Des netten Mannes kleines Tourentagebuch.

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netter Mann
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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#17 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

maxmoto hat geschrieben:falls es Deinen Freund interessiert, was er für ein feines Teil hat.
Freund wurde informiert, danke! :L
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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Noggi
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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#18 Ungelesener Beitrag von Noggi »

Hallo netter Mann

Interessanter Reisebericht den Du uns hier zeigst. Ich finde auch die Idee mit den Ortsnamen cool, auf jeden Fall sind das gute
Gründe mal da hin zu fahren. Ich habe spasshalber mal geschaut ob es sowas auch in der Schweiz gibt und tatsächlich gibt es
auch den einen oder anderen Ort mit komischem Namen. Ganz bei mir in der nähe gibt es einen Ort namens Moskau. Also mit hat
Dein Bericht gefallen, ich hoffe dass es noch einige rote Nadeln auf Deiner Karte gibt, damit ich hier weiterlesen kann. Danke für
den Bericht und die Bilder. :L
Gruss aus der Schweiz

Bruno

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netter Mann
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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#19 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

Noggi hat geschrieben:Ich habe spasshalber mal geschaut ob es sowas auch in der Schweiz gibt und tatsächlich gibt es
auch den einen oder anderen Ort mit komischem Namen. Ganz bei mir in der nähe gibt es einen Ort namens Moskau.
Hallo Noggi,
danke für Deinen Kommentar. Dann mal her mit Moskau! :L
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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Noggi
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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#20 Ungelesener Beitrag von Noggi »

netter Mann hat geschrieben:Dann mal her mit Moskau! :L
Alles klar bei der nächsten Gelegenheit werde ich dort hinfahren und ein Bild machen vom Schild. :L
Gruss aus der Schweiz

Bruno

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netter Mann
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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#21 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

Ortsnamensuche im goldenen Oktober – unterwegs in den Landkreisen Pinneberg, Steinburg und Segeberg

Der Wecker piept mich an diesem wunderschönen Sonntagmorgen bereits um sieben Uhr heraus. Ich hab ihn freiwillig so gestellt. Sanft küsse ich die Liebste und schleiche mich davon. Im Bad steht die siebenjährige Tochter, noch schlafrosa im Gesicht und mit verwuschelter Haarpracht. „Gudn Morgn, Papa…“. Dann verschwindet sie wieder in ihrem Zimmer, Heike Makatsch liest Pippi Langstrumpf.

Eine Runde im Bad, einen Pott Kaffee und eine Schüssel Müsli weiter hole ich die Diva aus der Garage. Ist schon noch ganz schön frisch grad. Egal, um kurz nach acht drücke ich den Startknopf und ziehe aus, um neue, besondere, lustige oder vielleicht auch skurrile Ortsnamen zu suchen. Meine mit roten und grünen Nadeln gespickte Schleswig-Holstein-Karte im Keller färbt sich stetig von rot auf grün. Vieles habe ich also schon besucht. Heute will ich in die Landkreise Pinneberg, Steinburg und Segeberg erfahren.

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von meinem Heimatort in Stormarn geht`s zunächst zum anderen Tangstedt im Kreis Pinneberg

Kummerfeld macht seinem Namen alle Ehre, gleich bei Einfahrt präsentiert sich eine lange Baustelle.
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Kummerfeld

Kurz darauf sehe ich schon von weitem einen großen Helikopter unbewegt in der Luft stehen. Was mag da wohl los sein? Beim Näherkommen fällt mir auf, dass er direkt über einem Turm „hängt“.

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Wartungsarbeiten via Helikopter über Elmshorn

Gleichmäßiges Donnern der Rotorblätter erfüllt die Luft. Der Lärm ist unglaublich, der Helikopter erscheint riesig. Nach kurzer Zeit beginnt er zu steigen und hat das obere Gerüst des Turms am langen Seil hängen. Eine Antenne? Nirgends ist ein Mechaniker da oben zu erkennen, der das ganze Ding ja losgeschraubt haben muss. Wenig später senkt sich Fluggerät samt Metallgitterkugel gen Boden ab und ward nicht mehr gesehen.

In der online-Ausgabe des Pinneberger Tageblattes wird später zu lesen sein:
„Elmshorn - Ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Wahrzeichen von Elmshorn ist geschrumpft. Die im Volksmund als Fernsehturm bezeichnete Anlage an der Hamburger Straße verlor am Wochenende ihre markante weiß-rote Spitze und ist nun knapp 23 Meter kürzer als zuvor. Somit ragt der Gigant nur noch 85 Meter aus dem Boden. Grund für die Demontage der Turmspitze: Die dort eingebaute analoge Technik wird nicht länger benötigt.“

Ich biege an der großen Kreuzung vor Elmshorn rechts ab und erreiche Kölln-Reisiek.

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Kölln-Reisiek

Auf meinen nächsten Stopp aber freue ich mich ganz besonders:

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Bullenkuhlen

Der Himmel ist goldenoktoberklar, die Landschaft von Baumschulen geprägt. Manchmal erscheinen die Monokulturen schon einer industriellen Produktion angelehnt, dicht an dicht stehen die Bäume im Spalier. Aber es geht auch anders und verspielt und ich mache zwei schnelle Fotos.

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Baumschulgebiet

Vor Horst beginnt die Ampelanlage eines Bahnüberganges zu blinken. Beim Abbremsen rolle ich an einem zermatschten Tier vorbei. So etwas habe ich heute bereits mehrmals umkurvt, und irgendeine kleine vierbeinige Rasse scheint wohl gerade eine trafficsuizidale Phase zu haben…

Bei Weiterfahrt begegne ich den ersten zwei Motorrädern des Tages. Schon von weitem leuchten die Neonwesten unter den Klapphelmen. Komisch, irgendwie wusste ich schon von weitem, welche Marke die beiden fahren würden*. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigt meine Vorannahme: Ja, TopCase ist `ne Alubox. Ist das bei Kauf eines solchen Motorrades irgendwie Vertragsbedingung?
(Hui, jetzt mache ich mich hier im Forum aber unbeliebt... duckundwech) ;)

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Horst / Grönland / Sommerland

Neben mir liegt ein Feld mit fußballgroßen Rotkohlpflanzen. Bin ich schon in Dithmarschen? Noch nicht, aber immerhin die Himmelsrichtung stimmt. Und schon kommt das nächste Schild in Sicht.

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Engelbrechtsche Wildnis, hier gibt es eine Grillchaussee!

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Glückstadt

Ich folge der Grillchaussee, die mich direkt nach Glückstadt führt. Und wie durch glücklichen Zufall führt mich das Navi zum kleinen Hafen. Ich gönne mir eine kurze Pause auf den hölzernen Stufen zum Wasser und trinke einen Kaffee. Neben mir fachsimpeln einige ältere Herren um einen knallrot lackierten alten Traktor herum. Nennt man das jetzt dieselreden?
Es ist Erntedanksonntag, und ich werde heute noch vielen solcher liebevoll restaurierten Landmaschinen begegnen. Mal mit, mal ohne geschmückte Hänger.

Der Marktplatz zu Glückstadt ist heute wegen einer Festivität gesperrt und ich verzweifle schier an meinem Navi, das mich unbedingt zum Ortsmittelpunkt führen will, bevor es mich zum nächsten Zwischenziel zu geleiten gedenkt. Da hilft im Moment nur eines: Kurzerhand lösche ich Glückstadt aus der Liste und kann endlich weiterfahren.

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Blomesche Wildnis

Ich nähere mich dem großen Sperrwerk, das den Zu- bzw. Rückfluss zwischen Stör und Elbe reguliert. Die Straße steht wie eine Zugbrücke senkrecht in den Himmel hinauf, davor hat sich schon eine ordentliche Warteschlange gebildet. Todesmutig rolle ich links vorbei und bringe mich in Poleposition. Quälend langsam senkt sich die Fahrbahn herunter, dann dauert es noch etwas, bis auch die Schranken sich öffnen. Und das alle für drei winzige Segelboote, die den sicheren Hafen hinter dem Sperrwerk aufsuchen. Pah!

Schon auf der Fahrt zum Trischendamm vor kurzer Zeit sind wir hier entlang gekommen. Die Straßen beginnen sich wieder zu heben und zu senken. Das Fahren ist lustig!
Und wie auch neulich erstrahlt das AKW Brokdorf – in der Sonne.

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AKW Brokdorf

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Ecklak / Aebtissinwisch

Ich liebe diese Landschaft! Sattes Grün, wellige Straßen, endlose Weite und sich drehende Windräder. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn neben den Straßen finden sich teilweise tief im wuchernden Gras versteckte Gräben und ich muss gut gucken, wohin ich meine Diva zum Fotoshooting parke. Ist da noch fester Grund? Kann ich beim Wenden noch ein Stück zurückrollen? Oder lieber nicht? Ohauerha!

Ich fliege eine lange Gerade entlang, da sehe ich weit vor mir einen Trecker queren. Was fährt der denn so langsam? Und was bitteschön ist DAS? BREMSEN! In aller Seelenruhe zieht der Trecker eine lange gespannte Kette hinter sich her. Und erst nach einigen Metern folgen ihm scheppernd und rasselnd zwei dicke fette Rollen aus mehreren übergroßen Zahnrädern. Damit will er wohl seine Ackerkrume kleinwalzen… und bitte nicht mich.

Wenige Kilometer später lädt ein Hinweisschild zur Rast ein. Gut, Trinkpause, also rechts ran. Und dann staune ich doch, was ich hier vorfinde! Die tiefste Stelle Deutschlands! Ich hätte ja gedacht, die wäre irgendwo im Nirgendwo in einem hinteroberbayerischen Bergtal. Aber nein, weit gefehlt. Sie ist genau hier! Und ich stehe just in diesem Moment dreieinhalb Meter unter null.

Ich genieße diese Entdeckungen auf meinen Ausfahrten. Denn auch wenn ich die wesentlichen Zielpunkte schon von Zuhause aus planen und festlegen kann, so hält der Tag doch auch immer zusätzliche Überraschungen bereit. Seien es die Zugbrücken, Treckerketten oder Orte wie dieser hier, die Kraniche im Herzogtum Lauenburg oder lustige Begegnungen auf irgendeinem Rastplatz zwischen Hier und Da. Jedes Mal kehre ich reicherlebt nach Haus zurück.

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„Tiefste Landstelle B.R. Deutschland“ / Pfahl mit Flutmarken, ganz oben die Deichhöhe von acht Meter


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das Grundwasser drückt von ganz allein in diesem Brunnen nach oben

Frisch gestärkt und erholt geht meine Reise weiter, die vier Zylinder unter mir arbeiten ruhig voran. Ich freue mich einfach immer wieder über mein Motorrad! Einfach drauf - und los!

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Nutteln / Wacken / Pöschendorf

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Winseldorf / Vollsperrung

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Zufallstreffer dank Umweg: Krücken

Ich erreiche mein nächstes Ziel und damit eine beliebte Motorradstrecke. Hier in den Kurven zwischen Schmalfeld und Kaltenkirchen kann der Norddeutsche mal ein wenig Rastenkratzen. Allerdings hat die kurze Strecke auch schon eine traurige Berühmtheit erlangt, denn immer wieder geschehen hier schreckliche Unfälle. Ich fahre ein paar Mal hin und her und genieße das Wedeln, aber die Freude trübt sich leider recht schnell. Ich bin zu langsam! Finden zumindest zwei andere hinter mir. Und auch der Heizer aus der Gegenrichtung, der mehrfach die Mittellinie überfährt. Nein, das muss ich mir wirklich nicht geben.

Also fahre ich bei nächster Gelegenheit an den Rand und parke hinter eine dicken Eiche. Soll mir keiner das Mopped schrotten, wenn`s ihn aus der Kurve haut. Nun haben die wahren (selbsternannten) Meister ihre Piste wieder zurück. Und zeigen mir ihr Können.

Schon von weitem höre ich sie heranbrüllen, dB-Eater stören offensichtlich bei der Schräglage. Dann rast es in ungeheurem Tempo an mir vorbei. Eine Weile gucke ich mir das wilde Treiben an, dann hält einer der Fahrer plötzlich neben mir. Ein hochrotes Gesicht kommt unter dem Helm zum Vorschein, mit zitternden Fingern wird an der Zigarettenschachtel herumgenestelt. Als der erste tiefe Zug Erleichterung bringt, werde ich begrüßt: „Wie iss`n das hier mit Polizei?“ „Ja, die kommen hier bestimmt mal vorbei“, so meine Antwort. Und tatsächlich, da fährt auch schon ein Polizeiwagen ganz langsam über die Strecke. Direkt dahinter einer der Heizer von eben, er streckt uns den Daumen hoch.

(Bin ich eigentlich fies, wenn ich heimlich hoffe, dass die Jungs mal in seinen Endtopf gucken? Naja.)

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Schmalfeld / Hinweisschild / Kaltenkirchen

Für heute habe ich genug gehabt, das hier war schon ein ganz schönes Kontrastprogramm. Aber ich bin auch hin- und hergerissen. Ich halte es einerseits für Wahnsinn, was die Jungs hier veranstalten und glaube nicht, dass die alle ihr Fahrzeug wirklich unter Kontrolle haben. Vom Krach mal ganz abgesehen, aber das werde ich wohl nie verstehen… Andererseits muss es auch ein großartiges Gefühl sein, so vollkommen dahinzurasen, Beschleunigung und Schräglage zu spüren, die Knie auf den Asphalt zu bringen und wieder anzugasen… Hmm…

Jetzt fahre ich erstmal nach Haus, rote gegen grüne Nadeln tauschen.

P.S.: Film zur Tour: http://www.youtube.com/watch?v=2EN-l0167nc" onclick="window.open(this.href);return false;

* Sorry, Bruderherz! DU bist die rühmliche Ausnahme! :wink:
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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Re: mit dem Motorrad in Schleswig-Holstein unterwegs

#22 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

vom Prinzenmoor zum Königshügel – Motorradtour im Herzen Schleswig-Holsteins

Einige sehr schöne Touren zu besonderen Ortsnamen habe ich in diesem Jahr bereits unternommen, und diesmal wird die Anfahrt etwas länger. Erst in 95km erwartet mich der erste Fotostopp. Für elf Uhr habe ich mich an der Breiholzer Fähre am Nord-Ostsee-Kanal verabredet und mache mich daher frühzeitig auf die Bahn.

Es ist Anfang Oktober, die Temperaturen liegen im einstelligen Bereich. Auf die dicken Handschuhe verzichte ich dennoch, es wird sicher noch wärmer werden. Hoffe ich zumindest. Meine treue Yamaha XJ 600 S Diversion fordert deutlich ihren Choke zum Starten, aber dann puffen munter kleine weiße Wölkchen aus den beiden Endtöpfen. Ich lasse es langsam angehen, bis zur Autobahn bei Quickborn bleibe ich immer schön unter 4500 U/min. Erstmal ein bisschen Temperatur in den Motor bringen, bevor es frecher losgeht. Als ich die Autobahn erreiche, ist die Kühle schon durch meine Handschuhe gekrochen und das Navi kündigt an, es gehe nun erstmal 43km stumpf geradeaus. Wie gut, dass ich die hohe Tourenscheibe samt Spoiler dran habe, sie hält mir den Fahrtwind von der Brust. Schneller als 100km/h mag ich dennoch nicht fahren, denn meine Hände bleiben ungeschützt. Bei Neumünster verlasse ich die Autobahn und biege links auf die Bundesstraße ein. Nun geht es hoffentlich geschützter voran. Aber nein, die Strecke ist gut ausgebaut und führt um alle Ortschaften herum, also nochmal 22km geradeaus. Ich ärgere mich über mich selbst, Zuhause liegen meine warmen Handschuhe. (Ist ja nicht so, dass ich keine hätte.)

Nach eindreiviertel Stunden erreiche ich den Fähranleger der Breiholzer Nord-Ostsee-Kanalfähre. Die Fahrrad- und Moppedspur ist frei.

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Ein Traktor samt Hänger mit einer gewaltigen Klappkonstruktion an Walzen, Federn, Schläuchen und langen Dornen steht schon in Poleposition. Die Traktorreifen sind nicht nur so hoch wie ich groß bin, die Profiltiefe ist ebenfalls beeindruckend. Der könnte mir locker über den Fuß fahren, ohne dass ich etwas merken würde. Gesetzt, mein Fuß stünde richtig zu seinem Profil… Ich halte lieber ehrfürchtig Abstand.

Kurz darauf rollt ein rote Honda NC 750 S neben mich, mein Freund und erster Begleiter ist also auch schon da. Die Fähre entlässt ihre Fracht von der nördlichen Kanalseite, dann dürfen wir an Bord und setzen über. Vor uns steht der Traktor, der natürlich auch zuerst wieder an Land fährt. Es wackelt spürbar, als er die Rampe der Fähre verlässt. Was für eine riesen Maschine!

Wir haben noch etwas Zeit bis zum offiziellen Start unserer heutigen Tour. Über das XJ-Forum und per Mail hatte ich diesmal wieder zum Mitfahren eingeladen. Und da wäre es natürlich unhöflich, einfach früher loszufahren. Inzwischen ist auch die Sonne rausgekommen, und wir genießen den Blick über den Kanal, trinken etwas, plaudern und ich wärme meine Hände am Motor.

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Wie sich herausstellt, bleiben wir heute zu zweit, denn es kommt niemand mehr hinzu. Na gut. Schnell nochmal hinter den nächsten Busch geeilt, dann brechen wir auch.

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Breiholz / Prinzenmoor

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Schrum / Ostrohe

Da ich dem Navi lediglich meine Zielorte programmiere, lasse ich mich bezüglich der Strecken dazwischen immer überraschen. Und werde auch heute nicht enttäuscht! Die Einstellung „Langsames Fahrzeug/Autobahn ausschliessen/kurze Strecke“ orientiert sich immer an der Luftlinie und da werden auch kleinste Sträßchen genutzt.

Wir folgen einer welligen und geschwungenen Straße zwischen weiten Feldern und Äckern mit schwarzer Erde hindurch, links und rechts säumen tiefe Gräben die Straße. Hier wächst das Schilfrohr, mit dem die großen alten Backsteinhöfe gedeckt sind. Windräder drehen sich träge, schwarzbunte Kühe grasen davor. Ich mag diese Gegend.

Zwischen Eider und Treene erreichen wir das schöne Friedrichstadt und suchen den Marktplatz auf. Irgendwie ist es ja doch schon Mittagszeit und wir verspüren eine gewisse Leichtigkeit im Magen.

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Friedrichstadt

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Yamaha XJ 900 Diversion, die große Schwester meines Moppeds / 1800`er Intruder, ein Riesenmotor…

Der Marktplatz ist sonnenbeschienen, der zentrale Platz großzügig durch Poller gegen Verkehr abgesperrt. Rustikale Tische und Bänke laden vor einer Bäckerei zum Verweilen ein. Wir fragen ein rüstiges Rentnerpärchen, ob an ihrem Tisch noch zwei Plätze frei seien. Mit freundlichem aber etwas hilflosen Lächeln wird zur Seite gerückt. Wir lächeln zurück und nehmen Platz.

Kurz darauf plaudern die beiden wieder. Aha, Dänen. Die haben uns einfach nicht verstanden. Überhaupt sind viele Dänen da. Viele der rundum parkenden Moppeds haben dänische Kennzeichen.

Gut gestärkt setzen wir unsere kleine Reise fort. Aber bei Ohrstedt-Bahnhof gehe ich spontan wieder in die Klötze, diesen Ortsnamen hatte ich noch gar nicht entdeckt! Will ich aber haben.

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Ohrstedt-Bahnhof / mein geduldiger Begleiter / Süderhackstedt

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Langstedt (der Autor kommt aus Tangstedt)

Wenn ich allein unterwegs bin, bin ich völlig frei zu halten, spontan umzudrehen, um ein paar Kurven nochmal zu genießen oder einfach über die Lande zu blicken und die Atmosphäre in mich aufzunehmen. Wer also mit mir fahren will, braucht ein waches Auge ebenso wie Geduld! Und heute stelle ich meinen Begleiter wirklich immer wieder auf die Probe!

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Cruising Cow: Street- meets Word-Art

Aber er bleibt tapfer dabei und genießt den Tag ebenso wie ich. Nach langer Abstinenz hat er sich erst in diesem Jahr und relativ knapp vor Saisonende wieder ein Motorrad gekauft und ist glücklich, nun wieder auf zwei Rädern unterwegs zu sein. Ich kann ihm die Freude nachempfinden, hatte ich ja selbst eine lange Pause hinter mir und den Traum vom noch mal eigenen Motorrad eigentlich schon aufgegeben.

Ich will es aber heute auch nicht übertreiben und tue so, als hätte ich das Hinweisschild nach Poppholz tatsächlich nicht gesehen… (Nix da, das hole ich einfach später nach!)

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Klappholz

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kleine Pause nahe der Schleifähre bei Missunde

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Hummelfeld (beachte die Geschwindigkeitsbegrenzung) / Unterhütten

Bei meiner Tourenplanung entdeckte ich im Weltweitnetz einen Hinweis auf eine orthopädische Praxis direkt an meiner Strecke. Und bei dem Namen musste sie einfach mit auf meine Liste.

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da konnte ich unmöglich widerstehen…

Langsam wird es später Nachmittag und mich beginnt die Zeit zu treiben. Es wird schon wieder kühler und ich denke an die lange Rückfahrt. Auf eine Nachtfahrt habe ich nicht wirklich Lust, meinem Begleiter geht es ähnlich. Außerdem deutet er an, sein Hintern beginne doch so ganz allmählich, sich bemerkbar zu machen. Gut, lassen wir die Vernunft siegen!

Also zügig zurück zur Kanalfähre, die Start- und Zielpunkt unserer heutigen Tagestour definiert.

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Damendorf / Tetenhusen / Königshügel

„Was soll denn an Tetenhusen jetzt irgendwie witzig sein“, fragt mein Begleiter. Tja, der Mann ist entweder viel zu anständig erzogen oder hat einfach keine Phantasie…

Uups, Königshügel liegt offenbar nicht ganz auf der Strecke, das Navi schickt uns jedenfalls eine ganze Ecke wieder zurück. Aber dafür dürfen wir einige sehr schöne Kurven noch einmal fahren. Wo genau die sind, verrate ich aber nicht!

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In Hohn findet sich ein Hinweisschild auf weitere reizvolle Ziele. Für heute soll es aber genug sein.

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Schnell noch einmal nübbeln, dann geht`s ab nach Haus!

Wir erreichen die Nord-Ostsee-Kanal-Fähre, von der aus wir vor siebeneinhalb Stunden aufgebrochen sind. Wir haben Glück und müssen nur kurz warten, bevor wir an Bord können. Vor uns steht ein junges Pärchen mit offensichtlich auf Heizen ausgelegten Motorrädern. Die junge Dame vor mir lässt fröhlich den Motor im Leerlauf tuckern und stinkt mich ein. Ob die Karre vielleicht nicht wieder anspringen würde, wenn sie erstmal aus ist? Irgendwann merkt sie, dass sie nicht ganz allein auf der Welt ist und macht den Motor aus. Und siehe da, als es weitergehen soll, muss sie erstmal ganz schön orgeln! Allerdings nur, um ihrem Freund ohne dB-Eater auf der anderen Kanalseite gleich mit vollem Feuer hinterher zu jagen. Ich verstehe es immer noch nicht. Muss die halbe Welt den Krach mit anhören, nur weil zwei Verrückte ihren Spaß haben wollen?

Wir halten zum kurzen Abschiedsplausch noch einmal am Kanalufer. Es ist wieder Stille eingekehrt. Auf dem Rastplatz stehen die letzten obligatorischen Wohnmobile, alle mit der Parabolschüssel auf dem Dach. Ein Schwarm Gänse zieht über uns hinweg, der Himmel färbt sich dunkelblau. Noch einmal lassen wir die Eindrücke des Tages an uns vorüberziehen. Wir hatten eine schöne Tour, tolle Kurvenstrecken, Pause mit lecker Essen in Friedrichstadt und einige tolle Ortsnamen. Herzlich drücken wir uns zum Abschied die Hände und wünschen gute Heimfahrt, dann ziehen wir in verschiedene Richtungen davon.

Mich erwischt dann doch noch die Dunkelheit, und kurz vor Ende der Autobahn ist die Straße nass. Es regnet zwar nicht, aber die Autos wirbeln einen feinen fiesen Niesel auf mein Visier. In Kombination mit unterwegs reichlich gesammelten Fliegen wird die Sicht zum Ratespiel. Außerdem ist das Licht meiner kleinen Diva nicht unbedingt für Nachtfahrten geeignet, denn weit kann ich damit ohnehin nicht sehen. Vielleicht sollte ich ihr mal eine frische Birne spendieren, wer weiß, wie alt die jetzige ist…? Ich fahre betont vorsichtig und langsam und komme letztlich heil und gesund Zuhause an. Durchgefroren übrigens auch. Aber dafür gibt es ja die heiße Dusche!



Dank an Jo. für die tolle Begleitung und Geduld!
Der hier ist für Dich: http://www.youtube.com/watch?v=zDrfO33O4KM" onclick="window.open(this.href);return false;
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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#23 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

Kurzbesuch in Burg auf Fehmarn

Es ist ein kalter und diesiger Oktobersamstag. Das Wetter hat so gar nichts mit der strahlenden Sonne der „vom Prinzenmoor zum Königshügel“-Tour vom vergangenen Wochenende gemein. Soll das tatsächlich schon Saisonende gewesen sein? Kaum zu glauben…

Nein, unmöglich zu glauben! Also schnell das Telefon gezückt und Chrischan von der anderen Seite des Dorfes angerufen. Ja, er überlege auch gerade, ob`s das nun schon gewesen sein soll.

Nach kurzer Diskussion kommen wir zu dem Entschluss, dass wir uns vom Wetter keinesfalls den Fahrspaß vermiesen lassen werden. Jedenfalls nicht heute.

Wenig später steuern eine schwarze 650`er Suzuki V-Strom und eine dunkelgrüne Yamaha XJ 600 S Diversion gen Nordosten. Erstes Zwischenziel: Haffkrug an der Ostsee.

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Reichlich durchgefroren erreichen wir die dortige Flaniermeile und halten bei bravem Tempo 30 sehnsüchtig Ausschau nach einem geöffneten Café. Bald werden wir fündig und steuern den kleinen Parkplatz hinter dem Haus an. Schnell heiße Schokolade und Kaffee bestellt, dann wärmen die Hände auf der Heizung. Über den kurtaxgepflegten Strand blicken wir auf die Ostsee. Wer sich für verschiedene Grautöne begeistern kann, findet hier alles, was das Auge begehrt.
Ansonsten: Nix los hier!

Also bald weiter. In Neustadt umrunden wir die Hafenbucht mit ihren historischen Seglern und folgen der B501 weiter nach Norden. Wir erreichen Grube und schon bald darauf Heringsdorf.

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Grube / Heringsdorf

Die Straße ist ländlich zwischen grünen Feldern gelegen, windschiefe Bäume neigen sich wie zum Gruße. Wäre es nicht so feuchtkalt, wäre es sicher ein wahrer Genuss, hier zu fahren. Fast schon bereue ich, dass ich nicht auf meine innere Stimme gehört habe. Egal, zurück ist noch nicht dran!

Für die Tankstelle kurz vor der Fehmarn-Sund-Brücke hatte Chrischan schon im Haffkruger Café einen Tankstopp angekündigt. Aber vorher möchte ich nochmal dichter ran ans Ufer. Wir verlassen die gut ausgebaute Piste und schlängeln und in Richtung Ostsee. Direkt am Strand entdecken wir einen großen Parkplatz. Ich möchte die Brücke aus der Ferne sehen und stapfe für ein Foto durch den weichen Sand. Chrischan verharrt eisern im Sattel.

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Fehmarn-Sund-Brücke / skeptischer Blick, was er wohl hat?

Beim Tankstopp wenig später rottet sich gegenüber eine große Horde exklusivster Automobile zusammen. Hey, deren Start will ich unbedingt mit meiner ActionCam einfangen! Wann gibt es hier im Norden schon mal Gelegenheit, eine solche Parade in freier Wildbahn abzunehmen?

Doch schon bald werde ich zurückgewunken. Bis die alle getankt hätten, könne es noch ewig dauern. Man wolle jetzt weiter.
Na gut.

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Quasi heimlich wage ich ein paar schnelle Fotos. :wink:
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Wir überqueren die Fehmarn-Sund-Brücke und erreichen die Insel. Im Sommer gibt es hier endlose Staus. Sonnenhungrige, Wassersportbegeisterte und Skandinaviendurchreisende überfallen dann regelmäßig das schöne Eiland. Heute haben wir die schlängeligen Buckelpisten allerdings ganz für uns allein und erreichen ratzfatz mein nächstes Fotomodell.

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Burg auf Fehmarn

Irgendwie wäre jetzt was zum Essen angemessen. Natürlich hat Burg ebenfalls eine Flaniermeile. Auf dem alten Kopfsteinpflaster wird man allerdings ganz schön durchgeschüttelt. Stöckelschuhfein geht anders. Aber egal, mit Moppedstiefeln klappt das schon.

Auf dem kleinen Marktflecken findet -oh Schreck- eine Art norddeutsches Oktoberfest statt. Die Buden quellen über, die Kellnerinnen des dröhnmusikbeschallten Bierzeltes tragen Dirndl, Jeans und gefütterte Wanderschuhe. Es ist grad mal Mittag, aber längst nicht jeder Gast geht noch klar geradeaus. Wir genießen Currywurst und Kaffee, gucken Leute und freuen uns, dass wir hier nicht allzu lange bleiben müssen. Man kann eben nicht alles haben. Sonne und Ruhe zum Beispiel.

Gestärkt machen wir uns auf den Heimweg. Für die Fehmarn-Sund-Brücke drehe ich die ActionCam gen Himmel. Mal sehen, wie die Streben und Stützen der Brücke dann wirken. (Lustig, stelle ich Zuhause fest.)

Wir durchfahren noch einmal Grube, dann schlagen wir uns landeinwärts durch. Zwei kleine Zwischenstopps habe ich mir für heute nämlich noch gewünscht und parke mein Motorrad eben schnell nochmal am Straßenrand:

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Röbel / Wöbs

Komisch, es gibt Ortsnamen, die gefallen mir spontan! :D

Nun soll es aber ohne diesen dauernden Haltereien weitergehen. Findet Chrischan. Ja, ist gut! Also, ab nach Hause!

Und Recht hat er! Es wird nicht wärmer, es wird nicht heller. Und ich glaub, das war`s jetzt wohl mit längeren Ortsnamensuchtouren.
Zumindest für dieses Jahr…

Ich will ja auch noch mal außen rum um Schleswig-Holstein rumfahren...


Fehmarnausflug mit Brücke auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=AUcZic0i0Es" onclick="window.open(this.href);return false;
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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#24 Ungelesener Beitrag von netter Mann »

neues Navigationssystem

Seit geraumer Zeit schon verfolge ich die Reiseberichte auf http://www.svendura.de/" onclick="window.open(this.href);return false;

Diese Frau ist mit ihrer Enduro in Skandinavien unterwegs. Inzwischen nutzt sie das Navigationssystem Garmin Oregon 450, beispielshaft hier: https://buy.garmin.com/de-DE/DE/outdoor ... 63349.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Durch einen echten Glückstreffer habe ich über die eBay-Kleinanzeigen ein solches Gerät ergattern können. Guter Zustand, akzeptabler Preis. Und direkt in meiner Nähe gekauft! :D

Dann galt es, sich mit der Technik, der Software und dem Entwerfen und Einspeichern von Routen vertraut zu machen. Und natürlich musste ich noch eine geeignete Anbringung am Motorrad realisieren. Dafür gibt es zwar fertige Systeme, die lassen sich die verschiedenen Hersteller aber auch entsprechend bezahlen...

Kaufentscheid war die offensichtliche Robustheit und Regentauglichkeit des Gerätes, die vielfältigen Einsatz- und Programmiermöglichkeiten, die Möglichkeit, kostenlose OpenStreetMap-Karten zu verwenden http://freizeitkarte-osm.de/garmin/de/index.html" onclick="window.open(this.href);return false; und nicht zuletzt der Betrieb mit zwei "ganz normalen" AA-Akkus.
Herrliche Grüße,
Jens Helge

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