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Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Sonntag 6. November 2016, 17:46
von Chris aus Leonding
Abgesehen von einem wieder kongenialen Reisebericht meinen größten Respekt an Tanja :L
Freu mich schon wie ein kleines Kind auf die Fortsetzung 8-)

See you ...

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Sonntag 6. November 2016, 19:58
von halbcent
Schöner Bericht - tolle Gegend.....
Bitte weiterschreiben.

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 11:58
von Kitebiker
Hallo Tanja, hallo Herbert,

herzlichen Dank für diesen tollen und emotionalen BeziehungsReisebericht :D ! Herbert hatte ja offensichtlich immer das "Heimwerkermützchen" und die passende Lösung dabei (Mars/ Venus). Ich würde mich freuen, wenn Ihr auch die gemeinsamen Touren im Friaul in Eure Berichterstattung einbezieht! :L

Beste Grüße
Kitebiker / Jörg

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 11:59
von hoppalla
Danke für die vielen Respekte ;) :L

Es gibt ein Zitat, das lautet so - oder ähnlich:

Machen, nicht denken, nicht reden. Einfach machen.
Im schlimmsten Fall wird es eine Erfahrung!


Das geht aber in meinem Fall nur mit dem Vertrauen, dass derjenige, der plant, deine Ängste und Grenzen kennt. Und respektiert. Manchmal die eigenen Grenzen austesten tut gut, es erweitert den "Tschakka"-Horizont enorm ;) Jedenfalls - ich glaube, danach handle ich. Das Tun selbst ist ja nun nicht wirklich schwierig, draufsitzen, Gas geben, lenken. Nix dabei. Die eigentliche Arbeit leistet der Motor. Und Matsch, Schmiere, Steine, Wurzeln - das macht ja Spaß ... zumindest die kleinen feinen, die ich bisher "erfahren" durfte :P Ich konnte in meiner Jugend Enduro-Erfahrungen sammeln und weiss, dass mir das liegt.

Zweimal hatte ich in diesem Urlaub wirklich Angst - das war Tag 1, der bombierte Weg hoch zur Venetalm. Und Tag 4, dem Fahrzeug in der Kurve - Auge in Auge mit dem Abgrund - ausweichen. Beides Grenzerfahrungen. Für mich.
"Im schlimmsten Fall wird es eine Erfahrung" - es sind zwei gute (Grenz-)Erfahrungen geworden und ich werde mich sicherlich nicht das letzte Mal überwinden müssen (gell Herbert :mrgreen: ). Jedes Abenteuer ist nur eine Entscheidung von dir entfernt - man spürt jede Faser seines Körpers. Lebendigkeit, Glück, Abenteuerlust .... und bei alledem ist es ziemlich wurscht ob männlich oder weiblich - jeder hat seine ganz persönliche Grenze und entscheidet für sich selbst oder lässt sich vielleicht auch mal gerne von seinen eigenen Fähigkeiten überzeugen ;)

Danke nochmal für Eure tollen Reaktionen! :L :L :L -> Tanja und Herbert

was mich interessieren würde: was waren denn eure Grenzerfahrungen beim Motorradfahren ?!

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 12:12
von CrazyPhilosoph
:L :L :L

Also von Herbert hätte ich schon erwartet, dass er auch die Spitzkehre einhändig durchfährt :mrgreen: :lol: .

Durch die genannten Grenzerfahrungen bleiben solche Ergebnisse unvergesslich und man lern daraus. So lange alles Gut geht ist ein bissl Angst nicht schlecht.

Mein Lieblingszitat ist ein schwäbischer Spruch, der kommt nah na Tanjas Zitate ran: Net Schwätze, schaffe!

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 13:47
von JvS-105
Man(n) muss ja nicht immer volle Kanne arbeiten. Deswegen verschlang ich jetzt diese Berichte mit einem für meine Arbeitskollegen leicht verwirrenden Grinsen im Gesicht.

Fetten Respekt für Tanja. Da waren doch bisher _einige_ alpine Brocken dabei, auf dem der eine oder andere Mega-Reiser bei schlechtem Wetter das Sausen in den Muffen bekommt. Der Gaviapass ist z.B. so ein Kandidat. Top, was Du da erfahren hast!
was mich interessieren würde: was waren denn eure Grenzerfahrungen beim Motorradfahren ?!
Nun, eine der ersten Grenzerfahrungen machte ich - ausgerechnet - auf dem Gavia. Nachdem ich meinen freien Tag (damals als Koch noch unter der Woche) damit startete, zwei deutschen Motorradfahrern den Gampenpass und das Val di Sole lang hinterher zu fahren (den Weg an den beiden vorbei schaffte ich damals noch nicht, war erst mein 2. Jahr auf zwei Rädern), fand ich mich - nachdem die beiden unbekannten Tourguides ohne Absprache einfach nach Madonna di Campiglio abbogen - allein auf weiter Flur wieder. Damals - 20 Jahre wird's nun locker her sein - gab's noch kein Navi, Handies hatten noch Kabel und waren wandanhängig, und man musste sich mit Landkarten aus Papier behelfen, falls man verloren gefahren war.. ..und das eigene Italienisch eine Beleidigung für die Zuhörer war.

So erwarb ich also am Tonalepass, nachmittags im Spätherbst, eine Strassenkarte, fand nach einiger Zeit auch den Pass auf dem Papier und erblickte recht freudig in der Nähe meines Standpunktes den Namen "Bormio". DAS kannte ich geografisch ziemlich gut einordnen, startete voller Tatendrang den Big-Block (Yamaha FZR 1000 Exup) und rollte in Richtung Ponte di Legno.

Auch dort fand ich einen Wegweiser nach Bormio, quasi nach Hause, und trieb mein Motorrad munter in Richtung Gavia. Schön asphaltierte Strasse, schöne Steinmauern daneben, frische weisse Striche, die erste Kehre, die zweite Kehre, dann das Schild mit der max. 30 km/h-Angabe, dann die urplötzliche Verengung auf einspurig, und schliesslich nach der nächsten Kehre...

Schotter, Lehm und Wasser..

Der Gavia war damals tatsächlich nur in den Kehren asphaltiert - dazwischen herrschte noch pur die Natur. Es dämmerte bereits, und es war aber ein schöner, warmer Dienstag gewesen. Der in den Tagen zuvor gefallene Schnee lief flüssig die Strasse entlang ins Tal, mit meinen schönen, neuen Sportstiefeln (GoreTex gab's damals noch nicht, jedenfalls nicht in meiner Preisklasse) streifte ich über die "Fahrbahn", um im Falle eines Falles nicht zu fallen, und die damals rennstreckentauglichen Michelin mit ohne viel Profil schlitterten ferngesteuert den ungesicherten Berghang entlang.

Auf der Passhöhe war der Schnee noch nicht ganz geschmolzen, die Fahrbahn war deren 4 schmale Asphaltstreifen, heftig mit Streugut gesalzen, dazwischen Schnee und Eis. Im 2. Jahr auf dem Motorrad, im mittlerweile Dunkeln, noch knapp 100 Kehren von zuhause entfernt, nasse Füsse, kalte Hände, schweres Motorrad, unbekannte Strasse, und die Soldaten der damals noch besetzten Kaserne dachten, da käme ein Mädel vorbei - wegen langer Haare und Zopf und 60 kg Kampfgewicht.

Ich fand meinen Weg irgendwie ins Valfurva runter. Freute mich über jede Kehre, weil nach jeder Kehre die Temperatur gefühlt um 1 Grad zunahm. Freute mich über Bormio und die Tankstelle mit Tankomat, der meine letzten Lire schluckte und das gelbe Licht im Cockpit zum Erlöschen brachte.

Ich hatte damals noch keinen Plan, wie lange der Weg bis zum Stilfserjoch noch sein würde - war nämlich meine Premiere auf der "italienischen" Seite. Und ich war dann fast den Tränen nah, als auf der endlich bekannten Passhöhe der Balken mit dem Schild "wegen Lawinengefahr gesperrt" quer über die Strasse hing, und nicht senkrecht in den Himmel ragte, wie vorher immer...

Ich musste also mittlerweile nachts nochmals auf 2.700 m Meereshöhe wenden und den Weg über den Umbrail-Pass nehmen. Dazu war eine kleine Offroad-Einlage um den Schweizer Grenzbalken herum notwendig (man bedenke, mit einem 250-kg-Vollplastik-Japan-Eisenschwein), der Umbrailpass war damals auch noch nicht durchgängig asphaltiert ..

Um 22.00 Uhr war ich endlich wieder zuhause. Gesteinsproben von diversen Pässen in der Verkleidung, Quellwasser aller möglichen Sorten in den Schuhen, die teuren Dainese-Handschuhe dank schlechter Lederfärbung auf den Händen verewigt, und die schöne rot-perlweisse FZR neu lackiert in Rindvieh-kackbraun und salzweiss.

Alles, was in 20 Jahren danach noch kam, war alles nicht mehr sooo schlimm :mrgreen:

Beste Griass aus dem Land der Berge und Kehren,
JvS

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 13:56
von Lahmekuh
Hallo Ihr zwei,

das geht ja wunderschön weiter. Die Dosso-Alto und die Tre-Valli-Höhenstraße sind ein echtes Schmankerl, das ich auch gern mal wieder fahren würde.

Grenzerfahrung: Ich bin mal in einer Kehre - der Schlaf hatte mich wohl überrascht - geradeaus weitergefahren. Dem da oben sei es gedankt, dass aus der Kehre ein Wirtschaftsweg abging, sonst wäre es der freie Flug geworden. Die Grenze ist die vollständige Wachheit, sonst.... :o

Re: Auf Umwegen ins Friaul (1000 Kehren sind's wohl gewesen

Verfasst: Montag 7. November 2016, 14:15
von CrazyPhilosoph
Grenzerfahrungen beim Moppedfahren:

Die erste vor vielen vielen Jahren als 15 Jähriger Sozius bei meinem Bruder. Der hatte gerade den Führerschein gemacht und mich mit dem Fahrschul-Mopped von der Schule abgeholt.
Bis dato kannte ich nur Mofa oder Mockick. Direkt vor dem Schulhäuschen meinte er es dann besonders gut und zog beim Ampelstart sehr zügig los. Mich hätte es beinahe nach hinten von der Bank gekippt, da ich mit dieser Beschleunigung nicht gerechnet habe.

Die Zweite in den Pyrenäen (2011).
Dort durften wir viele, viele Spitzkehren hinter einem Bus herfahren, der uns nicht bemerkte (wollte?). Bei einem Stück fast gerader Strecke wollte ich dann vorbei. Der Bus, bzw der Fahrer holte aber schon mal vorsorglich für die nächste Kurve aus, so konnte ich wählen ob gegen den Bus, oder in eine kniehohe Mauer. Ich entschied mich für die Mauer und kam mit zerbröseltem Mopped auf einem Stück nasser Wiese, kurz vor dem Abgrund zu liegen. Das Mopped war zwar ziemlich schlecht dran, aber bei mir nur ein paar Schürfungen und ein gestauchtes/gezerrtes Fussgelenk.
Meine Abneigung gegen Busse hat das verstärkt.

Alles andere bisher harmlos.