Reisebericht Düsseldorf Formentera und zurück
Verfasst: Dienstag 7. August 2012, 17:59
Düsseldorf, Barcelona, Ibiza, Formentera
Formentera, Ibiza, Denia, Düsseldorf.
4 Tage hin, 4 Tage zurück.
Vorwort:
Auf die Idee, mit dem Motorrad nach Formentera zu fahren kam ich, als wir planten zu dritt auf der Insel den Urlaub zu verbringen. Eine Freundin wollte ursprünglich mitkommen,
es hätte uns den Urlaub preislich stark reduziert und es wäre ein nettes Urlaubsteam gewesen – ohne Hintergedanken. Bei den ersten Gesprächen entwickelte sich für mich die Idee,
mit dem Motorrad zu fahren, die Planung für meine Tour ging in die erste Runde und dann sprang unsere Susi ab. Von dem Gedanken angefixt, die Strecke zu „erfahren“, konnte ich
meine Freundin überreden, bei der nun bei mir, wie in Stein gemeißelten Idee zu bleiben und die Planung begann dann vollends.
Die Planung.
Das Ziel stand mit Formentera fest, aber bei weitem noch nicht der Weg dorthin. Fest stand auch, dass ich mir für Hin- und Rückweg jeweils vier Tage Zeit nehmen wollte. Was
unbekannt war, war die Durchführung der Reise, denn erstmals sollte es alleine auf Tour gehen und ebenso erstmalig, eine solch lange Tour in Angriff genommen werden. Neu
war auch das Mopped: Zwar nicht neu vom Baujahr her gesehen, denn meine GS1150 erblickte schon 2001 das Licht der Welt, aber neu für mich, denn seit Kauf im letzten Jahr aus
erster Hand hatte ich gerade erstmal 5000 Kilometer damit zurück- gelegt. Ich konnte also nicht behaupten, dass ich die Q kannte, denn von den ein oder anderen Ausflügen ins
Bergische Land, was mehr oder weniger direkt bei mir vor der Haustüre liegt, konnte ich keine großartige Erfahrung gesammelt haben.
Ich las diverse Reiseberichte, versuchte mir ein Bild davon zu machen, durch welche Regionen es ging und kaufte mir zu Weihnachten einen neuen Satz Reifen und Kartenmaterial.
Mit dem Finger fuhr ich diverse Pässe ab und fing an, die ersten Etappen „nur mal so“ unter Zuhilfenahme von „Motoplaner“ zu planen.
Ich stellte dann schnell fest, dass am ersten Tag eine Autobahnetappe anstehen würde, die von der Länge her gesehen schon knapp an die 1000 Kilometer herankam. Autobahn!
Und das mir.
Durch meinen Job bin ich mehr oder weniger gezwungen viel Autobahn zu fahren aber das mache ich eben, weil ich es muss und nicht weil ich Spaß daran habe.
Ich biss also in den sauren Apfel und nahm dies in Kauf, denn schließlich sollten dann an den darauf folgenden drei Tagen wesentlich schönere Strecken gefahren werden.
Mit der Zeit nahm die Routenplanung Gestalt an und in Abstimmung mit diversen Leuten (u.a. Holger von „Maison las Clauzes“ und dem Reiseforum von Mimoto) konnte ich diese
noch optimieren.
Da ich ja auch mit dem Motorrad zum ersten Mal eine solche Strecke bewältigen sollte, hatte ich keinerlei Ahnung, was denn an Equipment mitzunehmen war. Also ging ich
ebenfalls wieder auf die Suche im Netz und versuchte für meine Zwecke Packlisten zu erhalten, an denen ich mich orientieren konnte. Das stellte sich als relativ schwer
heraus, denn da macht halt jeder– so auch ich – seine eigenen Erfahrungen (nebenbei schon jetzt bemerkt: NIEMALS werde ich wieder so viel an Krempel mitschleppen....).
Ich packe meinen Koffer.
Eines musste auf jeden Fall mit: Meine Boule-Kugeln, denn wir treffen uns auf Formentera abends immer am Strand, um dort besagtes Spiel zu spielen – nicht auf glatt
gebügelten Plätzen, sondern, na, ich umschreibe es mal als Cross-Boule. Damit war schon mal gut und gerne eine Hälfte eines Seitenkoffers belegt und da auch meine
Freundin mitspielt, sollten direkt auch ihre Kugeln mit, was im Klartext bedeutet rund sieben Kg totes Gepäck in einem Koffer, macht lediglich nur noch drei Kilo Zuladung
auf der linken Seite.
Ebenfalls mitnehmen wollte ich Motoröl. BMW gibt für die GS einen Verbrauch von max. 1 Liter auf 1000 Km an. Ein paar Erfahrungen konnte ich ja schon sammeln und
wusste, dass meine GS nicht so viel verbraucht, aber letztlich konnte ich das für den Streckenbetrieb nicht einschätzen, wollte aber unbedingt auch das von mit eingesetzte
Öl nachfüllen können. Da ich nicht wusste, wie die Versorgungslage unterwegs mit meinem Öl ist, nahm ich 2,5 Liter mit. Diese sollten reichen und die war ich auch
bereit, zu verbrauchen. Ein Reifenreparaturset, ein Minikompressor (den ich auch in Zukunft mitnehmen werde) eine Verbandtasche, Ersatzbirnen, ein paar Kabelbinder,
Ersatzsicherungen, etwas Draht und mein Wunderkleber (ich schwöre auf Pattex Repair Extrem) für alle Fälle sollten mit.
Dann las ich in einer Tourbeschreibung wörtlich „auf den nächsten 80 Kilometern (in den Pyrenäen) ist keine Tankstelle zu finden!“ Meine GS braucht solo ohne Gepäck
rd. 5,5 Liter. Ich kalkulierte mal 6 bis 6,5 Liter mit Gepäck und da ich ein Mensch bin, der sich gern auf alles vorbereitet, musste natürlich auch Reserve-Kraftstoff
mit. 2 Liter? Das wären gerade einmal 30 Kilometer und mit dem Angstbild vor Augen 80 Kilometer lang keine Tankstelle zu finden, würde dies nicht reichen – in
meinen Augen. Also zwei 2 Liter Kanister sollten ebenfalls mit. Dazu mein Zelt, meine Isomatte, mein Schlafsack, das Kochgeschirr und Bärchen (der muss grundsätzlich
überall mit hin, sind wir doch ein eingespieltes Team und der freute sich ebenfalls schon auf die Tour).
Mir fiel auf, dass ich noch nichts anzuziehen hatte, also mussten die ein oder anderen Kleidungsstücke auch mit eingepackt werden und das eben nicht nur für die Tour,
sondern auch für die 14 gemeinsamen Urlaubstage. Und, vielleicht regnet es ja auch noch? Also, Regenzeugs muss mit. Und was ist mit Fotos? Genau, meine Nikon
durfte auf gar keinen Fall zu Hause bleiben. Dazu noch oben drauf meine Sommerhose und meine Sommerjacke. Das alles verteilt auf einen Tankrucksack, zwei
Kindertouringkoffer von BMW und ein GIVI Topcase und eine Ortliebrolle.... ich kann nur sagen, dass es eine Herausforderung war.
Der ganze Krempel konnte schlussendlich sicher auf dem Mopped verteilt werden und ich stand am 28.05. dann vor einem riesigen Trumm von Mopped und kam mir vor,
wie vor einer Afrika-Durchquerung.
Dann noch ein Super-Gau an diesem Tag, denn der Hersteller meiner Helmkamera hatte ein neues Firmware-Update veröffentlicht. „Fein, also schnell das Update
machen und dann hast Du wirklich gaaaanz tolle Aufnahmen“, so dachte ich. Update herunter geladen, Update gestartet und die Kamera blieb aus. Ganz aus, also
so richtig aus. Ich schrie Zeter und Mordio am Schreibtisch aber es half nichts, dann also ohne Helmkamera.
Andi, meine Freundin, übernahm netterweise dann nach meiner Abfahrt die Abwicklung mit dem Händler und ich hatte ja wenigstens noch meine Nikon.
Ab ins Bett und ich verbrachte die letzte Nacht im eigenen Bett für die nächsten 3,5 Wochen.
26.05.2012
Der Tag der Wahrheit.
Der Wecker klingelt endlich um halb vier, worauf ich schon seit einer halben Stunde wach liegend gewartet habe. Schnell ein Stubser an meine große Liebe neben
mir, ein letztes Küsschen, ab in die Klamotten und auf zur Kaffeemaschine. Das Mahlwerk macht einen Riesenkrach, der Kaffee läuft in die Tasse und verbreitet
in der Küche einen wohligen Geruch. „Das ist der letzte „schöne“ Kaffee für die nächsten vier Tage“, denke ich und genieße den Becher auf unserer Terrasse. Der
Morgen ist zwar frisch, aber trocken. Beste Voraussetzungen für den Tourstart. Ab zur Garage, die ich mir mit meinem besten Freund Thomas teile, der mir zum
Abschied noch einen Filzanhänger mit dem Aufdruck „Best friend“ geschenkt hat. Ich öffne das Garagentor und die GS glotzt mich mit ihrem schiefen Blick an.
Schnell umgezogen und die Q aus der Garage geschoben und der erste Zweifel macht sich breit: Was machst Du hier eigentlich? Bleib doch im Bett. In knapp 2,5
Stunden kann man mit dem Flieger auf Ibiza sein. Und und und. Mit diesen Gedanken starte ich den Motor, lege den ersten Gang ein und fahre los.
Knapp 1000 Kilometer Autobahn
liegen vor mir. Durch die Stille des noch sehr frühen Morgen fahre ich durch unseren Ortsteil und biege dann von der Hauptstrasse auf die Autobahnauffahrt ab. Ich
rutsche ein wenig auf der Sitzbank vor und zurück, finde die richtige Position und lasse die Q mit 120/130 km/h laufen. Sie macht es quasi von alleine, ich brauche
nicht viel zu tun. Erster Stopp soll der Rasthof Elztal sein, von wo es dann Richtung Luxemburg geht. Vollgetankt habe ich daher extra nicht, denn die Spritpreise
in Luxemburg liegen am 26.05. bei EUR 1,34 – also deutlich niedriger als bei uns in Düsseldorf. Die Ohrstöpsel, die mir meine Freundin von einem Ihrer letzten Flüge
mitgebracht hat, tun ihren Dienst und so fahre ich Km für Km über deutsche Autobahnen.
Es ist schon hell und der Rasthof Elztal auf der A48 liegt vor mir. Eine kurze Pause mit einem Becher Kaffee tut gut und danach geht es weiter Richtung Luxemburg.
Ich erreiche Luxemburg gegen 8 halb 9 und erstmals brauche ich meine PIN für die Kreditkarte (auch letztmals, denn in Frankreich läuft es mittlerweile wie bei uns,
einfach Karte ins Lesegerät und unterschreiben). Extra fahre ich in Luxemburg eine kleinere Tankstelle an, denn das Gewimmel auf der großen Tankstelle in
Bechem ist mir zuviel. Die erste Teiletappe des Tages ist geschafft und nun geht es weiter durch Luxemburg hindurch und dann fahre ich endlich auf französischen
Autobahnen weiter bis nach Orcet, kurz hinter Clermont Ferrand. Dort halte ich an der Schranke des Campingplatzes Le Clos Auroy und werde an der Rezeption von
einem Niederländer empfangen, der mir meinen Platz für mein Kinderzelt mit der Frage „Mit Strom oder ohne?“ zuteilt. Noch ein wenig verwirrt von der Fragestellung
setze ich mich mit der Q zu meinem Stellplatz in Bewegung und lade dort die wichtigsten Dinge ab.

Es ist noch absolute Vorsaison und so ist wenig los auf dem Platz. Ein paar Deutsche, ein paar Niederländer und ein paar Engländer finden sich dort mit ihren
Wohnmobilen und Wohnwagen. Teilweise sind diese, genau wie ich, auf der Durchreise, teils aber auch dort für den Urlaub. Ich baue mein Zelt auf und denke
mir, dass ich mir ein Bierchen verdient habe. Nach dem Duschen zurück zur Rezeption und Cheffe nach kalten Getränken interviewt.... Fehlanzeige, denn es ist ja
noch so früh in der Vorsaison und da habe die Bar noch nicht geöffnet. Mist. Eine Frage von ihm, ob kaltes oder warmes Bier, wäre mir lieber gewesen.
Also zurück zum Zelt, den Gaskocher angeworfen und Wasser für einen Kaffee und meine Tütensuppe gekocht. Zwischendurch kommen ein paar liebenswerte Rentner
aus ihren Wohnmobilen gekrochen, schauen bei mir vorbei und bestaunen meine GS.
Nach den knapp 1000 Kilometern brummt mir ein wenig der Schädel aber letztlich macht sich auch ein wenig Stolz in meiner Brust breit, dass ich es schon mal bis
hierher geschafft habe. „Ab morgen wird alles anders“, denke ich mir nach dem Essen und dem Kaffee, rolle meine Isomatte aus und stecke mich selbst und Bärchen
in den Schlafsack. Licht aus, Augen zu.
Formentera, Ibiza, Denia, Düsseldorf.
4 Tage hin, 4 Tage zurück.
Vorwort:
Auf die Idee, mit dem Motorrad nach Formentera zu fahren kam ich, als wir planten zu dritt auf der Insel den Urlaub zu verbringen. Eine Freundin wollte ursprünglich mitkommen,
es hätte uns den Urlaub preislich stark reduziert und es wäre ein nettes Urlaubsteam gewesen – ohne Hintergedanken. Bei den ersten Gesprächen entwickelte sich für mich die Idee,
mit dem Motorrad zu fahren, die Planung für meine Tour ging in die erste Runde und dann sprang unsere Susi ab. Von dem Gedanken angefixt, die Strecke zu „erfahren“, konnte ich
meine Freundin überreden, bei der nun bei mir, wie in Stein gemeißelten Idee zu bleiben und die Planung begann dann vollends.
Die Planung.
Das Ziel stand mit Formentera fest, aber bei weitem noch nicht der Weg dorthin. Fest stand auch, dass ich mir für Hin- und Rückweg jeweils vier Tage Zeit nehmen wollte. Was
unbekannt war, war die Durchführung der Reise, denn erstmals sollte es alleine auf Tour gehen und ebenso erstmalig, eine solch lange Tour in Angriff genommen werden. Neu
war auch das Mopped: Zwar nicht neu vom Baujahr her gesehen, denn meine GS1150 erblickte schon 2001 das Licht der Welt, aber neu für mich, denn seit Kauf im letzten Jahr aus
erster Hand hatte ich gerade erstmal 5000 Kilometer damit zurück- gelegt. Ich konnte also nicht behaupten, dass ich die Q kannte, denn von den ein oder anderen Ausflügen ins
Bergische Land, was mehr oder weniger direkt bei mir vor der Haustüre liegt, konnte ich keine großartige Erfahrung gesammelt haben.
Ich las diverse Reiseberichte, versuchte mir ein Bild davon zu machen, durch welche Regionen es ging und kaufte mir zu Weihnachten einen neuen Satz Reifen und Kartenmaterial.
Mit dem Finger fuhr ich diverse Pässe ab und fing an, die ersten Etappen „nur mal so“ unter Zuhilfenahme von „Motoplaner“ zu planen.
Ich stellte dann schnell fest, dass am ersten Tag eine Autobahnetappe anstehen würde, die von der Länge her gesehen schon knapp an die 1000 Kilometer herankam. Autobahn!
Und das mir.
Durch meinen Job bin ich mehr oder weniger gezwungen viel Autobahn zu fahren aber das mache ich eben, weil ich es muss und nicht weil ich Spaß daran habe.
Ich biss also in den sauren Apfel und nahm dies in Kauf, denn schließlich sollten dann an den darauf folgenden drei Tagen wesentlich schönere Strecken gefahren werden.
Mit der Zeit nahm die Routenplanung Gestalt an und in Abstimmung mit diversen Leuten (u.a. Holger von „Maison las Clauzes“ und dem Reiseforum von Mimoto) konnte ich diese
noch optimieren.
Da ich ja auch mit dem Motorrad zum ersten Mal eine solche Strecke bewältigen sollte, hatte ich keinerlei Ahnung, was denn an Equipment mitzunehmen war. Also ging ich
ebenfalls wieder auf die Suche im Netz und versuchte für meine Zwecke Packlisten zu erhalten, an denen ich mich orientieren konnte. Das stellte sich als relativ schwer
heraus, denn da macht halt jeder– so auch ich – seine eigenen Erfahrungen (nebenbei schon jetzt bemerkt: NIEMALS werde ich wieder so viel an Krempel mitschleppen....).
Ich packe meinen Koffer.
Eines musste auf jeden Fall mit: Meine Boule-Kugeln, denn wir treffen uns auf Formentera abends immer am Strand, um dort besagtes Spiel zu spielen – nicht auf glatt
gebügelten Plätzen, sondern, na, ich umschreibe es mal als Cross-Boule. Damit war schon mal gut und gerne eine Hälfte eines Seitenkoffers belegt und da auch meine
Freundin mitspielt, sollten direkt auch ihre Kugeln mit, was im Klartext bedeutet rund sieben Kg totes Gepäck in einem Koffer, macht lediglich nur noch drei Kilo Zuladung
auf der linken Seite.
Ebenfalls mitnehmen wollte ich Motoröl. BMW gibt für die GS einen Verbrauch von max. 1 Liter auf 1000 Km an. Ein paar Erfahrungen konnte ich ja schon sammeln und
wusste, dass meine GS nicht so viel verbraucht, aber letztlich konnte ich das für den Streckenbetrieb nicht einschätzen, wollte aber unbedingt auch das von mit eingesetzte
Öl nachfüllen können. Da ich nicht wusste, wie die Versorgungslage unterwegs mit meinem Öl ist, nahm ich 2,5 Liter mit. Diese sollten reichen und die war ich auch
bereit, zu verbrauchen. Ein Reifenreparaturset, ein Minikompressor (den ich auch in Zukunft mitnehmen werde) eine Verbandtasche, Ersatzbirnen, ein paar Kabelbinder,
Ersatzsicherungen, etwas Draht und mein Wunderkleber (ich schwöre auf Pattex Repair Extrem) für alle Fälle sollten mit.
Dann las ich in einer Tourbeschreibung wörtlich „auf den nächsten 80 Kilometern (in den Pyrenäen) ist keine Tankstelle zu finden!“ Meine GS braucht solo ohne Gepäck
rd. 5,5 Liter. Ich kalkulierte mal 6 bis 6,5 Liter mit Gepäck und da ich ein Mensch bin, der sich gern auf alles vorbereitet, musste natürlich auch Reserve-Kraftstoff
mit. 2 Liter? Das wären gerade einmal 30 Kilometer und mit dem Angstbild vor Augen 80 Kilometer lang keine Tankstelle zu finden, würde dies nicht reichen – in
meinen Augen. Also zwei 2 Liter Kanister sollten ebenfalls mit. Dazu mein Zelt, meine Isomatte, mein Schlafsack, das Kochgeschirr und Bärchen (der muss grundsätzlich
überall mit hin, sind wir doch ein eingespieltes Team und der freute sich ebenfalls schon auf die Tour).
Mir fiel auf, dass ich noch nichts anzuziehen hatte, also mussten die ein oder anderen Kleidungsstücke auch mit eingepackt werden und das eben nicht nur für die Tour,
sondern auch für die 14 gemeinsamen Urlaubstage. Und, vielleicht regnet es ja auch noch? Also, Regenzeugs muss mit. Und was ist mit Fotos? Genau, meine Nikon
durfte auf gar keinen Fall zu Hause bleiben. Dazu noch oben drauf meine Sommerhose und meine Sommerjacke. Das alles verteilt auf einen Tankrucksack, zwei
Kindertouringkoffer von BMW und ein GIVI Topcase und eine Ortliebrolle.... ich kann nur sagen, dass es eine Herausforderung war.
Der ganze Krempel konnte schlussendlich sicher auf dem Mopped verteilt werden und ich stand am 28.05. dann vor einem riesigen Trumm von Mopped und kam mir vor,
wie vor einer Afrika-Durchquerung.
Dann noch ein Super-Gau an diesem Tag, denn der Hersteller meiner Helmkamera hatte ein neues Firmware-Update veröffentlicht. „Fein, also schnell das Update
machen und dann hast Du wirklich gaaaanz tolle Aufnahmen“, so dachte ich. Update herunter geladen, Update gestartet und die Kamera blieb aus. Ganz aus, also
so richtig aus. Ich schrie Zeter und Mordio am Schreibtisch aber es half nichts, dann also ohne Helmkamera.
Andi, meine Freundin, übernahm netterweise dann nach meiner Abfahrt die Abwicklung mit dem Händler und ich hatte ja wenigstens noch meine Nikon.
Ab ins Bett und ich verbrachte die letzte Nacht im eigenen Bett für die nächsten 3,5 Wochen.
26.05.2012
Der Tag der Wahrheit.
Der Wecker klingelt endlich um halb vier, worauf ich schon seit einer halben Stunde wach liegend gewartet habe. Schnell ein Stubser an meine große Liebe neben
mir, ein letztes Küsschen, ab in die Klamotten und auf zur Kaffeemaschine. Das Mahlwerk macht einen Riesenkrach, der Kaffee läuft in die Tasse und verbreitet
in der Küche einen wohligen Geruch. „Das ist der letzte „schöne“ Kaffee für die nächsten vier Tage“, denke ich und genieße den Becher auf unserer Terrasse. Der
Morgen ist zwar frisch, aber trocken. Beste Voraussetzungen für den Tourstart. Ab zur Garage, die ich mir mit meinem besten Freund Thomas teile, der mir zum
Abschied noch einen Filzanhänger mit dem Aufdruck „Best friend“ geschenkt hat. Ich öffne das Garagentor und die GS glotzt mich mit ihrem schiefen Blick an.
Schnell umgezogen und die Q aus der Garage geschoben und der erste Zweifel macht sich breit: Was machst Du hier eigentlich? Bleib doch im Bett. In knapp 2,5
Stunden kann man mit dem Flieger auf Ibiza sein. Und und und. Mit diesen Gedanken starte ich den Motor, lege den ersten Gang ein und fahre los.
Knapp 1000 Kilometer Autobahn
liegen vor mir. Durch die Stille des noch sehr frühen Morgen fahre ich durch unseren Ortsteil und biege dann von der Hauptstrasse auf die Autobahnauffahrt ab. Ich
rutsche ein wenig auf der Sitzbank vor und zurück, finde die richtige Position und lasse die Q mit 120/130 km/h laufen. Sie macht es quasi von alleine, ich brauche
nicht viel zu tun. Erster Stopp soll der Rasthof Elztal sein, von wo es dann Richtung Luxemburg geht. Vollgetankt habe ich daher extra nicht, denn die Spritpreise
in Luxemburg liegen am 26.05. bei EUR 1,34 – also deutlich niedriger als bei uns in Düsseldorf. Die Ohrstöpsel, die mir meine Freundin von einem Ihrer letzten Flüge
mitgebracht hat, tun ihren Dienst und so fahre ich Km für Km über deutsche Autobahnen.
Es ist schon hell und der Rasthof Elztal auf der A48 liegt vor mir. Eine kurze Pause mit einem Becher Kaffee tut gut und danach geht es weiter Richtung Luxemburg.
Ich erreiche Luxemburg gegen 8 halb 9 und erstmals brauche ich meine PIN für die Kreditkarte (auch letztmals, denn in Frankreich läuft es mittlerweile wie bei uns,
einfach Karte ins Lesegerät und unterschreiben). Extra fahre ich in Luxemburg eine kleinere Tankstelle an, denn das Gewimmel auf der großen Tankstelle in
Bechem ist mir zuviel. Die erste Teiletappe des Tages ist geschafft und nun geht es weiter durch Luxemburg hindurch und dann fahre ich endlich auf französischen
Autobahnen weiter bis nach Orcet, kurz hinter Clermont Ferrand. Dort halte ich an der Schranke des Campingplatzes Le Clos Auroy und werde an der Rezeption von
einem Niederländer empfangen, der mir meinen Platz für mein Kinderzelt mit der Frage „Mit Strom oder ohne?“ zuteilt. Noch ein wenig verwirrt von der Fragestellung
setze ich mich mit der Q zu meinem Stellplatz in Bewegung und lade dort die wichtigsten Dinge ab.

Es ist noch absolute Vorsaison und so ist wenig los auf dem Platz. Ein paar Deutsche, ein paar Niederländer und ein paar Engländer finden sich dort mit ihren
Wohnmobilen und Wohnwagen. Teilweise sind diese, genau wie ich, auf der Durchreise, teils aber auch dort für den Urlaub. Ich baue mein Zelt auf und denke
mir, dass ich mir ein Bierchen verdient habe. Nach dem Duschen zurück zur Rezeption und Cheffe nach kalten Getränken interviewt.... Fehlanzeige, denn es ist ja
noch so früh in der Vorsaison und da habe die Bar noch nicht geöffnet. Mist. Eine Frage von ihm, ob kaltes oder warmes Bier, wäre mir lieber gewesen.
Also zurück zum Zelt, den Gaskocher angeworfen und Wasser für einen Kaffee und meine Tütensuppe gekocht. Zwischendurch kommen ein paar liebenswerte Rentner
aus ihren Wohnmobilen gekrochen, schauen bei mir vorbei und bestaunen meine GS.
Nach den knapp 1000 Kilometern brummt mir ein wenig der Schädel aber letztlich macht sich auch ein wenig Stolz in meiner Brust breit, dass ich es schon mal bis
hierher geschafft habe. „Ab morgen wird alles anders“, denke ich mir nach dem Essen und dem Kaffee, rolle meine Isomatte aus und stecke mich selbst und Bärchen
in den Schlafsack. Licht aus, Augen zu.