3/6 Wochen zur Algarve
Verfasst: Samstag 21. Januar 2023, 08:48
Ein Freund meinte, er bräuchte eine Auszeit und ob ich ihn dabei begleiten würde. Er hatte 6 Wochen veranschlagt. Das war mir nicht möglich, aber die ersten 3 Wochen wäre ich dabei.
Jojo, so sein Vorname, schlug als Ziel einen kleinen Küstenort in Portugal, Odeceixe (an der Westküste der Algarve) vor, ein Ort in dem er schon mehrmals war.
Er wollte zelten und musste mich zugegebenermaßen erst dazu überreden. Also begannen meine Vorkehrungen damit, mir erst einmal eine Ausrüstung zuzulegen. Sein Tipp, eine hohe Isomatte zu nehmen, habe ich befolgt und nicht bereut, meine Wahl fiel auf eine selbstaufblasende mit 12cm Höhe. Als Schlafsack nahm ich einen rechteckigen (auf dem Norwegentrip mit Klaus 2019 hatte ich für die Hütten einen Mumienschlafsack dabei, aber darin Platzangst bekommen). Die Wahl des Zeltes fiel auf ein Salewa Denali III, geräumig bei geringem Gewicht und kompaktem Packmaß.
Nördlich Pforzheim startend wollten wir auf kleinsten Straßen nach Odeceixe fahren, so dass wir nach ca. 11 Tagen dort ankämen. Nur am ersten Tag nahmen wir die Autobahn, um schnell ins Jura zu kommen, diese verließen wir kurz hinter Montbéliard, mit Tagesziel Port-Lesney.
Da wir zeitlich gut dran waren, fuhren wir noch etwas weiter, bis Châtillon an der Ain. Auf dem südlich gelegenen Campingplatz also die Premiere, das erste Mal das Zelt aufgestellt:
Ich brauchte extrem lange, bis das Zelt endlich stand, die Logik mit den doppelt gekreuzten Stangen war einfach nicht meine und sollte es auf dem ganzen Trip auch nicht wirklich werden. Jojo genoss es jedes Mal, meinen Aufbauversuchen zuzusehen, gefühlt hat er hundert Bilder davon gemacht.
Sein Zelt ist ein Aretus, zwar sperrig zu verstauen, was aber nichts ausmacht, wenn man mit Koffern fährt und es steht durch sein Regenschirmprinzip tatsächlich in einer Minute, Abbau in drei Minuten (jeweils ohne Heringe gerechnet). Eindeutige Empfehlung!
Wir hatten jetzt Hunger und gingen in das Restaurant des Campingplatzes. Die Küche bot genau ein Gericht an: Pommes Frites mit Saitenwürstchen und dazu einen Salat mit Blutwurst. Alternativ hätte es noch eine Pizza aus dem Pizzaautomaten am Eingang des Platzes gegeben, aber so tief wollten wir nicht sinken…
Positiv muss man aber erwähnen, dass dies der einzige kulinarische Ausrutscher der ganzen Tour blieb.
Der zweite Tag brachte uns in den Naturpark Monts d’Ardèche, genauer zum Camping L'ardechois direkt an der Ardèche, ein Platz unter holländischer Leitung.
Die Dame aus dem Berner Pickup mit Wohnkabine bot mir ihre Hilfe beim Zeltaufbau an, sie hätten das selbe Zelt. Es ist schön, wenn jemand sein Mitleid so lieb kaschiert…
Beim Abendessen wurden wir für das gestern gebotene entschädigt, es war Barbecue-Abend und das Essen wieder ein Genuss.
Petit-déjeuner am dritten Tag:
Ich hatte morgens immer besonders viel Zeit, dieses zu genießen, da Jojo seinen Zeitvorteil beim Zeltabbau nicht nutzen konnte: Es war jedes Mal ein Schauspiel, ihm beim Packen der Koffer und dem Verzurren von Gepäckrolle und Zelt zuzusehen. War z.B. der Gaskocher jetzt links, rechts, oben oder unten? Ich kann mich an keine zwei identischen Packvarianten erinnern.
Jojo war der Guide der Tour, aber bei der Abfahrt an diesem Morgen beschloss er, diese Aufgabe für den Rest der Tour an mich abzugeben.
Und das kam so:
Der Platz wird durch eine elektrische Schranke gesichert, Einfahrt mit Codekarte, Ausfahrt über eine Induktionsschleife. Diese sah er aber nicht und fuhr nicht weit genug vor. Also fuhr ich an ihm vorbei und über die Schleife, so dass die Schranke öffnete. Ich fuhr dann noch das kurze Stück bis zur Rezeption weiter, um zu bezahlen. Als Jojo nicht kam, drehte ich mich um: Seine KTM hing schräg auf dem Stützpfeiler der Schranke und Jojo halb unter dem Motorrad. Was geschehen war, kann sich jeder denken: Er wollte hinter mir auch noch unter der Schranke durchfahren, was durch diese ja genau verhindert werden soll. Dies blieb nicht unbemerkt, jedenfalls kam schon der halbe Campingplatz angelaufen, um ihm zu helfen. Jojo braucht eben immer den großen Auftritt…
Zum Glück wurde nur sein Stolz verletzt, ihm selbst war nichts passiert. Anders sah das bei seinem Navi und dessen Halterung aus, für sie war hier Schluss:
Mit seinem Sturz ging er 1:0 in Führung und es sollte noch eine Weile dauern, bis ich ausgleichen konnte.
Der dritte Fahrtag führte uns in die Cevennen bis zum Camping Saint Martin südlich von Millau, einem sehr gut organisierten, frauengeführtem Platz.
Beim Abendessen erzählte er mir eine Story, in dem auch das Wort Dekolleté vorkam. Die gerade vorbeikommende Bedienung muss es wohl auch gehört haben, jedenfalls kam sie dann seltener zu unserem Tisch.
Für den vierten Tag war eigentlich der Einstieg in die Pyrenäen geplant, aber da sich dort eine Regenfront breitgemacht hatte, beschlossen wir einen Pausentag einzulegen. Dazu mieteten wir uns für zwei Nächte ein Mobilehome auf dem Camping du Lac nördlich Foix.
Am nächsten Tag gingen wir zu Fuß in das nahe gelegene Foix. Der vorher gekaufte Regenschirm kam ausgerechnet unter dem Dach der seitlich offenen Markthalle zum Einsatz, als es zu regnen begann und der einsetzende Wind die Tropfen fast waagerecht in die Markthalle trieb. In Windeseile hatten sich alle mit ihren Stühlen in die Mitte der Halle versammelt.
Am 6.Tag wurde das Wetter besser, und wir konnten in die Pyrenäen aufbrechen.
Am späten Nachmittag erreichten wir den Camping L'Oree des Monts am Fuße des Col de Tourmalet.
Wir nutzen das gute Wetter und fuhren gleich mal hoch:
Spanien betraten wir am 7.Tag, übernachtet wurde auf dem Campinplatz Urrobi nordöstlich von Pamplona.
Am 8.Tag verließen wir die Pyrenäen um weiter direkt nach Westen zu fahren.
Tankwartin und KTM auf Augenhöhe ;-)
Westlich von Vitoria-Gasteiz bekamen wir erstmals echte Schwierigkeiten, einen Campingplatz zu finden. Der erste war ausgebucht und auf den zweiten wollten wir nicht, da uns die Leute vor und auf dem Platz ziemlich zwielicht vorkamen. Also die Suche auf Hostels ausgedehnt, eines gefunden und hingefahren. Dieses war aber ausgebucht, die Dame am Empfang war aber so nett, für uns in einem anderen Hostel (Hostal Valle de Tobalina) anzurufen. Dieses hatte noch Räume frei, also los, auch wenn wir dazu 15km auf der Route zurückfahren mussten.
Die Burger hatten wir uns verdient…
Im Hostel übernachtete auch eine Gruppe Jugendlicher, welche die ganze Nacht durchfeierten und bei unserer Abfahrt am nächsten Morgen noch wach waren. Sie waren extrem überdreht und wichen nicht mehr von unserer Seite und erzählten aufdringlich, wie toll sie Berlin und Deutschland fänden. Da sie einen nicht unerheblichen Alkoholpegel hatten, beeilte ich mich, die KTM zu beladen, eine solche Hochstimmung kann ja schließlich auch ganz schnell kippen. Jojo zelebrierte währenddessen in aller Seelenruhe sein allmorgendliches Packorigami.
Heute warteten die Picos de Europa auf uns, für uns beide im Nachhinein das Highlight der ganzen Tour.
Wo der Pico-Bär steht, hatten wir uns vor der Tour gar nicht angesehen, aber man findet ihn ganz automatisch:
Riaño südwestlich der Picos ist ein idealer Platz zum Übernachten.
Bei schönstem Sommerwetter bauen wir die Zelte auf und genießen die herrliche Aussicht auf den See unterhalb des Platzes.
Nach dem Duschen gehen wir im Restaurant auf dem Platz essen, es kommt leichter Wind auf. Dieser wird immer stärker und kälter, wir beeilen uns fertig zu essen, man sieht schon fast niemanden mehr auf dem Platz. Kurz darauf sitzen wir in Fleecejacken bei 9 Grad in Jojos Zelt.
Jojo, so sein Vorname, schlug als Ziel einen kleinen Küstenort in Portugal, Odeceixe (an der Westküste der Algarve) vor, ein Ort in dem er schon mehrmals war.
Er wollte zelten und musste mich zugegebenermaßen erst dazu überreden. Also begannen meine Vorkehrungen damit, mir erst einmal eine Ausrüstung zuzulegen. Sein Tipp, eine hohe Isomatte zu nehmen, habe ich befolgt und nicht bereut, meine Wahl fiel auf eine selbstaufblasende mit 12cm Höhe. Als Schlafsack nahm ich einen rechteckigen (auf dem Norwegentrip mit Klaus 2019 hatte ich für die Hütten einen Mumienschlafsack dabei, aber darin Platzangst bekommen). Die Wahl des Zeltes fiel auf ein Salewa Denali III, geräumig bei geringem Gewicht und kompaktem Packmaß.
Nördlich Pforzheim startend wollten wir auf kleinsten Straßen nach Odeceixe fahren, so dass wir nach ca. 11 Tagen dort ankämen. Nur am ersten Tag nahmen wir die Autobahn, um schnell ins Jura zu kommen, diese verließen wir kurz hinter Montbéliard, mit Tagesziel Port-Lesney.
Da wir zeitlich gut dran waren, fuhren wir noch etwas weiter, bis Châtillon an der Ain. Auf dem südlich gelegenen Campingplatz also die Premiere, das erste Mal das Zelt aufgestellt:
Ich brauchte extrem lange, bis das Zelt endlich stand, die Logik mit den doppelt gekreuzten Stangen war einfach nicht meine und sollte es auf dem ganzen Trip auch nicht wirklich werden. Jojo genoss es jedes Mal, meinen Aufbauversuchen zuzusehen, gefühlt hat er hundert Bilder davon gemacht.
Sein Zelt ist ein Aretus, zwar sperrig zu verstauen, was aber nichts ausmacht, wenn man mit Koffern fährt und es steht durch sein Regenschirmprinzip tatsächlich in einer Minute, Abbau in drei Minuten (jeweils ohne Heringe gerechnet). Eindeutige Empfehlung!
Wir hatten jetzt Hunger und gingen in das Restaurant des Campingplatzes. Die Küche bot genau ein Gericht an: Pommes Frites mit Saitenwürstchen und dazu einen Salat mit Blutwurst. Alternativ hätte es noch eine Pizza aus dem Pizzaautomaten am Eingang des Platzes gegeben, aber so tief wollten wir nicht sinken…
Positiv muss man aber erwähnen, dass dies der einzige kulinarische Ausrutscher der ganzen Tour blieb.
Der zweite Tag brachte uns in den Naturpark Monts d’Ardèche, genauer zum Camping L'ardechois direkt an der Ardèche, ein Platz unter holländischer Leitung.
Die Dame aus dem Berner Pickup mit Wohnkabine bot mir ihre Hilfe beim Zeltaufbau an, sie hätten das selbe Zelt. Es ist schön, wenn jemand sein Mitleid so lieb kaschiert…
Beim Abendessen wurden wir für das gestern gebotene entschädigt, es war Barbecue-Abend und das Essen wieder ein Genuss.
Petit-déjeuner am dritten Tag:
Ich hatte morgens immer besonders viel Zeit, dieses zu genießen, da Jojo seinen Zeitvorteil beim Zeltabbau nicht nutzen konnte: Es war jedes Mal ein Schauspiel, ihm beim Packen der Koffer und dem Verzurren von Gepäckrolle und Zelt zuzusehen. War z.B. der Gaskocher jetzt links, rechts, oben oder unten? Ich kann mich an keine zwei identischen Packvarianten erinnern.
Jojo war der Guide der Tour, aber bei der Abfahrt an diesem Morgen beschloss er, diese Aufgabe für den Rest der Tour an mich abzugeben.
Und das kam so:
Der Platz wird durch eine elektrische Schranke gesichert, Einfahrt mit Codekarte, Ausfahrt über eine Induktionsschleife. Diese sah er aber nicht und fuhr nicht weit genug vor. Also fuhr ich an ihm vorbei und über die Schleife, so dass die Schranke öffnete. Ich fuhr dann noch das kurze Stück bis zur Rezeption weiter, um zu bezahlen. Als Jojo nicht kam, drehte ich mich um: Seine KTM hing schräg auf dem Stützpfeiler der Schranke und Jojo halb unter dem Motorrad. Was geschehen war, kann sich jeder denken: Er wollte hinter mir auch noch unter der Schranke durchfahren, was durch diese ja genau verhindert werden soll. Dies blieb nicht unbemerkt, jedenfalls kam schon der halbe Campingplatz angelaufen, um ihm zu helfen. Jojo braucht eben immer den großen Auftritt…
Zum Glück wurde nur sein Stolz verletzt, ihm selbst war nichts passiert. Anders sah das bei seinem Navi und dessen Halterung aus, für sie war hier Schluss:
Mit seinem Sturz ging er 1:0 in Führung und es sollte noch eine Weile dauern, bis ich ausgleichen konnte.
Der dritte Fahrtag führte uns in die Cevennen bis zum Camping Saint Martin südlich von Millau, einem sehr gut organisierten, frauengeführtem Platz.
Beim Abendessen erzählte er mir eine Story, in dem auch das Wort Dekolleté vorkam. Die gerade vorbeikommende Bedienung muss es wohl auch gehört haben, jedenfalls kam sie dann seltener zu unserem Tisch.
Für den vierten Tag war eigentlich der Einstieg in die Pyrenäen geplant, aber da sich dort eine Regenfront breitgemacht hatte, beschlossen wir einen Pausentag einzulegen. Dazu mieteten wir uns für zwei Nächte ein Mobilehome auf dem Camping du Lac nördlich Foix.
Am nächsten Tag gingen wir zu Fuß in das nahe gelegene Foix. Der vorher gekaufte Regenschirm kam ausgerechnet unter dem Dach der seitlich offenen Markthalle zum Einsatz, als es zu regnen begann und der einsetzende Wind die Tropfen fast waagerecht in die Markthalle trieb. In Windeseile hatten sich alle mit ihren Stühlen in die Mitte der Halle versammelt.
Am 6.Tag wurde das Wetter besser, und wir konnten in die Pyrenäen aufbrechen.
Am späten Nachmittag erreichten wir den Camping L'Oree des Monts am Fuße des Col de Tourmalet.
Wir nutzen das gute Wetter und fuhren gleich mal hoch:
Spanien betraten wir am 7.Tag, übernachtet wurde auf dem Campinplatz Urrobi nordöstlich von Pamplona.
Am 8.Tag verließen wir die Pyrenäen um weiter direkt nach Westen zu fahren.
Tankwartin und KTM auf Augenhöhe ;-)
Westlich von Vitoria-Gasteiz bekamen wir erstmals echte Schwierigkeiten, einen Campingplatz zu finden. Der erste war ausgebucht und auf den zweiten wollten wir nicht, da uns die Leute vor und auf dem Platz ziemlich zwielicht vorkamen. Also die Suche auf Hostels ausgedehnt, eines gefunden und hingefahren. Dieses war aber ausgebucht, die Dame am Empfang war aber so nett, für uns in einem anderen Hostel (Hostal Valle de Tobalina) anzurufen. Dieses hatte noch Räume frei, also los, auch wenn wir dazu 15km auf der Route zurückfahren mussten.
Die Burger hatten wir uns verdient…
Im Hostel übernachtete auch eine Gruppe Jugendlicher, welche die ganze Nacht durchfeierten und bei unserer Abfahrt am nächsten Morgen noch wach waren. Sie waren extrem überdreht und wichen nicht mehr von unserer Seite und erzählten aufdringlich, wie toll sie Berlin und Deutschland fänden. Da sie einen nicht unerheblichen Alkoholpegel hatten, beeilte ich mich, die KTM zu beladen, eine solche Hochstimmung kann ja schließlich auch ganz schnell kippen. Jojo zelebrierte währenddessen in aller Seelenruhe sein allmorgendliches Packorigami.
Heute warteten die Picos de Europa auf uns, für uns beide im Nachhinein das Highlight der ganzen Tour.
Wo der Pico-Bär steht, hatten wir uns vor der Tour gar nicht angesehen, aber man findet ihn ganz automatisch:
Riaño südwestlich der Picos ist ein idealer Platz zum Übernachten.
Bei schönstem Sommerwetter bauen wir die Zelte auf und genießen die herrliche Aussicht auf den See unterhalb des Platzes.
Nach dem Duschen gehen wir im Restaurant auf dem Platz essen, es kommt leichter Wind auf. Dieser wird immer stärker und kälter, wir beeilen uns fertig zu essen, man sieht schon fast niemanden mehr auf dem Platz. Kurz darauf sitzen wir in Fleecejacken bei 9 Grad in Jojos Zelt.