Heute war also der Tag, an dem wir Richtung Villach fahren sollten.
Das Wetter wurde auch hier ein wenig schlechter, so dass wir die Entscheidung, schon heute zu fahren für die Richtige hielten.
Wir hatten grob geplant, nochmals an der Küste entlang bis Triest zu fahren. Diesmal aber besagte 6 spurige Straßen großräumig per Hinterland zu umfahren.
In Izola machten wir einen kurzen Zwischenstopp zwecks menschlicher Bedürfnisse. Ich verbrachte meine Wartezeit mit Unfug und dummes Zeugs machen
Endlich ging es weiter. Unschwer war zu erkennen, dass es nicht mehr 30 Grad wahren. Die Luft veränderte sich stetig, aber noch hatte ich keine Angst.
Hinter Triest sah ich auf meiner Karte plötzlich einen Ort, der meine Neugierde weckte.
Meine Freundin konnte nicht direkt etwas mit dem Ortsnamen anfangen (was ich so nicht verstand, aber so ist das manchmal).
Wir hatten einen kleinen Umweg nach

eingeschlagen.
Wir waren von der Art des Freilaufs begeistert. Kamen uns wie auf einer Ranch in Amerika vor. Leider war der Ort schwer mit Strassenbau belegt, so dass wir vergeblich einen Weg hinein suchten.
Aber es ist imposant, wenn man die Geschichte kennt (oder nach liest

)
Es war ca. 13.30 Uhr und wir hatten noch ein gutes Stück vor uns. Die Wolken zogen sich zu, es fing ein wenig an zu nieseln.
Ich schaute in den Himmel, dann auf die Karte, so wie der Wind steht, sollten wir nicht betroffen sein, dachte ich und posaunte hinaus: Keine Sorge alles gut, bleibt trocken.
Wir schlängelten uns bis Nova Gorica. Bis heute weiß ich leider nicht, warum mir dieser Name so bekannt vor kam. Eine Stadt in einem Film? Hm wer weiß.
Der 103 Richtung Tolmin folgend, die Berge links von uns, kamen wir dort um 16.30 Uhr an. Puh und noch eine ganz schöner Weg vor uns.
Es kam wie es kommen mußte. Es fing an zu tröpfeln, dann zu regnen. Wir stellten uns kurz unter. Dann war der Schauer vorbei, hurra!
Wir mußten uns entscheiden, ob wir hinter Bovec über Italien oder wieder über den Wertschetpass fahren wollten. Angesichts des drohenden Regens entschieden wir uns für den Pass.
In der Hoffnung wir könnten

Leider fing es dann ein wenig stärker an zu regenen.
Wir fanden in ener Bushaltestelle Unterschlupf. Was nun? Warten, ok warten...
Wir verdammten, dass wir Mädchen waren und wünschten wir wären Jungs, die hätten es viel einfacher gehabt

aber auch das haben wir hinbekommen.
Die Entscheidung viel nach gut 30 Minuten Dauerregen. WEITER. Wir zogen OP Handschuhe unter unsere Sommerhandschuhe. Mülltüten steckten wir uns vorne in die Hose, denn wir hatten letztens gemerkt, wo das Wasser eindringt. Die Jacken sollten halten. Meine Freundin packte Ihre Füße ebenfalls in Mülltüten und dann in die Stiefel (wie gut das ich Daytonas hatte!)
Wir wechselten die dunklen Brillen gegen unsere Klarglasbrillen.
Gut eingepackt wagten wir den Kopf rauszutecken nur um fluchend festzustellen, dass es schüttet und das nicht zu knapp.
Es machte wirklich keinen Spass im Regen zu fahren. Die Temperatur sank dramatisch ab. Die Stimmung auch. Es wurde dunkel. DIe Superstrahler hatten weder Suzuki noch KTM verbaut, wir mußten mit den mitgelieferten Funzeln, sprich Scheinwerfern, vorlieb nehmen.
Und dann ging es ab!
Im Dunkeln im Regen, Sicht fast Null, viel es mir wieder ein, welchen Pass wir fahren würden!
Verdammt, diesen
Wertschetpass. Nur diesmal waren die Kehren mit dem Kopfsteinpflaster auf der anderen, auf der Seite, die wir RUNTER fahren sollten.
Ich behielt dies für mich.
Was dann kam war der blanke Wahnsinn. Die Temperatur sank immer weiter, die Sicht die auf Null war, die Serpentinen. Ich bin ein ums andere mal stehen geblieben, weil ich nicht wußte, wo die Strasse war.
Meine Freundin war schon nicht mehr im Rückspiegel zu sehen. Die Finger waren gefroren, die Unterhose schwamm. Es war bitterkalt und goss wie aus Kübeln.
Ich kroch im ersten Gang mit der Katie den Berg rauf, immer Angst, irgendwo neben der Strasse zu landen.
Ich weiß nicht wie oft ich vor der Kurve erschrocken das Moped abgewürgt hatte. Sintflutartig kam uns das Wasser entgegen.
Meine Hände spürte ich mittlerweile nicht mehr. Ich hoffte nur, dass nichts auf der Fahrbahn lag oder aus dem Wald hüpfte. Ich wußte nur eins, wir müssen rauf und rüber.
Niemals kann ich beschreiben, was ich bei der Auffahrt empfand.
Oben angekommen, wartete ich in der Dunkelheit heulend auf meine Freundin. Ich hatte keine Lust mehr, wollte mein Motorrad einfach umtreten. Ich kann mich nicht erinneren, wann ich das letzte mal so gefroren hatte.
Sie kam dann endlich auch. Stellte fluchtend ihre Suzi ab. Ihr war tatsächlich Wild auf die Fahrbahn gesprungen und sie konnte nur knapp ausweichen.
So standen wir da.
Ich sagte: "Mir ist alles egal, ich bleib hier sitzen und wenn ich erfriere. Ich fahr nicht weiter."
Die Temperatur war auf 3 Grad abgesunken. (Wie ich später erfuhr, fiel in dieser Nacht die Schneefallgrenze schlagartig auf unter 1.000m, wir hatten auf dem Pass einfach richtig Glück, dass es nur Regen war).
Es half nichts, wir mußten weiter. Im Schneckentempo ging es den Pass runter. Ich verfluchte mein Hobby. Bedauerte keine Heitzgriffe zu haben und vieles mehr.
Irgendwann kamen wir in Kranjska Gora an. Wir suchten eine Kneipe, um uns ein wenig aufzuwärmen. Selbst meine Freundin, die fast nie Tee trinkt hat zwei große Becher mit viel Zucker getrunken.
Wir sahen schon komisch aus.
An der Theke stehend, zitternd vor Kälte, den Tee verschüttend, war binnen Sekunden ein See zu unseren Füßen.
Ich ging aufs WC in der Hoffnung, dort vielleicht wie üblich ein Gebläse zum Händetrocknen zu finden. Und? War doch klar, dies war die einzige Kneipe im Urlaub, die Papiertücher hatte!
Wir wurden mitleidig angeschaut. Nein nicht wirklich. Niemand schaute uns an. Niemand fragte oder hatte aufmunternde Worte für uns.
Ich schwor mir: Sehe ich jemals einen Mopedfahrer in solch einer Situation bekommt er ne heiße Suppe ausgegeben, mindestens!
Ein wenig die Hände aufgewärmt mußten wir weiter.
Da viel mir das andere Übel ein: Der Wurzenpass! Verdammt und natürlich auch runter fahren.
Ich weiß nun, wie langsam unsere Motorräder fahren können.
Wir fuhren vom Wurzenpass rechts Richtung Villach. Die erste Tankstelle steurte ich an.
(Hm ich hatte nicht erwähnt, dass ich vorher nicht ans Tanken gedacht hatte und die Pässe nur gehofft hatte es zu schaffen)
Wir fragten nach einer Kneipe. Eine müsse kommen hiess es. Das sollte unsere sein!
Wir stiegen ab, ließen unsere Handschuhe und Jacken auf der Heizung im Vorraum, die tatsächlich warm war, liegen.
DIe Gastwirtin staunte nicht schlecht als wir triefend und frierend eintraten. Wir fragten nach Fritatensuppe und Tee. Beides wurde bejaht und wir sollten am Tisch platz nehmen.
Wir baten aber um ein Handtuch oder Decken zum unterlegen, damit das Leder nicht nass würde. Selbst die Decken hinderte das Wasser nicht. Heftig.
WIr waren auch hier nicht in der Lage den Tee ohne zu verschütten zu trinken. Die Unterhaltung mit den Gästen war wirklich lustig. Wir wollten nur noch schlafen, die Wärme tat ihr übriges dazu.
Ein wenig gestärkt und aufgewärmt machten wir uns auf die letzten 20km mittlerweile war es 21.00Uhr.
Meine Freundin gab mir eine Adresse, die aber nur fürs Navi sei. Ab dort müßten wir wie in der email und den Videos beschrieben, den Weg suchen.
Email?
Videos?
Ok hab ich wohl verpasst.
Aber angeblich wäre das in der Nähe der Adresse, die ich bekam.
Wir stürtzen uns in die kalte nasse Nacht, mal wieder
An der Anschrift angelangt, waren nur ein paar Häuse und sonst nix. Wir fuhren die Strasse hinauf. Nix. Zurück. Nix.
Unten sagte ich: "Dort ist Licht, da schellen wir einfach mal" und das um kurz vor 22.00 Uhr.
Der nette Mann konnte uns nicht weiter helfen, meinte aber, dass das Haus irgendwo den Berg rauf sei.
Ha, bergauf, im Dunkeln, im Regen!
Diesmal fuhren wir nebeneinander,damit wir wenigstens etwas Licht hatten (wie gut das wir erst am nächsten Tag sahen, WO wir da nebeneinander fuhren). Der Regen war eher so Hagelmatsch geworden.
WIr fanden nichts. Nach dem dritten mal den Berg rauf fahren fragten wir oben an einem Hotel.
Ich stand im Regen und schaute zu , wie der Koch meiner Freundin den Weg wies. Er zeigte, gestikulierte sprach. Meine Freundin nickte.
Als sie zu mir kam sagte ich: "Und? Nun weißt Du wo wir hin müssen?"
Die Antwort spare ich mir. Wir machten uns einfach auf die Suche.
Schellten bei einem Haus, das wir nicht erschossen wurden war alles.
Egal wir fuhren weiter und dann plötzlich standen wir vor dem richtigen Haus!
Nun hieß es Schlüssel finden. Wir hatten eine rudimentäre Beschreibung für das Öffnen eines Schlüsselsafes (kannte ich bis dahin gar nicht).
Ok. Im Dunkeln einen Schlüsselsafe finden, dann auf Überkopfhöhe (wir sollten dem Bekannten sagen, dass nicht jede Frau 2m groß ist!) mit steifen Fingern diesen öffnen.
Der Spass hat uns den letzten Rest gegeben dauerte es doch knapp 30min.
Völlig fertig warfen wir den Kamin an. Tranken drölf Biere und schliefen dort ein wo wir gerade saßen.....
P.S.
Das war der absolut schlimmste Albtraum in meiner Motorradkarriere und hätte beinahe dazu geführt nie wieder zu fahren. Aber eben nur beinahe
