Sieben Länder in Neun Tagen

Polen, Tschechien, Balkanstaaten, Rumänien, Griechenland, usw.
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Volker@Bandit
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Sieben Länder in Neun Tagen

#1 Ungelesener Beitrag von Volker@Bandit »

Eigentlich hatte ich mir festgenommen meinen Bericht wenige Tage nach meiner Rückkehr zu schreiben.
Die ersten zwei Tage nach der Rückkehr war ich aber dermaßen fix und alle, dass ich außer schlafen und abschalten nichts fertig brachte. Am dritten Tage musste ich meine Abwesenheit von der Uni aufarbeiten und am nächsten morgen war schon der öde Alltag zurück.

Bevor irgendjemand einen falschen Eindruck bekommt:
Mit "fix und alle" meine ich das positive Gefühl, wenn ich nach tausenden Kilometern erschöpft und glücklich mich hinlege und fast schon in einem komatösen Zustand verfalle in dem ich mich körperlich erhole und geistig die unzähligen Eindrücke verarbeite.

Achtung: Ich werde in diesem Bericht versuchen ein paar persönliche Eindrücke und Erfahrungen zu erläutern, die ich in den verschiedenen Ländern gemacht habe.
Dabei möchte ich niemanden beleidigen, das Reiseland schlecht reden, Vorurteile verbreiten oder gar pauschalisieren. Nur persönliche Erlebnisse, die ich gesammelt habe und dann unter dem Helm zu einem Eindruck des Landes gewachsen sind.

Jetzt aber los.....

Sieben Länder in Neun Tagen


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Als im März sich der Sommer abzeichnete begann ich mit dem fantasieren für einen einwöchigen Trip. Aber wohin ?
Alles schon gesehen oder zu lange Anfahrt. Dann stolperte ich über Kroatien-Berichte und plante die Adria-Magistrale zu fahren.
Wie ich mir auf der Europakarte die grobe Route anschaue und von anderen Berichten den genauen Verlauf, fällt mir etwas pragmatisch ins Auge:

Die meisten, die in den Süden Kroatiens fahren oder auf dem Landweg nach Griechenland und zurück, fahren eigentlich einen Umweg.
Ohne irgendwelche Vorurteile zu berücksichtigen wäre es ideal die Adria-Magistrale zu fahren und dann, um möglichst viel mitzunehmen, über Bosnien oder Serbien zurück zu fahren.
Klingt doch gut.
Sicher soll es auch sein, also nichts wie los. Natürlich kamen bei Freunden und Bekannten die typischen Vorurteile auf. Von erschossen werden, auf Minen fahren, niedergeschlagen und beraubt zu werden bis zum Klassischen Motorrad klauen war das ganze Spektrum an Kommentaren zu hören.

Einfach ignorieren und los.
Über die Autobahn ging es am ersten Tag bis Passau und, so der Plan, danach auf Landstrassen bis Villach.
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Aber denkst du. Auf der Höhe des Mondsee holt mich eine Gewitterfront ein. Regen gleich am ersten Tage, da wollte ich schon fast umdrehen.
In Irrsdorf fahre ich im Regen durch das Dorf und frage einen Passanten nach einer Unterkunft, der zeigt auf ein Privathaus das Ferienhäuser hat. Ich fahre also hin und genau in diesem Moment kommt die Besitzerin gefahren und begrüsst mich. Durch Studenten-,Regen- und Motorradfahrer-Bonus kriege ich ein Zimmer für 25 Euro und mein Motorrad eine Garage. Was für ein Zufall, das richtige Dorf, der richtige Passant und ich treffe genau ein um die Besitzerin zu erwischen, die nur für 10 Minuten nach dem rechten schauen wollte. Was für ein Glück.

Vom Balkon meines Zimmers, dass sich als komplette Ferienwohnung auf 80 qm herausstellt kann ich das Regenschauspiel beobachten.
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Somit war mein gut durchdachter Plan innerhalb der ersten 4 Stunden ins Wasser gefallen. :D

Am nächsten Morgen strahlt der Himmel blau. Aus Alpen-Erfahrung heraus ziehe ich doch die ganze Regenkluft an und lege die Jeans zurück in den Koffer.
Gute Entscheidung, denn nur wenige Kilometer weiter regnet es wieder.
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Kurzzeitig ging ein Regenschauer nieder der mich auf Schritttempo drückte.
Meine Hoffnung lag auf dem Tauern-Pass. Irgendwo muss das doch aufhören.
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Und tatsächlich, auf der anderen Seite Licht am Horizont.
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Der Wurzenpass war gesperrt, also musste ich über Italien (darum sieben Länder :mrgreen: )
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Und kurz darauf nach Slowenien.
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Leider war der Mangart noch gesperrt. Wegen Baumaschinen und Bauarbeitern war es auch nicht Möglich zu probieren wie weitman kommt.
Also leicht enttäuscht Abfahrt nach Slowenien "runter".

Auf der engen, schlechten und einspurigen Straße standen dann zwei Motorradfahren, ein Abschleppwagen in einer Kurve außen und blickten die steile Böschung hinab.Eine Maschine war an einen Baum gelehnt.
Auf mein Halten hin winkte der erste der beiden Fahrer mich weiter, während der zweite mit knallrotem Gesicht und sichtlich unter Adrenalin eine Zigarette in Sekunden inhalierte. Wenige Meter weiter fiel mir dann die Lösung zu dem Bild ein.
Zwei Fahrer aber nur eine Maschine. Einzige´Lösung: Die liegt irgendwo unten in der Böschung bzw. Schlucht.
Daraufhin fuhr ich wesentlich vorsichtiger hinab.
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Die weiter Strecke verlief immer einem Fluss folgend auf einer spitzen Straße kurvi richtung Süden. Da kam richtig geiles Motorradfahren auf. KUUURVEN.
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Als ich am späten Nachmittag an einer Kirche anhielt war ich vom Hochgebirge ins Mittelgebirge gekommen.
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Geplant war für diesen Tag die Kroatische Küste, da meine Österreichische Gastgeberin am Vorabend mir eine Pension in Moscenicka empfohlen hatte.
Aber mein Freund vom Vortag folgte mir die ganze Zeit.
Jedesmal, wenn ich 10 Minuten anhielt holte mich die selbe Gewitterfront ein und es fing an zu tröpfeln.
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Gegen halb fünf ca. 20 km vor der Kroatische Grenze stand ich an einer Baustellenampel. Es wehte wie verrückt. Klar war, da kommt kein freundlicher Sommerregen.
Als es anfing fragte ich Passanten nach einer Unterkunft, aber es scheiterte an den Sprachkentnissen.
"Dann fährst im Regen eben bis an die Küste"
Aber der Regen wurde stärker und es wehte gefährlich. An einer Bushaltestelle sah ich ein Schild mit "SOBE" (Zimmer). Voll in die Eisen, Blinker und abbiegen.
2 km in ein Dorf,dort ein Schild noch drei Kilometer ins nächste Dorf.
Verdammt wo lande ich da. Angekommen in einem Kuhdorf, wie junge Leute liebevoll sagen, fahre ich in die Einfahrt des Fremdenzimmers und lande auf einem Bauernhof.
Alles verrammelt, alte Maschinen und ich auf meinem Japaner der im Regen in einem slowenischen Dorf seine Kreise zieht.

Dann steht in einer Tür ein alter Mann. Mit Zigarette im Mund schaut er mich wie einen Eindringling an.
Aber als ich ihm unter dem Helm ein "SOBE?" entgegen rufe hellt sich sein Gesicht auf und er öffnet mir einen Schuppen.
Nichts wie rein mit der Bandit. Glücklich aus dem Regen zu sein stelle ich mich vor und schon fängt er auf Deutsch an. Wir unterhalten uns und immer, wenn wir nicht weiter wissen, versuchen wir dem gegenüber mit Stift und Papier verständlich zu werden.
Das Zimmer das er mir im Haus zeigt ist spitze. Und als ich meine nassen Sachen nach oben bringe lädt er mich zu sich ins Wohnzimmer ein. Eine Schlafcouch, ein Esstisch und Fernseher.
Ich nehme Platz und er kramt ein deutsche Wörterbuch aus den 50ern heraus. Anfang der 60er hat er in der Schule deutsch gelernt. Dafür kann er es noch überraschend gut.
Wir unterhalten uns über alles: Woher, wohin, seine Kinder, Probleme nach dem Zerfall des Ostblocks und voller Stolz seine Reise an das Grab von Tito.

Als so das Eis gebrochen ist, fragt er kurz "Hunger ?" - "Ein bisschen."

Kurz verschwindet er und kommt mit Speck, Schinken und Käse zurück. Mit Stolz sagt er : "Eigenes Produkt."
Und so schmeckt es auch, einfach himmlich. Während ich esse schaut er neben mir die Nachrichten, natürlich verstehe ich kein Wort, und ab und zu schaut er auf und wirft ein paar Stichworte zu mir. So lassen sich die Nachrichten nur leicht erahnen.

Als ich fertig bin bringt er einen 10-Liter Plastick-Kanister und ruft freudig "Wino ?" - "Gerne, aber nur ein bisschen"
Und schon steht ein Glas randvoll vor mir...............

Müde, satt, angetrunken und noch ein bisschen über den Haufen geworfen verabschiede ich mich in mein Zimmer, dusche und bin innerhalb von Sekunden eingeschlafen.



Fortsetzung folg........................................

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klauston
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#2 Ungelesener Beitrag von klauston »

Schöner Bericht, so kenne ich das Land auch, weiter so... 8-)
Wer sein Leben so einrichtet, dass er niemals auf die Schnauze fällt, der kann nur auf dem Bauch kriechen.

http://www.klausmotorreise.com

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boro
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#3 Ungelesener Beitrag von boro »

Volker@Bandit hat geschrieben: Mit "fix und alle" meine ich das positive Gefühl, wenn ich nach tausenden Kilometern erschöpft und glücklich mich hinlege und fast schon in einem komatösen Zustand verfalle in dem ich mich körperlich erhole und geistig die unzähligen Eindrücke verarbeite.
Ich bin mir sicher, dieses Gefühl kennen hier fast alle!!!
Mal mehr, mal weniger.


Toller Bericht...der Anfang mach Lust auf mehr.


Gruß
Jochen
"Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben."

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Doris
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#4 Ungelesener Beitrag von Doris »

Volker@Bandit hat geschrieben: Die ersten zwei Tage nach der Rückkehr war ich aber dermaßen fix und alle, ....
Das kenn ich auch nur zu gut :D
Nach meiner ersten großen Motorradreise war der Kopf so voll mit Bildern und Erlebnissen,
dass ich 2 Wochen zum "Ankommen" brauchte :D

Ein schöner Bericht, der Lust auf die Fortsetzung macht!
Liebe Grüße
von einer, die auszog, die Welt zu entdecken...


Doris


Die Kuh einfach mal (f)liegen lassen

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Gigl
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#5 Ungelesener Beitrag von Gigl »

Freu mich auf die Fortsetzung......

Gruß

Gigl
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Andre
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#6 Ungelesener Beitrag von Andre »

Klasse Bericht - freu mich auf die Fortsetzung :D
Gruss
André
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Glück ist wie pupsen, wenn man es erzwingt wird's Scheisse ;-)

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Savethefreaks
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#7 Ungelesener Beitrag von Savethefreaks »

Bin wirklich gespannt, wie's weitergeht! Und schön der Beweis: wo ein Wille ist, braucht's keine Sprachkenntnisse!
It's hard to be a Rock 'n Roller!

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Mimoto
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Re: Sieben Länder in Neun Tagen

#8 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

Volker@Bandit hat geschrieben:....

Fortsetzung folg........................................

Meinen Senf gibt es zum Schluss. :D

Grüße
Michael /mimoto

Sterbe mit Erinnerungen, nicht mit Träumen.


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