Wild West Diaries, Teil II
Verfasst: Montag 26. September 2022, 17:47
Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr diesen Bericht auf einem etwas größeren Bildschirm (z. B. 10" Tablet, Notebook) lesen würdet,
dann kommen die Fotos einfach besser zur Wirkung!
Die ersten Gedanken
In der Adventszeit verkaufe ich Weihnachtsbäume. Mit dem Erlös finanziere ich meine Hobbys, Motorrad und Modellbahn.
Die zweite Woche tut sich dabei wenig,
die umliegenden Kasernen, Büros und Praxen, so sie wollten haben ihren Baum,
Restaurants im Lockdown kaufen auch diese Jahr nichts und so bleibt Zeit, ältere Zeitschriften zu lesen oder Pläne zu machen.
Pläne in Zeiten von Corona sind schwierig.
Die Weihnachtsbäume verkaufe ich in der Nähe des Kölner Flughafens, militärischer Bereich.
Heute fahren sechs Rettungswagen mit Blaulicht vorbei, die schwerstkranke Coronapatienten, die aus Dresden eingeflogen worden sind,
auf umliegende Intensivstationen zu verlegen.
Überhaupt Thema Gesundheit,
ich kenne Leute meines Alters, die es nicht mehr schaffen, zwei Kilometer zu Fuß zu gehen,
andere habe ich bereits auf ihrem letzten Weg begleitet.
Am Vortag hatte ich die jährliche Übersicht zu meiner Lebensversicherung erhalten, noch gut ein Jahr, dann würde diese ausgezahlt.
Was machen mit dem Geld?
Schon beim Abschluss meinte der Vertreter, das Geld reicht wahrscheinlich "nur" für einen guten Mittelklassewagen.
Aber einen solchen brauchen wir nicht und wollen wir nicht.
Unsere Kinder stehen auf eigenen Beinen, wir sind schuldenfrei, also was dann?
In unserem Bekanntenkreis geht der Trend zum Wohnmobil.
Wir gehen im Urlaub lieber auf ein richtiges Klo, die Abende auf einem geschotterten Platz mit Kunstrasenteppich
auf Klappstühlen und neben dem Webergrill mit Aussicht auf eine weiße Wand zu verbringen, weckt auch keine rechten Bedürfnisse.
Also verbraten, zum Beispiel im Urlaub.
"America the beutiful";
im Frühjahr 1983 hatte ich meine Arbeit gekündigt und bin für fünf Monate, größtenteils per Anhalter durchs Land gereist.
1988 mit Freundin, Zelt und Mietwagen von L. A. durch den Südwesten,
1989 mit ihr zum Hotelurlaub in Florida.
2002 hatte ich einen alten Schulfreund und Auswanderer in McCarthy, AK besucht.
Wir sind gewandert, Kanu gefahren und haben Lachse gefischt.
2010 war ich mit meiner Frau, der Freundin von weiter oben, in NYC, DC, und mit Mietwagen weiter in die Südstaaten.
2016 waren wir letztmals in den USA. Dazu hatten wir uns ab Las Vegas für 25 Tage eine Harley Electra Glide gemietet.
Ein fantastisches Erlebnis. 8.500 km durch die grandiosen Nationalparks des Wilden Westens.
Grand Canyon, Antilope Canyon, Monument Valley, Bryce Canyon, Cedar Breaks, ZionCanyon, Arches
Über den Independance Pass
und durch die Rockies nördlich in die Badlands.
Weiter zum Devils Tower,
Mount Rushmore
und in den Yellowstone NP.
Wieder südwestlich durch Idaho zum Craters of the Moon und dann Richtung Lake Tahoe, zum Yosemite, über den Tioga Pass zum Mono Lake, durchs Death Valley zurück nach Las Vegas.
An die Tour denken und reden wir heute noch öfters. Das kann uns keiner mehr nehmen!
Die ganze Geschichte könnt ihr gerne hier nachlesen:
https://www.v-stromforum.de/viewtopic.php?t=59304
Ich hatte Ende 2021 mal beim damaligen Veranstalter für den kommenden Sommer angefragt.
Der Mut sank, als ich die Preise hörte. 6.000 Euro allein für die Miete
und dann wäre es wohl schwierig, überhaupt ein entsprechendes Motorrad zu bekommen.
Durch Corona hatten die Vermieter ihre Bestände drastisch reduziert, Street Glide, die "Sparversion" wäre wohl schnellentschlossen zu haben,
scheitert aber schon an der Gepäckunterbringung und dem nicht vorhandenen superbequemen Soziussitz mit Rückenlehne vor dem Topcase.
Die Flüge könnte er aber schon mal für uns reservieren.
Mietwagen wäre langweilig und inklusive aller Versicherungen wohl auch nur ca. € 1.000 preiswerter.
Wohnmobil wollten wir nicht, hab aber trotzdem mal kurz recherchiert. Mit Sprit kämen wir auf 10 - 12.000 US, (KOA)- Campingplätze liegen in der Saison bei mindestens 50 USD / Nacht, manchmal das Doppelte und sind an den schönen Orten oft (früh) ausgebucht. Die National- und Stateparks waren es meist schon weit im Voraus. Hier kostet der Platz ca. $ 30.
Wir hatten schon die Kanaren als Trostpflaster im Auge, da meinte beim Weihnachtstreffen mein Bruder:
"Frag doch mal den Edgar, der wohnt doch bei San Francisco, vielleicht kann der was machen."
Der Plan
Edgar, den ich seit gut 40 Jahren kenne, hatte 1987 eine der ersten Evolution-Harleys gefahren,
war gelernter KFZ Mechaniker und vor gut 20 Jahren von Köln ins sonnige Kalifornien ausgewandert.
Zu Weihnachten kommt er regelmäßig auf Verwandtenbesuch nach Köln.
Ich habe ihn hier bei seiner Schwester angerufen und von unseren Plänen erzählt.
"Mieten ist uns zu teuer, könntest du uns helfen, eine Harley zu kaufen" war die kurze Zusammenfassung des Gesprächs.
Kaufen in den USA ist noch recht einfach, anmelden und versichern ohne Wohnsitz dort jedoch fast unmöglich.
Wenn er zurück ist, hätte er erst mal viel zu tun auf der Arbeit, dann würde er sich aber mal melden und gucken, so verblieben wir.
Ich hatte inzwischen die Eckdaten unserer Tour geplant, immer noch mit der Option ab Las Vegas per Miete.
Gut vier Wochen sollten es werden, alles Schöne und Interessante mitnehmen, was auf der Strecke liegt.
Nevada, Arizona, California, Oregon, Washington, Idaho, Montana, Wyoming, Utah, Nevada.
Da war ich schon bei rund 10.000 Kilometern.
Bezahlbare Motels gesucht und dabei festgestellt, dass wir da Kompromisse eingehen müssen.
Strandblick oder Großstadt kosten meistens gleich das Doppelte und mehr,
also ein Budget Motel an der Autobahn oder in Flughafennähe, auch wenn es mal 30 Extrakilometer sind.
Das funktioniert natürlich nicht jede Nacht und an jedem Ort.
Am 02. Februar bekam ich von Ed ein paar Web- Links zu Angeboten aus der GRAIGSLIST, einem US- Kleinanzeigenportal,
aber was Passendes war nicht wirklich dabei.
Ich habe es ihm dann noch mal in meiner Wunschvorstellung konkretisiert:
Electra Glide Ultra Limited der Baujahre 2010 -13. Die haben einen luftgekühlten, 1690 ccm Motor, 134 Nm, 84 PS, ABS mit Integralbremsen,
d. h. Hand- und Fußbremse wirken jeweils auf beide Räder. 6- Gang Getriebe und wartungsarmen Riemenantrieb.
Harleys und besonders Diese sind als sehr zuverlässig bekannt.
Warum keine BMW oder ein anderes Adventure Bike?
Wegen der Bequemlichkeit
und außerdem sollte man zB. bei einem Köln Besuch auch Kölsch trinken und zumindest einmal ein lecker Hämmchen gegessen haben.
Sollte noch unter 30.000 Meilen, möglichst im Originalzustand und aus privater Ersthand sein.
Hohe Ansprüche meinerseits, aber Edgar gelang der Schnapper schon am 19. Februar,
der war aber gut 5 Stunden, 300 Mls Fahrzeit entfernt bei L.A.
Diese Harley entsprach aber ziemlich genau unseren Wünschen.
Dazu hat sie noch andere Nockenwellen die für noch mehr Drehmoment und Druck von unten raus abgestimmt sind,
bei in etwa gleich viel PS, oben raus ist die bisschen Müder, aber wer dreht 'ne Harley und erst Recht einen großen Tourer dauernd über 3.500 oder 4.000 U/Min. (Stage 2 Kit).
Geänderten LuFi, Auspuff und jeder Menge Chromteile für eine bessere Optik. Den Auspuff hatten wir aber, um weniger Lärm zu machen, vor Reisebeginn gegen einen Originalen getauscht. Dazu die wunderschöne, klassische Farbkombination. Midnight Pearl / Brilliant-Silver Pearl, das hört sich doch gut an.
Wir gingen ans Eingemachte, bzw. unser Bankdepot.
Am folgenden Wochenende (27. Feb.), in Köln fand ein wenig Karneval statt,
mietete Ed sich einen FORD Pickup F 150 mit Hänger, fuhr los und kam nach einem langen Tag mit dem Motorrad zurück.
Direkt schickte er erste Fotos. Wir waren begeistert.
Eingelagert wurde das Motorrad in der Halle einer Firma seines Golfpartners. Angemeldet und versichert auf Ed's Namen.
Danach konnte er wohlverdient in Florida ein wenig auf der Daytona-Bike-Week entspannen.
Nachdem jetzt alles klar war, buchten wir die Flüge.
Die waren aufgrund des Krieges gegen die Ukraine jetzt je € 150 teurer geworden.
Der Dollar näherte sich dem Euro an, Motels waren jetzt im Schnitt 10 - 15 % teurer als noch 4 Wochen zuvor.
Spritpreise natürlich auch und damit in Kalifornien fast auf deutschem Niveau.
Zusätzlich machte sich die hohe Inflation in unserer Planung stark bemerkbar.
Die freie Zeit im März und April verbrachte ich mit Planung.
Mit GOOGLE-Maps und Garmin-MS verfeinerte ich die Etappen, versuchte so gut es ging die Sehenswürdigkeiten einzuplanen,
buchte die Zimmer, schaute auch, wo wir abends was essen und tagsüber mal auf den Klo konnten.
Ende April ging die Harley zur Inspektion.
Nach sieben Jahren Standzeit sollte einiges gemacht werden.
Neue Reifen, Kerzen, Bremsbeläge und alle Flüssigkeiten wurden gewechselt.
Harley nahm übrigens $ 168 / Stunde, damit waren wir allein beim Reifenwechsel schon bei $ 900.
Mitte Mai waren alle Routen fertig.
Ich hatte schon ein Garmin Nüvi 1490 vor unserer letzten Reise ersteigert,
zur Sicherheit besorgte Edgar noch ein Zweites. Ich übertrug die Routen und vergewisserte mich, ob alles funktionierte.
Unsicherheiten gab es allerdings, da verschiedene Straßen auf den Routen laut GOOGLE - Maps gesperrt waren,
ob wegen Schnee, Feuer oder sonst was konnte ich nicht immer feststellen.
Die Tagesetappen werden im Schnitt ca. 300 - 400 km lang, was jeweils einer reinen Fahrzeit von rund 6 Stunden entspricht.
Einzelne Tage weichen natürlich ab. Es blieb bei rund 10.000 km an 28 Fahrtagen.
Was mitnehmen? 23 KG je Koffer + Handgepäck waren für den Flug vorgegeben.
Ans Motorrad passen 2 x 27 L und 60 L in das Tourpak, so heißt das Topcase im Heck.
Von 0 bis 3.700 Meter war alles dabei, Küste, Wald, Hochgebirge und Wüste, hoffentlich kein Regen.
Wir kauften bei POLO dünne Hosen mit Mesh Einsätzen, dazu wurden die Winterfutter unserer normalen Hosen eingepackt.
Die schweren Jacken und Stiefel (Brigitte bevorzugte Wanderschuhe) trugen wir während des Fluges,
hätten eh nicht mehr in die Koffer gepasst.
Mag zwar Stilbruch sein, aber ich hatte noch einen Tankrucksack erstanden und eine weitere praktische Hecktasche,
original Harley, war beim Motorradkauf dabei.
Das sollte und musste reichen. Fast alle Motels verfügen ja über Waschmaschinen und Trockner.
Sonstiges
Ich fotografiere seit 2012 mit einer NIKON Coolpix P 7100.
Die ist relativ klein und handlich, hat einen großen CCD Bildsensor mit hoher Auflösung, ein 7-fach Zoom,
Klappdisplay und brauchbaren Blitz.
Einige zusätzliche Handybilder, auch während der Fahrt vom Soziussitz sind von Brigittes Huawei P 20 und meinem Samsung A 52.
Die Fotos wurden nicht nachbearbeitet (ist mir zu mühsam), nur die Bildausschnitte entsprechend angepasst und zeigen unsere Eindrücke.
"Schönere" Fotos finden sich in riesiger Auswahl im Netz.
Merke: Für den nächsten Urlaub die Uhrzeiten auf Fotoapparat und Handys synchronisieren, ich komme jetzt mit der Reihenfolge der Fotos leicht durcheinander
Ergänzende Informationen und einige wenige Bilder in unserem Bericht habe ich aus dem Internet.
Tagebuch für diesen Bericht habe ich täglich je ca. 3 Minuten auf mein Handy gesprochen. Bezahlt haben wir mit DKB VISA Karten, teilweise wurde die Kreditkarte nicht akzeptiert, dann musste die Debitkarte ran. Tanken (ist mMn einfacher, s. o. und preiswerter) und Supermarkt oft mit Bargeld, welches wir uns problemlos am Automaten ziehen konnten. Stets $ 300 gegen € 3 Gebühr, manche Banken nehmen auch mehr, bitte beachten. Telefonieren mit LYCA Karte hat leider nicht funktioniert, aber im WiFi über watts app problemlos machbar. Offizielles per Mail.
Ich habe versucht, Rechtschreibfehler zu vermeiden!
Gruß
Reiner
Fortsetzung folgt
dann kommen die Fotos einfach besser zur Wirkung!
Die ersten Gedanken
In der Adventszeit verkaufe ich Weihnachtsbäume. Mit dem Erlös finanziere ich meine Hobbys, Motorrad und Modellbahn.
Die zweite Woche tut sich dabei wenig,
die umliegenden Kasernen, Büros und Praxen, so sie wollten haben ihren Baum,
Restaurants im Lockdown kaufen auch diese Jahr nichts und so bleibt Zeit, ältere Zeitschriften zu lesen oder Pläne zu machen.
Pläne in Zeiten von Corona sind schwierig.
Die Weihnachtsbäume verkaufe ich in der Nähe des Kölner Flughafens, militärischer Bereich.
Heute fahren sechs Rettungswagen mit Blaulicht vorbei, die schwerstkranke Coronapatienten, die aus Dresden eingeflogen worden sind,
auf umliegende Intensivstationen zu verlegen.
Überhaupt Thema Gesundheit,
ich kenne Leute meines Alters, die es nicht mehr schaffen, zwei Kilometer zu Fuß zu gehen,
andere habe ich bereits auf ihrem letzten Weg begleitet.
Am Vortag hatte ich die jährliche Übersicht zu meiner Lebensversicherung erhalten, noch gut ein Jahr, dann würde diese ausgezahlt.
Was machen mit dem Geld?
Schon beim Abschluss meinte der Vertreter, das Geld reicht wahrscheinlich "nur" für einen guten Mittelklassewagen.
Aber einen solchen brauchen wir nicht und wollen wir nicht.
Unsere Kinder stehen auf eigenen Beinen, wir sind schuldenfrei, also was dann?
In unserem Bekanntenkreis geht der Trend zum Wohnmobil.
Wir gehen im Urlaub lieber auf ein richtiges Klo, die Abende auf einem geschotterten Platz mit Kunstrasenteppich
auf Klappstühlen und neben dem Webergrill mit Aussicht auf eine weiße Wand zu verbringen, weckt auch keine rechten Bedürfnisse.
Also verbraten, zum Beispiel im Urlaub.
"America the beutiful";
im Frühjahr 1983 hatte ich meine Arbeit gekündigt und bin für fünf Monate, größtenteils per Anhalter durchs Land gereist.
1988 mit Freundin, Zelt und Mietwagen von L. A. durch den Südwesten,
1989 mit ihr zum Hotelurlaub in Florida.
2002 hatte ich einen alten Schulfreund und Auswanderer in McCarthy, AK besucht.
Wir sind gewandert, Kanu gefahren und haben Lachse gefischt.
2010 war ich mit meiner Frau, der Freundin von weiter oben, in NYC, DC, und mit Mietwagen weiter in die Südstaaten.
2016 waren wir letztmals in den USA. Dazu hatten wir uns ab Las Vegas für 25 Tage eine Harley Electra Glide gemietet.
Ein fantastisches Erlebnis. 8.500 km durch die grandiosen Nationalparks des Wilden Westens.
Grand Canyon, Antilope Canyon, Monument Valley, Bryce Canyon, Cedar Breaks, ZionCanyon, Arches
Über den Independance Pass
und durch die Rockies nördlich in die Badlands.
Weiter zum Devils Tower,
Mount Rushmore
und in den Yellowstone NP.
Wieder südwestlich durch Idaho zum Craters of the Moon und dann Richtung Lake Tahoe, zum Yosemite, über den Tioga Pass zum Mono Lake, durchs Death Valley zurück nach Las Vegas.
An die Tour denken und reden wir heute noch öfters. Das kann uns keiner mehr nehmen!
Die ganze Geschichte könnt ihr gerne hier nachlesen:
https://www.v-stromforum.de/viewtopic.php?t=59304
Ich hatte Ende 2021 mal beim damaligen Veranstalter für den kommenden Sommer angefragt.
Der Mut sank, als ich die Preise hörte. 6.000 Euro allein für die Miete
und dann wäre es wohl schwierig, überhaupt ein entsprechendes Motorrad zu bekommen.
Durch Corona hatten die Vermieter ihre Bestände drastisch reduziert, Street Glide, die "Sparversion" wäre wohl schnellentschlossen zu haben,
scheitert aber schon an der Gepäckunterbringung und dem nicht vorhandenen superbequemen Soziussitz mit Rückenlehne vor dem Topcase.
Die Flüge könnte er aber schon mal für uns reservieren.
Mietwagen wäre langweilig und inklusive aller Versicherungen wohl auch nur ca. € 1.000 preiswerter.
Wohnmobil wollten wir nicht, hab aber trotzdem mal kurz recherchiert. Mit Sprit kämen wir auf 10 - 12.000 US, (KOA)- Campingplätze liegen in der Saison bei mindestens 50 USD / Nacht, manchmal das Doppelte und sind an den schönen Orten oft (früh) ausgebucht. Die National- und Stateparks waren es meist schon weit im Voraus. Hier kostet der Platz ca. $ 30.
Wir hatten schon die Kanaren als Trostpflaster im Auge, da meinte beim Weihnachtstreffen mein Bruder:
"Frag doch mal den Edgar, der wohnt doch bei San Francisco, vielleicht kann der was machen."
Der Plan
Edgar, den ich seit gut 40 Jahren kenne, hatte 1987 eine der ersten Evolution-Harleys gefahren,
war gelernter KFZ Mechaniker und vor gut 20 Jahren von Köln ins sonnige Kalifornien ausgewandert.
Zu Weihnachten kommt er regelmäßig auf Verwandtenbesuch nach Köln.
Ich habe ihn hier bei seiner Schwester angerufen und von unseren Plänen erzählt.
"Mieten ist uns zu teuer, könntest du uns helfen, eine Harley zu kaufen" war die kurze Zusammenfassung des Gesprächs.
Kaufen in den USA ist noch recht einfach, anmelden und versichern ohne Wohnsitz dort jedoch fast unmöglich.
Wenn er zurück ist, hätte er erst mal viel zu tun auf der Arbeit, dann würde er sich aber mal melden und gucken, so verblieben wir.
Ich hatte inzwischen die Eckdaten unserer Tour geplant, immer noch mit der Option ab Las Vegas per Miete.
Gut vier Wochen sollten es werden, alles Schöne und Interessante mitnehmen, was auf der Strecke liegt.
Nevada, Arizona, California, Oregon, Washington, Idaho, Montana, Wyoming, Utah, Nevada.
Da war ich schon bei rund 10.000 Kilometern.
Bezahlbare Motels gesucht und dabei festgestellt, dass wir da Kompromisse eingehen müssen.
Strandblick oder Großstadt kosten meistens gleich das Doppelte und mehr,
also ein Budget Motel an der Autobahn oder in Flughafennähe, auch wenn es mal 30 Extrakilometer sind.
Das funktioniert natürlich nicht jede Nacht und an jedem Ort.
Am 02. Februar bekam ich von Ed ein paar Web- Links zu Angeboten aus der GRAIGSLIST, einem US- Kleinanzeigenportal,
aber was Passendes war nicht wirklich dabei.
Ich habe es ihm dann noch mal in meiner Wunschvorstellung konkretisiert:
Electra Glide Ultra Limited der Baujahre 2010 -13. Die haben einen luftgekühlten, 1690 ccm Motor, 134 Nm, 84 PS, ABS mit Integralbremsen,
d. h. Hand- und Fußbremse wirken jeweils auf beide Räder. 6- Gang Getriebe und wartungsarmen Riemenantrieb.
Harleys und besonders Diese sind als sehr zuverlässig bekannt.
Warum keine BMW oder ein anderes Adventure Bike?
Wegen der Bequemlichkeit
und außerdem sollte man zB. bei einem Köln Besuch auch Kölsch trinken und zumindest einmal ein lecker Hämmchen gegessen haben.
Sollte noch unter 30.000 Meilen, möglichst im Originalzustand und aus privater Ersthand sein.
Hohe Ansprüche meinerseits, aber Edgar gelang der Schnapper schon am 19. Februar,
der war aber gut 5 Stunden, 300 Mls Fahrzeit entfernt bei L.A.
Diese Harley entsprach aber ziemlich genau unseren Wünschen.
Dazu hat sie noch andere Nockenwellen die für noch mehr Drehmoment und Druck von unten raus abgestimmt sind,
bei in etwa gleich viel PS, oben raus ist die bisschen Müder, aber wer dreht 'ne Harley und erst Recht einen großen Tourer dauernd über 3.500 oder 4.000 U/Min. (Stage 2 Kit).
Geänderten LuFi, Auspuff und jeder Menge Chromteile für eine bessere Optik. Den Auspuff hatten wir aber, um weniger Lärm zu machen, vor Reisebeginn gegen einen Originalen getauscht. Dazu die wunderschöne, klassische Farbkombination. Midnight Pearl / Brilliant-Silver Pearl, das hört sich doch gut an.
Wir gingen ans Eingemachte, bzw. unser Bankdepot.
Am folgenden Wochenende (27. Feb.), in Köln fand ein wenig Karneval statt,
mietete Ed sich einen FORD Pickup F 150 mit Hänger, fuhr los und kam nach einem langen Tag mit dem Motorrad zurück.
Direkt schickte er erste Fotos. Wir waren begeistert.
Eingelagert wurde das Motorrad in der Halle einer Firma seines Golfpartners. Angemeldet und versichert auf Ed's Namen.
Danach konnte er wohlverdient in Florida ein wenig auf der Daytona-Bike-Week entspannen.
Nachdem jetzt alles klar war, buchten wir die Flüge.
Die waren aufgrund des Krieges gegen die Ukraine jetzt je € 150 teurer geworden.
Der Dollar näherte sich dem Euro an, Motels waren jetzt im Schnitt 10 - 15 % teurer als noch 4 Wochen zuvor.
Spritpreise natürlich auch und damit in Kalifornien fast auf deutschem Niveau.
Zusätzlich machte sich die hohe Inflation in unserer Planung stark bemerkbar.
Die freie Zeit im März und April verbrachte ich mit Planung.
Mit GOOGLE-Maps und Garmin-MS verfeinerte ich die Etappen, versuchte so gut es ging die Sehenswürdigkeiten einzuplanen,
buchte die Zimmer, schaute auch, wo wir abends was essen und tagsüber mal auf den Klo konnten.
Ende April ging die Harley zur Inspektion.
Nach sieben Jahren Standzeit sollte einiges gemacht werden.
Neue Reifen, Kerzen, Bremsbeläge und alle Flüssigkeiten wurden gewechselt.
Harley nahm übrigens $ 168 / Stunde, damit waren wir allein beim Reifenwechsel schon bei $ 900.
Mitte Mai waren alle Routen fertig.
Ich hatte schon ein Garmin Nüvi 1490 vor unserer letzten Reise ersteigert,
zur Sicherheit besorgte Edgar noch ein Zweites. Ich übertrug die Routen und vergewisserte mich, ob alles funktionierte.
Unsicherheiten gab es allerdings, da verschiedene Straßen auf den Routen laut GOOGLE - Maps gesperrt waren,
ob wegen Schnee, Feuer oder sonst was konnte ich nicht immer feststellen.
Die Tagesetappen werden im Schnitt ca. 300 - 400 km lang, was jeweils einer reinen Fahrzeit von rund 6 Stunden entspricht.
Einzelne Tage weichen natürlich ab. Es blieb bei rund 10.000 km an 28 Fahrtagen.
Was mitnehmen? 23 KG je Koffer + Handgepäck waren für den Flug vorgegeben.
Ans Motorrad passen 2 x 27 L und 60 L in das Tourpak, so heißt das Topcase im Heck.
Von 0 bis 3.700 Meter war alles dabei, Küste, Wald, Hochgebirge und Wüste, hoffentlich kein Regen.
Wir kauften bei POLO dünne Hosen mit Mesh Einsätzen, dazu wurden die Winterfutter unserer normalen Hosen eingepackt.
Die schweren Jacken und Stiefel (Brigitte bevorzugte Wanderschuhe) trugen wir während des Fluges,
hätten eh nicht mehr in die Koffer gepasst.
Mag zwar Stilbruch sein, aber ich hatte noch einen Tankrucksack erstanden und eine weitere praktische Hecktasche,
original Harley, war beim Motorradkauf dabei.
Das sollte und musste reichen. Fast alle Motels verfügen ja über Waschmaschinen und Trockner.
Sonstiges
Ich fotografiere seit 2012 mit einer NIKON Coolpix P 7100.
Die ist relativ klein und handlich, hat einen großen CCD Bildsensor mit hoher Auflösung, ein 7-fach Zoom,
Klappdisplay und brauchbaren Blitz.
Einige zusätzliche Handybilder, auch während der Fahrt vom Soziussitz sind von Brigittes Huawei P 20 und meinem Samsung A 52.
Die Fotos wurden nicht nachbearbeitet (ist mir zu mühsam), nur die Bildausschnitte entsprechend angepasst und zeigen unsere Eindrücke.
"Schönere" Fotos finden sich in riesiger Auswahl im Netz.
Merke: Für den nächsten Urlaub die Uhrzeiten auf Fotoapparat und Handys synchronisieren, ich komme jetzt mit der Reihenfolge der Fotos leicht durcheinander
Ergänzende Informationen und einige wenige Bilder in unserem Bericht habe ich aus dem Internet.
Tagebuch für diesen Bericht habe ich täglich je ca. 3 Minuten auf mein Handy gesprochen. Bezahlt haben wir mit DKB VISA Karten, teilweise wurde die Kreditkarte nicht akzeptiert, dann musste die Debitkarte ran. Tanken (ist mMn einfacher, s. o. und preiswerter) und Supermarkt oft mit Bargeld, welches wir uns problemlos am Automaten ziehen konnten. Stets $ 300 gegen € 3 Gebühr, manche Banken nehmen auch mehr, bitte beachten. Telefonieren mit LYCA Karte hat leider nicht funktioniert, aber im WiFi über watts app problemlos machbar. Offizielles per Mail.
Ich habe versucht, Rechtschreibfehler zu vermeiden!
Gruß
Reiner
Fortsetzung folgt