Görlitz, den Ausgangspunkt der Tour erreichte ich am späten Nachmittag. Der Biergarten am linken Neißeufer dürfte der östlichste in Deutschland sein, das linke Ufer liegt schon in Polen.

Schnell war am nächsten Morgen das erste Etappenziel Zittau erreicht, Ausgangspunkt der Strecke nach Oybin mit Streckenast nach Jonsdorf. Diese Linie ist noch voll im Betrieb, vorwiegend im Ausflugsverkehr ins Zittauer Gebirge. Charakteristisch für die Oberlausitz sind die zahlreichen Umgebindehäuser.



Kurzerhand tauschte ich die Motorradsitzbank gegen einen Platz im Aussichtswagen.
Nun verließ ich die Oberlausitz, ab Seifhennersdorf gelangte ich mit einem kurzen Schlenker über Rumburk und Hrensko in Tschechien an die Elbe und erreichte wenig später Bad Schandau in der sächsischen Schweiz. Dort dampft es auch noch, zwar nicht auf Schienen, dafür aber auf der Elbe. Auch hier ließ ich mir eine Dampferfahrt nicht entgehen.

Zum Weiterfahren war es inzwischen zu spät, also suchte ich mir ein Nachtquartier in Königstein unterhalb der Festung. Frühzeitig am nächsten Morgen brach ich wieder auf, in großem Bogen um Dresden herum ging es nach Meißen, hier verließ ich die Elbe und fuhr das Triebischtal aufwärts. In Robschütz wurde ich erstmalig fündig, die Widerlager und Pfeiler der 1966 stillgelegten ehemals längsten Schmalspurbrücke Deutschlands sind noch vorhanden.


Ein paar Kilometer oberhalb des Robschützer Viaduktes stieß ich auf den bestens erhaltenen "Bahnhof" Löthain, nach Sperrung der Brücke endete hier die Strecke von Lommatzsch, der letzte Zug fuhr 1972.


Leuben - Eisenbahnbrücke ohne Eisenbahn, durch den mittleren Bogen führte die Schmalspurbahn. Die Regelspurstrecke Riesa - Nossen, die über die Brücke führte ist inzwischen auch Geschichte.
Nächstes Ziel Nossen, bis 1974 verkehrten hier noch Güterzüge auf einer Reststrecke. Der Kohleschuppen, wo die Lokomotiven ihren Brennstoffvorrat ergänzten ist noch vorhanden, ebenso der Lokschuppen (aber in einem Zustand, der das Fotografieren verbietet)

Nun ging es aufs Erzgebirge, über Freiberg erreichte ich bald darauf Mulda. Hier zeugen nur noch die Brückenpfeiler von der Schmalspurstrecke nach Sayda, welche 1966 aufgelassen wurde.

Als nächstes steuerte ich den ehemaligen Bahnhof in Geyer an, neben dem noch erhaltenen Lokschuppen steht auf einem Gleisstumpf ein kurzer Zug als Denkmal, allerdings in ziemlich desolatem Zustand.

Nächstes Ziel Wolkenstein, nur ein Gleisrest und einige leerstehende Gebäude erinnern an die Pressnitztalbahn nach Jöhstadt, der Restbetrieb bis Niederschmiedeberg wurde 1986 eingestellt und anschließend die Gesamtstrecke komplett abgerissen.

Doch seit 1993 dampft wieder im Pressnitztal: Von Jöhstadt aus entstand auf der alten Trasse ein Museumsbetrieb bis nach Steinbach, der sich sehen lassen kann: Alle Gebäude saniert, die Trasse inklusive aller Brücken komplett erneuert und die Fahrzeuge in bestens restauriertem Zustand zeugen von dem Kraftakt, den der Museumsverein da geleistet hat und noch leistet. In Steinbach dann endlich eine betriebsfähige sächsische IV K.

Zwei Alteisen: Sä. IV K, Baujahr 1916 und Moto Guzzi, Baujahr 1988
96 Maschinen dieser Baureihe beschaffte die Königlich Sächsische Staatseisenbahn von 1892 bis 1921, 22 Exemplare sind noch vorhanden, zum großen Teil betriebsfähig.

Auf dem Erzgebirgskamm fuhr ich weiter, am Fichtelberg vorbei ging es nach Oberrittersgrün. Der ehemalige Bahnhof wurde zum Museum umgestaltet und erinnert so an die Strecke nach Grünstädtel, die 1971 den Betrieb einstellte.

Langsam näherte sich meine "Erkundungsfahrt" dem Ende. In Carlsfeld, dem Endpunkt der Strecke von Wilkau-Haßlau (eingestellt 1967,abschnittsweise Restverkehr bis 1979) stehen einige abgestellte Wagen und im Lokschuppen eine IV K, deren betriebsfähige Aufarbeitung vorgesehen ist.


Carlsfeld
Letzte Station meiner Reliktsuche war der Bahnhof Wilzschhaus, ein paar neue Gleise und Weichen sowie eine fertige Rollwagenanlage deuten hier auf einen geplanten Museumsbetrieb hin.

Wilzschhaus
Hier endete meine Erkundungsfahrt, ich habe dabei aus Zeitmangel längst nicht alle Strecken ansteuern können, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Am nächsten Tag bin ich übers Vogtland, Tschechien und die Oberpfalz zurück nach Nürnberg gefahren, aber diese Tour ist eine andere Geschichte.
