Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

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Gavia

Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#1 Ungelesener Beitrag von Gavia »

Der eigentliche Grund für diese Tour lag in dem GS-World-Forumstreffen vom 19.-22. Juni 2014 am Faaker See in Kärnten. 690 km Anfahrt waren kein Pappenstiel und so war klar, in 2 Tagen ganz gemütlich dorthin zu fahren und danach noch eine Woche frei zu nehmen, um frei Schnauze zurück zu bummeln.

Alex aus Denzlingen begleitete mich mit seiner F 800 GS - und am 17.6. um 7:45 Uhr war Abfahrt an der Raststelle Hegau an der A81 Richtung Singen. Schnell war Konstanz erreicht, rüber in die Schweiz und am Bodensee entlang bis Sankt Gallen. Ab hier rein in die Büsche; heißt kleinste Strässlein bis zum Ruppenpass, der den Übergang vom Appenzeller Land runter zum Rheintal bei Rankweil bildet.

Wer Rankweil kennt, der weiß, dass jetzt was sehr schönes kommt: das Laternser Tal rauf zum Furkajoch - wunderschöne Kurven und Weitblicke an diesem sonnigen Morgen in den erwachenden Bregenzer Wald. Oben am Joch erst mal anhalten. Alex trocken: "Muss erst mal in Ruhe kucken. Jetzt weiß ich, dass Urlaub ist."


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Blick gen Osten: Vom Furkajoch (1761 m) Richtung Damüls

Ab und an wollte ich mit ihm natürlich auch über die Route sprechen, Eindrücke austauschen - schließlich hatte ich ihm alle Tracks zugeschickt. Aber Alex: "Ist ne schöne Route, die Du da ausgetüftelt hast. Mir egal, wo wir sind, ich fahr einfach Deinem VS-Schild (Villingen-Schwennigen) nach. Kenn mich eh nicht aus." Nun ja, daran musste ich mich erst mal gewöhnen, aber rückblickend weiß ich, dass mit Alex zu fahren sehr viel Spass macht. Sein trockener Humor trifft sich mit meinem und die wenigen Worte, die er macht, sitzen meist auf den Punkt. Eine absolut ehrliche Haut. Also weiter. :)

Die Fahrt an diesem Vormittag lief wie geschmiert, wir rollten so dahin, machten viele Pausen und schnell waren wir über den Hochtannbergpass (1674 m) drüber und rutschten runter ins Lechtal.


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Der junge Lech

Von da übers Hahntennjoch (1909 m) rüber nach Imst ins Inntal. Wir brauchten dringend einen Kaffee. 14 Uhr, McCafé, 2 Cappu auf lau bekommen, Beine unter den Tisch. Die Sonne brannte. Und Alex: "Ich weiß nicht, hier war ich schon mal. Aber ich weißt nicht, wann?!" Der Typ brummte mir tatsächlich hinterher, ohne einen Plan, nix wissend, wo wir waren und so ab und an dämmerte es ihm. Ich muss gestehen, diese Tiefenentspanntheit rang mir einiges an Bewunderung ab.

Dann weiter. Rauf nach Kühtai.


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Beine vertreten im Kühtai

Herrliche Alpenregionen, kleinste Strassen, bis wir im frühen Abendlicht die alte Brennertrasse hoch zum Pass erreichten. Schöne Kurven bis runter nach Brixen, wo wir ins Pustertal abbogen und auf einer Anhöhe den sonnigen Ort Schabs sahen. Nix wie dort rauf, Hotel suchen, gefunden, eingecheckt, kurz geduscht (11 Stunden Fahrt) und um 19 Uhr saßen wir sauber gekämmt beim leckeren Abendessen des Hotels Föhrenhof http://www.foehrenhof.it/" onclick="window.open(this.href);return false;. Eine klare Empfehlung und mit 45 € sehr ok.


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Hotel Föhrenhof mit seinem schönen Garten

Während den letzten Kilometern träumten wir von einem Feierabendbier irgendwo auf einer schönen Sonnenterrasse. Und hier war sie.


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Alles gut. :L

Irgendwann gegen 21 Uhr traf dann noch Neno aus Stuttgart ein, gemeinsam beendeten wir den Abend in der Bar vor dem Fernseher, ein WM Spiel ... aber ich weiß nicht mehr, welches. Bald war das innere und äußere Licht aus. Der Tag war lang - und sehr schön. Morgen sollte es früh los gehen. 365 km kleinste Pässe bis nach Kärnten. Unserem Ziel.
Zuletzt geändert von Gavia am Dienstag 1. Juli 2014, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.

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ryna
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Re: Go West - von Slowenien und Friaul in die Lombardei

#2 Ungelesener Beitrag von ryna »

Das Furkajoch fahre ich sehr gerne, das grandiose Panorama ist sehenswert. Zudem lässt es sich in der Ecke gut übernachten, somit als Tagesziel für mich lohnenswert.

Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#3 Ungelesener Beitrag von Gavia »

18. Juni 2014, Start morgens um halb Neun in Schabs nahe Brixen. Der Tag lacht, die Luft ist frisch und rauf geht´s zur Rodenecker Alm (1725 m), einem sehr kleinen Pass über holprige Strassen. Kurz darauf wartet das Würzjoch (2004 m) mit seiner unvergleichlich schönen Anfahrt von Lüsen aus über einsamste Bachläufe. Wer da noch nicht war, machen!!! Eine Gegend wie Kanada.

Alex kannte die Dolomiten noch nicht, Neno und ich schon. Also umgeplant und einen kleinen Pässe-Schlenker eingebaut. Der erste war der Passo Valparola (2192 m). Sensationelle Anfahrt, oben Rummel. Und es war gerade mal 9:30 Uhr.


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Doch die Aussicht am Valparola entschädigt für alles


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Blick zum Falzaregopass


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Neno und Alex


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Rauf zum nahen Falzaregopass

Wer die Dolomiten kennt, der weiß um die schöne Südauffahrt zum Passo di Giau (2233 m), der den Übergang nach Cortina D´Ampezzo bildet. Nach 30 min. vom Falzarego aus war es dann so weit: Angasen, Kehren um Kehre, beste Radien, super Belag und kaum einer auf der Strasse. Wir waren schon recht gut unterwegs, jedenfalls hat uns keiner aus dem nachfolgenden Feld überholt. Oben dann Neno: "Respekt, für nen Ex-Harleyfahrer bist Du ziemlich flott da rauf."


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Passo di Giau


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mit naher Kapelle

Nach einer heißen Schokolade (sehr lecker) ging´s dann weiter. Noch 265 km und viele kleinste Pässe lagen vor uns. Es war 11:30 Uhr und wir heute nicht ganz fit. Kurz umgeplant: ich kannte eine schöne Alpenhütte auf 1900 m Höhe, 1 1/2 Stunden entfernt ins Vilgratental rauf. Machen? 3 Jungs nicken, und los geht´s. Wir haben Hunger. Mittagessen ruft.

Gegen 13 Uhr fahren wir die letzten 8 km Schotter hoch zur Hütte.


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Da hinten ist sie, die Volkzeinerhütte (1886 m) - eine Bergsteigerhütte mit Moped-freundlichem Wirt


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Die Jungs sind glücklich


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Toni, der Wirt, macht´s Bier auf (gekühlt im Brunnen)


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Echte Ruhe


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Die Wildgulaschsuppe ... super lecker

Toni, den ich seit 4 Jahren kenne, bedauert, dass wir nicht über Nacht bleiben. Besser so, die letzte Nacht 2012 haben wir uns so zugerichtet - nein, schnell weiter heute. Servus, Toni, ein anderes Mal mal wieder gerne.


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Letzter Blick


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Wanderwege

Und dann weiter Richtung Kärnten. Noch 160 km, Lienz ist dicht, Stau, diesig, macht keinen Spass und gegen 15 Uhr sind wir platt. Kaffee trinken, plaudern, und dann rollen wir die letzten Kilometer zum Faaker See, den wir um 17 Uhr erreichen. Abladen, Zimmer beziehen.


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Welch schöne Aussicht von unserem Zimmer auf den Faaker See und die Karawanken

Kurz darauf dann die anderen Teilnehmer des Treffens begrüßt, zu Abend gegessen, ein paar Bierchen und dann "Nacht, John Boy." Wir sind gelandet. 8-)
Zuletzt geändert von Gavia am Dienstag 1. Juli 2014, 12:19, insgesamt 3-mal geändert.

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klauston
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Re: Go West - von Slowenien und Friaul in die Lombardei

#4 Ungelesener Beitrag von klauston »

Schön gemacht.

Die Hütte kannte ich nich nicht, den Tip werd ich mir merken.
Wer sein Leben so einrichtet, dass er niemals auf die Schnauze fällt, der kann nur auf dem Bauch kriechen.

http://www.klausmotorreise.com

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Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#5 Ungelesener Beitrag von Gavia »

19. Juni 2014, Donnerstag Morgen, der 1. Tag des GS-World Treffens hat begonnen. Was Roger Ressel da mit seinen Mannen und Frauen auf die Beine gestellt hat ist schon erste Sahne. Ein sehr schönes Hotel http://www.hotel-melcher.at" onclick="window.open(this.href);return false;, tolle Tagestouren, professionell geplant und aufgeteilt in verschiedene Geschwindigkeitsgruppen. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Dich, Roger sowie an alle Mitwirkenden!

Dieser Donnerstag stand in meiner Gruppe unter dem Motto "Offroad" und es ging über den nahen Nassfeldpass bei Hermagor ins tiefste Friaul hinein.


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Der Nassfeldpass (1541 m) am frühen Vormittag


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Blick Richtung Friaul (Italien)


Über kleinste Strassen ging es im flotten Galopp zum Cason Di Lanza (1552 m), einem verwunschenen, kleinen und landschaftlich sehr eingewachsenen Bergpass. Gleich drauf runter ins Tal, Essen fassen und sogleich wieder rauf über den Passo di Lius (1070 m). Fotografieren? Nicht möglich. Unsere Gruppe war so flott unterwegs, dass ich zumindest kaum etwas von dem Reiz der Landschaft mitbekam. Aufmerksames Fahren war angesagt - und den meisten gefiel´s.

Kurz darauf abbiegen zum Monte Zoncolan (1730 m), der etwas nördlich von Tolmezzo liegt https://goo.gl/maps/RH3hE" onclick="window.open(this.href);return false;.


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Blick vom Monte Zoncolan

Kleine, steile Aufstiege - alles noch Asphalt. Doch wir näherten uns dem Offroad-Teil der Tour. Der Panoramica delle Vette, eine 32 km lange, zum großen Teil geschotterte Höhenroute mit phantastischen Fernblicken - hoch oben nördlich des Monte Zoncolan gelegen. Da es in den vorangegangenen Nächten starke Gewitter gegeben hat, war alleine die Auffahrt zur Panoramica mit einigem Astwerk und angespültem Erdreich versehen. Auch sie sehr steil und äußerst kurvenreich verlangte Achtsamkeit - wir bliesen im Pulk von 12 Maschinen da hoch. Nicht gerade langsam.


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Oben angekommen eine kurze Rast - noch auf Asphalt, doch das sollte sich nach der ersten Biegung ändern


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Also los


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Unsere Truppe vor der Abfahrt


Die ersten paar hundert Meter Schotter machten richtig Spaß, Schotterali, unser Guide machte Bilder von jedem einzelnen, als wir um eine Kurve herum fuhren. Und dann sahen wir, dass es wahrscheinlich nicht weiter gehen würde.


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Steinschlag und teils abgerutschter Weg


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Das sah nicht sehr gut aus - obwohl wir uns da durch mogeln konnten.


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Sollen wir, oder nicht?


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Na, ging doch :L


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Hier sieht man den Routenverlauf der Panoramica, doch nach der nächsten Kurve war Schluss


Roger und einige andere waren nach dem Geröllfeld um eine Biegung herum gefahren und bald auf ein massives Schneefeld gestossen, welches beim besten Willen nicht zu befahren war. Wir bewegten uns in hochalpinem Terrain und wenn uns da oben ein Fahrer samt Mopped in die Tiefe gestürzt wäre, es wäre nicht auszudenken, was das bedeutet hätte. Also entschied Roger als verantwortungsvoller Eventleiter: Umkehren, so leid uns das tat.


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Mopped umdrehen (auf Seitenständer), zurück übers Geröllfeld, auf die anderen warten und dann runter ins Tal.


Es folgte ein flotter Ritt zurück über den nahen Plöckenpass (1357 m) ins österreichische Kötschach-Mauthen - und ich lies mich zurückfallen. Mir war nach einer gemächlicheren Gangart und einer Kaffeepause. Unten im Drautal angekommen lockte eine schöne Wiese zu einem Nickerchen, bevor es dann gemütlich über Hermagor zurück an den Faaker See ging. Was für ein Tag. Erlebnisreich, spannend, sehr gute Routenplanung und Guide - doch mir zu schnell, um all dies auch aufnehmen zu können. In mir wuchs der Entschluss, morgen für mich alleine eine Tour zu unternehmen.
Zuletzt geändert von Gavia am Dienstag 1. Juli 2014, 12:28, insgesamt 2-mal geändert.

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ryna
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#6 Ungelesener Beitrag von ryna »

Kleiner Trost; Panoramica, fast genau vor einem Jahr (12.06.2013)... da sah es auch nicht besser aus.
Nächstes Schneefeld, Ende Gelände

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Es ist wohl im Juni noch etwas zu früh, genauso für den...
Mangart:
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Stehen eigentlich die 2 blitzenden Mülleimer am Passo di Giau noch/wieder?

Gavia

Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#7 Ungelesener Beitrag von Gavia »

ryna hat geschrieben: Stehen eigentlich die 2 blitzenden Mülleimer am Passo di Giau noch/wieder?
Auf der Südseite war bislang im oberen Teil 50 kmh ausgeschildert, die sind schon seit letztem Jahr weg. Der Blitzer, ca. 1,5 km vor der Passhöhe stand 2013 schon sehr ramponiert und zugesprayt in der Landschaft - dieses Jahr war er weg. So wie ich die Italiener kenne, haben die den umgefahren.

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ryna
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Re: Go West - von Slowenien übers Friaul in die Lombardei

#8 Ungelesener Beitrag von ryna »

Gavia hat geschrieben: So wie ich die Italiener kenne, haben die den umgefahren.
:L

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