Irland Juni 2015
Verfasst: Sonntag 12. Juli 2015, 19:27
"What the fxxxck?" kreischt er laut und spuckt verächtlich aus. Frei übersetzt und drastisch verkürzt fragt er anschließend, was wir in Irland wollen, da es dort immer regnet.
Na das fängt ja mal so richtig gut an: gerade mal 150km unterwegs wollen wir in Belgien kurz vor der französischen Grenze "preiswert" tanken und treffen dabei auf zwei englische Motorradfahrer, die auf dem Heimweg sind. Wie das so ist, wird aus dem gegenseitigen Herumschleichen um die Motorräder ein Gespräch über woher und wohin und daraus entwickelt sich der ungläubige Ausruf ob unseres Reisezieles. Bange machen gilt nicht und überhaupt wartet die Fähre nicht auf uns. Also die guten Ratschläge zu sonnigeren Zielen ignorieren und bei Arras in der Picardie die Autobahn verlassen und über Landstraßen in Richtung der Côte D'Opale bummeln.
Irgendwann müssen wir dann doch falsch abgebogen sein, da sich der Weg immer weiter verengt und wir schließlich inmitten einer großen Margharitenwiese landen:


An der Grenze zur Normandie erreichen wir gegen Abend den Ort Mers-les-Bains, der wunderschön am Ärmelkanal liegt und durch zahlreiche Villen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt ist:


Nur ein paar Kilometer weiter finden wir in Criel-sur-Mer einen schönen Campinplatz, der sich in einem Einschnitt zwischen zwei Abschnitten der aus Kreidefelsen bestehenden Steilküste einfügt.
Es ist immer wieder etwas Besonderes, zu Beginn eines Urlaubes zum ersten Mal das Zelt aufzubauen und sich für die Übernachtung einzurichten. Haben wir wirklich an alles gedacht, fehlt nichts Entscheidendes und vor allem die Vorfreude auf drei Wochen ziellosen Treibens...
Wir laufen noch in den Ort und den Strand entlang und genießen den Sonnenuntergang unseres ersten Reisetages bei bestem Wetter.

Das schöne Wetter lässt uns auch am nächsten Tag nicht im Stich und wir brechen schon früh auf und nutzen die Küstenstraßen entlang der Côte d'Albâtre, bis wir bei Le Havre die beeindruckende Pont de Normandie erreichen.

Die Brücke überquert die Seinemündung auf einer Gesamtlänge von über zwei Kilometern und weist mit über 850 Metern die größte europäische Spannweite aus. Kurz vor der steilen Auffahrt gibt es einen Parkplatz mit Informationszentrum der gute Ausblicke auf das Bauwerk bietet. Natürlich kostet diese Brücke Maut; allerdings ist ganz rechts eine schmale und mautfreie Spur extra für Motorräder eingerichtet und ausgeschildert! Auch muss man sich an der nächsten Mautstelle keine Sorgen machen, dass man kein Ticket gezogen hat: Motorräder werden hier ohne Ticket mit pauschal 0,60 € berechnet.
Weiter westlich erreichen wir mit Omaha Beach und Utah Beach geschichtsträchtigen Boden, der gerade uns als deutsche Europäer bedenklich stimmt. Leider habe ich es im Vorfeld der Planungen dieser Reise nicht registriert, dass mit dem 06. Juni nur zwei Tage vor unserer Ankunft der Jahrestag des "D-Day" begangen wurde und noch viele Teilnehmer dieser Veranstaltungen vor Ort sind. Leider gewinne ich bald den Eindruck, dass es dabei vielen nicht unbedingt um die friedliche Aufarbeitung des Geschehenen zu gehen scheint sondern die Gelegenheit genutzt wird, um im öffentlichen Raum mit martialischem Aussehen ein wenig Krieg spielen zu können.
Ungeachtet aller Schuldgefühle und Beklemmungen lassen die Strandabschnitte selber aber echte Urlaubsstimmung aufkommen und laden uns zu einer langen und besinnlichen Pause ein.



Gegen 16:00 erreichen wir dann schließlich Cherbourgh, kaufen noch etwas Verpflegung und Rotwein und können direkt auf die "Oscar Wilde", die Fähre der Irishferries. Auch hier wird das Motorrad wie bei unserer letztjährigen Schottlandreise von uns selber verzurrt. Allerdings werden wir sehr gut mit Zurrgurten und Gummimatten zur Schonung der Sitzbank versorgt.
Nach einer ruhigen Nacht ohne erwähnenswerten Seegang erreichen wir am nächsten Morgen gegen 11:00 den irischen Hafen Rosslare. Nachdem wir durch das Zurückstellen der Uhren eine Stunde unseres Lebens gewonnen haben, rollen wir bald darauf vom Schiff und stellen uns gedanklich auf den Linksverkehr um.
Nach der obligatorischen Passkontrolle werden wir dann auch auf die "falsche Seite" losgelassen und bleiben zwecks schnellr Eingewöhnung erst einmal auf der Hauptstraße. Nach einigen Kilometern biegen wir aber links ab und tauchen ein in das Geflecht kleinster, heckengesäumter Straßen. Schon bald lockt der erste Halt, als wir dem Wegweiser zur Tintern Abbey folgen.


Wir sind bereits auf der Halbinsel Hook und die kleine Straße schlängelt sich kurvenreich und eingerahmt von Trockensteinmauern oder hohen Hecken in Richtung des Leuchtturmes am Hook Head.

Um Waterford zu umfahren nutzen wir die kleine Fähre von Ballyhack nach Passage East und finden in der Nähe des Seebades Tramore einen empfehlenswerten Campingplatz in der Nähe des Metal Man, der irregeleiteten Schiffen den Weg weist, aber leider nicht zugänglich ist, da weithin abgesperrt. Auf dem Platz lernen wir ein nettes, junges Paar aus Köln kennen, die wie wir mit den Motorrädern unterwegs sind, aber in kürzerer Zeit noch mehr erleben wollen, da sie auch noch weiter nach Schottland wollen. Den heutigen Tag haben sie mit dem Wechsel der Antriebskette an seiner Versys verbracht.
Die Route des ersten Tages:

Am nächsten Morgen erinnert mich das Wetter an die beiden Engländer die uns in Belgien über die irischen Wetterverhältnisse aufgeklärt haben: strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Wir haben nichts dagegen und fahren über die spektakuläre Küstenstraße R675 entlang schöner Buchten und Strände in Richtung Dungarvan und Ardmore.



Ard Mór bedeutet soviel wie "großer Hügel" und tatsächlich liegt das Dorf am Fuß einer Klippe, auf deren Gipfel sich die Declan's Church und der rund 30 Meter hohe Roundtower befinden.


Aufgrund der Hitze lassen wir das mittelalterliche Youghal aus und orientieren uns in Richtung Norden durch das Tal des Blackwater River. Westlich von Fermoy finden wir durch einen Zufall auf der Suche nach einem Pausenplatz die Bridgetown Priory; eine beeindruckende Klosterruine mit uralten Grabstätten


Wieder Richtung Süden unterwegs nehmen wir kurz vor Cork bei Blarney den Campingplatz der zum örtlichen Golfplatz gehört. Hier lernen wir einen irischen Motorradfahrer kennen der auf dem Weg zur Skellig Michael ist. Im Laufe einiger Murphys bekommen wir eine traurige, aber auch beeindruckende Lebensgeschichte erzählt, die den Abend wie im Fluge vergehen lässt.

Der nächste Morgen bringt einen bedeckten Himmel; allerdings trocken bei knapp 20°. Unser Weg führt uns Richtung Westen entlang des River Lee. Das Verkehrsaufkommen bewegt sich gegen Null und wir können die Achterbahn über eine hügelige Hochebene durch die Shehy Mountains und über den Pass of Keltmaneigh richtig genießen.
In Kealkill biegen wir beim Carriganass Castle von einer kleinen Straße auf eine winzige Straße ab, die sich als traumhafter Reiseweg über die kargen Höhenzüge des Guagan Barra Forest Park entpuppt.



Südwestlich von Kenmare quartieren wir uns für die nächsten drei Tage auf dem Beara Camping ein, dessen Sanitäreinrichtungen zwar "gewöhnungsbedürftig", aber gepflegt und sauber sind. Dafür ist das Gelände ein Traum! Ein einziger großer Garten in einem trockengelegten Moor, dessen Freiflächen aufwändig freigeschnitten werden müssen. Für uns ist das der Inbegriff für "schöner wohnen"und diese Reise wird als die erste ohne krumme Häringe in unsere Campinghistorie eingehen.
Auf der Suche nach dem Platz (firmierte bis vor kurzem noch unter Peacock) haben wir noch die ca. 8 Kilometer lange Sackgasse zum Inchaquin-Wasserfall erkundet, die in einem Besucherzentrum endet, dass erfolgreich den Blick auf den Wasserfall verhindert und diesen erst gegen Zahlung von 6,- € freigibt. Da es bereits spät war und wir uns noch einrichen mussten, haben wir verzichtet und konnten das Panorama entlang der Cloonee Loughs auf dem Rückweg nochmals wirken lassen.




In der Nacht hat es heftig geregnet und so lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen, zumal wir nicht packen müssen. Der Tag gehört komplett dem Ring of Beara, den wir einmal umrunden wollen. Die Straße ist für Busse und Wohnmobile gesperrt, sodass wir die Schönheiten der Halbinsel fast für uns alleine genießen können. Bei Ardgroom nehmen wir die schmale Coastal road über Gortgatriff nach Eyeries, die sich hakenschlagend und wellig entlang des Atlantiks hangelt.

Die Sackgasse zur Cable Car Seilbahn nach Dursey Island muss noch sein. Die wenigen Bewohner der Insel werden mittels Seilbahn versorgt, die mittlerweile als Touristenattraktion fungiert.

Überall werden kleine Flußtäler von steinernen Brücken überquert und es bieten sich idyllische Pausenplätze,


bevor auf dem Healy Pass trotz seiner "nur" 500 Höhenmeter Hochgebirgsfeeling mit Spitzkehren und Haarnadelkurven aufkommt. Abends auf dem Platz werden wir das Opfer blutrünstiger Midges, die uns früh in die Sicherheit des Moskitonetzes zwingen.


Für heute haben wir uns die südlichen Finger der fünf Halbinseln vorgenommen. Über die kurvenreiche und mit Tunneln versehene N71 (Achtung: Bauarbeiten im Juni 2015) gelangen wir zügig über Glengarriff und Bantry nach Ballydehob und fahren zum südlichsten Punkt Irlands nach Mizen Head. Hier gibt es zahlreiche Buchten, die über unbefestigte Wege angefahren werden können (und dürfen).


Am Kap stürzt sich das Kalkgestein spektakulär ins Meer und nachdem man den Eintritt für das Besucherzentrum entrichtet hat, kann man auch über eine schwindelerregend hohe Brücke zum alten Leuchtfeuer und zu den schönen Fotospots laufen. Die nächsten Bilder sind durch einen zweistündigen Fußmarsch hart erarbeitet worden:



Die winzige Coastal Road am nördlichen Rand der Halbinsel ist landschaftlich extrem reizvoll. Trotzdem kriegen wir mehr Boote als Autos zu sehen und genießen die Einsamkeit und die Schönheit der Natur.


Schlangen auf der Straße? Ein Fall für Andre:

Auf dem Rückweg genehmigen wir uns noch den kleinen Finger des Sheep's Head (kein Kartenspiel) und genießen noch einmal die Kurven des Healy Pass. Hier hält uns ein alter Bauer an, der gerade seine Kühe nach Hause treibt. Eine halbe Stunde später wissen wir, dass sich hard life und soft heart ideal ergänzen.
Morgen wird gepackt und der Kompass zeigt auch für uns nach Norden.

tbc
Na das fängt ja mal so richtig gut an: gerade mal 150km unterwegs wollen wir in Belgien kurz vor der französischen Grenze "preiswert" tanken und treffen dabei auf zwei englische Motorradfahrer, die auf dem Heimweg sind. Wie das so ist, wird aus dem gegenseitigen Herumschleichen um die Motorräder ein Gespräch über woher und wohin und daraus entwickelt sich der ungläubige Ausruf ob unseres Reisezieles. Bange machen gilt nicht und überhaupt wartet die Fähre nicht auf uns. Also die guten Ratschläge zu sonnigeren Zielen ignorieren und bei Arras in der Picardie die Autobahn verlassen und über Landstraßen in Richtung der Côte D'Opale bummeln.
Irgendwann müssen wir dann doch falsch abgebogen sein, da sich der Weg immer weiter verengt und wir schließlich inmitten einer großen Margharitenwiese landen:

An der Grenze zur Normandie erreichen wir gegen Abend den Ort Mers-les-Bains, der wunderschön am Ärmelkanal liegt und durch zahlreiche Villen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts geprägt ist:

Nur ein paar Kilometer weiter finden wir in Criel-sur-Mer einen schönen Campinplatz, der sich in einem Einschnitt zwischen zwei Abschnitten der aus Kreidefelsen bestehenden Steilküste einfügt.
Es ist immer wieder etwas Besonderes, zu Beginn eines Urlaubes zum ersten Mal das Zelt aufzubauen und sich für die Übernachtung einzurichten. Haben wir wirklich an alles gedacht, fehlt nichts Entscheidendes und vor allem die Vorfreude auf drei Wochen ziellosen Treibens...
Wir laufen noch in den Ort und den Strand entlang und genießen den Sonnenuntergang unseres ersten Reisetages bei bestem Wetter.
Das schöne Wetter lässt uns auch am nächsten Tag nicht im Stich und wir brechen schon früh auf und nutzen die Küstenstraßen entlang der Côte d'Albâtre, bis wir bei Le Havre die beeindruckende Pont de Normandie erreichen.
Die Brücke überquert die Seinemündung auf einer Gesamtlänge von über zwei Kilometern und weist mit über 850 Metern die größte europäische Spannweite aus. Kurz vor der steilen Auffahrt gibt es einen Parkplatz mit Informationszentrum der gute Ausblicke auf das Bauwerk bietet. Natürlich kostet diese Brücke Maut; allerdings ist ganz rechts eine schmale und mautfreie Spur extra für Motorräder eingerichtet und ausgeschildert! Auch muss man sich an der nächsten Mautstelle keine Sorgen machen, dass man kein Ticket gezogen hat: Motorräder werden hier ohne Ticket mit pauschal 0,60 € berechnet.
Weiter westlich erreichen wir mit Omaha Beach und Utah Beach geschichtsträchtigen Boden, der gerade uns als deutsche Europäer bedenklich stimmt. Leider habe ich es im Vorfeld der Planungen dieser Reise nicht registriert, dass mit dem 06. Juni nur zwei Tage vor unserer Ankunft der Jahrestag des "D-Day" begangen wurde und noch viele Teilnehmer dieser Veranstaltungen vor Ort sind. Leider gewinne ich bald den Eindruck, dass es dabei vielen nicht unbedingt um die friedliche Aufarbeitung des Geschehenen zu gehen scheint sondern die Gelegenheit genutzt wird, um im öffentlichen Raum mit martialischem Aussehen ein wenig Krieg spielen zu können.
Ungeachtet aller Schuldgefühle und Beklemmungen lassen die Strandabschnitte selber aber echte Urlaubsstimmung aufkommen und laden uns zu einer langen und besinnlichen Pause ein.
Gegen 16:00 erreichen wir dann schließlich Cherbourgh, kaufen noch etwas Verpflegung und Rotwein und können direkt auf die "Oscar Wilde", die Fähre der Irishferries. Auch hier wird das Motorrad wie bei unserer letztjährigen Schottlandreise von uns selber verzurrt. Allerdings werden wir sehr gut mit Zurrgurten und Gummimatten zur Schonung der Sitzbank versorgt.
Nach einer ruhigen Nacht ohne erwähnenswerten Seegang erreichen wir am nächsten Morgen gegen 11:00 den irischen Hafen Rosslare. Nachdem wir durch das Zurückstellen der Uhren eine Stunde unseres Lebens gewonnen haben, rollen wir bald darauf vom Schiff und stellen uns gedanklich auf den Linksverkehr um.
Nach der obligatorischen Passkontrolle werden wir dann auch auf die "falsche Seite" losgelassen und bleiben zwecks schnellr Eingewöhnung erst einmal auf der Hauptstraße. Nach einigen Kilometern biegen wir aber links ab und tauchen ein in das Geflecht kleinster, heckengesäumter Straßen. Schon bald lockt der erste Halt, als wir dem Wegweiser zur Tintern Abbey folgen.
Wir sind bereits auf der Halbinsel Hook und die kleine Straße schlängelt sich kurvenreich und eingerahmt von Trockensteinmauern oder hohen Hecken in Richtung des Leuchtturmes am Hook Head.
Um Waterford zu umfahren nutzen wir die kleine Fähre von Ballyhack nach Passage East und finden in der Nähe des Seebades Tramore einen empfehlenswerten Campingplatz in der Nähe des Metal Man, der irregeleiteten Schiffen den Weg weist, aber leider nicht zugänglich ist, da weithin abgesperrt. Auf dem Platz lernen wir ein nettes, junges Paar aus Köln kennen, die wie wir mit den Motorrädern unterwegs sind, aber in kürzerer Zeit noch mehr erleben wollen, da sie auch noch weiter nach Schottland wollen. Den heutigen Tag haben sie mit dem Wechsel der Antriebskette an seiner Versys verbracht.
Die Route des ersten Tages:

Am nächsten Morgen erinnert mich das Wetter an die beiden Engländer die uns in Belgien über die irischen Wetterverhältnisse aufgeklärt haben: strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Wir haben nichts dagegen und fahren über die spektakuläre Küstenstraße R675 entlang schöner Buchten und Strände in Richtung Dungarvan und Ardmore.
Ard Mór bedeutet soviel wie "großer Hügel" und tatsächlich liegt das Dorf am Fuß einer Klippe, auf deren Gipfel sich die Declan's Church und der rund 30 Meter hohe Roundtower befinden.
Aufgrund der Hitze lassen wir das mittelalterliche Youghal aus und orientieren uns in Richtung Norden durch das Tal des Blackwater River. Westlich von Fermoy finden wir durch einen Zufall auf der Suche nach einem Pausenplatz die Bridgetown Priory; eine beeindruckende Klosterruine mit uralten Grabstätten
Wieder Richtung Süden unterwegs nehmen wir kurz vor Cork bei Blarney den Campingplatz der zum örtlichen Golfplatz gehört. Hier lernen wir einen irischen Motorradfahrer kennen der auf dem Weg zur Skellig Michael ist. Im Laufe einiger Murphys bekommen wir eine traurige, aber auch beeindruckende Lebensgeschichte erzählt, die den Abend wie im Fluge vergehen lässt.

Der nächste Morgen bringt einen bedeckten Himmel; allerdings trocken bei knapp 20°. Unser Weg führt uns Richtung Westen entlang des River Lee. Das Verkehrsaufkommen bewegt sich gegen Null und wir können die Achterbahn über eine hügelige Hochebene durch die Shehy Mountains und über den Pass of Keltmaneigh richtig genießen.
In Kealkill biegen wir beim Carriganass Castle von einer kleinen Straße auf eine winzige Straße ab, die sich als traumhafter Reiseweg über die kargen Höhenzüge des Guagan Barra Forest Park entpuppt.
Südwestlich von Kenmare quartieren wir uns für die nächsten drei Tage auf dem Beara Camping ein, dessen Sanitäreinrichtungen zwar "gewöhnungsbedürftig", aber gepflegt und sauber sind. Dafür ist das Gelände ein Traum! Ein einziger großer Garten in einem trockengelegten Moor, dessen Freiflächen aufwändig freigeschnitten werden müssen. Für uns ist das der Inbegriff für "schöner wohnen"und diese Reise wird als die erste ohne krumme Häringe in unsere Campinghistorie eingehen.
Auf der Suche nach dem Platz (firmierte bis vor kurzem noch unter Peacock) haben wir noch die ca. 8 Kilometer lange Sackgasse zum Inchaquin-Wasserfall erkundet, die in einem Besucherzentrum endet, dass erfolgreich den Blick auf den Wasserfall verhindert und diesen erst gegen Zahlung von 6,- € freigibt. Da es bereits spät war und wir uns noch einrichen mussten, haben wir verzichtet und konnten das Panorama entlang der Cloonee Loughs auf dem Rückweg nochmals wirken lassen.

In der Nacht hat es heftig geregnet und so lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen, zumal wir nicht packen müssen. Der Tag gehört komplett dem Ring of Beara, den wir einmal umrunden wollen. Die Straße ist für Busse und Wohnmobile gesperrt, sodass wir die Schönheiten der Halbinsel fast für uns alleine genießen können. Bei Ardgroom nehmen wir die schmale Coastal road über Gortgatriff nach Eyeries, die sich hakenschlagend und wellig entlang des Atlantiks hangelt.
Die Sackgasse zur Cable Car Seilbahn nach Dursey Island muss noch sein. Die wenigen Bewohner der Insel werden mittels Seilbahn versorgt, die mittlerweile als Touristenattraktion fungiert.
Überall werden kleine Flußtäler von steinernen Brücken überquert und es bieten sich idyllische Pausenplätze,
bevor auf dem Healy Pass trotz seiner "nur" 500 Höhenmeter Hochgebirgsfeeling mit Spitzkehren und Haarnadelkurven aufkommt. Abends auf dem Platz werden wir das Opfer blutrünstiger Midges, die uns früh in die Sicherheit des Moskitonetzes zwingen.

Für heute haben wir uns die südlichen Finger der fünf Halbinseln vorgenommen. Über die kurvenreiche und mit Tunneln versehene N71 (Achtung: Bauarbeiten im Juni 2015) gelangen wir zügig über Glengarriff und Bantry nach Ballydehob und fahren zum südlichsten Punkt Irlands nach Mizen Head. Hier gibt es zahlreiche Buchten, die über unbefestigte Wege angefahren werden können (und dürfen).
Am Kap stürzt sich das Kalkgestein spektakulär ins Meer und nachdem man den Eintritt für das Besucherzentrum entrichtet hat, kann man auch über eine schwindelerregend hohe Brücke zum alten Leuchtfeuer und zu den schönen Fotospots laufen. Die nächsten Bilder sind durch einen zweistündigen Fußmarsch hart erarbeitet worden:
Die winzige Coastal Road am nördlichen Rand der Halbinsel ist landschaftlich extrem reizvoll. Trotzdem kriegen wir mehr Boote als Autos zu sehen und genießen die Einsamkeit und die Schönheit der Natur.
Schlangen auf der Straße? Ein Fall für Andre:
Auf dem Rückweg genehmigen wir uns noch den kleinen Finger des Sheep's Head (kein Kartenspiel) und genießen noch einmal die Kurven des Healy Pass. Hier hält uns ein alter Bauer an, der gerade seine Kühe nach Hause treibt. Eine halbe Stunde später wissen wir, dass sich hard life und soft heart ideal ergänzen.
Morgen wird gepackt und der Kompass zeigt auch für uns nach Norden.

tbc