Cluses weckte ein noch sehr neu wirkender Supermarkt mein Interesse.
Hier konnten die eigenen Getränkevorräte nach belieben wieder aufgefüllt werden. Auch ein zweites Frühstück gönnte ich mir.
Mit Blick auf die Berge, durch die ich gerade noch gefahren bin, genoss ich meine Croissants. Sie schmeckten bei diesem Anblick gleich nochmal so gut
Die weitere Fahrt durch Cluses zog sich hin. Am Ortsausgang lotste mich mein Navi auf die D4 in Richtung Le Reposoir.
Warum ich in meiner Planung nicht die offensichtlich schönere D119 gewählt habe, ist mir bis heute schleierhaft! Es war vielleicht dem Zeitdruck geschuldet???
Der erste "echte" Alpenpass auf der Route des Grandes Alpes war für mein Empfinden der
Col de la Colombiere.
Ab der Ortschaft Le Reposoir wird die Straße schmaler und man fährt durch einige schöne Kurven in Richtung Passhöhe.
Auch die Landschaft hat sich mittlerweile geändert. Die vormals hügelige Landschaft weicht nun zum Teil schroffen Bergen.
Hier durfte meine Drohne zum ersten Mal abheben und ein paar wunderbare Videoszenen aufnehmen.
Das folgende Bild ist ein Standbild aus einem Video:
Die Auf- und Abfahrt zum/vom
Col des Aravis sind herrliche Motorradstrecken in einer großartigen Landschaft.
Der Pass selber war mir jedoch keinen Stopp wert.
In einer der Kehren auf der Südrampe wartete der erste Paparazzo

dieser Reise auf mich:
...und die Gegenaufnahme
Der kleine Ort Flumet ist mir in meiner Reiseplanung schon ein wenig ans Herz gewachsen. Unbedingt wollte ich die Kirche und die Brücke im Ort sehen.
Auch die Häuser, die am Hang zum Fluss hinter stehen, waren einen Fotostopp allemal wert.
In Beaufort verließ ich die Straße D925 in Richtung Süden. Ich wollte auf kleinen Wegen hinauf zum Lac de Roselend fahren.
Die kleinen Wege waren herrlich und erinnerten mich ein ganz kleines bisschen an die Südrampe des Gaviapass.
Wenn man einmal auf diesem Weg den Berg erklommen hat, so wird man mit einem unvergesslichem Blick auf den schönen See belohnt.
Auf dem Weg hinab zur Staumauer stand ich plötzlich vor einer Herde Kühe, die offensichtlich von einer Weide zur nächsten getrieben wurde.
Eine Bäuerin und zwei Jungs versuchten die Herde in Schach zu halten.
Einigen Kühen gelang es auf eine steile, am Hang liegende Weide zu laufen, auf die sie wohl nicht gehen sollten.
Die beiden Jungs sprangen den Kühen hinterher und die Bäuerin fluchte, wie man es ihr nicht zugetraut hätte.
Mein Respekt vor den Jungs, die dort ihre Kletterkünste zeigten.
Und... Ich bin zwar auf dem Land groß geworden.
Auch Milchviehbetriebe gab es bei uns viele in der Nachbarschaft, aber ich habe noch nie gesehen, ja sogar in Erwägung gezogen, dass Kühe so gut klettern können!
Am Cormet de Roselend musste natürlich wieder ein Fotostopp eingelegt werden.
Auch hier war kein Betrieb: Keine Wanderer, keine Radfahrer.
Nur eine kleine Gruppe aus drei Motorradfahrern machte auf dem Schotterparkplatz vor einem mobilen Verkaufsstand für Sandwiches und Getränke eine Pause.
Ein kurzer Gruß zwischen uns und ich konnte direkt zur Fotolocation durchfahren.
Immer der D902 folgend kam ich dem für Wintersport so berühmeten Val d'Isère näher.
Vorbei am Lac du Chevril, den ich eigentlich auf der etwas weiter westlich von der D902 gelegenden D87B erreichen wollte.
Leider war die Straße durch eine Baustelle gesperrt. In der Baustelle fiel mir auf, dass hier die Baustellenampeln in einer Gitterbox standen.
Das habe ich noch nirgendwo auf der Welt gesehen. Ob man wohl Angst hat, dass sie geklaut oder beschädigt werden??? Who knows?
Der Name Val d'Isère ist einem aus den Sportnachrichten so geläufig, wie Imola oder Monte Carlo aus der Formel 1.
Wie der Name schon auf der Zunge zergeht - auch wenn ich mit Skifahren nun wirklich nichts am Hut habe. Aber der Name ist präsent.
Wer jetzt aber glaubt, dass der Ort etwas besonderes ist, der irrt meiner Meinung nach. Bei meinem Besuch wirkte der Ort wie ausgestorben.
Bei der Einfahrt fallen einem gleich mehrere riesige und völlig deplatzierte Hotelbauten auf.
Der Ort selber wartet mit Gebäuden auf, die wohl soetwas wie Alpenromantik verbreiten sollen. Jedenfalls vom Baustil her.
Allerdings kam dieses Gefühl bei mir nicht auf. Viel zu überdimensioniert und, trotz mancher Fassaden, viel zu modern sind sie dafür.
Hier ist nur der winterliche Schibetrieb zuhause - nichts für mich!
Was aber hinter Val d'Isère auf einen wartet, muss man wohl keinem alpenbegeisterten Motorradfahrer lange erklären: Der
Col de L'Iseran.
Die Straße zur Passhöhe ist keine fahrerische Herausforderung. Um so mehr kann man zwischendurch die beeindruckend schöne Landschaft ein wenig auf sich wirken lassen.
Viele kleine Schneefelder lagen jetzt Mitte Juni noch am Straßenrand. Hier oben traf ich auf die ersten Murmeltiere dieser Reise.
Ein Murmeltier musste wohl in seiner Clique eine Mutprobe bestehen, indem es, in fast selbstmörderischer Absicht, wenige Meter vor meinem Vorderreifen noch über die Straße zu huschen versuchte.
By the way: Alle Murmeltiere haben ihre Mutprobe - meines Erachtens nach - bestanden, bzw. überlebt.
Die Scheitelhöhe war schnell erreicht. Nur ein Mortorradfahrer stand oben auf der Passhöhe. Der bekannte Wegweiser war verwaist.
Nach kurzem Blickwechsel zwischen uns beiden, ob er noch vor den Wegweiser posieren wollte, nahm ich diesen Platz ein.
Bevor Avrieux erreicht wird, fährt man an der unübersehbaren Festung Fort Victor-Emmanuel vorbei.
Eine der fünf geplanten und vier realisierten Befestigungsanlagen der Barrière de l’Esseillon.
Diese Festung erschien mir so beeindruckend groß, dass ich gleich mal ein Foto aufnehmen musste.
Gerne wäre ich hier mit der Drohne geflogen.
Aber zum einen hatte ich keine Zeit dafür und zum anderen hatte ich Schiss, dass der Drohne was passieren könnte.
Denn hier ist weg auch wirklich weg....
Dunkle Wolken zeigen sich am
Col du Télégraphe in der Ferne. Ich hoffte nicht im strömenden Regen weiterfahren zu müssen.
Eine kurze Verschnaufpause war jetzt gerade recht. Einmal austreten und etwas die Landschaft genießen. Die Uhr zeigte mittlerweile schon 18 Uhr an.
Wie lange ich noch bis zum heutigen Etappenziel brauchen würde, war mir nur vage bekannt. Also lieber weiterfahren....
Ein letztes Highlight lag heute noch auf meinem Weg nach Briançon: Der
Col du Galibier.
Die Wolken wurden bei der Auffahrt zur Passhöhe immer dichter. Nur noch vereinzelt konnte man ein paar blaue Flecken Himmel zwischen ihnen sehen.
Zum Glück blieb es aber weitesgehend trocken - nur ein paar Regentropfen fanden ihren Weg auf mein Helmvisier.
Das Spielchen mit den Murmeltieren wiederholte sich übrigens auch hier auf der Auffahrt zur Passhöhe.
Diese kleinen Tierchen müssen sich wohl mit ihren Verwandten am
Col de L'Iseran abgesprochen haben.
Ca. 300 m vor dem Tunnel durchfuhr ich die ersten Wolken.
An der Abzweigung zur Passhöhe fielen mir die vielen Verbotsschilder auf, die wie das
Signum der römischen Truppeneinheiten hier standen.
An einigen Stellen lag hier am Straßenrand der Schnee noch über zwei Meter hoch. Ähnliches habe ich letztes Jahr, etwa zur selben Zeit im Juni, am Timmelsjoch gesehen.
Die Passhöhe hüllte sich ganz in Wolken und kam recht plötzlich zum Vorschein. Zwei Autos standen auf dem Parkplatz. So konnte ich in Ruhe meine Erinnerungsfotos schießen.
Die Ampelanlage am südliche Tunnelportal des Galibier wirkte auf mich deplatziert.
Keine Menschenseele weit und breit und die Ampel zeigte ihr schönstes rotes Licht.
Es dauerte Ewigkeiten, bis sie endlich auf grün umschaltete. Ich hatte schon so meine Zweifel, ob das noch passieren würde.....
Auf der Höhe des Tunnel des Rif Blanc öffnete der Himmel seine Schleusen. Bis Briançon sollte es nicht besser werden.
Im Gegenteil: Es wurde eher schlimmer, je näher ich Briançon kam.
An einer Tankstelle am Ortsausgang von Le Monêtier-les-Bains füllte ich den Tank der Twin wieder auf.
Den Fehler vom Vortag wollte ich auf keinen Fall nochmal begehen.
Wie der Zufall so spielte, hörte es genau auf der Höhe des Ortseingangschild von Briançon auf zu regen.
Quasi von Turbo auf Full-Stop in null komma nix. Sachen gibt es....
Müde und erschöpft erreichte ich schließlich das Hotel Edelweiss - meine Bleibe für die kommende Nacht.
Die Begrüßung war sehr nett und der Check-In problemlos. Die Dame an der Rezeption sprach ein wenig englisch.
Nachdem ich ihr meinen Namen verraten hatte, schaute sie mich mit großen Augen an und fragte, ob ich alleine wäre?!
Meine Gedanken fingen schon wieder an zu rotieren: Hab ich bei der Buchung etwas Falsches angegeben? Was kommt jetzt auf mich zu?
Nachdem ich ihre Frage bejahte, reichte sie mir den Zimmerschlüssel mit einem breitem Grinsen im Gesicht über den Rezeptionstisch: Ich hätte das große Zimmer mit vier Betten (2x2). Bonne nuit!
Das Zimmer war für meine Verhältnisse wirklich riesig. Einziger Mangel: Es gab nur zwei Steckdosen - eine im Eingangsbereich und eine im Badezimmer.
Na Bravo! Bonne nuit!
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