
Erzgebirge. Schon alleine die Aussprache des Namens weckte mein Interesse, fordert er doch von meiner Zunge einen gewissen Druck auf das "Z", um dann holpernd das "Gebirge" folgen zu lassen.

Meine guterzogenen Flügelmänner kennen ihre Position. Sind eben alles andere als Kriegsdienstverweigerer wie ich, sondern von der alten Schule: Rauchen, essen fett, trinken gerne und auf sie ist Verlass bis zum letzten Korn.

Richtung Osten geht es. 100km Autobahn und dann ab auf die gummierheiternden Straßen.

Ich bin gespannt auf den Osten. Dass dort ein Ostmarathon für Motorradfahrer stattfindet, ist nur Mittel zum Zweck für mich: Das Erzgebirge, Vogtland und ein klein wenig in Tschechien hineinzuschnuppern ist mein eigentliches Interesse.

Unterwegs machen wir Rast in einem kleinen Städtchen in Sachsen. Es ist später Nachmittag. Zu meiner Verwunderung ist das Zentrum der Stadt leer. Nur ein paar Passanten sind zu sehen und nur wenige besuchen eines der noch vorhandenen Lädchen. An einem Brunnen lässt ein Rentner seinen Hund trinken. Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt mir, dass in dieser Region nur noch wenig Leben sei. Die jungen zögen fast alle fort. Die Betriebe von einst gäbe es schon lange nicht mehr. Seine Tochter sei ebenfalls nach Ulm gezogen, weil sie dort eine gute Arbeit gefunden habe. Er sei hier geboren und einen alten Baum solle man nicht verpflanzen.

Während wir in einem kleinen Cafe einen feinen Kuchen essen, muss ich an die vielen Leute, die ich über meine Arbeit kennengelernt habe denken und wie viele von Ihnen aus Ostdeutschland oder auch aus dem Süden Europas kommen, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden.

Der Süden Sachsens, in dem wir uns befinden, ist hervorragend zum Motorradfahren. Geringe Bevölkerungsdichte, wenig Verkehr und immer wieder abwechselnden Wälder, Felder, kleine Schluchten und Berge.

Während dem eigentlichen Marathon gilt es bestimmte Streckenpunkte anzufahren und dabei eine exakte Kilometerzahl zu erreichen mit welcher man dann wieder an seinem Startpunkt eintreffen muss. Zwischendurch halte ich immer wieder einmal an, um ein paar Bilder zu machen und lasse die Gruppe, die mittlerweile auf acht Mopedfahrer am Tage des Marathons angewachsen ist, weiterziehen.

Irgendwann ist es mir dann gelungen die Gruppe zu verlieren. Jetzt habe ich Zeit mich auf die Landschaft zu konzentrieren. Einsam ist es hier an vielen Stellen. Das gefällt mir. Wer die Ruhe sucht, der wird hier fündig werden. Nur wenig Tourismus hat es hier, im Vergleich zum Schwarzwald, obwohl ich jetzt, wo ich diesen Ort kenne, ihm dem Schwarzwald vorziehen würde.

Der Tourismus ist zu meiner Verwunderung nur sehr gering ausgeprägt. Zu meiner Verwunderung, weil ich die Landschaft als mindestens so schön wie im Schwarzwald halte, doch dort boomt der Tourismus hingegen. Ich würde es den Sachsen gönnen, wenn sie in ihre Region mehr Besucher bekommen würden, schafft der Tourismus doch auch Arbeitsplätze.

Der Trecker hat mich irgendwie fasziniert...

Irgendwo bin ich in einer Ortschaft an einer Brücke gelandet. Auf der einen Seite Bayern, auf der anderen Seite ehemalige DDR.


Eines muss man der Stasi lassen: Funzeln können die bauen. So etwas hätte ich gerne an meiner Gold Wing


Der Architekt hatte sich entschieden nach der Fertigstellung dieser wunderbaren Konstruktion von eben dieser herunterzuspringen. Mein Opa hatte schon immer gesagt, man solle abtreten, wenn man seinen Zenit erreicht hat.

Link zur Route: 600km GPX
Das ganze in Video. Achtung, dieser Film ist nicht geeignet für Menschen, bei denen Lichtblitze zu epileptischen Anfällen führen können.