Sonntag, 04. Juni
- 6.04.Kanab UT.152.k.jpg (33.83 KiB) 691 mal betrachtet
Ein Besuch in Page ohne die phantastischen Eindrücke des Antelope Canyon, die man auf einer exklusiven Tour besichtigen kann.
https://www.antelopecanyon.com/
ist eigentlich nicht vorstellbar.
Wir hatten uns das schon 2016 gegönnt, damals allerdings noch für weniger als die Hälfte des heutigen Preises.
Trotzdem war in den Tagen alles ausverkauft.
Wir hatten diesmal ein echt umfangreiches Frühstück und fuhren danach ohne Gepäck zu einem weiteren landschaftlichen Highlight,
dem Horseschoe Bend, einem 300 Meter tief eingeschnittenen, hufeisenförmigen Teil des Colorado River.
Eine lose Schlange von Touristen macht sich auf den halbstündigen Weg vom Parkplatz zur Schlucht.
Es war wirklich wunderschön anzusehen und auch die Instagram Touris finden reichlich Motive für ihre Follower.
Nur sechs Kilometer parken und gehen wir zur Glen-Canyon-Dam Aussicht.
Das dazugehörige Kraftwerk produziert 1360 Megawatt Strom, also ungefähr gleich viel wie ein Atomkraftwerk.
Zurück im Motel packen wir, halten noch einmal auf der Staumauer und dann beginnt das Übel.
Die Kontrollleuchten brennen und gehen nicht mehr aus.
Erst nach mehreren Kilometern und hohen Drehzahlen zeigt der Voltmesser wieder gut 14 V.
Noch ein Stopp am Big Water Visitorcenter, wo wir einiges zur Erdgeschichte lernen
und es wurde beunruhigend.
Ich fahre weitere rund zehn Kilometer durch das Niemandsland,
30 °, kein Haus, kein Baum und die Voltanzeige bleibt nicht auf 12 V, sondern geht weiter runter.
"Wir müssen zurück", war mein Gedanke,
die nächsten 90 Kilometer dürfte nicht mehr viel Zivilisation kommen.
Wir schafften es dann bei 8 V zurück bis Big Water.
Ich fuhr rechts in ein Industriegebiet und parkte unter einem der wenigen schattenspendenden Bäume.
Was nun?
Es sah alles ziemlich verlassen an einem Sonntag aus,
trotzdem ging ich näher zu den Gebäuden.
Aus einem Flachbau erklang Choralgesang, es war nicht das Halleluja, eher ein Lamento, ein Klagelied.
Nach dem letzten Ton öffnete ich vorsichtig die Türe und rund 30 Augenpaare schauten mich an.
Leider war ich nicht der Erlöser und leider sahen diese Menschen auch nicht aus,
als könnten sie uns weiterhelfen.
Ich winkte und verabschiedete mich mit einem "maybe i come back later" und versuchte es weiter.
Es war aber niemand zu sehen, kein Auto parkte vor einer der Tore.
Als ich zurück kam, unterhielt sich Brigitte angeregt mit einem Uniformierten.
Wir hatten neben der Feuerwache geparkt und diese ist rund um die Uhr von zwei Firefighter besetzt.
ich schilderte den Sachverhalt und sofort holten sie ein großes Ladegerät heraus
und wir klemmten die Batterie dort an.
Blöderweise hatte niemand darauf geachtet, dass der Timer nur auf 75 Minuten eingestellt war.
So verbrachten wir einige Stunden an diesem Ort.
Es gab weder Internet noch Telefonnetz und das Nutzen ihrer Verbindung wurde uns aus Sicherheitsgründen nicht gestattet.
Sie telefonierten und recherchierten aber für uns.
Keine Werkstatt in der Nähe, nächster Harley Händler in Flagstaff, AZ nach 240 Kilometer
oder Washington, was mir aber viel zu weit schien.
Eine neue Batterie würden wir in Page bekommen, nach Anruf wurde uns diese reserviert.
Nach vier Stunden und geladener Batterie,
einer der Feuerwehrlaute hatte extra zu Hause einen Multitester geholt und die Batterie zeigte 12,4 V,
was nicht viel war, aber reichen sollte,
fuhren wir nach großem Dank für die außerordentlich großzügige Hilfe zurück nach Page, AZ.
Bei Ankunft waren noch 6 Volt in der Anzeige und der Motor ging vor dem Geschäft aus.
Es war ein O' Reilly-Autoteile Handel.
Ich baute die neue nicht originale aber trotzdem $ 170 teure Batterie ein und wir fuhren optimistisch weiter.
Allerdings blieb die Bordspannung unterhalb des Sollwertes bei 12 V stehen.
Vielleicht war die Batterie ja nicht vollgeladen.
Nach ein paar ergebnislosen Runden um die Stadt,
entschlossen wir uns, die Nacht hier in unserem gestrigen Motel zu verbringen.
Wir checkten ein, Brigitte ging durch das Gebäude zum Zimmer, ich fuhr außen herum.
Der Voltmesser zeigte jetzt plötzlich wieder ordentliche 14,1 V an.
Ich instruierte Brigitte, das Zimmer zu stornieren und wir machten uns auf die 120 Kilometer Fahrt nach Kanab, UT.
Hier hatten wir vorab ja zwei Nächte gebucht und ein Storno war jetzt so kurzfristig auch nicht mehr möglich.
Die Fahrt verlief absolut problemlos und wir waren sehr erleichtert, als wir gegen 20:00 ankamen.
Nebenan gingen wir beim Mexikaner essen und gönnten uns noch ein Extrabier.
In der Raucherecke unseres Motels unterhielt ich mich länger mit Phil,
einem kanadischen Trucker auf dem 2.700 Meilen langen Weg mit einer Ladung Holz von Edmonton, AL nach Corpus Christi, TX.
Er ist einer der vielen Kleinunternehmer mit eigenem Truck.
Ihm war der Motor geplatzt,
wurde hierher in eine Werkstatt abgeschleppt und bekam einen Kostenvoranschlag über $ 45.000 für die Reparatur.
Ich besorgte uns noch zwei Bier.
Er war wirklich verzweifelt, rauchte Kette und erzählte mir von seinem harten Leben.
Frau und Kinder lebten in einem kleinen kanadischen Ort an der Grenze zu den Staaten.
Oft war er wochenlang unterwegs,
dabei immer auf der Suche nach der nächsten Ladung.
Haus und Truck waren nicht abbezahlt und nun das.
Morgen kommen zwei Kollegen mit Zugmaschinen, um die Fracht zu übernehmen,
bzw. ihn und seine Zugmaschine Huckepack zurück nach Kanada zu nehmen.
Das waren wirkliche Probleme.
Fortsetzung folgt
Gruß
Reiner