Wozu also der alte Bock ? Jetzt muß man wissen, daß ich nicht besonders groß bin und die „neuen“ Enduros alle ein relativ hohes Heck haben. Jetzt muß man vielleicht auch noch wissen, daß ich ein Handicap habe, das die Beinbewegung stark einschränkt und gewissermaßen kein Gefühl in den Füßen habe.
Damit ist klar : je kleiner die Maschine, desto sicherer kommst Du auf den Boden – eigentlich keine neue Erkenntnis. Doch wie sieht das in Zahlen aus ?
Radstand Gesamtlänge Sitzhöhe Trockengew Federweg (vorne hinten)
Herc Military 1295 2035 810 130 130 83
Alp 200 1370 2085 830/725 108 170 185
Freeride 1418 2125 900 105 260 250
Herc GS 1400 900 100 225 105
Kawa KE 175 804 105
Kawa KL 250 1430 900 138 255 230
Moto Guzzi LM I 780 125 110
Laverda 1000 790 130 90
Duc Multi 825 170 170
Die Tabelle hat´s leider verschoben.

Das sind ein paar unrepräsentativ ausgesuchte Motorräder, die ich bereits gefahren habe oder die ich für in Frage kommend halte. Die Straßenmaschinen wurden nur zum Vergleich herangezogen.
Klarer Testsieger in Sachen Sitzhöhe ist „mein kleiner Stinker“, doch darf sich ein Motorrad mit 8 cm Hinterradfederweg Enduro nennen ? Ehrlich gesagt : Nein. Das hat auch die Woche in den Pyrenäen recht deutlich gezeigt. Es war nicht die Motorleistung, die das Fahrzeug hinterherfahren ließ. Im Prinzip hat die Federung bei der kleinsten Unebenheit durchgeschlagen und damit vollführt das Fahrzeug „Hüpfer“, die teilweise nur schwer unter Kontrolle zu bringen waren.
Was bietet sich als Alternative an ?
Rein datentechnisch sind Freeride und Beta Alp 200 zwei Motorräder, die sich zumindest mit wenig Änderungen in das verwandeln lassen, was man von einer Enduro verlangt : akzeptable Sitzhöhe und moderne Zutaten wie z.B. Scheibenbremsen und Elektostarter.
Natürlich kann man die Sitzhöhe auch reduzieren, indem man in den Dämpfer z.B. eine Hülse einbaut, die gewissermaßen schon im Stand den eingefederten Zustand simuliert. Ein Fachbetreieb, der das wirklich gut macht ist z.B. dieser hier : http://white-power.de/" onclick="window.open(this.href);return false;
Allerdings muß man auch sagen, daß Fahrzeuge, die um ca. 10 cm tiefer gelegt werden, ihren ursprünglichen Charakter verlieren. Wir haben das an einer KTM EXC 450 und einer 990er KTM ausprobiert. Die 450er verliert dabei so viel Bodenfreiheit, daß Du an jeder Erderhebung hängen bleibst und aus der 990er, die im Urzustand gewissermaßen jedes Schlagloch glattbügelt wurde ein kastrierter Tiger, der mehr schlecht als Recht über wellige Straßenoberflächen rollt.
Weniger Tieferlegung ist also auch hier Mehr.
Jetzt besteht Endurofahren im Wesentlichen aus drei Komponenten : 1. Mut, 2. Körperbeherrschung und 3. Technik. Leider verhalten sich diese Eigenschaften reziprok zueinander. D.h., Technik kann man lernen, bei der Körperbeherrschung wird das schon schwieriger und Mut ? Das ist so eine Sache. Leider muß ich sagen, daß der Mut mit zunehmendem Alter und der damit verbundenen, zwangsläufigen Erfahrung tendenziell nachläßt. Eher sogar stark nachläßt.
Soll´s das also schon gewesen sein ? Ich würde sagen : Nein.
Natürlich fährst Du nicht mehr vorne mit. Natürlich springst Du nicht mehr ganz so weit und natürlich hast Du auch nicht mehr die Kondition vergangener Tage. Aber wenn Deine Prioritäten bei Deiner Enduro nicht darauf ausgerichtet sind, den größten technischen Fortschritt aufzunehmen, wenn es Dir wichtiger ist, sicher mit den Füßen auf den Boden zu kommen – und das auch in schwierigem Gelände – dann erhälst Du das Mehr an Sicherheitsgefühl, das Dir auch abends noch ein Lächeln auf die Lippen zaubert, wenn Du total fertig von Deinem Bike fällst, Dich nach einer Dusche sehnst und das Abendessen doppelt so gut schmeckt wie sonst.
Und deswegen werdet ihr meinen kleinen Stinker vermutlich noch ertragen müssen… Das Ganze funktioniert natürlich nur, wenn Du mit Menschen unterwegs bist, die ein bißchen Geduld und Verständnis mitbringen. Die Dir helfen, wenn Du mal wieder unter Deinem Motorrad liegst und nicht obendrauf. Die eine Pause machen, wenn Dir die Puste ausgegangen ist und die Stiefel zumachen, wenn sich die Schnallen gelöst haben…
Mimotos eben…
Es grüßt Euch
Euer Michael