Um schon vorweg etwaigen unqualifizierten Kommentaren von Leuten, die mich näher kennen, „von wegen du und laufen“ , entgegenzuwirken



Beim Laufen versuche ich meine Gedanken auf positive Dinge, wie zukünftige oder auch vergangene Urlaube zu richten.
Gestern ist mir zwar ein Urlaub durch den Kopf gegangen, aber der fällt nicht in die Kategorie positiv.
Die meisten Reisen bleiben aufgrund schöner Landschaften, toller Ereignisse und dem Entspannungsfaktor in guter Erinnerung.
Es gibt aber auch Reisen, bei denen zwar der landschaftliche Aspekt positiv, aber alles andere auf negativer Schiene läuft!
Aus meiner Sicht habe ich grundsätzlich zu Hause nicht allzuviel zu melden, bei Frau und Tochter liegt/lag mein Stimmrecht im optimalsten Fall bei 33,3%, im Normalfall muss man hier noch den „Frauen haben immer recht-Abschlag“ einkalkulieren, sodass so schätzungsweise 20% übrig bleiben, d.h. bildlich gesprochen, ich darf auf den Tisch hauen, aber von unten! (Tochter ist zwischenzeitig schon ausgezogen, mein Stimmrecht hat sich trotzdem nicht erhöht)
Bei der Urlaubsplanung verlasst sich meine Frau auf mich und die von mir ausgewählten Reiseziele, im Allgemeinen sind wir damit immer gut gefahren.
2008 fiel meine Planung auf Ventimiglia!
Was jetzt folgt ist kein Bericht über Landschaft, die sowieso hier wahrscheinlich jeder kennt, sondern eine Schilderung von Erlebnissen,
die man lieber nicht erlebt!
Im Normalfall, grundsätzlich ein schönes Reiseziel, die Blumenriviera und Cote d‘Azur in Schlagdistanz, Sonne und Meer, alles, was der vom Arbeitsalltag gestresste Körper braucht.
Da wir nicht die Typen sind, rein ins Auto und ab von Tür zu Tür, machen wir meist einen Zwischenstopp mit Nächtigung. So geschehen in Lazise am Gardasee, dass wir schon von einem vorangegangenen Urlaub kannten.
Lazise ist ein schönes Städtchen mit schöner Altstadt, viele Lokale und Geschäfte laden zum Flanieren ein, heftig touristisch zwar, aber schön.
Nächsten Tag ging’s direkt nach Ventimiglia.


Parkplätze beim Hotel waren zwar Mangelware, aber ansonsten bot das Haus einen schönen Meerblick, Strandnähe, gutes Frühstück, freundliche Eigentümer und eine „fette“ Katze, einen umlackierten Garfield quasi.
13 KG hatte dieser Garfieldverschnitt (war zwar ein „Kätzchen“ aber wurscht), der faul immer in irgendeiner Ecke herumlag.

Schon am ersten Abend in Ventimiglia fühlten wir uns irgendwie nicht wohl, die Menschen (ausser im Hotel) kamen uns nicht gerade überfreundlich vor.
Im ersten Lokal wurden wir fast schon angeschnautzt, weil wir es gewagt haben schon gegen 18’30 zum Essen zu erscheinen, wo doch erst um 19’00 die Küche öffnet.
Ok, aber wir lassen uns ganz einfach nicht entmutigen, weil die geplanten Ausflüge werden uns sicher tolle Urlaubserlebnisse und Eindrücke bieten.
Nächsten Tag wollten wir ein bissl am Strand entspannen. Im nahegelegenen Strandbad bezahlten wir für zwei Liegestühle und einen Sonnenschirm. Eine Reihe vor uns wuchtete so eine „alte“ italienische Tusse ihr Gesäß in ihren Liegestuhl.

Jedem noch so dummen Menschen ist klar, dass sich die Sonneneinstrahlung im Laufe des Tages ändert und man ab und an die Sitzposition ändern muss, um halbwegs im Schatten, den der Sonnenschirm wirft, zu sitzen, wenn alle den Schatten ihres Schirmes nutzen, so ist das an sich kein Problem..
Naja, im Laufe des Tages, saß die dämliche Gurke vor uns schön im Schatten unseres Schirmes und war nicht dazu zu bewegen, ihren Arsch, wo anders hin zu bewegen, sodass auch wir unseren „bezahlten“ Schatten genießen durften, „sie hatte ja schließlich für diesen Platz Eintritt bezahlt“.
Zum Glück war noch ein anderer Platz frei, den wir dann in Anspruch nahmen.
Am Abend, beim Essen, in einem neu gewählten Lokal überschlugen sich die Menschen, also das Personal, auch nicht gerade vor Freundlichkeit.
Wir wollen jetzt absolut nicht hofiert werden, aber zumindest „erwünscht“ sein als Gast, dem eh nix anderes übrig bleibt als für’s Essen zu bezahlen!
Das sorglos, schöne Urlaubsgefühl mochte sich auch nach dem zweiten Tag nicht wirklich einstellen.
Der übernächste, also dritte Urlaubstag führte uns, also unser Auto führte uns, über das nahegelegene Menton nach Monaco.
Dort sind wir ein bissl herum gestreunt, äusserst bedächtig, weil es saumäßig heiss war.


Da wir Zeit hatten, wurde mein Vorschlag, noch nach Nizza zu fahren, einstimmig angenommen.
Das war ein schwerer Fehler!
So wirklich Lust auf einen Stadtbummel hatten wir sowieso nicht, sodass wir beim Hafen in einem überfüllten Lokal, „güldene Kost“ konsumiert, dann ein wenig bei der Verladung der Autos auf die Fähre nach Korsika zugeschaut danach unser Auto gesucht und zum Glück auch gefunden haben.

Wir sahen dann noch Stadtteile und Gebäude von innen, die nicht jeder Tourist so einfach sehen kann, leider.

Glücklich im Auto, wollten wir eigentlich nur mehr aus Nizza raus.
Richtung Autobahn mussten wir bei einer roten Ampel stehenbleiben. Im rechten Augenwinkel sah ich einen Motorscooter, mit zwei Mann besetzt, heranfahren, dachte mir noch, na die stehen aber knapp neben uns. Ich hatte noch nicht ausgedacht, da sprang der Sozius ab, riss die Beifahrertür unseres Autos auf, stürzte sich auf den Lederrucksack, den meine Frau bei den Füßen stehen hatte und nun begann der Kampf.
Das Adrenalin schoss in Hunderstelsekunden durch die Blutbahn bis zur Schädeldecke, meine allerliebste Ehefrau und ich kämpften, wie die Löwen um den Schei..rucksack, in dem zwar unsere drei Pässe und das Uralthandy meiner Frau waren, sonst nix, absolut nix! Das Portmonnaie mit € 150.-, Bank- und Kreditkarte lag in der Mittelkonsole!
Gezerre hin, Gezerre her, der Typ schnaufte schon vor Anstrengung, wir waren zwei gegen einen, der Umhängeriemen riss, ich kam immer noch nicht auf die Idee, dem Typen ganz einfach eine auf die Nase zu hauen. Dann kam noch kurz Hysterie im Auto auf, der Typ ließ vom Rucksack ab, riss die rechte hintere Tür auf, dort saß meine Tochter, dann hauten die beiden ab, weil die Aktion schon zu lang dauerte!
Scheisse, mit 300 Puls, noch immer keine Schmerzen spürend, sah ich, dass mein Mittelfinger ausgekegelt war und ab Gelenk so komisch in die Höhe stand, also der Mittelfinger der linken Hand!

Ich stieg aus, zeigte einem Franzosen und seiner Befahrerin, die im Auto hinter uns, „erste Reihe fußfrei hatten“, den Mittelfinger, darum bittend, uns in eine Klinik zu lotsen.
Der Typ fuhr vor uns, ich nobel mit weggestrecktem Mittelfinger hinterher, meine Frau war nervlich nicht in der Lage Auto zu fahren, meine Tochter damals 15 tränenüberströmt im Fond.
Dann machte der Franzose vor uns was, mit dem wir nicht gerechnet haben, er hielt an, wir auch, standen mitten in Nizza, auf einer Abbiegespur, er ging zu einem Polizisten am Straßenrand, der kam zu uns, sah meine Hand und ließ uns nicht mehr weiter fahren, der Franzose war inzwischen weg.
OK innerhalb kurzer Zeit kam eine Funkstreife, um uns klar zu machen, wir müssen hier warten, ich darf keinesfalls fahren, bis eine andere, nämlich die zuständige Streife inklusive Feuerwehr (es gibt dort auch rote Rettungsautos der Feuerwehr, das lernte ich dazu, die müssen also nicht überall weiß sein) kommt!
So nun warteten wir gegen 14‘00 in Nizza, wo nicht gerade wenig Verkehr war, auf einer Abbiegespur eine ganze Weile und stellten ein Verkehrshindernis dar (peinlich).

Ich kam mir in dieser Situation ziemlich blöd vor, einfach wegfahren trauten wir uns nicht, ein Arzt wäre ja für meinen Finger nicht die schlechteste Wahl, also gut warten…
Mit Tatütata und allem, was dazu gehört, kam nun endlich die Funkstreife, danach die Feuerwehr.
Ich musste in das Rettungsfahrzeug steigen, wo der AZUBI zum Glück, so wie ich englisch konnte (so quasi auf die Art: do you speak english, yes a paar Brocken).
Frau und Tochter wurden zum Kommissariat gebracht, ich in irgendeine, weiß Gott welche, Klinik.
Ich übernahm das Handy meiner Frau, klar, weil wir hatten nur das dabei und ab ging’s, wohin es ging konnte ich nicht sehen, weil es Rettungsautos so an sich haben, dass die Fenster aus Milchglas bestehen!
Die Rettungsleute setzten mich am Ende der Fahrt hurtig in der Notaufnahme ab und waren weg!
Ich wusste nicht in welcher Klinik ich war, in welchem Kommissariat Frau und Tochter waren, ja ich hatte zwar das Handy, aber wo sollte ich anrufen… beim „Salzamt“???
In der Aufnahme sprach kein Mensch englisch, ganz super, nicht einmal „mein paar Brockenenglisch“, obendrein war ich nicht der einzige,der an diesem Tag und zu dieser Zeit dort eingeliefert wurde, es war ganz schön Betrieb.
Nach dem Ausfüllen der Formulare wurde ich in den Warteraum gebracht, wow, dort schien halb Nizza auf eine Behandlung zu warten!
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, da kommst du heute nicht mehr raus!!!
Irrtum, ich wurde, was fast peinlich war, weil die anderen natürlich auch nicht gerne warteten, relativ bald aufgerufen, zwei Polizisten waren gekommen und erklärten mir, dass sie mich in rund zwei Stunden wieder abholen werden, dann kam ich nach dem Röntgen zu einer netten englisch sprechenden Ärztin, die mir den Finger einrenkte, mit einer Schiene versah und mir auch sagte, dass auch der Knochen leicht abgesplittert ist.
Nach Abschluss der Behandlung waren die Polizisten schon da und brachten mich, in der vorhin bereits angesprochenen abgefuckten Funkstreife auf’s Kommissariat.
Dort freuten sich schon meine Mädels, dass Old Daddy wieder da ist, ich freute mich nicht weniger!
Im noch abgefuckteren Kommissariat, welches aus der Zeit gestammt haben dürfte, wo Louis de Funes den Gendarm von Saint Tropez zum Besten gab!
Uns wurden Fingerabdrücke abgenommen, um unterscheiden zu können, welche Fingerabdrücke an den Autotüren unsere und welche die vom Täter waren… Wie im Film, Wahnsinn, die Gigls Live dabei im Tatort, das möchte ich nicht mehr mitmachen!
Es folgten noch das Verhör und die Untersuchung durch die Polizeiärztin, bevor wir endlich zurück nach Ventimiglia durften.
Ein Polizist legte mir etwas unscharfe Fotos vor und fragte mich, ob das die Täter gewesen sein könnten. Ich antwortete
mit ja und dachte, "das war’s dann"!
Aber wieder zu Hause bekam dann über Monate noch Zuschriften vom Gericht, die Täter dürften gefasst worden sein, ich könne mich mit meinen Forderungen ans Gericht in Nizza wenden und und und.
Nach einigen Schreiben an einen französischen Advokaten, dass ich keine Ansprüche stelle, war dann endlich Ruhe!
So nun endlich wieder in Ventimiglia, hatten wir alle drei keine Lust mehr auf die Cote d’Azur und auch nicht auf die Blumenriviera,
wir wollten nur noch weg hier.
Pfeiff drauf, wir hatten das Hotelzimmer hier zwar eine Woche gebucht und bezahlt, aber wollten einfach weg.
Ich rief in Lazise am Gardasee an, meine Frage, ob wir ab Morgen wieder einchecken können, wurde mit einem nein beantwortet, erst nach dieser Woche.

Ok, dann durch da, bleiben wir halt hier machen das beste draus und verbringen auf der Heimfahrt noch zwei Tage am Gardasee.
Nächsten Tag suchten wir in Ventimiglia eine Apotheke auf, um ein Schmerzmittel zu erstehen, weil der Finger nun doch einigermaßen weh tat.
In der Apotheke gab sich die Dame verständnislos, meine Grimassen, mit gleichzeitigem Deuten auf den nicht unübersehbaren Verband und Worte, wie Dolo, wollte der unfreundliche Trampl nicht verstehen. Die wollte ganz einfach nicht!

Wir fanden dann noch eine Apotheke, wo ich sofort verstanden wurde und mir die gewünschten Tabletten auch verkauft wurden.