Inzwischen sind Rücktransport, OP, Krankenhaus und Pflegeaufenthalt bei meinen Eltern erfolgreich absolviert, ich arbeite wieder und komme auch schon zum Probesitzen aufs Motorrad – aber bis dahin war es ein langer Weg, der mich 4 Monate lang aus dem Alltag und allen Plänen gerissen hat.
Tut das den Urlaubserinnerungen einen Abbruch? Habe ich einen schalen Nachgeschmack? Ehrlich gestanden: es hat mich Überwindung gekostet, mir die Bilder des Urlaubs überhaupt anzuschauen. Aber als ich mich endlich ran getraut habe, kamen die schönen Erinnerungen wieder.
Begleitet mich also in ein traumhaftes Motorradgebiet, genießt schöne Ausblicke, leidet mit bei schlechtem Wetter und erschreckt nicht, wenn das dicke Ende kommt...
Donnerstag, 19. Juni: Anreise nach Langogne
Mit den Pyrenäen hatten wir, d.h. mein Freund Edi (liebevoll „Schatzi“ genannt und hier auch als „Perlweisswildsau bekannt“) auf seiner KTM 990 Adventure und ich mit der Kawasaki ER6-N, von letztem Jahr noch eine Rechnung offen... Nach den Überschwemmungen 2013 hoffte ich wirklich, dass sich das Wetter dieses Jahr freundlicher präsentiert und wir endlich die berühmten Tour de France-Pässe in Angriff nehmen können!
Was sich seit dem letzten Jahr nicht geändert hat, ist die Entfernung: Die Pyrenäen sind leider keinen Zentimeter näher gerückt! D.h. ich rollte am Donnerstag um 8 vom Hof (naja, gut, es war ¼ nach 8... und Tanken musste ich gleich auch noch: normalerweise mache ich das immer gewissenhaft am Vorabend einer großen Reise, aber dieses Mal hatte ich das glatt vergessen, da ich die letzten Tage damit beschäftigt war, mir ein neues Motorrad zu kaufen und das vor dem Urlaub noch zu holen und anzumelden... Aber das ist eine andere Geschichte!).
Morgens war's noch etwas frisch, d.h. ich bin mit genug Schichten am Leib losgefahren. Same procedure as every year: Erstmal über die A81 und B31 nach Freiburg, dann auf der A5 Richtung Basel und – schwups – über die französische Grenze. Und da macht sich bei mir schon das Grinsen breit: endlich wieder im gelobten Land!
Tankstopp bei Montbeliard (und schon mal ein paar Schichten loswerden). Weiter auf der Autobahn über Besancon und Dole Richtung Lyon. 45 Minuten Mittagspause im Schatten. Dann Tankstopp in Bourg-en-Bresse. Rund um Lyon nimmt der Verkehr zu und vor St. Etienne hat es sogar Stau! Mitm Mopped und rechts bzw. links an den rücksichtsvollen Autofahrern vorbei ist das kein Problem. Der N88 folge ich durch Puy-en-Velay und freue mich, dass mir das alles von letztem Jahr so schön bekannt vorkommt. Nochmal kurz eine Beine-Vertret-Pause und ¼ vor 6 bin ich in unserer Unterkunft in Langogne!
Ich mag das, wenn die Anreise so schön glatt läuft!

Natürlich hab ich mich gleich mit der Katze des Hauses angefreundet!

Sie begleitete mich auf dem kurzen Spaziergang, auf dem ich die nähere Umgebung erforschte.

Schöne und ruhige Gegend! Wie die meisten Chambre d'hôtes, die ich mir ausgucke.
Und weil ich doch so früh los bin, gönnte ich mir ein Nickerchen, bis Schatzi gegen 9 eintrudelte. Er hat die falsche Autobahnverzweigung genommen und musste quer durch die Ardèche auf der Landstraße. Der arme... So ein grausames Schicksal, diese schöne Gegend auf toller Strecke passieren zu müssen... Aber zugegeben: das ist schon ziemlich zeitraubend.
Hunger hatte er natürlich nach dieser langen Anfahrt wie ein Bär. Eigenlich kann er ja immer essen, aber mit guter Begründung schmeckt es doch gleich nochmal so gut.
In Langogne war nicht mehr so richtig viel los. Wir sind die Hauptstraße einmal rauf und wieder runter gefahren und haben uns dann für den kleinen Pizza-Schnellimbiss entschieden.
Und statt klischeehaftem Italo-Pop legte der sehr gut gelaunte Pizzabäcker amerikanischen Swing des Rat Pack auf. Der hatte so einen Spaß an der Musik, sang mal mehr mal weniger leise mit – das war so ansteckend, dass auch wir mit den Füßen wippend bei „New York, New York“ einstimmten.
So fängt er Urlaub schon mal super an!

Auf dem Rückweg zum Motorrad fiel mir dieses kleine Plakat auf. Dazu muss man wissen, dass im Urlaub zwischen Schatzi und mir immer ein kleiner Glaubenskrieg tobt, wenn es um die Schlafenszeiten geht: ich möchte immer zeitig ins Bett, um am nächsten Tag fit zu sein. Und Schatzi, die Nachteule, kann sich nie von allem möglichen losreißen, was er vor dem Zu-Bett-Gehen noch anfängt, und würde das Frühstück am liebsten auf 10 Uhr verlegen... Und ich fühl mich manchmal wie das kleine Schulkind auf dem Plakat!