Libyen vor (fast) 30 Jahren

Bilder und Reisegeschichten aus früheren Tagen fotografiert mit analogen Kameras die Bilder eingescannt oder abfotografiert auch mit wenig Text.
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kradventure
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#17 Ungelesener Beitrag von kradventure »

LIBYEN 1994, Teil 8, Tag 14 (Mandara-Seen)

Nach einer für mich also sehr kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen dann mit dem Jeep in Richtung Dünen. Eines wurde dann sehr schnell klar: Wir hatten die richtige Entscheidung getroffen. Selbst ohne Gepäck hätten wir die Strecke kaum bewältigen können: Zu weich der Sand, zu steil teilweise die Auf- und Abfahrten. So wich dann die Enttäuschung vom Vortag dem Genuss der wilden Fahrt durch das Sandmeer und der Vorfreude auf die Seen. Abdul fuhr die Strecke mit einer unglaublichen, schlafwandlerischen Sicherheit. Er erkannte Unterschiede in der Sandbeschaffenheit, die für uns absolut unsichtbar waren, und konnte so besonders weichen Stellen ausweichen, in denen wir uns wohl sicher eingegraben hätten. Trotzdem gab es ein, zwei Stellen, wo selbst er und trotz Allradantrieb Schwierigkeiten hatte, durchzukommen. Und er ließ es sich nicht nehmen, sich einen Spaß mit uns zu machen: Mit ordentlich Gas fuhr er eine steile Düne hinauf bis zum Kamm, ließ den Jeep genau dort zum Stehen kommen, die Vorderräder in der Luft, mein Blick (ich saß auf dem Beifahrersitz) in den Abgrund gerichtet – gefühlt ging es auf der anderen Seite senkrecht nach unten. Da wollen wir jetzt aber nicht runter, oder? Abdul grinste, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Meine Erleichterung währte aber nur einen kurzen Moment, dann stoppte Abdul auf halber Höher der Düne, legte den ersten Gang ein und gab Gas, das er genau im richtigen Moment erst unmittelbar vor dem Dünenkamm wieder wegnahm, so dass der Toyota langsam über den Dünenrand kippte, dann wieder Vollgas und tatsächlich den unfassbar steilen Abhang hinunter. Ein reines Wunder, dass ich ihm seinen schönen Jeep nicht vollgekotzt habe.

Tja und dann öffnete sich hinter einem weiteren Dünenkamm der Blick auf den ersten der Seen, Maflu. Der Anblick dieses Naturwunders – Salzseen inmitten dieser gewaltigen Dünenlandschaft - raubt einem förmlich den Atem. Insgesamt gibt es sechs Seen, die als „Mandara-Seen“ bezeichnet werden sowie, etwas entfernt, fünf weitere, kleinere Seen (alle zusammen werden als Ubari-Seen bezeichnet). Der namensgebende Mandara-See selbst begann bereits zur Zeit unserer Reise auszutrocknen und ist jetzt wohl nur noch ein mit einer Salzkruste überzogenes Schlammloch. Wir fuhren zunächst noch zum „Umm el ma“ („Mutter des Wassers“):

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Danach ging es noch zum Gabrun-See, wo, wie wir erfuhren, Abdul geboren und aufgewachsen ist. Die dortige Tuareg-Siedlung Gabrun wurde aber in den 80er Jahren aufgegeben, die Bewohner umgesiedelt nach Gabrun al-Dijedid („Neu-Gabrun“, wo sich Abduls Reisebüro befand). Wir verbrachten einige Zeit am See, und während Arend versuchte, die große Düne hinter dem See zu erklimmen (ein Vorhaben, dass mir viel zu anstrengend erschien), saß ich einfach am Ufer und staunte:

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Die Rückfahrt durch die Dünen war dann ähnlich spektakulär wie die Hinfahrt, an Abduls Büro angekommen hieß es dann Abschied nehmen, umziehen, Moppeds packen und weiter Richtung Germa. Kurz vor der Stadt (wieder einmal) eine Polizeikontrolle, die aber wie gewohnt entspannt ablief: Papiere vorzeigen und dann ausführlich Fragen zu den Motorrädern beantworten. Dabei wurden wir dann abgelöst von zwei anderen deutschen Motorradfahrern auf Suzuki DR 350 und Kawasaki KLR 650. Die beiden wollten ein Hotel in Germa beziehen und am nächsten Tag ohne Gepäck zu den Mandara-Seen fahren. Wir warnten sie vor dem sehr weichen Sand, aber mit den Einzylindern (gerade der leichten DR 350) und Erfahrung könnte es funktionieren – ob sie es wohl geschafft haben? In Germa haben wir uns noch kurz die Ruinen angeschaut und eine Kleinigkeit gegessen, dann sind wir weiter, um uns außerhalb der Stadt abseits der Straße einen Übernachtungsplatz zu suchen. In einer blick- und windgeschützten Mulde wurde wir fündig, und wir beschlossen den Tag vor dem Zelt sitzend mit einer Tasse Tee, ließen die atemberaubende Landschaft der Mandara-Seen noch einmal Revue passieren und genossen dann noch eine Weile schweigend den grandiosen Sternenhimmel über der Sahara.

(Fortsetzung folgt...)

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maxmoto
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#18 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Großartig :!:
Ich vermute, Dir ist schon klar,
a) dass ihr beide da Unglaubliches gesehen habt, dass es so ziemlich sicher nicht mehr gibt
b) dass ihr genauso unglaubliches Glück gehabt habt, Abdul getroffen zu haben, der euch Unglaubliches zeigte, das ihr - auch ohne Gepäck mit den Motorrädern vielleicht gar nicht erreicht hättet - und wenn doch, dann vor lauter Anstrengung und "fertig sein" diese Anblicke hättet gar nicht so wahrnehmen / genießen hättet können.

Bin von dem Bericht äußerst angetan und freu mich einfach mit euch mit, weil
a) euch diese Erlebnisse niemand nehmen kann
b) ihr das in zweifacher Hinsicht zur richtigen Zeit gemacht habt, denn mittlerweile wäre es so wahrscheinlich gar nicht mehr möglich und ihr wart in einem Alter in dem Unbekümmertheit groß geschrieben wird und man einfach von der inneren Abenteuerlust getrieben wird.

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kradventure
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#19 Ungelesener Beitrag von kradventure »

maxmoto hat geschrieben: Montag 23. Oktober 2023, 18:27
Ich vermute, Dir ist schon klar,
(...)
b) dass ihr genauso unglaubliches Glück gehabt habt,
Danke für Dein Mitfreuen!

Und ja, alles was Du schreibst ist mir (heute!) klar, glockenklar! Das Zeitfenster für Individualreisen nach Libyen war ohnehin ziemlich klein, schon ein paar Jahre später ging es nur noch mit geführten Gruppen. Von heute gar nicht zu reden!

Aber wieviel Glück wir (bzw. vor allem ich!) damals wirklich hatten, das zeigen die nächsten Teile!

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kradventure
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#20 Ungelesener Beitrag von kradventure »

LIBYEN 1994, Teil 9, Tag 15 bis 16 (Wadi Mathendous und Crash)

Von unserem Übernachtungsplatz führte zunächst eine feste Piste bis zu einem ambitionierten Bewässerungsprojekt: Mitten in der Wüste wurden mehr als 70 kreisrunde Getreidefelder von jeweils 50 ha Größe angelegt, in denen ein mit Bewässerungsdüsen bestücktes Metallgerüst auf Rädern rotiert – ähnlich dem Zeiger einer Uhr – ein skurriler Anblick! Das Projekt gibt es wohl bis heute, man erkennt die Felder gut auf Google-Maps:
https://maps.app.goo.gl/eG3ez2putysEvz978 Danach begann eine Sandebene und die Piste wies zahlreiche tiefsandige, verspurte Passagen auf. Mitten im Nichts dann ein Kontrollposten, an dem unsere in Sebha eingeholte Genehmigung für die Befahrung des Wadi Mathendous kontrolliert wurde, danach stieg die Piste steil und sandig auf ein Plateau an. Dort war der Untergrund dann relativ fest und gut zu befahren, aber nach einem einzigen Hinweisschild zum Wadi verlor sich die Piste irgendwann im Nichts. Wir navigierten mit Kompass querfeldein, landeten aber an einem unüberwindbaren Abgrund. Also anhand der eigenen Spuren zurückgefahren, und irgendwann die Piste wieder gefunden, die sich recht holprig und steil hinunter in das Wadi Mathendous schlängelte. Hier der Blick von der Kante des Plateaus hinunter ins Wadi:

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Im Wadi haben wir die Piste verlassen und sind zu einer Baumgruppe unterhalb des Steilhangs gefahren, die uns als Übernachtungsplatz geeignet erschien. Kurz vorher ist Arend noch einmal im weichen Sand umgefallen und hat sich beim wieder Anfahren eingegraben. Der Plan war, das Zelt aufzubauen und dann nach den Felszeichnungen zu suchen, für die das Wadi berühmt ist. Tatsächlich zeigte sich aber, dass schon direkt an der Felswand hinter unserem Zeltplatz bereits die ersten prähistorischen Graffitis zu sehen waren – wow!

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Wir sind dann trotzdem noch ca 2-3 km in das Tal hinein gelaufen und haben zahlreiche weitere Felszeichnungen entdeckt, ihr Alter wird auf etwa 10.000 Jahre datiert. Die Darstellungen von Giraffen, Elefanten, Rindern, Moufflons und allen möglichen anderen Tieren zeugen davon, dass die Sahara einst eine fruchtbare Landschaft war. Zurück bei den Motorrädern entdeckte ich ein Loch in der Gummimanschette zwischen Schwinge und Getriebeausgang, mit Flicken und Tape wurde es zumindest provisorisch geschlossen, damit der Sand nicht das vordere Kreuzgelenk ruiniert. Abends dann, als wir wieder den Sahara-Sternenhimmel genossen, wurde uns bewusst, dass wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht hatten – und damit quasi den Wendepunkt. Ab jetzt ging es wieder Richtung Heimat.

Am nächsten Morgen war ich es dann, der sein Motorrad auf dem Weg zur Piste eingegraben hat. Auf dem Weg Richtung Tesawa befindet sich ein weiteres Bewässerungprojekt, ein Mitarbeiter, der gerade vor Ort war, erklärte uns stolz die Details und eskortierte uns dann mit dem Jeep noch bis zur Piste nach Tesawa. Diese verlief gut erkennbar entlang von Strommasten (wohl zur Versorgung der Bewässerungsanlage), war aber tief verspurt und mit den Motorrädern kaum fahrbar. Daneben ging es ganz gut, aber, typisch Sand, nur mit Tempo. Zwischendrin ein (für uns mit bloßem Auge nicht erkennbares) Fesch-Fesch-Feld: So weicher Sand, dass das Motorrad bei ca. 80 bis 90 km/h wie mit einer eisernen Faust gebremst wurde. Runter schalten: vierter, dritter, zweiter Gang – und gerade so durchgekommen.

Danach war wieder alles normal, also Gas, und wieder mit ca. 90 Sachen über die Sandebene geflogen. Die aber nicht wirklich ganz eben war, und drei relativ kurz hintereinander folgende Bodenwellen (wohl vermutlich auch in Verbindung mit meinem undichten und deshalb nicht mehr ordentlich dämpfenden Federbein) sorgten dann für die Katastrophe: Das Motorrad hob ab, war etwa 5-6 m in der Luft (man konnte das anhand der Spuren im Sand später gut rekonstruieren), kam mit einem deutlichen Versatz von Vorder- und Hinterrad wieder auf, hob an der zweiten Bodenwelle erneut ab, kam nach weiteren 3-4 m mit entgegengesetztem Versatz auf, hob letztmalig ab und überschlug sich mehrfach. Ich selbst machte neben dem Motorrad diverse Purzelbäume auf dem von zahlreichen Steinbrocken durchsetzten Sandboden und schlug vor allem mit dem Rücken heftig auf, blieb schließlich liegen, wobei ich kaum Luft bekam und etwas benommen war. Scheiße, war`s das jetzt?

(Fortsetzung folgt...)

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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#21 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Also:
kannst mir glauben dass ich so gut wie nie auf irgendetwas oder irgendjemanden neidisch war. Aber ich finde kein anderes Wort dafür, dass ich Dich / Euch um dieses Abenteuer bis auf den letzten Absatz beneide. Kein anderes Wort, denn es ist kein Neid, sondern große Freude, dass Du / Ihr wieder bis auf zum letzten Absatz - Dinge erlebt und gesehen habt, die nicht ein Bruchteil eines Promilles der Weltbevölkerung vergönnt waren.
Ich hoffe und gehe davon aus, da Du das ja nach Jahren schreibst, dass der Unfall keine nachhaltigen Folgen hatte. Jedenfalls wünsche ich Dir das.

Natürlich bin ich gespannt, wie es weiter geht, vor allem wie Du das überlebt / weggesteckt hast.

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kradventure
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#22 Ungelesener Beitrag von kradventure »

LIBYEN 1994, Teil 10, Tag 16 (Nach dem Crash, Bergung der GS und Tesawa)

Die nächste Erinnerung: Arend war plötzlich schon bei mir, sagte, ich solle liegen bleiben, aber ich verspürte den unvernünftigen aber absolut unwiderstehlichen Zwang, zu überprüfen, ob ich mich bewegen kann. Ich richtete mich auf, was zwar weh tat, aber ging und ich bekam dann auch gleich besser Luft. Dann aufgestanden und eine Bestandsaufnahme: Mir tat alles weh, vor allem der Rücken, der, wie sich zeigte, auch durch die Endurojacke hindurch großflächig aufgeschürft war. Es war aber augenscheinlich nichts gebrochen – da habe ich wohl unglaubliches Glück gehabt, definitiv mehr Glück als Verstand! Das Motorrad sah schlimmer aus: Beide Koffer verbeult, beide Kofferträger nach innen gebogen, der linke an zwei von drei Aufnahmen abgerissen. Auspuff nach innen gebogen. Spiegel und Blinker vorne links abgebrochen, Spiegelglas zersplittert. Verkleidung gerissen, ein Handprotektor abgerissen, der Cockpit-Bügel („Wasserrohr“) stark verformt, Lenker verbogen und Mittelstrebe gebrochen. Der Tankrucksack komplett samt Reißverschluss von der Trägerplatte abgerissen. Sturzbügel, Ventildeckel und Tank beidseitig stark verkratzt.

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Nach einiger Zeit der Beratschlagung schien es uns eigentlich unmöglich, dass ich mit diesen Schmerzen und mit diesem Motorrad die restliche Strecke bis Tesawa fahren könnte (auch wenn es - nochmal riesiges Glück – nach 150 km Piste an diesem Tag jetzt nur noch ca. 15 km bis dorthin waren!). Wir vereinbarten, dass Arend nach Tesawa fahren und versuchen sollte, einen Pickup oder ähnliches zu organisieren, um das havarierte Motorrad zu bergen. Nachdem er außer Sichtweite war, überkam mich mit voller Wucht das ganze Elend: Selbstmitleid, Wut, Angst (der Rücken schmerzte einfach höllisch – was wenn da doch eine ernstere Verletzung vorlag?), Verzweiflung. Mir war, neben meinem kaputten Motorrad mutterseelenallein im Saharasand sitzend, „einfach nur zum Heulen zumute“ - und genau so habe ich es in diesem Moment im Reisetagebuch vermerkt. Wäre die Reise jetzt vorbei? Womöglich nicht nur für mich, sondern auch für Arend? Die Piste Idri-Darj z.B. könnte er unmöglich alleine fahren. Das waren sehr einsame und sehr bedrückende Minuten...

Schneller als gedacht hörte ich plötzlich Motorengeräusche und sah dann in einer riesigen Staubfahne erst Arends GS, und dann dahinter – völlig surreal in diesem Moment in der Weite der Wüste – einen blauen Polizeijeep mit rotierendem Blaulicht auf mich zu fahren. Es wurde dann noch surrealer, als der Beifahrer ausstieg: Ein dunkelhäutiger Mann in einem dunkelblauen Trenchcoat, Anzughose mit schwarzen Lackschuhen, Sonnenbrille im Gesicht. Von Anfang an machte der Polizeichef von Tesawa (denn den hatte ich wohl vor mir) mit Körpersprache, Mimik und dann auch mit den sehr wenigen englischen Worten, die er sprach, klar, dass ihn dieser Einsatz im Staub einfach nur nervte und er sich in sein klimatisiertes Büro zurückwünschte. Er wollte auch nicht einsehen, warum ich nicht selbst fahren könne. Arend war so geistesgegenwärtig, heimlich den Killschalter meiner GS zu betätigen und demonstrierte dann, dass das Motorrad nicht anspringt. Erst nachdem der Polizeichef selbst mehrfach vergeblich den Anlasserknopf gedrückt hatte, gab er auf und befahl dem Fahrer, der eine Polizeiuniform trug, gemeinsam mit Arend die GS in den Jeep zu verladen – ich half, so gut meine Schmerzen das zuließen, während der „Chief“ mit den Händen in den Taschen seines Trenchcoates missmutig daneben stand. Natürlich passte das Motorrad nicht vollständig in den Jeep, das Vorderrad ragte über die Stoßstange, die (zur Seite öffnende) Hecktür wurde mit einem unserer Spanngurte notdürftig fixiert. Ich kroch neben mein armes Mopped und los ging die wilde Fahrt – so wild, dass unterwegs mein kaputter Tankrucksack, der neben mir auf der Ladefläche lag, herausfiel und von Arend aufgesammelt und noch auf sein Gepäck geschnallt werden musste.

In Tesawa angekommen bestand der Chief, der inzwischen etwas besser gelaunt und auch etwas empathischer wirkte, darauf, mich zu einem Arzt zu bringen, doch das ist dann eine eigene Geschichte!

(Fortsetzung folgt...)

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maxmoto
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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#23 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Nachdem er außer Sichtweite war, überkam mich mit voller Wucht das ganze Elend: Selbstmitleid, Wut, Angst (der Rücken schmerzte einfach höllisch – was wenn da doch eine ernstere Verletzung vorlag?), Verzweiflung. Mir war, neben meinem kaputten Motorrad mutterseelenallein im Saharasand sitzend, „einfach nur zum Heulen zumute“

Ich glaube, nach so einer Selbsterfahrung und dem hoffentlich relativ guten Ende (zumindest vermute / erwarte ich das), hat man diese Freiheit intus, die Konstatnin Wecker in seinem Lied / Chanson "Willi" so treffend beschreibt: Freiheit hoast koa Angst hom vor Nix und Nearmand. (Freiheit heißt keine Angst vor Nichts und Niemanden zu haben.)

Und wenn das so stimmt, ist's wieder einmal der Beweis, dass JEDE Medaille zwei Seiten hat.

Ich wünsch Dir, dass es so ausgeht, wie von mir gewünscht / erwartet.

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Re: Libyen vor (fast) 30 Jahren

#24 Ungelesener Beitrag von 2wheeler »

Achim

bin froh das Du das jetzt hier alles so schreiben kannst. Unglaublich viel Glück gehabt das der Jeep ( Toyota ?? ) so schnell zur stelle war. Eine Nacht alleine in der Wüste wäre viel beschissener gewesen. Ich denke mal ihr hatte auch kein Holz dabei.

:L
Bild 3,3 L /100 km

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