Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

Polen, Tschechien, Balkanstaaten, Rumänien, Griechenland, usw.
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Hubbl-e
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Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#1 Ungelesener Beitrag von Hubbl-e »

Liebe Gemeinde,
ich habe mal versucht, und bin lange noch nicht fertig, so einen Reisebericht zu erstellen.
1. Ich wünsche Eure ehrliche Meinung - ist das so Okay, oder stellt ihr Euch was ganz anderes vor
2. Ist es langweilig es zu lesen und sollte ich das eine, oder das andere mehr in den Vordergrund stellen z.B.mehr über das Fahren mit dem Moped an sich, schreiben
3. Sind die Ausschweifungen in Geschichte und Leben der Leute zu "ausschweifend". Hierzu muss noch gesagt werden, dass ich dieses Wissen nicht aus Quellen, wie Internet oder Büchern habe. Das was ich hier zur Geschichte beitrage haben mir die Einwohner selber erzählt. Und denen glaube ich mehr als jedem Geschichtsbuch

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Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij
Bei dieser Reiseerzählung möchte ich vor Allem von den Eigenarten der jeweiligen Länder erzählen. Auf die Straßenverhältnisse hinweisen und wie die „Rennleitung“ in den einzelnen Ländern so funktioniert.
Der Einführung ist nun genüge getan, also geht es los!
Im März hatte ich mir über das Internet schon meinen Traum ausgesucht: Eine K1300GT sollte es sein.
Vollausstattung, vor allem die Extras für die Langstreckentauglichkeit, sollten mit dabei sein.
In Berlin beim Vertrieb von BMW stand sie, meine Ersehnte. Rot, ein Vorführmodell und natürlich mit dem Touringpacket und Safetypacket ausgerüstet – eben wie es sein sollte.
Man muss sich an so ein schweres Motorrad ja erst gewöhnen. Und meine Beine sind nicht die Längsten. Ich bin wahrscheinlich mit der Körpergröße bei der BMW-Statistik an der untersten Grenze.
Natürlich bin ich bei mir zuhause viel gefahren und habe die Eigenarten der Maschine kennen gelernt.
Aber irgend wann war der Urlaub zu Ende und mein Arbeitsplatz war in der Ukraine. Sonntag Nachmittag also die wichtigsten Sachen in die Seitenkoffer gepackt, noch etwas zu Trinken dazu – und Fertig. Das Wetter war ausgezeichnet, Sonnenschein und nicht zu warm. Auf die Autobahn und ab Richtung Görlitz. In Görlitz über die grüne Grenze nach Polen und weiter über die Landstraße zur Autobahn Berlin – Wrocław (Breslau). Dann weiter auf der Autobahn bis Krakow. In Krakow erst einmal voll getankt und eine ausgiebige Pause gemacht weil es zu regnen anfing. An den Wolken sah ich schon das der Regen nicht ewig dauern kann und eine Rast habe ich mir ja schon verdient. Ab Krakow die Landstraße bis Tarnow. Die Landstraße ist erst vor etwa 5 Jahren neu ausgebaut worden und hat viele überdimensionale Blitzer in den Ortschaften stehen. Davon funktioniert aber nicht Einer. Vor diesen Atrappen braucht man sich nicht fürchten. Viel mehr vor den versteckten Polizeikontrollen, die an „geschindigkeitsgünstigen“ Stellen stehen, wie am Fuße eines Berges, wo man „Schwung“ holen möchte oder, was noch listiger ist, hinter einem grünen Ortseingangsschild, wo man eigentlich mit 90 km/h durch brausen könnte. Ab einem weißem Ortseingangsschild muss man in Polen bei Tag mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h auskommen. Das gilt bis 22:00 Uhr nachts, dann sind 60 Km/h erlaubt. Jetzt kann es aber passieren, das ein Ort an den anderen grenzt. Das folgende Dorf hat ein grünes Ortseingangsschild, aber das weiße Ortseingangsschild wird nicht aufgehoben. Aufgehoben, das heißt das auf der linken Seite der Fahrbahn auch ein weißes Ortsschild steht mit einem diagonalem roten Strich. Das grüne Schild kündigt zwar den kommenden Ort an, hebt aber die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht auf. Und da stehen sie. Nun wird es aber schon langsam dunkel. Die Landstraße, die nun den ganzen Transport von und nach Südost Polen aufnehmen muss und hoffnungslos überlastet ist wird auch für einen Biker zur Qual. Man „kämpft“ sich durch einen Stau, von einem Traktor über Kilometer erzeugt, und kommt nach wenigen Kilometern in den Nächsten. Also kurz vor Rzeszow (sprich Scheschow) sehe ich einen Hinweis zum Hotel Orion. Runter von der Straße. Nach wenigen Metern durch eine neu errichtete Siedlung und schon denkend das ich mich verfahren haben könnte, sehe ich das Schild auf einem neu errichteten Haus: Orion. Mein Stern für diesen Abend. (Link: http://www.motelorion.pl/" onclick="window.open(this.href);return false;)
Hinter dem Haus befindet sich reichlich Parkplatz. Meine Frage nach einem Zimmer wird auch positiv beantwortet und der Preis ist mehr als moderat, da kann ja nichts mehr schiefgehen. Ich gehe in mein Zimmer und könnte, wie Schneewittchen, mal alle acht Betten ausprobieren. Es ist schon nach 22:00 Uhr und von der Rezeption konnte ich noch zwei Biere bekommen. Jetzt ausgiebigen Duschen und es mir gemütlich machen! Fenster auf! Die Nacht ist angenehm still und man hört sogar die Nachtigall singen.
Am nächsten Tag zum Frühstück. Ach, das ist herrlich! Wunderbar geschlafen, frische Luft und die Kellnerin fragt mich als einzigen Gast, wie ich meine Eier denn gern gebraten hätte und was ich so dazu noch wünsche. Der Kaffee ist gut, das Frühstück mehr als reichlich und die Sonne ist schon fleißig am werkeln. Ein schöner Tag!
Nach dem Frühstück geht es über Rzeszow in Richtung ukrainische Grenze. Die Autokolonnen haben auf mich gewartet, so scheint es mir, und ich komme nur gemütlich voran. Aber nach Rzeszow wird es merklich lichter. Klar, dann kommt ja als einzige Stadt nur noch Prszemsyl (Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Przemy%C5%9Bl" onclick="window.open(this.href);return false; ) und dann eigentlich nur noch die Karpaten und dahinter... - In den fünfziger Jahren hatte Polen und die damalige ukrainische Sowjetrepublik, als Teilrepublik der Sowjetunion, extreme Probleme mit Bandera.
Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera" onclick="window.open(this.href);return false;
Um den immer wieder aufkommenden Unruhen, die einen seperaten ukrainischen Staat erwirken sollten, Herr zu werden, wurden die Einwohner der Dörfer von diesem Gebiet der Karpaten im ganzem Land verteilt umgesiedelt. Heute noch sind die Dörfer auf der ukrainischen, wie auf der polnischen Seite wenig besiedelt und extrem rückständig.
Aber wir fahren jetzt weiter und wollen noch vorm Mittag in Krakovetz einem ukrainischem Grenzort sein. Link: http://en.wikipedia.org/wiki/Krakovets" onclick="window.open(this.href);return false;
Also die E40 weiter, immer Richtung Osten. Die Sonne direkt im Gesicht und immer in der Hoffnung die nächste Stadt könnte Jaroslaw (http://de.wikipedia.org/wiki/Jaros%C5%82aw" onclick="window.open(this.href);return false;), benannt nach einem polnischem König, sein. Danach kommt nur noch Radymno, wo ich von der E40 abbiegen muss.
Endlich Radymno. An der Abbiegung von der E40 steht eine Tankstelle und da gibt es, wie ich weiß, ein sehr gutes Bigos. Bigos ist eine polnische Spezialität, die ich liebe. Sie besteht in der Hauptsache aus Wurst, Fleisch und Weißkraut das zusammen gebraten wurde. Man isst es warm mit etwas Brot. Ran an die Tanke und erst mal Mittag essen. Als ich und mein Motorrad gesättigt sind, geht es weiter. Das Tanken war zwar nicht so optimal, denke ich, weil in der Ukraine das Benzin noch billiger ist. Aber haben die auch 98er? Also besser: was man hat, das hat man.
Die Grenze ist auf polnischer Seite fast leer. Vor mir ist gerade einmal ein Auto. Mein Gott, heute ist mein Glückstag! Ich habe schon mit dem Auto hier bis zu acht Stunden verbracht....
Der Grenzer will nur noch die Motornummer wissen. Oh Gott, was weiß ich wo die eingestempelt wurde? Grüne Versicherungskarte, der Pass und die Zulassung wird geprüft. Alles muss auf meinem Namen ausgestellt sein. Ansonsten braucht man eine amtlich beglaubigte Erlaubnis vom Besitzer. Aber Alles ist normal, Gepäck habe ich auch nichts besonderes – und weiter, zur ukrainischen Seite. Am Eingang zur ukrainischen Seite steht eine Beamte, die Zettelchen an jeden Einreisenden verteilt. Dieser Zettel ist sehr wichtig. Am Ende aller Kontrollen steht auch ein Beamter der an Hand der Zettel überprüft ob man auch alle notwendigen Posten ordnungsgemäß abgearbeitet hat.
Der ukrainische Grenzer ist froh das er sich mit mir auf russisch unterhalten kann und fragt mich wohin ich denn möchte. Ich weiß das oft Grenzer auch Informationen für die Maffia sammeln, damit dann irgendwelche „bestellten“ Autos auch dem Besteller „geliefert“ werden können. Also sage ich: Ich will in Richtung Krim, der berühmten Ferieninsel. Ja, und wie komme ich zurück? Weil das Motorrad werde ich doch verkaufen wollen? Nein, Nein! Das ist meine Elsa und die bleibt bei mir!
Er lacht, wünscht mir guten Weg – und weiter geht’s. Die Zollkontrolle ist ein Klaks. Was will ich schon schmuggeln... Den Zettel abgeben. Der Schlagbaum (heißt im Russischen und Ukrainischen auch Schlagbaum) geht auf und ich sehe eine betonierte Autobahn vor mir. Das Navi ist zwar anderer Meinung und meint die Straße würde etwa 500 Meter weiter südlich sein, aber soll es ruhig „denken“, wir fahren weiter. Achtung, jetzt kommen Schlaglöcher und Autofahrer die Stolz sind das beste und schnellste Auto zu haben und wo es einer „Beleidigung“ gleichkommt, wenn man die überholt. Die Maschine auf „Komfort“ gestellt, wo die Federung weicher und der Gleichlauf noch besser wird und weiter. Achtung beim Dorf (die Übersetzung ist lustig: Das zweite Ende) Nakonjetzne Druhe sind zur Verkehrsberuhigung einige Hügel quer über die Straße gelegt worden. Die „Berge“ sind so hoch, das sie jeden PKW, der schneller als 50 km/h fährt unweigerlich die Ölwanne aufreißen würde. Danach kommt Nakonjetzne Pershe, das ist das „Erste Ende“.

Viel Wald rechts und links die sich mit Feldern und Wiesen abwechseln, hüglig und abgesehen von den Schlaglöchern eine sehr schöne Strecke. Aber die Schlaglöcher, meist sind sie auf Brücken oder im Schatten großer Bäume entstanden, wo sie durch Schatten und Licht oder Wasser und Sonne durch die Temperaturdifferenzen erst Risse, dann Löcher und schließlich graben ähnliche Formen aufweisen. Das nächste Ziel ist Lviv (russisch: Lvov; deutsch: Lemberg). Lviv ist die größte Stadt der Westukraine und hat etwa 700 000 Einwohner und Straßen die man meiden sollte. Wer Lviv besuchen möchte, und einen Besuch ist sie alle male wert, der sollte am Rande, am Ring um die Stadt, sein Motorrad bei einem der zahlreichen Hotels einstellen und die Stadt per Taxi oder per „Marschrutka“ (ja das kommt aus dem deutschen „Marschrute“ und bezeichnet einen Kleinbus, der seine Rute fährt) in die Stadt fahren. In der Stadt gibt es eine hervorragende Oper, die der Oper in Wien nach empfunden wurde. Die Oper steht im Zentrum an einem sehr langen und begrünen Platz. Hier spürt man das Lemberg einstmals im österreichisch ungarischem Kaiserreich die Hauptstadt von Galizien war. Die Kneipen, das Essen, das Bier und die Mädchen sind zahlreich, vielfältig und von auserlesenem Geschmack. Man kann es leicht einige Tage hier aushalten. Es gibt reichlich Museen, die sehr dem Besucher entgegenkommen. Wo sonst kann man im Waffenmuseum auch mal die Vorderlader berühren ohne das jemand gleich zur „Ordnung“ ruft. Der Kaffee und die vielen schönen gebackenen Kuchen und Törtchen sind für Leckermäulchen schon viele Sünden wert. Aber mich zieht es weiter nach Richtung Strij. Die Karpaten sind für Furwerke und Fahrzeuge schwer zu überwinden.

Teil 1
Der "Rest" kommt noch und Bilder auch. Aber bevor jemand sagt das ist Mist, lass das - teste ich erst mal....
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Nakonechne.jpg
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ryna
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#2 Ungelesener Beitrag von ryna »

danke, sehr unterhaltsam geschrieben. ich freue mich schon auf die bilder. diese ecke des kontinents ist ein weisser fleck auf meiner persönlichen landkarte. weiter als polen bin ich noch nicht auf rädern gen osten gekommen.

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Mimoto
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#3 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

..ja schön geschrieben, macht Lust auf mehr, mit ein paar Fotos wäre klasse und vielleicht
den ein oder anderen zusätzlichen Absatz, der macht das Lesen leichter.

Weiter so.

Grüße
Michael /mimoto

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michaelklbg
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#4 Ungelesener Beitrag von michaelklbg »

Hallo Hubbl-e,


recht gut geschrieben.
But who the hell is Elsa? Muss ja ein ganz besonderes Mädchen sein!

Wenn ich so viel zu schreiben habe, mache ich den Text im Word, kopiere dann auch an die richtige Stelle den jeweiligen Links für Bild, und habe hier massig Zeit auch den Beitrag auf Stilblüten und Formatierung zu überprüfen.
Wenn ich dann fertig bin - im wahrsten Sinn des Wortes - kopiere ich den ganzen Sermon in das Fensterchen, in dem ich jetzt schreibe, und richte dann nurmehr die Bilderlinks richtig ein, und dann Tschüss!

Ja nd Michael hat recht - es ist viel Text auf einem Fleck und für einen "schasaugerten" = fehlsichtig wie mich schwer zu lesen! :mrgreen:
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Der Michl mit den 3 Zylindern

Michl hat uns am 25. Juli 2013 für immer verlassen †
Schlaf nun in Frieden, ruhe sanft.
>>Michl<<

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Hubbl-e
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#5 Ungelesener Beitrag von Hubbl-e »

Teil II

Immerhin sind die höchsten Erhebungen, der Hoverla Berg über 2000 Meter.
So gibt es schon seit dem frühem Mittelalter eine Furt durch die Karpaten nach Süden, in Richtung Slovakei, Ungarn und Rumänien.
Strij war in der Geschichte bereits öfters Mittelpunkt von vielen Schlachten um die Vorherschaft des Handelswegen in Richtung Süden.
Der Fluß Strij kommt aus den Karpaten und hat bestimmt in grauer Vorzeit als Richtungsweiser gedient um die Kaufleute sicher über die Karpaten zu leiten.

Die Straße folgt heute noch dem Lauf des Flußes. Die Straße ist mit EU-Mitteln praktisch neu und lässt sich sehr gut fahren.

Aber erst mal raus aus Lviv.
Gleich nach dem Ring beginnt das Dörfchen Solonka (könnte man mit „sonnig“ übersetzen).
Die Straße ist vierspurig und lädt zum Überholen ein. Aber Vorsicht! Hier ist Ortschaft und 60 km/h.
Die „Rennleitung“ wartet gleich am Eingang des Dorfes hinter der Tankstelle und am Ende des Dorfes bei dem kleinem Kiosk.
Nach Solonka wird es einspurig und die Berge fangen an.
Vorsicht beim Überholen, es gibt ständig diese „durchgezogene“ Linie (auch wenn sie wegen Alterns nicht mehr zu sehen ist) und die „Rennleitung“ ist auf Grund des regen Verkehrs von „Ausländern“ immer präsent.

Von Solonka geht es den Berg hoch nach Lypnyky (das kommt von Lipa = Linde). In Lypnyky geht es talwärts, vorbei an der ständig präsenten „Rennleitung“ in eine sehr interessante Straßenführung.
Die Straße wird zur „halben“ Einbahnstraße.
Wie das geht? Es ist eine Einbahnstraße nur Busse und besagte Marschrutkas dürfen in der Gegenrichtung fahren.
So, jetzt kommt die neue, mit EU-Mitteln errichtete „Autobahn“. Vierspurig und richtig gut gemacht.
Es ist keine deutsche Autobahn. Dafür sind die Kurven nach Außen abfallend und viel zu eng gemacht.
Aber es lässt sich fahren. Bis zum Zementwerk in Nikolajev. Dort wird wieder Landstraße, guter Zustand, und so bleibt es bis Strij.
In Strij, hinter der Okko-Tankstelle geht’s dann nach rechts über den gleichnamigen Fluss in Richtung Ivano-Frankivsk.

Hier ist wieder normale Straße. Die Schlaglöcher begrüßen Dich und die Farbe fehlt.
Geht doch!
Man schlängelt sich durch lang gezogene Dörfer und Wälder, vorbei an Pferdefuhrwerken, lässt den Kurort Morshen, wo Mineralwasser, gespeist von einer nie ermüdenden Quelle ins Freie plätschert, links liegen und erreicht des „Lederzentrum“ Bolekhiv.
Noch ist man am Fuße der Karpaten, hat zwar einige Hügel, die recht steil sind, zu überwinden, aber das sind noch keine Berge. Man fährt praktisch in Richtung Osten und lässt die Karpaten rechts liegen.
Sieht die majestätischen Gipfel und spürt die frische kühle Luft des Gebirges.

Bolekhiv ist ein sehr alter Ort, vom Lederhandwerk geprägt und wirkt verschlafen und etwas „reparaturbedürftig“.
Ab hier, bis ins 25 Kilometer entfernte Dolina (Übersetzt heißt Dolina, Tal) reiht sich Dorf an Dorf.
Immer am Fuße der mächtigen Karpaten. Man spürt richtig, dass das Gebirge der Straße die Richtung vorgibt.
Bei den goldenen Kuppeln des im 15.Jahrhundert gegründeten Klosters überquert man den Fluss Svicha, der wie zu Urzeiten sich ausbreiten könnte, wenn er wollte – also Hochwasser kennen die Leute hier nicht.
Und dann kommt Dolina.
Eine mächtige Kirche begrüßt die Reisenden.
Und danach wird es ein bisschen akrobatisch: Erst kommt ein Bahnübergang der Löcher hat, wo jemand auch wohnen könnte.
Dann kommt ein Stück Straße wo sich Loch an Loch reiht und dazu noch der städtische Markt auf der linken Straßenseite.
Die Menschen laufen einfach rechts, wie Links über die Straße, Du hast zu tun mit den Löchern und dann darf man das Event nicht vergessen.
So ein Markt ist was Besonderes.
Alles wird zum Kauf angeboten, Gemüse, Autos, Traktoren, Traktoren – die es noch werden möchten (Selbstbau – halb fertig), Textilien, Wurst, Fleisch und vor allem die güldenen, silbrigen und bunten Blumen und Sterne mit denen man so gern Kinder und Blumen schmückt.

Nach Dolina kommt – natürlich Obolonia (Obolon = Hügel).

Ja, und dann bin ich schon fast zu Hause. Nur noch die paar Hügelketten auf und ab – und schon sieht man die Wasserdampf-Fahne unseres Spänetrockners.
Das ist die Fahne von Broshniv-Osada.

Beim Aufbau des Werkes hier in Broshniv haben wir auch gleichzeitig eine verlassene Poliklinik für unsere Unterkunft mit ausgebaut.
Ein Wachposten passt auf und so fühlt man sich sicher. Dort wird erst einmal das Lager aufgeschlagen.
Morgen geht es wieder ins Werk und am Wochenende ist Pfingsten und da möchte ich Bela Szatmari besuchen.

Bela wohnt, genau wie Janos unserer Technologe, in (bitte auswendig lernen!) Vasarosnameni.
Der Name des Ortes ist länger als das Städtchen groß ist.
Aber Vasarosnameni hat was zu bieten: Kurort.
Dort gibt es eine heiße Quelle die für Biker DAS Erlebnis ist – dazu später.

Samstag – ab nach Ungarn. Bela hat mich zu einer Fischsuppe eingeladen.

Die Strecke bis Strij kennen wir ja schon.
Also in Dolina nicht mehr so auf den Markt geschaut, Bolekhiv genommen und bei Strij geht es weiter Richtung Ushgorod oder Chop.

Rein in die Karpaten.

Die Straße wird kurviger aber die Berge lassen noch auf sich warten. Müssen sie ja, wie wir wissen ist hier das Gebirge sehr „befahr-freudig“ flach gehalten.

Kurz vor Mukachevo, schon auf der Südseite der Karpaten stoppt mich die Rennleitung.

Ob ich was getrunken hätte. Mein Gott, es ist nicht einmal zehn Uhr morgens und ich bin mit dem Moped schon 300 Km unterwegs und da fragt der mich so einen Mist!

NEIN, natürlich nicht.

Blasen. Die haben interessante Röhrchen. Die sehen aus, wie mit braunem Kandiszucker gefüllt.
Nun, ich blase und frage wie die Anzeige von Alkohol aussieht?
Antwort, da würde der braune Kandiszucker weiß werden.
Bei mir wird ein Körnchen etwas hellbraun. -Sowas könnte auch von der Spucke herrühren - oder?
Darauf möchte der Beamte mal so locker 500 Grivna, das sind 50 Euronen, haben.
Für solche Zwecke habe vorgesorgt.
Ich packe mein Portemonnaie aus und zwar das wo sich nur etwa 85 Grivna, in kleinen Scheinen, befinden. Der Beamte sieht, das da nichts zu holen ist und lässt mich ziehen.

Außerhalb des Dorfes, auf einer Anhöhe, ist ein „wilder“ Parkplatz für LKW´s. Zwei Baracken hat man auch schnell errichtet – und fertig ist die Raststätte.
Es gibt Schaschlik und frischen Salat.

Pause.

Dann geht es weiter Richtung Mukachevo.
Vor dem Krieg war hier ungarisches Territorium und die Leute sprechen heute noch, trotz extremen Widerstandes der russischen und später der ukrainischen Führung, immer noch ungarisch.

Mukachevo.

Von dort wird die Trasse E50, so nennt man hier die Bundesstraßen, verlassen und ich fahre Richtung Berehovo.
Auch verlasse ich den letzten Rest von Hügelland und bin nun ganzlich auf der anderen Seite der Karpaten.
Dort wird es richtig ungarisch. In Beregovo so spricht man es aus. Die Ukrainer können, wie die Berliner kein „G“ sagen, die Ungarn schon, deshalb schreiben die Ukrainer auch Berehevo.

Aber dort ist gerade eine Prozession – Straßenumleitung.

Ich frage die ukrainische Rennleitung nach dem Weg zur Grenze – und – der antwortet und ich verstehe nichts, weil die Antwort war in ungarisch. Klasse! Noch einmal, mit dem Hinweis das es auch Menschen gibt für die ungarisch vielleicht eine Fremdsprache ist – und – huch – der kann sogar russisch. Geht doch!
Die Grenze war gleich „um die Ecke“, flankiert von drei Tankstellen – auch hier macht man Geschäfte mit den Bezin.
Trotzdem, zwei Stunden verbracht und da war ich wieder in der EU.

Jetzt Janos anrufen.
Ja, er wartet auf mich in Vasarosnameni beim Spar-Supermarkt.
Ich treffe mich mit ihm und quartiere mich im Hotel Feher (deutsch: weiß) ein. Gegenüber ist eine Gaststätte und da wird sich erst einmal gestärkt.
Es gibt Bogratsch. Jeder Deutsche würde dazu Gulaschsuppe sagen, aber wir sind hier...
Und danach – siehe Bild.
Am Abend das Highlight. Wir gehen in das Kurbad. Heißes, salziges natürliches Quellwasser wird über Rohre in ein Bad geleitet und man kann da schwimmen, sich vom Wasserstrahl massieren und vor allem relaxen.
Ist das was? Das ist was!
Kaputt, wie ein Hund, falle ich abends nach dieser „Sauna“ ins Bett.

Am nächsten Morgen, Sonntag, wollte ich eigentlich mich dem kleinen Tagesausflug, die Stadt hatte alle Biker zu einem Treffen aufgerufen, anschließen.
Wird nichts draus, weil der Direktor des Spanplattenbetriebes mich mit Janos gesehen hat.
Gut, ich werde die Maschine reparieren – mach ich – kein Problem.
Sonntag, nach der Raparatur, ich war bepackt mit Geschenken, holt mich Janos ab.

Der Tagesausflug ist bereits Geschichte – was machen?
Janos hat so „nebenbei“ noch eine Lizenz zum Palinka brennen.
Den Palinka, wir sagen dazu Obstler, macht Janos aus Aprikosen und Pflaumen.
Die Verkostung war nicht schlecht, dann noch das städtische Museum besucht und … schon war es
Abend geworden.

Abends mit Janos und Bela, wir kommen alle aus der selben Branche, noch etwas bei Wein und Palinka gefachsimpelt und Morgen..., ja Morgen fahren wir nach Tokaij.

Am nächsten Morgen, ich gestiefelt und „gespornt“, kommt doch wirklich Bela mit dem Auto.
Wieso kommst Du in der Dose? - frage ich.

Sein Chopper ist kaputt.

Bei seiner Honda, es kann auch eine Kawasaki sein, hat sich der Starter verabschiedet. Ersatz unterwegs aber nicht vor Mittwoch.

Also mit dem Auto und schönstem Sonnenschein und entgegenkommenden Bikern auf nach Tokaij.

Fahrt etwa eine Stunde.

In Tokaij über die Theiss (Tisa) und gleich rechts auf den Parkplatz mit den vielen Motorrädern.
Dann gewandert, mir angehört das man nie in der Stadt den doch so schlechten Tokajer kaufen sollte,
sondern beim Winzer selbst.
OK. Gehen wir.
Vor der Bahnbrücke nach rechts auf einen Feldweg anfangs bedeckt durch ein paar Büsche, öffnet sich der Blick auf den Weinberg und die Häuser der Weinbauern. Gleich neben den Häusern sind die Weinkeller – und da geht’s erst mal rein.

Verkostung.

Ich mag den süßen Wein nicht so gern, aber Tokaij hat für jeden Geschmack was.
Ein paar Flaschen erstanden und nun geht’s auf den Rückweg.

Vorbei am Parplatz. Aber gleich danach, auf der linken Seite ist ein Restaurant.

Die Tische stehen auf der Straße, die Kellner sind emsig... sieht fast so aus wie in Italien.
Dort nehmen wir Platz.

Und jetzt kommt sie, die Suppe.

Die Karpfen, die für diese Suppe verwendet werden sind in der Theiss gefangen worden.
Also kein Zuchtfisch und bis zum Fang war der Karpfen vielleicht auch glücklich – wer weiß?
Und so schmeckt er auch. Etwas rauchig, richtig nach Fisch, festes Fleisch – herrlicher Sonnenschein – dazu ein trockener Tokaier.
Herz, was willst DU mehr!!!!


Rückfahrt wird Teil III
Abendbrot in Ungarn.jpg
Na? Ist das was?
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Die Karpaten Strij - Mukachevo.jpg
Es kommen schon so langsam die Berge....
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der Fluss Strij bei Strij.jpg
Der Fluss hat Platz! Da wird nicht so schnell Hochwasser!
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da kann nichts mehr passieren.jpg
Vor unserem Hotel in Broshnv
Diesmal mit Wachposten
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und weiter Richtung Chop.jpg
Auf Europa Strassen werden zusätzlich noch die Namen mit lateinischer Schrift angezeigt.
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#6 Ungelesener Beitrag von Mimoto »

michaelklbg hat geschrieben:...mache ich den Text im Word..
..was aber auch zu manchen Stielblüten führen kann da nicht wenige unsichtbare Sonderzeichen für Formatierung
etc. dabei sind die man in Word nicht erkennt. ...nur mal so angemerkt. :D
Michael /mimoto

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Hubbl-e
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#7 Ungelesener Beitrag von Hubbl-e »

....und jetzt erst einmal nur noch Bilder
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Kirche in Vasarosnameni.jpg
Die Kirche in
Vasarosnameni
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in Broshniv.jpg
Und das ist Elsa!
Die Koffer sind bereits auf dem Zimmer
und geputzt ist sie natürlich auch schon.
Na?
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Hotel Feher.jpg
"Mein" Hotel in Ungarn
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Hotel Feher 2.jpg
... und nochmal.
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Hubbl-e
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Re: Für eine Fischsuppe von Broshniv-Osada nach Tokaij

#8 Ungelesener Beitrag von Hubbl-e »

noch mehr Fotos
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Regen kommt ueber die Karpaten.jpg
Das Wetter, naja es ging.
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mein Schaschlik.jpg
Das ist Mein Schaschlik
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Mein Schaschlik wird gemacht.jpg
Zubereitung meines Schaschliks
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Resize of Lviv.JPG
mal eine Sicht auf den zentralen Platz von Lviv
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Resize of Kulturhaus in Broshniv.JPG
Das Kulturhaus in Broshniv
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