
Ich war das erste Mal in den Vogesen vor laanger Zeit, hatte Freunde in Kehl und im Schwarzwald, die praktischerweise das französische Gegenstück zum Schwarzwald nach geländesportlichen Wegen durchforsteten, mit Erfolg.

Damals gab der Förster auf seiner Honda CR 500 noch Tipps für die besten Wege, natürlich sind diese Zeiten schon lange vorbei. Der Höhepunkt im Jahr war das BretzelVert, eine Gelände Mehrtagesveranstaltung rund um Saales, zwei Mal dran teilgenommen.
Aus Nostalgie deswegen Bretzel Vosges, wobei es heutzutage streckentechnisch das Gegenteil wird, früher wurde nur die Strasse überquert und wieder im Wald verschwunden. Heute wird der Asphalt kaum verlassen, wenn man Pech oder Glück hat, je nach Gusto, ist etwas Schotter dabei. Kommt hinzu, das jetzt an nahezu jedem Waldweg erstaunlich neue Verbotsschilder stehen.
Da ich in den Vogesen wieder ein Faß aufmachen wollte. habe ich eins auf dem Camping de Belle Hutte bei La Bresse gemietet. Ja, ich werde alt, aber Ende September in 1000 m Höhe im Zelt in den Vogesen, muss nicht sein.

Das hat alles was man braucht, Bett, Bad und eine Küchenzeile. Und kleine Elektroheizungen für Bad und den restlichen Wohnraum, machten das Tiny House locker angenehm warm.
Eigentlich sollte man im Elsass/Vogesen gut Essen gehen, aber da der Platz halt fern ab vom Schuss ist, war Selbstverpflegung angesagt, keine Lust bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt nach dem Abendessen aufs Moped zu steigen.
Hinfahrt möglichst schnell durch Eifel, Hunsrück, Saarland bis zur Grenze. Die restlich Kilometer auf Landstrasse durchs Elsass. Getankt, den Fehler auf der Rechnung gesucht, war keiner, Benzin für 1,55 EUR, sponsert bei Macron.
Relativ früh angekommen, das Faß aufgemacht, alles topp, sogar Fernseher, die beste Möglichkeit französisch zu lernen, weil der Satellit anscheinend nur einheimische Sender liefert. Egal, Lese- und Hörstoff am Mann.
3 Tage schönstes Wetter ist angesagt, hoffen wir, das die Vorhersage recht hat. Gesucht werden möglichst kleine Strassen und noch legal fahrbare Route Forestiere.
1. Bretzel Mont Sainte Odile

Es soll Richtung Nordosten gehen, bis zum Kloster Mont Sainte Odile. Hoch zur Route des Cretes, ok, nicht klein und auch nicht unbekannt, aber zum Einfahren ganz ok. Auf dem Kamm gäbe es schöne Aussichten, da stehen aber reichlich Bäume, Hochspannungsleitungen oder Skilifte rum. Außerdem gelten hier 70 km/h. Der Col de la Schlucht wird heute rechts liegen gelassen, aber ein kurzer Abstecher zum Lac Blanc unternommen.

Hinter dem Col de Bonhomme klimpert es verdächtig am Motorschutz, die Strasse wurde frisch asphaltiert und reichlich gesplittet. Wer das zu spät merkt, hat in der nächsten Kurve Spaß und darf in der Kirche St. Nicolas einer Kerze aufstellen.

Anscheinend folgt in den Vogesen nach der Sommersaison die Strassenbausaison, Baustellen werden mir in den nächsten Tagen öfters begegnen. Der Split hält bis zum Col de Bagenelles an.


Beschwingt folge ich der Strasse ins Tal von der Marie Aux Mines. Die Marie wird aber schnell bei Liepvre verlassen und der schöne, kleine Col de Fouchy erklommen.


Komischerweise steht gerade dort ein Schild, das man als Motorradfahrer doch lieber langsam machen soll. Aber gerade das Strässchen dürfte zum Knieschleifen ziemlich ungeeignet sein, egal. In dem Stil fahre ich über Breitenbach und Le Howald zum Ziel, das Kloster auf dem ollen Sandsteinfelsen.

mit Blick ins Land und auf den schwarzen Wald.

Die Klosterbrüder haben sich es da oben ganz hübsch gemacht

und nach einen längeren Aufenthalt fahre ich mit seinem Segen weiter.

Der geplante Rückweg ist kurzzeitig gesperrt und auf dem alternativen Forstweg ist die Circulation interdit. Dafür steht dort einer der vielen Gedenksteine für die kriegerische Vergangenheit der Vogesen, ein englischer Lancaster Bomber ist an der Stelle abgestürzt.

Ich wende also und fahre ein kurzes Stück den Hinweg zurück und biege nach rechts ab, passend zu einen der dunklen Zeugnissen der deutschen Vergangenheit, dem KZ Struthof.

Ich fahre an der Gedenkstätte vorbei, hatte sie schon vor Jahren besucht. Empfehlenswert, aber sicherlich nicht im Sinne von gefällt mir, Daumen hoch.
Zurück zu erfreulicheren Dingen, ab Rothau folge ich kleinen Strassen und Forstwegen Richting Col de Hantz.

Qual der Wahl

Ob das so klug ist, da rein zu fahren?

Denke schon


Kurt vor dem Col de Hantz wird Richtung Saales abgebogen, aber gleich wieder auf die C2 und D45 eingeschwenkt, profane Angaben für ein kurviges Weggeschlängel erster Güte. Route de Molieres klingt gut, ist gut.

Den Bergen nach zu urteilen, stimmt die Richtung.

St. Die wird grosszügig umfahren, um bald darauf in den nächsten Weg

oder dunklen Forstweg einzubiegen.

Fast wie früher, "richtige" Strassen werden nur gestriffen, etwas Zivilisation wird wieder sichtbar,

mehr oder weniger, diesmal kurz vor der Heimat ein Denkmal für Amerikaner.


Der Wald spuckt mich oberhalb des Lac Longemer aus, nur noch über den Col du Feignes und zum Campingplatz runter rollen lassen. Besonders die letzten 100 km waren genau das, was ich gebucht hatte.
Länge der Bretzel: 260 km