8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

Reisen in der Alpenregionen Deutschland, Schweiz, Italien, Österreich, Slowenien usw.
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Dergroßedicke
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8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#1 Ungelesener Beitrag von Dergroßedicke »

So...unser erster GROßER Reisebericht. Könnte etwas lang sein.
Wir planen unseren Urlaub. Wir haben nur 8 ¼ Tage Zeit, also wohin?
Lydia hatte bis dato noch nie die Alpen gesehen und ich kannte sie nur vom Skifahren. Das war Jahrzehnte her. Also bietet sich eine „ Eine Alpen Schotter Tour“ an - für jeden etwas dabei.
Da wir hier schon einiges gelesen hatten, war klar: Wir düsen in den Piemont
Ziel war Salbertrand als Basic Camp zu nutzen und von dort aus die Schotterstrecken zu erkunden. Das war ursprünglich das Ziel.

Freitag den 4.9.2015
Die Motorräder stehen gepackt im Hof und sind bereit. Unser Hund ist bei einem Freund gut unter gebracht. Der eingesprungen war, da unser eigentlicher Hundesitter ausfiel.

Am Mittwoch hatte ich noch neue Reifen und Schläuche aufziehen lassen. Das Navi ist voll gestopft mit Tracks und Routen. Also alles perfekt? Fast.
Wo bleibt Lydia? Die wollte doch früher von der Arbeit, damit wir rechtzeitig los kommen.
Um 16:30 kam sie endlich, gestresst. Also haben wir noch eine gute Stunde gewartet und dann drauf auf die Böcke mit dem Ziel Königsfeld im Schwarzwald.
Wir hatten die Option bei Gavia zu nächtigen. Vielen lieben Dank nochmal an dieser Stelle für das Angebot. Da wir allerdings nicht wussten bis wann wir ankommen und am nächsten morgen wieder früh los wollten, hatten wir uns für das Park Hotel im Schwarzwald entschieden.
Die Anfahrt gestaltete sich dann doch nicht so einfach wie gedacht. Eine Baustelle mit Umleitung folgte der anderen und so kamen wir dann auf knapp 70 km Umweg im Hotel um 22:30Uhr an, haben eingecheckt, geduscht und sind ins Bett gefallen.

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Samstag den 5.9.2015
Gut geschlafen, mit einem kräftigen Frühstück gestärkt und bei strahlendem Sonnenschein starten wir mit dem Ziel Kandersteg. Also einmal durch die Schweiz.
Navi an…irgendetwas fehlt hier…mist ich habe vergessen die Tour zu laden. Egal, Position markieren, Route finden und immer schön Lydia anlächeln.

Die Strecke führte uns am Schwarzwaldhof Werksverkauf vorbei. Als ich das Schild gesehen habe, war mir klar, dass meine Lydia nicht widerstehen kann. Also umgedreht und mal eben rein schnuppern. Zum Glück hatte Lydia schon gefrühstückt. Ansonsten hätte ich wohl einen Anhänger gebraucht... Freudestrahlend bepackt mit Geräuchertem ging es dann wieder weiter
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Mit 80km/h durch die Schweiz können sich echt ziehen. Dafür war das Wetter klasse. Später begann es mit tröpfeln und ging über ins gießen.-.ca.5 km vor der Bahnverladung in Kandersteg. (Danke für den Tipp Ryna)

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In Göppenstein angekommen erwartet uns ein strahlenblauer Himmel. Unsere Stimmung steigt und unser Ziel, der Campingplatz in Ortha, erscheint uns wieder in erreichbare Nähe gerückt zu sein.
In Brig biegen wir rechts ab und fahren rauf über den Simplonpass –Zwischenberg nach Ortha San Giulo zum Campingplatz.

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Bild "dsc_0227jpu36.jpg" anzeigen.

Ab ca. 20.00Uhr haben wir das Zelt am See aufgeschlagen, eine kleine Vesper gemacht, eine Karaffe Rotwein im Restaurant getrunken und danach ab in die Schlafsäcke. Ich war, glaube ich, seit 10 Jahren in keinem Schlafsack mehr und habe geschlafen wie ein Baby.

Sonntag den 6.9. 2015
Um 6 Uhr öffnen sich meine Augen. Die ersten Sonnenstrahlen berühren die Gipfel, was für ein Anblick! Einfach traumhaft. Dazu der spiegelglatte See. Der Campingplatz ist noch ruhig. Nur hin und wieder hört man ein Auto vorbei fahren.

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Einfach irre „ Wir sind in den Alpen“ Ich strahle über beide Wangen. Meine kleine Ly erwacht auch langsam (unter Nachhilfe – Anmerkung von Ly…) mit dem Prostest: „Wir haben Urlaub-ich will ausschlafen“
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Doch der Anblick der Berge macht auch Sie schnell wach.
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Also wird Kaffee gekocht und Speck aus dem Schwarzwald mit Ei aus der Schweiz gebruzelt, schnell das Zelt abgebaut und alles verstaut.
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Heute sind 220 km geplant. Über kleine Passstraßen soll es rüber nach Susa und dann weiter auf den Campingplatz Don Bosco bei Salbertrand. Den kennen hier einige sicherlich.
Das war der Plan…das Schicksal hatte andere Pläne mit uns.


Um 9.30Uhr sind wir gut ausgeruht und mit Elan gestartet.
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Ly-Tier
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halt nein hier steht sie
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Ein gewaltiger Anblick selbst aus der Ferne der Mount Blanc
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Auf der Sp 513 Richtung Europa
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Gut 1 Std später auf der Sp513, ich werde den Straßennamen nicht so schnell vergessen, bei genau:
N 45° 38.852
E007° 59418
stimmt irgendwas mit dem Vorderreifen oder der Lenkung nicht. Gerade aus der Spitzkehre heraus sehe ich, dass mein Reifen platt wird. Zum Glück ist in 50 m eine kleine Parkbucht. Bis dahin sollte ich es noch schaffen. Lydia überholt mich und hält glücklicherweise genau da, wo ich vorhabe hinzukommen. (Anmerkung Ly: Ich dachte, er wartet freundlich auf mich, nachdem er zuvor die Kehren hoch gestochen ist…)
Schei…Vorderreifen platt. Erster Gedanke: Ich hoffe, ich habe mir keinen Nagel reingefahren.
Also erst mal Reifen kontrollieren.
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Nichts zu sehen. Der Mantel war okay. Der Reifen und Schlauch kam ja auch erst am Mittwoch drauf und ich war dabei….Öhm Schlauch. Schlauch Pannenspray…..da war doch was. Ein Blick zu Lydia und ich glaube, sie hatte den gleichen Gedanken wie ich. „ Ja, ja wenn ich Dich das Pannenspray hätte kaufen lassen“ (Anmerkung Ly: Er hatte die halbe Werkstatt mit, um für ALLES gerüstet zu sein. Dass gerade das Pannenspray benötigt wird, hätte ich nicht geglaubt… Naja, wofür gibt’s den ADAC?)
Ich habe jeglichen Mist dabei, um beide Motorräder zu zerlegen und notdürftig zu reparieren.
Pannenspray war mir u.a. wegen Gewicht untersagt worden. Begründung „ Für was hast Du eine ADAC Plus Mitgliedschaft?“.
Naja, was soll`s. Das Wetter ist klasse und wir stehen hier an einem wunderdschönen Pass und Lydia nutz die Zeit zum Knipsen.
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Die Straße ist echt schmal. Mal schauen, ob der ADAC hier her einen Abschleppdienst bekommt. ADAC-Mitgliedskarte rausgesucht und dort angerufen.

Das Telefonat:
DGD: Hallo DGD hier,
ADAC: Was können wir für Sie tun?
DGD: Ich habe einen platten Reifen am Motorrad.
ADAC: Haben Sie Pannenspray?
DGD: NEIN!! Deswegen ruf ich an.
ADAC: Wo sind sie aktuell?
DGD: Ich stehe hier in Italien auf der Sp 513.
ADAC: Die Straße sehe ich nicht, können sie mir sagen bei welchen Km?
DGD: Ich könnte ihnen die GPS Koordinaten geben.
ADAC: Ja das würde uns helfen.
DGD: N…..E….
ADAC: Da ist keine Straße….
DGD: Zoomen Sie mal in die Karte rein.
ADAC: Oh…das ist ja im nirgendwo. Wir Informieren für Sie den ADAC Italien, die melden sich dann bei ihnen.
DGD: Cool
ADAC: Sie werden per SMS auf den Stand gehalten. Dauert max. 2 Std bis jemand da ist.
DGD: Klasse, vielen Dank auch.

Keine 5 min später kam eine SMS von ADAC Italien: Ihr Auftrag ist in Bearbeitung
20 min später folgte der Anruf:
ADAC: Hören Sie, also wir sind nicht für Sie verantwortlich.
DGD: Warum?
ADAC: Sie sind auf Island und…
DGD: Wo soll ich sein?!
ADAC: Laut GPS Daten auf Island…
DGD: Leute, ich bin in Italien.
ADAC: Wo?
DGD: Auf der Sp513
ADAC: Kenne ich nicht, können Sie uns vielleicht die GPS Daten geben.
DGD: Klar…N…E…
ADAC: Oh, da gab es wohl einen Zahlendreher, aber da ist keine Straße….
DGD: Zoomen sie mal
ADAC: Oh….ja doch die ist ja winzig…wir melden uns wenn wir einen Abschleppdienst haben.
10min später kommt die SMS, dass ein Abschlepper um 16.10 bei mir sei…

Um 16:30 Uhr war der gute Mann auch wirklich da. Respekt, der ist wirklich mit einem Klein-LKW hier her gekommen. Also wenden ist auf der Strecke nicht drin. Ob der um die Spitzkehren kommt, bei der Länge???
Das Motorrad war schnell aufgeladen und ordentlich gesichert. Der Mann sprach zwar kein Englisch, doch dank meiner Übersetzungs App klappt die Verständigung auch so hervorragend.
Nun kam der Teil, über den ich mir am meisten Sorgen gemacht hatte: Wie kommen wir mit dem Geschoss durch die Spitzkehren? Ich hoffte auf die Erfahrung des Fahrers.
Es kam wie es kommen musste… Nach ca. 100m in der ersten Spitzkehre sprang ich runter vom Beifahrersitz und ging raus zum Einweisen. Vor und zurück nach 5 Manövern war der LKW rum.
Ich hüpfte wieder rein. Nach etwa 100m das gleiche Spiel. Bei den ersten beiden war er noch ziemlich entspannt. Nun kamen die richtig engen Kehren dran. Das Gefluche auf italienisch war sehr eindeutig aus der Fahrerkabine zu hören. Dennoch kamen wir auch durch diese. Er fragte mich, wie viele noch kommen würden. Meine Antwort: Noch 5 Stück… Das französische Wort für Schei….musste ich nicht in den Translater eingeben…
Ich entschied mich, gleich auf der Ladefläche Platz zu nehmen, da ich dann schneller um den LKW rum rennen konnte. Nach einer gefühlten Stunde waren wir raus aus der Gasse. Ab da ging es im Schweinsgalopp in Richtung Biella, wo die Kati in der „Garage“ bis zur Reperatur abgestellt werden soll. Lydia ist hinter uns her gebraust. Sie hat sich schnell der Fahrweise der Italiener angepasst.
Während der Fahrt kam ein Anruf vom ADAC. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass sie heute, am Sonntag, keine offene Werkstatt finden und mich der Fahrer zu einem Hotel bringen wird. Die Rechnung für uns beide übernimmt der ADAC. Montag soll ich 10 Uhr erfahren, wie es weiter geht.
Klasse!

Der Fahrer hält am besagten Hotel, ich nehme mir hastig meinen Tankrucksack, Helm und Jacke. Auf der Kati blieb (leider) meine gesamte Privatkleidung, sodass ich gezwungenermaßen mit Motorradhose und –stiefel die nächste Zeit zubringen musste.
Lydia, die hinter uns steht, erkläre ich, dass Sie nur auf die andere Straßenseite muss und dort das Hotel mit Tiefgarage ist. (Anmerkung Ly: Eine zweispurige Straße, an deren Ende als einzige Wendemöglichkeit ein zweispuriger Kreisel besteht…)

Noch ein kurzer Blick zum Motorrad: Alles Wichtige habe ich??? Ja
Und weg ist der Gute. Innerlich mach ich mir schon Sorgen um meine kleine Kati.
In Italien alleine irgendwo in einer „Garage“…Naja wird schon gut gehen hoffe ich. Ich denke an die Worte vom ADAC: Ich soll mir keine Sorgen machen.
Das Hotel ist ganz nett und ziemlich zentral gelegen. Also warum nicht das Beste daraus machen?
Dann kommt auch schon Lydia angedüst etwas verwirrt…“Die haben hier zweispurigen Kreisverkehr, das ist die Hölle. Da ich nicht wusste wie ich am schnellsten durch komme, habe ich einfach eine dritte Spur eröffnet.“
Okay, Lydia ist halt eine Kämpfernatur-die beisst sich auch hier durch.

Das Hotel Europa ist ganz nett, so im 80er Jahre Stil. Zimmer waren frei. Die Rezeption konnte sogar wenige Worte Englisch und gab uns einen Tipp, wo wir gut essen gehen können. Mit einer leckeren Pizza im Bauch und einen guten Schoppen Rotwein ließen wir den Abend ausklingen. Gut, dass es den ADAC gibt :-)

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Dergroßedicke
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#2 Ungelesener Beitrag von Dergroßedicke »

Montag den 7.9.2015
Nach einem etwas spärlichen Frühstück, warteten wir auf den Anruf vom ADAC, der sich ja um 10.00Uhr melden wollte. (Anmerkung Ly: „Etwas spärlich“ ist hier klar untertrieben!!)
Um 10:40Uhr entschlossen wir uns dann, selbst beim ADAC nach zu fragen.
Mit der Info, dass man gerade eine Werkstatt suche, die in der Lage wäre, den Schaden zu beurteilen. Danach würde ich einen Kostenvoranschlag per SMS bekommen. Ich solle mich in Geduld üben.“
5min später kam eine SMS: „Ihr Auftrag ist in Bearbeitung.“
Irgendwie hatte ich irgendwann das dumpfe Gefühl, die Hotline wollte mich hin halten. Es war zwischenzeitlich 12.00Uhr und so schwer kann es ja eigentlich nicht sein, einen Schlauch in einer Stadt wie Biella aufzutreiben...

Also setzte ich mich an den PC für Gäste und recherchierte die Vokabeln für Reifen und Schlauch auf Italienisch: Pneumatico,Gomma, Interapneumatico.
Mit dieser Erkenntnis fragte ich bei Tante Googel und siehe da, ich fand auf Anhieb 3 Händler. Nur, dass es zwischenzeitlich schon kurz nach 12.00 Uhr war. In Italien geht die Mittagspause von 12.00Uhr bis 14:30Uhr.
Also rief ich noch einmal beim ADAC an und fragte, was die erreicht haben.
Es wurde mir eröffnet, dass mein Motorrad bereits unterwegs sei. Auf meine interessierte Rückfrage wohin sie es bitte bringen, sagte mir die Frau vom ADAC, dass sie es nicht wusste. Da war es aus mit meiner Haltung und ich wurde sehr deutlich! Sie können ja nicht meine Kati durch die Gegend schleppen und nicht wissen wohin!?
Es tat ihr leid und sie meinte, dass in meinen Unterlagen das blanke Chaos herrsche. Ich bestand darauf, mich selber um eine geeignete Werkstatt vor Ort zu kümmern. Sie wollten mir eine SMS schicken – darauf hätte ich auch verzichten können...

Zum Glück hatten wir zwischenzeitlich (ca. 14.00Uhr) eine neue Dame an der Rezeption. Ihr Englisch war etwas besser.
Als wir ihr versuchten unser Problem zu erklären, kam jedoch auch Sie etwas ins Straucheln.
Kurz zuvor checkten etwa 10 Rabbis im Hotel ein. Genau in diesem Moment stand einer neben mir, der 5 Sprachen beherrscht und uns anbot ins italienische zu übersetzen.

Perfekt, ab da kam Bewegung ins Spiel. Die Rezeptionsdame hatte einen Bikerfreund, den sie kontaktierte und sich nach einem Reifenhändler erkundigte. Von ihm erhielten wir einen Tipp, wo wir anfragen sollten.
Da ich bereits einen Dolmetscher an der Hand hatte,bat ich ihn mir noch mehr zu übersetzen. Ich wollte heraus finden, wo sich aktuell mein Motorrad befindet.
Also ging es zwischen Rabbi –Rezeption – Abschleppdienst –Rezeption – Rabbi hin und her mit dem Ergebnis: „Ihr Motorrad steht aktuell noch beim Abschleppdienst.“
Danach rief ich wieder den ADAC an.

DGD : Hier KNDR
ADAC: Ah, wir wissen wohin ihr Motorrad gerade gebracht wird.
DGD: Ja wirklich, ist sie schon unterwegs?
ADAC: Ja, schon seit 10 min
DGD: Gut, dann steht wohl die falsche Maschine beim Abschleppdienst. Der hat uns versichert meine Kati ist noch da.
ADAC: Ach ja? Komisch.
DGD: Egal was Sie da stehen haben, bringen Sie das Motorrad zum Reifenhändler Bergo in Biella. Sobald wie möglich.
ADAC: Das geht nicht!
DGD: Warum?
ADAC: Es ist doch unterwegs!
DGD: Mir wurscht ich will mein Motorrad bei Bergo haben.
ADAC: Bitte warten Sie, ich muss das abklären
(4min später in der Warteschleife)
Hören Sie, wenn das ihr ausdrücklicher Wunsch ist, dann veranlassen wir das.
DGD: Klasse, können Sie mich darüber informieren, wenn mein Motorrad dahin gebracht wird?
ADAC: Ja Sie bekommen eine SMS
DGD: Vielen Dank….(Steck euch die SMS sonst wohin)
5 min später SMS Auftrag erteilt.

Die Rezeptionsdame fragte für mich nochmal beim Abschleppdienst an, wann das Motorrad zum Reifenhändler gebracht wird. Sie hat sich wirklich für mich eingesetzt.

Und siehe da, der ADAC hat was bewegt, denn mein Motorrad war schon auf dem Weg in meine Wunschwerkstatt. Also Taxi gerufen und auf geht’s. Lydia folgte uns mit ihrer BMW, die schon lange aufgesattelt in der Tiefgarage stand.
Keine 10 min später erreichten wir Reifenhändler Bergo. Meine Kati wurde gerade abgeladen. Die Jungs vom Abschleppdienst sind ordentlich und vorsichtig mit meiner Kati ungegangen!

Als wir zur Auftragsannahme gehen und fragten, ob sie englisch sprechen, wurden wir mit den Worten „Hotel Europa?“ empfangen. Wir nickten zustimmend. Sie wussten schon bescheid und so ging alles recht flott. Der Schlauch wurde geholt und mein Motorrad zum Arbeitsplatz geschoben.

Ein junger Mann sollte sich meinem Vorderrad annehmen. Er holte seinen Werkzeugwagen, der ordentlich aussah und legte los. Nach den ersten paar Handgriffen war mir klar, dass er vermutlich noch nie ein Vorderrad aus einer KTM ausgebaut hat. Innerlich sah ich schon, wie mein ABS Sensor abgerissen wird. Bleib ruhig, vielleicht ist er einfach nur nervös. Weil ich daneben stehe. Also bewahre Ruhe und greife nur ein, wenn es gefährlich wird. Okay …. Jetzt sollte ich was sagen…
Englisch konnte er nicht, aber ein deutliches Stopp verstand er. Mit etwas verdutzen Augen schaut er mich an.
Als ich mich seinen Werkzeug näherte rief er einen Kollegen, der englisch sprach. Dem versuchte ich mein Problem zu erklären… und bevor ich noch mehr Zeit verliere, erklärte ich den beiden, dass ich auch Motorradmechaniker sei und er mich das machen lassen soll.
Das entspannte die Lage.
Also suchte ich mir in seinem Werkzeug erst mal die richtigen Gabelschlüssel und baute mein Vorderrad aus. Der junge Mann schaute dabei neugierig zu. Als ich zuerst den ABS Sensor demontierte, schaute er zunächst kritisch, verstand dann aber um was es mir ging.
Der Rest war recht einfach und den meisten hier wohl bekannt: Mantel auf einer Seite runter und alter Schlauch raus.
Den pumpte ich auf, um das Loch zu finden. Es war größer als gedacht. Den Mantel kontrollierte ich nochmals auf der Innenseite auf Fremdkörper, danach kam der neue Schlauch rein, Mantel drauf und den Reifen wieder eingebaut – fertig.

Da stand nun meine Kati fahrbereit. Hurra…dachte ich.Wäre nicht das Problem gewesen, dass beim Transport die Zündung und Griffheizung an war... Warum ist nicht klar, aber nachdem auch dieses Problem mit einem Powerpack gelöst war, konnte es weiter gehen.
Lydia ging in die Auftragsannahme und bezahlte.

Mittlerweile war es schon ca. 16.00 Uhr. Noch einen Tag verlieren wollten wir nicht. Also streichen wir die geplante Route nach Salbertrand und suchten uns den direkten und schnellsten Weg dorthin - 230km sagt das Navi. Wir überlegten nicht lange. Lydia besorgt noch etwas Marschverpflegung und auf ging es im Schweinsgalopp nach Salbertrand.

Das Wetter ist uns wohl gesonnen und perfekt zum Fahren. Die Sonne steht noch hoch, also haben wir gute Karten nicht im Dunkeln durch die Gegend düsen zu müssen, hofften wir.
Um 22.00 Uhr erreichen wir, gefühlt mitten in der Nacht, den Campingplatz Bosco in Salbertrand ( mit dem im Hellen ankommen war es dann wohl doch nix geworden).
Die Rezeption ist nicht mehr besetzt. Mist, innerlich stellte ich mich schon darauf ein irgendwo wild das Zelt aufzubauen. Da entdeckt Lydia eine Telefonnr. am schwarzen Brett der Rezeption.
Ich gebe Lydia das Handy (Frau an Telefon wirkt immer ist mein Gedanke) 10 min später kommt der gute Mann. Ich überlasse Lydia das Reden (Frau wirkt immer). Ein Zeltplatz zu bekommen wäre schwer, da der Campingplatz schon voll sei – eventuell könnten wir uns irgendwo dazwischen quetschen. Doch Ly fragte, ob er eine Hütte oder was ähnliches habe und siehe da, es gab noch einen Camper zu mieten.
Ganz ehrlich, es war uns auch recht nicht im Dunkeln uns zwischen andere stellen zu müssen. 50 Euro für einen Camper sind zwar happig, doch es ist spät und wir wollen endlich zur Ruhe kommen. Der Tag hat seine Spuren hinterlassen.
Die Motorräder sind schnell abgeladen. Wir essen eine Kleinigkeit und gönnen uns einen Schoppen Rotwein in ansässigen Restaurant. Hundsmüde fallen wir in unsere Schlafsäcke.
Glücklich, endlich an unserem Etappen Ziel zu sein.

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Dergroßedicke
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#3 Ungelesener Beitrag von Dergroßedicke »

Dienstag den 8.9.2015
Ich war morgens recht bald aufgestanden, der Anblick der sich mir bot, war atemberaubend. Die Sonne begann langsam Stück für Stück die Gipfel mit ihren Strahlen zu küssen. Ich finde das ist schon ein besonderer Moment. (Hüstel, nicht, dass hier einer auf die Idee kommt, ich sei Romantiker)
Solange Lydia das Frühstück vorbereitet, demontiere ich meine Koffer, damit die Kati für die nächste Tour handlicher wird. Wir sind etwas unter Zeitdruck da wir morgens noch ein Date haben.

Heute ist einiges geplant: Über den Col Finestre weiter auf die Assietta. Einen Tag hatten wir schon verloren. Jetzt sollte uns nichts mehr halten.
Nach dem Frühstück und gut gestärkt fahren wir in Richtung Sauze di Cesana um uns mit ??? zu Treffen.
Da wir schon bei Sestriere sind, entschließen wir uns gleich hier mit der Assietta zu beginnen und das Pferd verkehrt herum auf zusatteln.
In 4Std. sollten wir das locker geschafft haben….denke ich?!

An der Pforte der Assietta bekomme ich Gänsehaut, ich habe schon soviel darüber im Forum gelesen und nun bin ich, nein wir sind hier.
Ein kleiner Traum wird wahr. Ein Blick zu Lydia, sie nickt mir zu und auf geht’s…
Irre, wir sind unterwegs! Endlich Schotter unter den Reifen.
Der Weg ist nicht sonderlich schwierig, zumindest empfinde ich das so. Die Landschaft absolut beeindruckend. Da ich nur ein stümperhafter Fotograf bin, können die Bilder eigentlich gar nicht das wieder geben, was für eine Landschaft sich vor uns auftut. Bizarr und schön zugleich. Die Sicht ist gut und so genießen wir die Auffahrt.

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Zum Teil wird unser fahren durch ein paar Wilde gestört, die die Assietta mit einer Cross –oder Rennstrecke verwechseln.
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Da es trocken ist, sind die meisten Löcher nur leicht schlammig. Lydia schlägt sich wacker und fährt richtig gut. Ich muss mir da keine Sorgen machen, denke ich.
Auch die Rechtskehren, vor den sie sich Gedanken machte, meisterte Sie ohne Probleme. Am Anfang kommen wir richtig gut voran. Es wird Zeit für die erste Pause, denn ich merke, dass Lydia etwas nachlässt und wir sind ja schon 30 min unterwegs. Also rein in eine kleine Bucht und Wasser raus..Essen??? Mmmh, da fällt mir ein, dass wir ja außer der Wasserflasche nur zwei Toffee Sticks und eine Probepackung Gummitiere nichts weiter dabei hatten. Wir wollten ja von der anderen Seite rein und unterwegs uns mit Proviant eindecken…Hüstel. Gute Miene zur noch nicht hungrigen Lydia (hungrige Lydia ist gleich zusetzten mit einem ausgehungert Raubtier..nicht gut) Ich frag Lydia, ob Sie was essen will und sie sagt nein, nur Wasser. Mein Glück.!!
Mit einer ausgeruhten Lydia geht’s weiter dem Berg rauf.
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Es ist einfach nur ein irres Feeling, da der Weg so gut ist, muss ich mich nicht großartig auf diesen konzentrieren und lass die Kati sich selbst ihren Weg finden.
Dabei kann ich die Eindrücke die auf mich einprallen genießen. Ein irres Erlebnis.

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige von euch denken, was der nur hat. Das ist doch nur die Assietta. Für mich ist jedoch das erste mal in dieser Art so etwas zu erleben.
Ich habe einfach nur gegrinst und war voller Glücksgefühle.
Ly war zu diesem Zeitpunkt auch noch halbwegs fit.
Ich bemerkte allerdings etwas später, dass sie sich immer öfters zurück fallen lässt. Also dachte ich, vielleicht wird es wieder Zeit für eine Pause.
Nächster Pausenplatz war schnell an einer Anhöhe mit 2 Kreuzen gefunden. Davor ist eine kleine Fläche, wo wir die Bikes hinstellen können, damit sie nicht im Weg rumstehen. Der perfekte Platz für Fotos und um auszuspannen.

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Ich sehe ihr an, dass sie langsam erschöpft ist und dazu äußert sie Hungergefühle!
Es wurde also Zeit dem Raubtier zu erklären, dass die Verpflegung für sie sehr reduziert sei
und sich nur auf ein Probepäckchen Gummitiere und zwei kleine Toffeesticks reduziert.
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Das mag sich für den Einen oder Anderen ja nicht schlimm anhören, doch erkläre das mal einem ausgehungerten Raubtier!
Zudem fühlte sich zwischenzeitlich bei den Kehren etwas unsicherer, als zuvor.
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Wir beschließen nach der Pause die Tour fort zu setzen und das Tempo zu reduzieren. Bei schwierigen Situationen würde ich ihre Maschine durch die Passagen fahren. Dreimal kam sie darauf zurück – gegen Ende der Strecke. An dieser Stellen ganz lieben Dank an mein Ly-Tier, dass sie sich da durch gebissen hat Von Natur aus ein kleiner Kampfdrachen.
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Drei davon hätte ich fast überfahren...vor die Kamera diese Tierchen zu bekommen ...war schwerer.
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Aufgrund der neuen Situation beschlossen wir den Col de Finestre auszulassen und auf der Hälfte der Tour auszusteigen. (Anmerkung von Ly: Er traute sich bestimmt nicht mehr mir das Weiterfahren vorzuschlagen, da ich freudig den Asphalt empfing, den wir am Ende der Assietta sahen! Außerdem war ich echt platt und vor allen Dingen hungrig!)
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Es ist gut wenn man seine Grenzen kennt. Über ein schnuffiges kleines Sträßchen sind wir dann am Ausgang der Assietta wieder zurück nach Salbertrand gefahren.
Am Abend beschlossen wir unseren Tourenverlauf abzuändern und einen Tag früher in die Vogesen zufahren. Die Assietta hat Lydia viel Kraft und Überwindung gekostet.
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Mit einem irre Feeling gehen wir ins Bett.

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neo71
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#4 Ungelesener Beitrag von neo71 »

Mensch, da waren wir am gleichen Tag in Orta auf dem CP und ich bin auch am Montag zum Gran Bosco nach Salbertrand gefahren. :)
Ich hatte aber zum Glück keine Reifenpanne :? Ich habe Pannenspray und Flickzeug aber immer dabei ;) Ich war bis Donnerstag auf dem Platz.

Schöner Bericht :L

Gruß
Arne
Benjamin Franklin meinte: "Viele Menschen sterben mit 25, aber werden erst mit 75 beerdigt."
Du hast Träume? Gut! Das heißt, du lebst noch. Aber Träume sind nicht zum Träumen da, sondern zum Leben.
Morgen ist der zweitbeste Tag, um deine Träume zu verwirklichen. Der beste ist heute.

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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#5 Ungelesener Beitrag von Dergroßedicke »

neo71 hat geschrieben:Mensch, da waren wir am gleichen Tag in Orta auf dem CP und ich bin auch am Montag zum Gran Bosco nach Salbertrand gefahren. :)
Ich hatte aber zum Glück keine Reifenpanne :? Ich habe Pannenspray und Flickzeug aber immer dabei ;) Ich war bis Donnerstag auf dem Platz.

Schöner Bericht :L

Gruß
Arne
P.S: Es geht noch weiter...für heute Abend ist erst mal Pause. :mrgreen:
Flickzeug....Pannenspray...das ist bekomme ich jetzt wahrscheinlich zu Weihnachten geschenkt..von meiner "besseren" Hälfte :evil:

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ryna
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#6 Ungelesener Beitrag von ryna »

Eine Panne an der Galleria Rosazza? Für einen Havariedienstleiter ist das ja fast auf dem Mond.
Pannenzeug hatte ich dabei, wir sind am Dienstag, den 08.09. mit Anfahrt über Panoramica Senza über die Strecke gerollt. Hatte ich dir ja gesagt, dass wir in der Gegend vorbeikommen. ;)

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Schippy
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#7 Ungelesener Beitrag von Schippy »

Schöner Bericht' wenn auch mit Hindernissen. Deine Gefühle kann ich sowas von nachvollziehen.

Weitermachen. ich freu mich auf die Fortsetzung !

Gruß
Herbert aka Schippy
Grüßle
Herbert aka Schippy

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Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht das Recht auf eigene Fakten.
(gehört im Podcast Lanz/Precht)

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Dergroßedicke
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Re: 8 1/4 Tage …Das muss reichen!!

#8 Ungelesener Beitrag von Dergroßedicke »

ryna hat geschrieben:Eine Panne an der Galleria Rosazza? Für einen Havariedienstleiter ist das ja fast auf dem Mond.
Pannenzeug hatte ich dabei, wir sind am Dienstag, den 08.09. mit Anfahrt über Panoramica Senza über die Strecke gerollt. Hatte ich dir ja gesagt, dass wir in der Gegend vorbeikommen. ;)
:lol: Klasse bis Dienstag hätte ich da nicht warten wollen. Danke für das Angebot. Das nächste mal sprechen wir uns besser ab.
Galleria Roszza Richtig nur eben ein gutes Stück weiter.. :L

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