Juli 2010, für drei Tage allein unterwegs in die Lombardei, als Tagesabschluss der Anfahrt habe ich das Stilfser Joch unter den Reifen, will mir in Bormio ein Nachtquartier suchen - doch es kommt mal wieder anders.

Abwärts von der Passhöhe, unterhalb des Monte Braulio, schaue ich unwillkürlich nach rechts in die Lücke in der Bergkulisse, welche die Adda sich dort hineingefräst hat, dahinter liegt das Val di Fraéle, da könnte ich doch...
Zwei Möglichkeiten gibt es, da hinauf zu gelangen: Entweder direkt durch die Addaschlucht (vorausgesetzt, man ist eine Gemse) oder aber den Monte Scale hinauf über den Passo Torri di Fraéle. Kurzentschlossen biege ich vor Bormio in Richtung Foscagnopass / Livigno ab und finde in Premadio auch gleich die Abzweigung in Richtung Monte Scale. Ich erinnere mich, 22 Kehren und zwei finstere Tunnels auf einer Schotterpiste sind es - zu meiner Überraschung inzwischen bestens geteert. Die Passhöhe wird von zwei mittelalterlichen Türmen flankiert und bietet tolle Ausblicke ins obere Veltlin und in Richtung Livigno



Hier endet der Asphaltbelag, auf einer löcherigen Naturpiste geht es etwa 2 km weiter - und dann öffnet sich das einsame Val di Fraéle mit den beiden Stauseen Lago di Cancano und Lago di San Giacomo. Das Ristoro Monte Scale hat geöffnet und bietet auch Fremdenzimmer an - also bleibe ich gleich da. Beide Staumauern sind befahrbar, der hintere See auf einer Schotterpiste voll umrundbar. Lange sitze ich nach der Seeumrundung noch draußen draußen und genieße in der Abendsonne das Bergpanorama der umgebenden Dreitausender.


- Fortsetzung folgt -