Georgien - der Balkon Europas

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Tigris
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Georgien - der Balkon Europas

#1 Ungelesener Beitrag von Tigris »

Im Januar 2009 verschlug es mich, damals noch als Polizeibeamter, für ein Jahr nach Georgien. Dort habe ich anfangs in Zugdidi, später dann in Tiflis, in der European Union Monitoring Mission Georgien nach dem so genannten Fünf-Tage-Krieg um die abtrünnigen georgischen Teilrepubliken Abchasien und Süd-Ossetien erst als Monitor, später als IT und Kommunikationsfachkraft gearbeitet.

Im April 2009 kam meine Suzuki DR BIG im Container im georgischen Hafen Poti an und im Juli 2009 habe ich mir dann ein altes russisches Militärgespann, eine KMS MW750, zugelegt. Das Baujahr des Motorrades ist unbekannt, wahrscheinlich lief es Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre in Kiew vom Band. Wahnsinnige 26 PS aus einem faszinierenden Seitenventilmotor, ein Getriebe mit Rückwärtsgang und ein Seitenwagenrad mit permanentem Antrieb aber leider ohne Differentialsperre.

Im Oktober 2009 habe ich zusammen mit einem deutschen Kollegen, der sich zeitgleich eine KMS K750 (die zivile Variante meines Gespanns) zugelegt hatte, und zwei Passagieren in den Seitenwagen, eine Wochenendtour in den Hohen Kaukasus nach Kazbegi (heutiger Name Stepantsminda) am Fuße des gleichnamigen Berges Kazbegi (5.030 m) gemacht.

Bei der Straße von Tiflis nach Kazbegi (und von dort weiter über die russische Grenze nach Vladikavkaz) handelt es sich um die Alte Georgische Heeresstraße, die Tiflis mit Moskau verbindet.

Hier mal ein paar Fotos und Beschreibungen:

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Fotosession in einem sowjetischen Monument mit Blick auf die Kaukasus-Berge bei Gudauri, einem Skiort an der Alten Georgischen Heeresstraße auf etwa 2.000m Höhe. Ich musste ab hier meine Vergaser nachtunen, da die in der Höhenluft leichte Atemschwierigkeiten bekamen.

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Der größte Teil der Alten Georgischen Heeresstraße ist asphaltiert (über die Qualität kann man gut streiten), im Bereich von Gudauri bis Kobi findet man allerdings nur Schotter. Bei Trockenheit staubig ohne Ende, bei Nässe ein Schlammloch nach dem anderen.

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In meinem Seitenwagen ein schwedischer Kollege, der zum ersten Mal in so einem Gefährt unterwegs war und das Wochenende über viel Spaß hatte.

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Wartung der Motorräder nach dem Frühstück. Im Vordergrund meine KMS MW750, dahinter die KMS K750. Regelmäßige Wartung ist unabdingbar, wenn diese Fahrzeuge ihren Job tun sollen. Ölkontrolle (Motor, Getriebe, Endantrieb), Luftdruck, Schraubverbindungen - diese Fahrzeuge sind Oldtimer, die mit aus teilweise minderwertigem Material gefertigt wurden - und so wollen sie auch behandelt werden.

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Die Straßen sind nicht nur für Fahrzeuge da. Alles mögliche Viehzeug, Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine und Pferde treibt sich da ebenfalls rum. Ohne gegenseitige Rücksichtnahme kann das schnell gefährlich werden.

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Nur 141km nach Vladikavkaz in Nordossetien (Russland). Nach dem Fünf-Tage-Krieg im August 2008 war der Grenzübergang allerdings geschlossen und zur Zeit unserer Motorradtour noch nicht wieder geöffnet. Allerdings lag unser Ziel, der Ort Kazbegi (Stepantsminda) ca. 15km vor der Grenze. Ich bin am Sonntagmorgen vor der Rückfahrt nach Tiflis noch schnell alleine zur Grenze gefahren, einfach, um mal einen Blick nach Russland zu werfen.

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Auch zwischen den einzelnen Orten trifft man immer wieder auf Viehherden, die über die Alte Georgische Heeresstraße getrieben werden.

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Eine alte Festungsanlage in Ananuri. Festungen und Wehrtürme findet man überall in Georgien, speziell auch an der Haupt Ost-West-Verbindung im Land, die ein Teil der legendären Seidenstraße ist. Alexandre Dumas (Die drei Musketiere) hat ein sehr schönes Buch über seine Reise durch den Kaukasus und durch Georgien geschrieben. Deutschland hat eine ganz besondere Beziehung zu Georgien, da es Georgien zweimal - einmal Anfang des 20. Jahrhunderts und dann wieder 1991 nach der Trennung von der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (dem Rechtsnachfolger der Sowjetunion) als erster Staat als unabhängiger Staat anerkannt hat.

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Fahrspaß kann man auch mit 26 PS und weiter unter 100 km/h haben.

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Ein nicht wirklich vertrauenserweckender Lawinenschutztunnel. Zum Glück waren wir vor dem ersten Schnee hier. Im Winter ist die Alte Georgische Heeresstraße teilweise wegen Lawinengefahr oder abgegangener Lawinen gesperrt.

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Kaukasus Impressionen

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Der Kreuzpaß - mit knapp 2.400m der höchste Punkt unserer Tour. Direkt am Kreuzpaß gibt es einen Soldatenfriedhof, auf dem deutsche Kriegsgefangene beerdigt wurden. Obwohl im 2. Weltkrieg keine deutsche Truppen bis nach Georgien kamen, gab es hier einige Kriegsgefangenenlager. Die deutschen wurden am Kreuzpaß zum Straßenbau eingesetzt, in anderen Lagern, zum Beispiel in Zugdidi, im Westen Georgiens, bauten sie Brücken.

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Blick auf den Berg Kazbegi, den wohl berühmtesten Berg Georgiens. Der gleichnamige Ort liegt auf etwa 2.000m und bietet neben einem Hotel auch noch ein sehr berühmtes Kloster.

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Re: Georgien - der Balkon Europas

#2 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

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Wau.... was für ein Panorama. :L

Sehr schön.... :D

Grüße
Michael /mimoto

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klauston
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Re: Georgien - der Balkon Europas

#3 Ungelesener Beitrag von klauston »

Schöne Imppressionen.

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Re: Georgien - der Balkon Europas

#4 Ungelesener Beitrag von Kermit »

Kommt man dort mit englisch durch oder ist etwas russisch nötig?
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klauston
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Re: Georgien - der Balkon Europas

#5 Ungelesener Beitrag von klauston »

Wird >Tigris sicher auch noch schreiben, aber Englisch können im Osten wenig.

Russisch ist von Vorteil, zumindest ein paar wichtige Worte und zumindest lesen können, das hilft viel weiter.

Und man glaubt gar nicht, wieviel man plötzlich vom Gegenüber bei einer Flasche Vodka versteht :lol: :lol: :lol:
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Tigris
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Re: Georgien - der Balkon Europas

#6 Ungelesener Beitrag von Tigris »

Kermit hat geschrieben:Kommt man dort mit englisch durch oder ist etwas russisch nötig?
Mit Englisch und auch Deutsch kommt man gerade bei der jüngeren Bevölkerung recht weit. Russisch ist bei der älteren Bevölkerung dagegen weiter verbreitet aber nicht unbedingt beliebt.

Grundsätzlich gilt: Frauen haben weniger Hemmungen Fremdsprachen zu benutzen und sind meist auch sicherer in der Benutzung der Fremdsprachen.

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klauston
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Re: Georgien - der Balkon Europas

#7 Ungelesener Beitrag von klauston »

War auch meine Erfahrung, das Deutsch oft leichter war als Englisch.
Und das eher Frauen Fremdsprachen reden :mrgreen:
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Tigris
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Re: Georgien - der Balkon Europas

#8 Ungelesener Beitrag von Tigris »

Georgien ist ein rein patriarchisches Land, Jungen haben es dort wesentlich leichter als Mädchen, ihnen wird viel mehr nachgesehen und sie haben mehr Freiheiten. Allerdings scheinen sich die Mädchen/Frauen in Georgien damit arrangiert zu haben. Sie lernen wesentlich härter in der Schule und bringen dadurch bessere Leistungen als Jungen. Dadurch beherrschen sie die Fremdsprachen auch besser.

Das gleicht sich später teilweise wieder aus, da vor allem viele georgische Männer im europäischen / amerikanischen Ausland arbeiten und dann die Sprache(n) lernen.

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