Rhone Alpen Juli 2013
Verfasst: Samstag 3. August 2013, 02:46

Die Koffer sind fertig gepackt... alles noch einmal überprüft. Ladekabel, Akkus, Kamerazubehör, etc. alles ist dabei. Über den Inhalt des Seitenkoffers meiner Frau kann ich wieder nur staunen. Der Inhalt würde mir für drei Sommer reichen. Die Reifen sind noch in Ordnung und sollten für diese Tour noch reichen. Hinterher kommen neue drauf.
"Für Pässegourmets" las ich in der Spezialausgabe der Alpentourer von 2011. "Die Tour ist perfekt in einer Woche zu bewältigen" - das klingt doch großartig. Da kann es ja losgehen...
Samstag, Tag 1
Von unserem Startpunkt Freiburg fahren wir über Basel, Bern den Genfer See an und umrunden diesen, um am Abend in Thonon-Les-Bains unsere erste Nacht zu verbringen.
Wie immer wird man von den Eidgenossen gebührend empfangen:

Weinberge säumen die Hänge auf der nordwestlichen Seite des Genfer Sees.

Stets als ein Wahrzeichen von Genf zu erkennen.

An die Ufer von Thonon-Les-Bains treibt es manchen Biker in die Cafés.

Französischer Kaffee ist offensichtlich so stark, dass nicht einmal der Süßstoff in ihm ertrinken will.

Sonntag, Tag 2
MotoPlaner
Wir lassen Thonon-les-Bains hinter uns und fahren Richtung Süden. Als Kind das mit Computern groß geworden ist, vertraue ich zwangsläufig den Anweisungen des Garmin Zumos, welches ich Zuhause zusätzlich mit unzähligen Wegpunkten in BaseCamp versehen habe, damit er mich bloß auf der gewünschten Route lässt und sich nicht wieder selbständig Wege zurechtlegt. Die Karten im durchsichtigen Fach des Tankrucksacks sind mehr zur Zierde da und sollen nach Abenteuer und Reiselust aussehen... aber das muss ja keiner wissen. - Wir kurven um und über einige kleine, aber fahrtechnisch sehr feine Pässe wie den Col de la Ramaz, Col de la Colombiere und den Col de la Forclaz.

Am Nachmittag besuchen wir Annecy.


Montag, Tag 3
MotoPlaner
"I am sorry, i don't speak french.
"Cinque-dix-neuf!"
"I don't speak french..."
"Cinque-dix-neuf!!!"
So in etwa ergab sich das etliche male... ich bat um etwas in englischer Sprache, bekam es auch - man muss mich also verstanden haben -, aber man antwortete mir dann dennoch in französisch. Ich fand dieses Spiel erst ziemlich albern, aber auf Dauer musste ich dann nur immer lachen und mein französischer Freund dann ebenfalls...
Vom Vormittag gibt es keine Bilder, da es vom Himmel nur so schüttete, wie man auch im Video sehen kann. Wir nahmen den Col Du Granier bei herrlichstem Regenwetter, was auch etwas abenteuerliches hatte und durchstreiften noch irgendeine hübsche Schlucht hinter der man aus einem mir unbekannten Grund auf die Straßendecke kilometerlang Unmengen von Kies geschüttet hat. Das war eine gänzlich neue Fahrerfahrung: Die Kombination von Nässe und einem Haufen Kies auf der Strasse ist schon etwas Besonderes. Das Hinterteil der Honda rutschte ein paar mal hin und her und meine Frau drückte mir vor Freude den Brustkorb zu. Da ich die Tour in diesem heftigen Regen so nicht fortsetzen wollte und wir bereits seit über vier Stunden in diesem fuhren, wählten wir die direkte Route nach Valence, wo am Nachmittag dann auch schon wieder die Sonne schien.


Am Abend gingen wir um Valence noch auf eine entspannte Tucker-Tour und entdeckten eine Festung.


Meine Verwandten trafen wir dort auch.

Dienstag, Tag 4
MotoPlaner
Die Route führt uns heute in erste Anbaugebiete des Lavendels, die stetig zunehmen. Der Duft dieser Pflanze ist etliche Kilometer unser Begleiter, wie auch der Geruch von Thymian und anderen Kräutern. Herrlich ist dieses Farbspiel im Wechsel mit dem Grün der Wiesen und dem Blau des Himmels anzusehen. Eine wahre Genußetappe heute mit stetig zunehmenden Hügeln und Kurven, die hinauf zum Col des Tempetes führen.



Schloss von Aulan.



Auf der D162 geht es wieder durch eine hübsche Schlucht (auch im Video zu sehen).


Die Tour endet in Valouse, wo wir in dem einzigen Hotel einkehren. Umgeben von Stille und lediglich dem Zirpen der Grillen.


Mittwoch, Tag 5
MotoPlaner
Mit Verwunderung betrachte ich heute morgen meine Reifen


Der raue französische Teer und mein Kurvenenthusiasmus, bei dem auch schon mal der Seitenständer miteinbezogen werden kann, haben volle Arbeit geleistet... aber das die Reifen diese Tour nicht mehr überstehen würden, das hätte ich nicht gedacht. So kann man sich irren...

Über den ADAC bekomme ich die Adresse der nächstgelegenen Reifenwerkstatt, die Schlappen in meiner Größe verfügbar haben. 30km Hinweg. Eine Stunde warten und schon kann es weitergehen.

Na, das kann sich sehen lassen...
Entlang der D526 bewundern wir Gebirgsformationen, ehe wir von einer Skiortschaft zur nächsten kommen.


Alp d'Huez

Nach unzähligen Kurven, Spitzkehren und Pässen ist mein kleiner Oberfeldwebel ein "wenig" erschöpft...

In dem Skiort Valloire kehren wir in ein sehr hübsches Hotel ein...

Donnerstag, Tag 5
MotoPlaner
Heute stehen die schönsten Leckerbissen auf dem Programm. So zumindest schreibt es der Autor vom Alpentourer. Gennant werden der Col d'Iseran, die Cormet de Roselend und der Nationalpark Vanoise. Auch wenn jetzt gleich faule Eier und Tomaten auf mich geworfen werden... ich selber empfand das nicht so. Die ganzen großen Pässe von denen ich immer in den Foren lese, haben mir hinsichtlich des Motorradfahrens weniger Spaß bereitet, als die kleinen, von denen kaum jemand spricht oder deren Namen nur ganz selten fallen. Keine Frage - das Panorama ist ein Traum. Würde ich nie das Gegenteil behaupten.... nur fahrtechnisch, finde ich, gibt es aufregenderes.
(Bilder von den großen Pässen spare ich mir, die kennt ihr ja schon in- und auswendig.)
Am Abend kommen wir in dem kleinen Skiörtchen Las Saissies an und genießen einen schönen Ausblick von unserem Hotelzimmer.

Freitag, Tag 6
Heute heißt es, Abschied zu nehmen... Von Las Saissies fahren wir Richtung Martigny und können unterwegs noch den Mont Blanc bewundern. Einen letzten Pass haben wir ebenfalls noch vor uns.


Fazit: Wir sind beide sehr begeistert gewesen von der wunderschönen Natur in all ihren unterschiedlichen Facetten. Das ist kaum zu überbieten. Im Nachhinein hätten wir uns beide die Etappen kürzer gewünscht. Wir würden es in dieser Form, 250km und mehr in den Alpen, nicht mehr tun. Keine Frage, wem es nur um's Fahren geht, der wird seine Freude haben, doch war uns viel mehr danach einiges auch anschauen zu können. Die Kilometerangaben sind allesamt nicht zu unterschätzen. Gerade bei den kleinen Bergpässen mit engsten Sträßchen befindet man sich oftmals im Geschwindigkeitsbereich zwischen 30 und max. 60 km/h schneller kann man hier einfach nicht fahren. Bei einer Tour sind wir morgens um 8:30 losgefahren und waren erst abends gegen 18:00 am Ziel, bei max. 50 Minuten Mittagessen und den gewöhnlichen Trinkpausen. Für unseren persönlichen Geschmack war es von daher einfach zu stramm. Aber es war ja unsere erste "längere" Motorradreise überhaupt... und auch so lernt man wieder hinzu. Wundervolle Eindrücke haben wir auf jeden Fall gesammelt.