Auf dem Weg zum Leuchtturm Rubha Reidh windet sich die Straße auch über ein paar Behelfsbrücken aus Holz
Fahrerisch wie landschaftlich ist die Strecke entlang von Loch Ewe und Loch Broom wieder ein Volltreffer. Die Küste ist wild zerklüftet
und eher zufällig findet man Motive, die bei einem großen skandinavischen Möbelhaus mit vier Buchstaben käuflich zu erwerben sind
Über Ullapool erreichen wir am späten Nachmittag Scourie, wo wir wiederum einen Zeltplatz direkt am Atlantik finden. Beim Zeltaufbau bricht ein Alugestänge, wodurch wir zur Reparatur gezwungen werden. Wie gut der Zeitpunkt für den Defekt gewählt ist, wissen wir in der folgenden Nacht zu schätzen, da es extrem stürmisch (und regnerisch) wird und ich noch zusätzliche Sturmleinen anbringen muss. Auch wenn es am nächsten Morgen trocken ist, trauen wir dem Wetter nicht
und entscheiden uns für eine Runde in der näheren Umgebung und bummeln zunächst durch Ullapool, das eigentlich nur aus einer Häuserzeile direkt am Meer besteht.
Im Anschluss nehmen wir die Coastal Scenic Road, die sich kaum zwei Meter breit in einer einzigen Berg- und Talfahrt schön kurvenreich am Atlantik entlang schlängelt. Dabei streifen wir weitläufige Strände, die in Südeuropa kilometerlange Hotelmeilen entstehen ließen aber hier halt keiner "normalen" Nutzung als Baderevier entgegenkommen. Dafür werden wir mit unverfälschten Naturerlebnissen belohnt, die für jeden zugänglich sind, der sich ein wenig Mühe macht.
Gegen Abend verziehen sich die Wolken und wir werden mit einem unglaublichen Sonnenuntergang belohnt
Heute wollen wir ganz in den Norden und machen uns nach einem Umweg über die Sandwood Bay auf den Weg nach Durness. Hier haben wir von der Ruine einer Friedhofskapelle direkt am Atlantik gelesen, die unsere Vorstellungen noch weit übertrifft
Ein schmaler Weg schlängelt sich in Richtung der Smoo Cave: eine Höhle, die von der Brandung geformt am Ende einer schmalen Bucht liegt, und in die sich ein Wasserfall ergießt.
Wir umrunden auf dem weiteren Weg das Loch Eriboll und biegen bei Tongue Richtung Süden in die Highlands ab. Am Loch Naver vorbei
erreichen wir Lairg und schlagen dort unser Zelt auf
Der nächste Tag bringt sonniges Wetter und wir brechen früh auf. Wir umrunden den Fjord des Dornoch Firth und bummeln entlang der Südseite des Cromarty Firth. Cromarty selber ist ein hübsches kleines Städtchen, in dem wir bei hochsommerlichen 18° unser erstes Urlaubseis genießen. Am Chanonry Point bei Fortrose können wir Delfine beobachten und lassen bei Inverness das berühmte Loch Ness rechts liegen, indem wir den Weg in östlicher Richtung wählen. Die Suche nach einem Campingplatz zieht sich ein wenig, da man uns in Küstennähe aufgrund der Sturmvorhersagen kein Asyl gewähren will. Also ab ins Landesinnere und schon 20 km weiter erlöst man uns von unserer Suche. Auch wenn wir heute viel gesehen haben, stellen wir doch eine Art Reizüberflutung fest. Wollen wir vielleicht zu viel und haben deshalb die spektakuläre Westküste zu früh verlassen? Hier an der Ostseite ist es zwar nett und fahrerisch ebenfalls ok, aber abgesehen vom ständig präsenten Wasser erinnert das Ganze an Eifel und Ardennen auf der falschen Straßenseite.
Der angekündigte Sturm hat über Nacht Regen gebracht, sodass es heute neblig und trüb ist. Im Hafen von Findochty fragen wir uns, ob die Fischer wirklich nur auf die Flut oder vielleicht doch auf bessere Zeiten warten
Immer auf der Suche nach den kleinen Wegen entlang der Küstenlinie entdecken wir das Örtchen Crovie, das sich entlang einer Bucht zwischen Meer und Fels an einem schmalen Weg entlang windet. Ein ursprüngliches Fischernest, das mit einigen liebevollen Details überrascht
Bei Frazerburgh können wir die ausgedehnte Dünenlandschaft noch bei Sonne genießen, bevor wir eine Stunde später bei einsetzendem Regen den Tag bei Peterhead abbrechen.
Heute machen wir da weiter wo wir gestern aufgehört haben: Dauerregen wechselt sich mit Starkregen ab. Was soll's: wir sind in Schottland und hoffen auf das altbewährte Mittel der schnellen Wetterwechsel. Leider trügt heute die Hoffnung, sodass wir ohne Pause durch Aberdeen fahren und uns kurz darauf in Richtung Westen durch die Grampian Mountains schlagen. Die Strecke ist bei der Witterung schlecht gewählt, da es hoch hinaus geht und immer kälter wird. Ein kurzer Stop nördlich von Ballater an der Brücke über den River Dee
und weiter geht es durch ein Skigebiet. Da wir wieder in den Westen wollen, wählen wir dieses Mal in Inverness den Weg über Loch Ness und surfen am westlichen Ufer entlang bis Fort Augustus. Dort bauen wir unser ohnehin noch nasses Zelt im Regen auf und genießen anschließend den Wechsel zum heißen Wasser der Dusche.
Der nächste Morgen bringt bestes schottisches Sommerwetter: Sonne und Regen. Da wir keine Lust auf eine Wiederholung der gestrigen Wetterkapriolen haben, wandern wir am Kanal entlang, der hier die Boote über acht Schleusenstufen das südliche Ende von Loch Ness mit dem Caledonian Canal verbindet.
Da sich die Sonne durchsetzt, machen wir uns doch noch auf den Weg , die Sackgasse des Glen Garry zu erkunden. In den letzten Jahren meinen wir entdeckt zu haben, dass sich ein Land in seiner (verbliebenen) Ursprünglichkeit am besten in den Sackgassen entdecken lässt. Der moderne und mobile Reisende nutzt meistens die Transitstrecken, wo sich die Infrastruktur anpasst. Das Glen Garry windet sich als Single Track Road im stetigen Auf und Ab von Invergarry nach Kinloch Hournund verbindet den Kaledonischen Graben mit einem Atlantikfjord, dem Loch Hourn. Landschaftlich und von der Stimmung her eines der Highlights der bisherigen Reise:
Über das Hochland des Glen Coe (Skilifte noch in Betrieb!) erreichen wir das Glen Orchy, durch das sich wieder eine der schönen Single Track Roads windet. Auf der Suche nach einem Wasserfall, der sich von drei Seiten in eine kleine Schluchtstürzen soll müssen wir eine provisorische Brücke passieren:
Wir wandern weiter entlang des wunderschönen Loch Awe
und bauen unser Zelt am Abend auf der Halbinsel Kintyre in Carradale auf nachdem wir im Skipness Castle noch schnell mit dem Kopf durch die Wand sind:
Bereits auf dem Weg in Richtung Heimat umrunden wir Kintyre das sich mit vielen schönen Buchten und einer lieblichen Hügellandschaft für einen eigenständigen Urlaub empfiehlt und setzen mit der Fähre von Tarbert nach Portavadie über.
Bereits eine Stunde später befahren wir die nächste Fähre nach Gourock und können damit Glasgow umgehen. Aufgrund des einsetzenden Regens nehmen wir die Schnellstraße in Richtung Süden bis zum Zeltplatz in Barhill. Da es am nächsten Morgen immer noch regnet, fahren wir zügig und ohne größere Unterbrechungen die schottische Südküste entlang und wechseln bei Gretna Green auf die englische Seite. Die Wolkendecke reißt auf und bis wir über Carlisle nach Lorton auf einen Campingplatz rollen, hat sich die Sonne soweit durchgesetzt, dass wir den Abend noch lange draußen verbringen können.
Lorton liegt im Lake District in den Cumbrian Mountains. Die Gegend ist eigentlich einen eigenständigen Urlaub wert und wir können wenigstens einen Tag bei herrlichem Wetter ohne Gepäck diese Bilderbuchlandschaft bereisen. Das Ganze wirkt wie eine Puppenstube mit Häkeldeckchenromantik, was durchaus positiv zu verstehen ist.Ca. 60 Seen liegen hier eingebettet in eine Hügellandschaft und es gibt Passstraßen, die zwar nur knapp 350 Meter hoch sind, aber dafür mit Serpentinen, Spitzkehren und bis zu 30% Steigung dienen können.
Der letzte Tag ist schnell erzählt, da er zum einen auf die Fähre zurück nach Amsterdam führt und zum anderen aufgrund extrem schlechten Wetters keinen Anlass zu längeren Pausen gegeben hat. Erwähnenswert ist, dass die A686 von Penrith nach Hexham fahrerisch bestimmt Spaß machen könnte. Aber bestimmt nicht heute, wo wir auf knapp 580 Meter Seehöhe noch mit Graupelschauern verwöhnt werden. Trotzdem fällt uns der Abschied von der Insel schwer und wir nehmen uns fest vor, die gewonnenen Eindrücke vertiefen zu wollen!
Fazit:
Wetter: es wird aufgrund der Schönheiten der Natur zur absoluten Nebensache
Straßen: die Schotten werden es noch schaffen, eine Straße senkrecht die Wand hoch zu bauen
Geschwindigkeitsregelanlagen: weder mechanisch, noch elektronisch. Auch nicht Satellitengestützt, aber dafür wiederkäuend
Midges: darauf waren wir nicht vorbereitet! Ich habe selten so etwas nerviges, unangenehmes, ätzendes, lästiges ... erlebt. Wir sind zwar nur dreimal "erwischt" worden sind aber regelrecht ins Zelt geflüchtet (obwohl es nicht geregnet hat)
Beheizbare Handschuhe: ohne diese wäre die Reise wahrscheinlich nach drei Tagen beendet gewesen
Schottland ist absolut eine Reise wert. Einzelne Gebiete, vor allem die Isle of Mull, werden wir sicher noch einmal mit mehr Zeit und Ruhe bereisen Die Schotten sind ein unglaublich interessierter und freundlicher Schlag. Ständig sind wir gerade als Motorradreisende angesprochen worden und die Menschen haben sich echt über unsere Begeisterung für ihr Land gefreut.
Die Preise sind grundsätzlich ein wenig höher als bei uns. Was bei uns einen Euro kostet, macht dort halt ein Pfund; was in etwa 20% Aufschlag entspricht. Dafür war Benzin mit 1,3 Pfund = 1,56 € mit unseren Preisen vergleichbar.
DFDS Seaways ist eine dänische Fährgesellschaft, die uns für etwa 420 € von Amsterdam nach Newcastle und zurück incl. einer 2er Kabine gebracht und damit die Reise um ca. 1.400 km verkürzt hat. Trotzdem sind wir in drei Wochen 5.600 km plus einiger Fährüberfahrten gefahren.
Danke für Eure Geduld! Ist doch ganz schön lang geworden...