Coast 2 Coast - mit der Tenere vom Atlantik zum Mittelmeer

Reiseberichte der Iberischen Halbinsel.
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matoro
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Coast 2 Coast - mit der Tenere vom Atlantik zum Mittelmeer

#1 Ungelesener Beitrag von matoro »

Da das mit der 'Live' Berichterstattung ja nicht so richtig geklappt hatte bin ich jetzt, nach erster Sichtung der Fotos, mal etwas nachtragend.

Zur Einstimmung erstmal ein kleiner Trailer :
Zuletzt geändert von matoro am Montag 28. September 2015, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.

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matoro
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Paris

#2 Ungelesener Beitrag von matoro »

Die Anreise läuft zunächst über Paris, um dort in den französischen Autoreisezug nach Biarritz zu steigen (Details zum Reisezug schreibe ich später mal in einen eigenen Thread, damit das besser wiedergefunden werden kann),

Der Wetterbericht hat sich ein wenig geändert und zumindest bis zum Mittag Aussicht auf trockene Fahrt versprochen. Also fahre ich früh um 7:30 los.
Die Fahrt bis Paris verläuft ohne nennenswerte Vorkommnisse. Schade das man nicht alles behalten kann was einem auf so einer Strecke alles auffällt und durch den Kopf geht. Man müsste mal einen Mind-Tracker erfinden.

Pünktlich in Paris dann die ersten Tropfen. Mehr wird es dann aber nicht. Die Abgabe des Motorrads am Bahnhof Paris Bercy verläuft schnell und problemlos. Man spricht erstaunlich gutes Englisch.
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Lose Gepäckstücke (ja, auch fest verschnürte Gepäckrollen gehören dazu) dürfen nicht am Motorrad verbleiben, und so geht’s erst mal per Taxi von Bercy aus nach Austerlitz. Sind nur 3 km. Dort meine Sachen ins Schließfach gesteckt und die Frage beantwortet: was nun? Entgegen den Wetterberichten ist es nach wie vor recht freundlich, und verfolge ich statt dem Schlechtwetterplan Louvre erst mal ein Stück den Lauf der Seine. Das erste was auffält:

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Paris hat ein Problem. OK. Nicht nur Paris. Wohl dem der sein Zelt zumindest unter einer Brücke aufstellen kann.

Etwas weiter Kunst im Skulpturenpark. Und das Seine-Ufer bietet sich hervorragend als Proberaum für Saxophonisten an.

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Auch wenn das eigentlich hat nicht mein Ziel ist – auf einmal stehe ich dann vor Notre Dame. Mittlerweile durfte es für dies Verliebten schwierig werden einen freien Platz für ihr Schloss zu bekommen.

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Einmal da gehe ich natürlich auch rein. Natürlich nicht alleine. Touris ohne Ende. Mein Eindruck: schon bombastisch, aber ich hab auch schon schönere Kirchen gesehen. Die Turm Besteigung ist da schon interessanter. Coole Gargoyeles haben die da oben.

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Gegen Abend zurück nach Austerlitz und Warten auf den Zug. Im Bahnhof Austerlitz steht ein öffentliches Klavier. Da hatte sich schon am Mittag jemand sich an einfachen Etüden versucht. Jetzt am Abend sitzt da ein junger Mann und der ist RICHTIG gut. Konzert mit freien Improvisationen. Klasse. So macht das Warten Spaß.

Der Zug ist letztlich nicht viel anders als die uralten Liegewagen, die auch in Deutschland für die Autoreisezüge eingesetzt werden (bzw. wurden). Einfache Pritsche, auf jeder Seite der 6-er Abteile 3 übereinander. Kein Speisewagen.

Ich teile das Abteil mit einem jungen Pärchen aus Kiel das in die Pyrenäen zum Wandern will. Die anderen 3 Pritschen bleiben leer. Überhaupt auffällig viele deutsche im Zug, alle Auf dem Weg in die Pyrenäen zum Wandern, die meisten irgendwo Richtung Jakobsweg.

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matoro
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Stuck in Cahors

#3 Ungelesener Beitrag von matoro »

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Ich hab ganz gut geschlafen, und als ich gegen 7:00 Uhr aufwache wundere ich mich, warum die beiden Wanderer, die eigentlich gegen 6:00 in Lourdes aussteigen wollten, noch da sind. Der Grund: wird stehen seit ca. 3:00 Uhr in Cahors. Unwetter. Bäume auf den Gleisen. Wann es weiter geht: unklar. Informationen: Null.

Gegen 8:00 Uhr spricht sich unter den Reisenden herum, dass es mit dem Zug wohl nicht weiter geht und daß Busse eingesetzt werden sollen um um nach Toulouse zu bringen. Nur: Busse keine in Sicht. Wann die kommen? Weiß keiner.

Also erst mal die Sachen aus dem Zug und nach vorne zum Busbahnhof. Gegen 9:15 kommen tatsächlich 2 Busse. Viel zu wenige für alle Reisende.
Mit Glück komme ich in den ersten , der dann auf der Autobahn 3 x anhält weil die Fahrertür noch richtig schließt und Regen rein kommt.

11:30 Toulouse. Rappelvoll an der Information. Nach einer gefühlten Ewigkeit die Info: der erste und einzig mögliche Zug nach Biarritz via Bayonne um 12:31. Ankunft Biarritz 17:37.
Wenn das mal alles gut geht.
Zuletzt geändert von matoro am Montag 28. September 2015, 16:52, insgesamt 1-mal geändert.

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matoro
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Stuck in Biarritz

#4 Ungelesener Beitrag von matoro »

Der Zug fährt mit 27 Minuten Verspätung aus Toulouse los. Das ist ziemlich genau die Zeit die ich für den Umstieg in Bayonne habe. Irgendwie schafft er es aber die Zeit wieder reinzufahren und ist pünktlich in Bayonne. Dennoch. Ich hab die Nase gestrichen voll vom SCNF für heute und entscheide mich, mit dem Taxi nach Biarritz zu fahren.

In Biarritz angekommen dann das, was ich schon fast befürchtet hatte: der AutoZug ist ebenfalls stecken geblieben. Heute mit Sicherheit kein Motorrad. Morgen? Vielleicht ab 11:00. Und wo nun unterkommen? Schulter zucken. Von irgendeiner Unterstützung seitens SNCF keine Spur. Das die gute Frau kein englisch kann sei ihr ja verziehen, aber die hat schon verstanden das ich nicht unter freiem Himmel schlafen wollte.

Per booking.com bin ich jetzt erst mal für heute Nacht in einem Hotel nahe den Bahnhof / Airport gelandet, das konnte man zu Fuß erreichen. Auch wenn die Gepäckrolle für einen Marsch denkbar ungeeignet ist.

Meine Tochter kümmert sich mit ihren französisch Kenntnissen von zu Hause aus ein wenig. Aber beim SNCF weiß anscheinend auch keiner wo der Zug steckt und ob der morgen ankommt oder nicht.

Für den absoluten super GAU daß ich noch eine Nacht hier verbringen muss ziehe ich morgen in ein Hotel in Strand Nähe um.
Und ich denke ernsthaft darüber nach, den Zug für den Rückweg zu stornieren. Das es da keine ermäßigten Tickets gab ist das bis einen Tag vor Abfahrt kostenfrei möglich.

Bleibt für heute nichts anderes als abzuwarten.

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matoro
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Stuck in Biarritz pt. 2

#5 Ungelesener Beitrag von matoro »

Heute morgen als erstes mal Richtung Bahnhof – ohne Gepäck. 100 Meter hinter dem Hotel sieht mich ein Triumph Fahrer mit meinen Helm und bietet sich an mich zum Bahnhof zu fahren. Sehr freundlich von ihm.
Dort angekommen natürlich das was ich erwartet hatte: kein Zug, keiner Ahnung. Kann heute Mittag kommen, oder morgen, oder übermorgen, wer weiß? Und vor allem: wen interressiert’s? Immerhin kann ich die dazu bewegen meine Nummer korrekt aufzuschreiben, die ist auf den Fax tatsächlich kaum zu lesen. Ob’s hilft? Lieber später selbst anrufen.

Jedenfalls gehe ich nicht davon aus heute noch mein Motorrad zu erhalten. Hilft alles nix – also das Beste draus machen. Und das heißt: Hotel wechseln. Ab Richtung Strand. Und das Beste: für 100 Meter zum Strand zahle ich jetzt 20€ weniger. Also: ab ins Wasser.

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Einmal bis zum Felsen im Hintergrund und zurück (laut openstreetmap 400 Meter Strecke, also eigentlich nicht mal richtig was zum warm werden). Später noch zum Grande Plage, auch nur 500 Meter weg. Heute allerdings nix zum surfen. Eher Mikrowellen.

Gegen fünf rufe ich nochmal am Bahnhof an. Jetzt spricht man überhaupt kein englisch mehr und nach einer halben Minute wird einfach aufgelegt.
Also muss Janna nochmal von Deutschland aus ran, und ach welch frohe Kunde: morgen gegen Mittag soll der Zug da sein. Vorsichtiger Optimismus ist angesagt.
Also nun: entspannt den Abend ausklingen lassen und das Beste hoffen.

Noch ein paar weitere Eindrücke von heute:

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matoro
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On The Road Again

#6 Ungelesener Beitrag von matoro »

Nach einer erneuten kleinen Runde im Atlantik am Plage Point de Vieux wird dann nochmal am Telefon bestätigt: Matoro kann gegen Mittag abgeholt werden. Vor Ort treffe ich dann noch 2 französische Leidensgenossen. Was die Informationen angeht ist es denen nicht besser gegangen, trotz Sprachkenntnissen. Nachdem ich die restlichen Sachen am Hotel abgeholt habe geht es dann endlich gegen 13:00 auf den Weg.

Das fühlt sich so gut an endlich im Sattel zu sitzen! Deshalb mache ich auch kaum Fotos.

Da heute nicht mehr so viel Zeit bleibt dann eine etwas verkürzte Strecke Richtung Bardenas. Eigentlich hatte ich zwischen Frankreich und Spanien noch ein kleines Stück Feldweg über die grüne Grenze geplant, aber irgendwie muß ich den Abzweig übersehen haben. Highlights: Märchenwald Strecke D 306. Und NA 1740. Im Grunde gibt’s solche Strecken zwar auch in der Eifel oder im Sauerland. Aber nicht 20 km am Stück und vollkommen ohne Verkehr.

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Auch toll: kleine Schlucht des Erro. Kurz vorher habe ich auf einen geplanten Offroad Abschnitt verzichtet, da dort grad ein ganzer Pulk Pilger lang ging. Mal gut so, denn die Stelle, an der die Strecke nachher wieder auf die Straße kommt, ist durch ein Tor verschlossen.

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Etwas weiter dann eine Schotterstrecke entlang eines Windparks. Open Street map zeichnet die Strecke als Straße durch, und selbst Google Maps routet da durch. De facto ist ist das aber eine Sackgasse. (Nachtrag: Der Abzweig war auf openstreetmap falsch eingezeichnet, eigeintlich an einer Kreuzung 300 Meter vorher. Habe ich grade korrigiert).
Also 30 km Umweg über eine schöne geschwungene breite N.
Die Landschaft wird immer weiter. Endlose Felder und Brachflächen. So weit kann man bei uns nirgends gucken. 20 km vor dem Ziel will ich noch tanken. Aber die Tankstelle ist verlassen. Der Wind pfeift durch kaputte Fensterläden. Wie im Film.

Nach rund 260 km um kurz nach 18:00 dann Feierabend am Camping Bardenas.

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matoro
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Bardenas Surreales

#7 Ungelesener Beitrag von matoro »

Pünktlich mit dem Wecker tiefes Donnergrollen. Ein leichter Regen verzögert meine Abfahrt um eine Stunde. Aber dann.
Mein fotografisches Talent reicht leider nicht die Stimmung auch nur annähernd wiederzugeben. Aber mein lyrisches erst recht nicht. Also seht selbst:

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Am Nachmittag dann wieder Richtung Pyrenäen. Direkter Weg via NA-534, NA-1720 und NA-135. Alle Strecken, aber speziell der letzte Teil, sind so im Flow dass jeder Halt für ein Foto Sünde wäre.
Und weil das heute durch nix mehr getoppt werden konnte, ist in St. Jean Pied de Port für heute Feierabend. Pilgerstadt. Mein erstes Pelota Spiel gesehen (mein lieber Scholli. Wer den Ball vor den Kopf bekommt ist tot) und köstlich baskisch gespeist.

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MrGODZILLA1966
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Re: Coast 2 Coast - mit der Tenere vom Atlantik zum Mittelme

#8 Ungelesener Beitrag von MrGODZILLA1966 »

Danke für den tollen Bericht und die noch besseren Fotos! :L
Gruss

Beat

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