Mit Dirk & Birgit sowie Uwe & Doris sind auch schnell ein paar Mitstreiter gefunden, die auch ganz wild auf die Roessschen Vogesen sind. Die beiden Paare kennen sich zwar noch nicht, aber ich kenn sie und bin mir sicher: die finden sich prima!
Freitag ist im Büro hektischer als erhofft, trotzdem kommen Chris und ich halbwegs früh um die Mittagszeit auf die Straße. Wenn da nur nicht dieses nagende Gefühl wäre, irgendwas wichtiges vergessen zu haben… Da das Forumstreffen dieses Jahr ja vor der Haustür war, sind wir moppedtechnisch diese Saison noch gar nie aushäusig unterwegs gewesen und die alte Routine hat sich irgendwie noch nicht eingestellt.
Wir sind ohne Mittagessen los und so lohnt sich ein Wurstsalat-Stopp am Bärenplatz in Hornberg. Da ist heute Bärenplatzfest. Als die Alphornbläser ein wenig krumm und schief loshornblasen, machen wir uns weiter auf den Weg durch den Schwarzwald.
An und für sich kennen wir die Strecken, viele Überraschungen erwarten wir nicht. Aber dann biegen wir Richtung Freiamt doch mal ganz anders ab als sonst. Wir erklimmen die Höhen und genießen die kleine schmale Straße und den Ausblick auf den Schwarzen Wald. Den dafür verantwortlichen Wegpunkt hab ich selber gesetzt, ich kann mich also über die paar Kilometer Naturwaldstraße nicht mal beschweren.. War aber auch für mich easy-peasy zu meistern, da einfach schön festgefahrener Boden ohne große Rollkiesel.
Ich liebe es, im Bekannten Unbekanntes zu entdecken!
Wir nehmen noch ein paar schöne Schlenker rund um die Hochkönigsburg mit und sind doch recht früh und als erste im Roess. Jetzt nix wie raus aus den Moppedklamotten und in die bequeme Freizeitkleidung… also, wenn da eine Freizeitkleidung wäre! Mein Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, hat mich nicht getrogen: ich steh ohne Hose da! Also, ohne Freizeithose, die Jeans liegt brav auf dem Bett zuhause…
Nur gut, dass Munster einen großen Super U Supermarkt sein eigen nennt. Da gibt’s erfahrungsgemäß alles!
Während es sich der Mann schon mal gemütlich macht, schlüpfe ich wieder in die Kombi und rolle im Feierabendverkehr einmal quer durch Munster. Im Super U werde ich fündig und nehm gleich noch einen Rock mit… Wo wir schon mal da sind!
Wieder quer durch Munster zurück erreiche ich das Roess zeitgleich mit dem Chapter Karlsruhe! Frisch behost steht einem gemütlichen Einschwunggetränk auf der Terrasse nix mehr im Weg!
Chapter Holzmaden rollt pünktlich zum Abendessen auch in die Garage. Wir haben Platz am Tisch und müssen teilweise etwas lauter sprechen, um von der einen zur anderen Seite verstanden zu werden. Wie vermutet, verstehen sich die 4 anderen prächtig und es kommt schnell das Gefühl auf, man kenne sich schon lange.
Bonne Nuit!
Am Samstag steht die Frage im Raum, wo’s denn hin gehen soll. “Mir egal”, verkünde ich, “Hauptsache über den Col de Hundsruck!”
Es dauert ein wenig, bis die Truppe komplett ist. “Wieso?”, fragt Uwe. “Ihr fahrt doch sonst auch nie vor halb 11 los?” … Ich habe keine Ahnung, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat!
Uwe hat eine nette Idee für eine kurvige Rundtour und so machen wir uns auf den Weg. Es ist bestes Wetter, wir sind in Frankreich auf feinsten Straßen zum Grand Ballon unterwegs, was könnte schöner sein? Die Antwort: ein Samstag ohne “Les 3 ballons” - einer Radsportveranstaltung, die - der Name lässt es vermuten - über die berühmten Ballons der Umgebung verläuft… Und so zirkeln wir an einer ameisenstraßengleichen Polonäse vorbei, immer darauf bedacht, weder Radfahrer abzuräumen, noch selber vom Gegenverkehr abgeräumt zu werden. Kein leichtes Unterfangen auf der kurvigen Strecke, wenn die Pedaloheroes auch mal zu dritt oder viert nebeneinander fahren. Nicht zum plaudern, sondern um bergauf die langsameren zu überholen!
Wo sind wir da nur rein geraten?
In Willer-sur-Thur geraten wir erst an der Ampel in das Auge des Radfahrerorkans und erliegen kurz der Hoffnung, dass die Radler eine andere Route nehmen - werden sie doch vom Service-Security-Einwinker in eine andere Straße gelotst. Leider ist das nur eine “Ich kenn da eine Abkürzung”, die wieder auf die Strecke über den Hundsruck führt. Spaß ist definitiv anders…
Die kulinarische Pause im “La Framboise” in Bourbach haben wir uns redlich verdient.
Dirk freut sich extrem: es gibt Onglet! Das in Deutschland unter dem sperrigen Namen “Nierenzapfen” nur echten Kennern bekannte Rindfleisch stammt aus dem Lendenteil (Stützmuskel) des Zwerchfells. Na dann, wohl bekomm’s!
Neben der umfangreichen Dessert-Karte studieren wir auch die Straßenkarte und planen die restliche Tour um. Nach noch mehr Kamikaze-Radler steht uns wahrlich nicht der Sinn.
Und so geht es auf der Alternativroute wieder Richtung Route des Crêtes - Dirk hat noch eine Mission! Er muss Käse kaufen, damit die Alukoffer nicht umsonst am Mopped sind! Wieso sich darin schon 3 Flaschen einer kleinen lokalen Bierbrauerei befinden, das soll er euch selber erzählen ;-)
Wir finden uns also recht kurz nachm Mittag schon wieder beim Einkehren in der Auberge du Treh
Ich hab noch überhaupt keinen Hunger, der Rest macht sich über die Tarte aux Myrtilles bzw. den Rhabarberkuchen her.
Wir beobachten die hauseigenen Vögel, die ihrerseits die lustigen Vögel auf der Terrasse beäugen.
Das ist alles so herrlich elsässisch hier!
Von der Route des Crêtes ist es nicht mehr weit bis “nach Hause” ins Roess, wo wir den Abend erst auf der Terrasse und dann beim Essen ausklingen lassen.
Es gibt Rhabarberkuchen zum Nachtisch und ich lehne dankend ab, so pappsatt bin ich inzwischen!
Bonne nuit!
Bevor wir am Sonntag unsere Zelte im Roess abbrechen, singt Herr Roess noch ein Loblied auf die deutschen Motorradfahrer, die immer so angenehme Gäste sind. Wir können das Kompliment nur zurückgeben!
Wir haben alle so ungefähr die gleiche Route für den Heimweg vor, so bleiben wir die ersten Kilometer zusammen.
Am Col de Fouchy ist unser Affenbaum inzwischen ziemlich zugewuchert, so dass es hier nur für einen Tanz-Crash-Kurs reicht, bevor wir uns stürmisch voneinander verabschieden.
Gemeinsam fahren tun wir noch ein Weilchen, bis sich dann alle in verschiedene Himmelsrichtungen verstreuen.
Das war mal wieder ein wunderbarer Saisonauftakt in perfekter Gesellschaft! Egal, wie oft wir im Roess sind, uns gefällt es da immer und langweilig wird uns auch nicht! Da freuen wir uns doch auf die Herbstausfahrt, zu der wir Doris und Uwe gleich mit animiert haben!
Hoffe doch, dass sich die Vogesen für mich einmal ausgehen werden, auch wenn jedes Jahr etwas dazwischen gekommen ist. Vielleicht wird's dieses Jahr einmal was, denn die Hoffnung stirbt bekannter maßen ja zuletzt 
... liest sich fast als wäre ich dabei gewesen... 
klingt fast wie Fakenews.