Nordkapp 2016 - Performanceritt

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networker
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Nordkapp 2016 - Performanceritt

#1 Ungelesener Beitrag von networker »

Vorgeschichte:

Bei der Durchsicht der Löffelliste und der Planung von möglichen Motorradtouren 2016 mit den anderen Leuten des RAT-Pack Syke verdichtete sich die Ansicht, das wir dieses Jahr nicht zu den TriDays 2016 nicht mit so vielen Leuten fahren wollen.
Einige von uns wollten in diesem Jahr eine Auszeit von den TriDays nehmen.

Da aber der Zeitraum der TriDays vom Familienrat als Motorradurlaub genehmigt war lag es nahe eine Ersatzziel zu suchen. Eine Umfrage unter den Kumpels ergab keine direkte Idee für eine Tour von einer Woche Ende Juni.
Also prüfte ich noch einmal meine Löffelliste. - Hmmmm - Nordkapp - das könnte passen.

Ich ging also mit der Idee hausieren, das man in der Zeit der TriWeek zum Nordkapp fahren könnte. Das Echo war aber - sogen wir es vornehmen - verhalten.

Viele fanden die Idee Nordkapp gut - aber nicht gerade jetzt, oder nicht in der kurzen Zeit, oder es passte nicht in die Urlaubsplanung, oder.... es gab viele gute Gründe.

Die galten aber nicht für mich - wenn ich mich erst einmal für ein Thema entscheide, dann verfolge ich es recht konsequent. Der Zeitraum passt, Mit dem Tiger habe ich ein Motorrad für diese Strecke - und das Nordkapp ist auf der Löffelliste - PASST!

Und es gab noch drei weitere wichtige Gründe für mich:

-Solotour
- Schlafapnoe
- Iron Butt

Solotour:

Seit dem ich vor ca. 5 Jahren wieder mit dem Motorradfahren angefangen habe, waren bislang alle Touren mit Begleitern. Auch wenn ich viele Toure inzwischen aktiv plane, habe ich noch keine längere Tour ganz allein unternommen.
Ich möchte für mich unbedingt herausfinden, ob und wie ich mich auf einer längeren Tour ganz alleine fühle.

Schlafapnoe:

Bei mir wurde vor zwei Jahren - nach vielen Jahren mit Schlaf - besser gesagt mit Müdigkeitsproblemen - eine schwere Schlafapnoe diagnostiziert. Es war für mich auf Tour ab Mittags immer sehr schwer wach zu bleiben - und es ging nur mit
starker Konzentration, viel Espresso oder Energiedrinks. Sekundenschlaf ist auf einem Motorrad kein Zustand, der sicher und stabil ist.... Seit Ende 2014 habe ich jetzt ein CPAP Gerät - und mit diesem hat sich für mich wieder ein
ganz neues Universum aufgetan - nicht mehr ständig müde - genial.

Iron Butt:

Ich habe vor vielen Jahren in der Zeitschrift Motorrad einen ersten Artikel über amerikanische Iron Butts gelesen, und das diese jetzt auch in Deutschland eine Iron Butt Germany Abteilung gibt. Das hat mich schon immer fasziniert.
Da wir Verwandte in Umea haben, und dies auf dem Weg in Richtung Norkapp liegt, bietet es sich ja geradezu an, dies als Etappenziel zu definieren - und einen SS100 - also 1000 Meilen in unter 24h - zu erfahren.
Und da ich mich mit meiner CPAP Maschine wieder so gut fühle wie früher, wollte ich mir auch selber beweisen, das ich das wieder kann.

Zusammenfassung:

Aus diesen Gründen - und aus der Tatsache, das es von uns aus dem Norden ca. 3000km ans Nordkapp sind - und dann auch erstaunlicherweise nachmals die gleiche Strecke zurück - schien eine Tour ans Nordkapp und zurück in 9 Tagen machbar.

Es stand für mich also fest - es geht in der Zeit vom 24.6.2016 bis zum 3.7.2016 ans Nordkapp und zurück.

Eine meiner Töchter hat das auf Ihre ganz persönliche und einfühlsame Art und Weise auf den Punkt gebracht. Danke Wiebke.
2016-07-08_1100_Kommentar_Tochter.JPG
Reisevorbereitungen:

Die Checkliste für die Nordkapp Tour war recht übersichtlich:

- Motorrad
- Zahlungsmittel
- Gepäck

Motorrad:

Der Tiger ist ein optimales Reisemotorrad für mich. Er hat in Rumänien bewiesen, das er mit jedem Gelände klar kommt, schnell genug auf Strassen und bequem genug für lange Strecken ist. Ich hatte mir als Vorbereitung für Rumänien eine Touratech Sitzbank gekauft. Diese war aber so rutschig, das ich
damit nicht fahren konnte. Nach einer Stunde Fahrt waren die Bauchmuskeln total verkrampft, da ich auf dem Sitz immer hin und her rutschte. Diese hatte ich dann zu Rüdiger Neumann - dem Sattler unseres Vertrauen gebracht, der den oberen Bezug getauscht hat. Damit rutsch man nicht mehr - ABER
Die Touratech Sitzbank ist aber ca. 2cm höher als die Seriensitzbank - ich rutsche also am Ende herunter, und habe beim beschleunigen keinen festen Halt. Auf dem letzten Drücker habe ich dann die hintere Sitzbak vom Tiger zum Sattler gebracht. Rüdiger hat dann dort 4 cm aufgepolstert - das ist eine prima Stütze.

Zahlungsmittel:

Durch lesen von Reiseberichten habe ich erfahren, das in Skandinavien viele Tankstellen NUR per Kreditkarte funktionieren. Und die Kreditkarte muss eine PIN haben. Das ist in Deutschland nicht üblich - und mann muss dies vorher bei seiner Bank entsprechend beantragen.
Und aus der Erfahrung anderer Reisender - es muss eine VISA/Master Karte sein. Manche Kreditinstitute geben eine neue Visa Karte mit V-Pay heraus. Diese funktionieren aber im Ausland sehr eingeschränkt.

Gepäck:

Der leichteste Teil - aufgrund des Rumänien MudRun aus 2015 war der Tiger bestens vorbereitet. Es gab nur eine notwendige Ergänzung. Der Tiger braucht doch ein wenig Öl auf Strecke - und so habe ich den 2L Ölbehälter für die Touretech Koffer gekauft. An den Koffern gibt es vier Montagepunkte für Zusatzgepäck.
Es waren 2x 3L Benzin, 1x 2L Öl und 1x 2L Wasser an Bord. Das hat prima funktioniert. Oben drauf ist die Erweiterung für Werkzeug.
2016-06-24_2100_Tiger_Ready.JPG
Tourtag 1 - Von Sulingen nach Umea - 1.900km

Der erste Tourtag soll bis Umea in Nordschweden gehen. Der Iron Butt steht auf der To-Do Liste. Der Plan ist erst Abends loszufahren, so das es in der Nacht durch Deutschland und Dänemark geht - und wenn die Sonne aufgeht, dann soll es durch Schweden gehen.
Pünktlich zum Abendessen will ich dann in Umea sein. Die Abfahrtzeit ist 21:30 - das hat perfekt gepasst.

Ich bin dann auch pünktlich um 20:00 in Umea angekommen.
2016-06-26_1130_Tiger_Umea.JPG
Heute habe ich gelernt, das ich problemlos 24h Motorrad fahren kann.
Zuletzt geändert von networker am Donnerstag 14. Juli 2016, 18:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Bäda
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#2 Ungelesener Beitrag von Bäda »

:shock: :L :L

Sehr schön, das klingt fast ein bisschen nach einer Spinnerei, die auch meinem Kopf entsprungen hätte sein können ;)

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maxmoto
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#3 Ungelesener Beitrag von maxmoto »

Ich hoffe, Du verstehst mich richtig: Ich finde es großartig, dass es solche Spinner gibt. :L :L :L
Was wär die Welt mit lauter Normalos? :shock:
maxmoto
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networker
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#4 Ungelesener Beitrag von networker »

Danke für euer Feedback. Mir war die Tour auch sehr wichtig - ich habe viel über mich und meine Grenzen gelernt.
Aber eben auch, was geht und was mir gefällt.

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networker
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#5 Ungelesener Beitrag von networker »

Danke für euer Feedback. Mir war die Tour auch sehr wichtig - ich habe viel über mich und meine Grenzen gelernt.
Aber eben auch, was geht und was mir gefällt.

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networker
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#6 Ungelesener Beitrag von networker »

Tourtag 2 - von Umea über das Nordkapp bis Narvik - 1.800km

Nach einer Nacht tiefen Schlafes und einem genialen Familienfrühstück war ich wieder bereit den Tiger in Richtung Nordkapp zu bewegen. Es ging weiter die E4 entlang in Richtung Lulea. Bis zum Nordkapp sind es von Umea aus 1.100km.
Nach den 1.900km des Vortages ist da ja gerade erst der Motor richtig warm - so fühlte es sich an.

Aufgrund des knappen Zeitbudgets war es nicht möglich, nach Schotterwegen zu suchen, oder lange Besichtigungstouren durchzuführen. Aber das Wetter war wie gestern - einfach genial. Perfekter blauer Himmel und die neue Wetter App auf dem iPhone sagte auch perfekten bleuen
Himmel für das Nordkapp voraus. Da ich von vielen Leuten vorher gelesen hatte, das das Nordkapp sich auch gerne im Regen und unter Wolken versteckt, habe ich dies als Fingerzeig verstanden mich möglichst schnell auf den Weg dahin zu machen.

Das ist aber auch eine gute Überleitung, um das Thema "Möglichst Schnell" einmal auf skandinavisch zu beleuchten. Im Vorfeld war die Info ja an vielen Stellen zu lesen, das es die Skandinavier nicht so "entspannt" mit der Geschwindigkeit nehmen wie wir in Deutschland. Ich will das jetzt
auch nicht werten, sondern einfach berichten, was für mich gut funktioniert hat. Innerorts bin ich strikt die verordnete Geschwindigkeit gefahren - auf den km genau. Und das sind teilweise 30km/h oder 40km/h. Außerorts bin ich mit 10km maximal als Toleranz unterwegs gewesen.
2016-06-26_2130_Schweden.JPG
Ich habe dann gegen 21:00h die Grenze zu Norwegen erreicht - und da ich schon so weit gekommen war, und da es immer noch taghell war - bin ich einfach weitergefahren.

Die Küstenlinie in Norwegen war für mich eine Überraschung. Ich habe hier die gleich geraden Strecken mit Wäldern wie in Schweden und Finnland erwartet - und ich lag total falsch. Es war fast wie die Highlands in Schottland - und ich liebe Schottlands Highlands.
2016-06-27_0030_Norwegen._HuegelJPG.JPG
2016-06-27_0115_Norwegen_Kueste.JPG
Gegen 3:00h Morgens war ich dann im Nordkapp - der Himmel war unglaublich blau. Und ich muss sagen - für mich war die Uhrzeit perfekt. Die Ordner am Nordkapp hatten Feierabend. Die Schranken sind dann offen - und man kann mit dem Motorrad direkt durchfahren.
2016-06-27_0315_Nordkapp_Skulptur.JPG
2016-06-27_0320_Nordkapp_Tiger.JPG
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Und da ich nun schon so weit gefahren war, und es auch noch richtig hell war, und immer noch nicht müde war - bin ich weitergefahren. Nach dem Nordkapp war das nächste Ziel auf meiner Löffelliste für Skandinavien die Lofoten. Dort wollte ich mehrere Tage verbringen.
Dazu wollte ich am Anfang der Lofoten eine Hütte mieten. Also Narvik in ins Navi einprogrammiert - und los ging es in Richtung Lofoten.

Auf dem Rückweg ging es dann das zweite mal durch den Nordkapptunnel. Die Norweger lieben Tunnel. Es ist ein besonderes Gefühl durch einen 6km Tunnel unter dem Nordmeer zu fahren - dagegen ist der Elbtunnel richtig mickrig.
2016-06-27_0415_Nordkapp_Tunnel.JPG
Die Küstenlinie von Norwegen macht einfach Spaß. Die Strassen oben im Norden sind fast perfekt. Die Sonne im Rücken ist schön warm - ein perfekter Tag zum biken.
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2016-06-27_0830_Norwegen_Kuestenlinie_02.JPG
2016-06-27_1200_Norwegen_Kuestenlinie_03.JPG
Diese 3 Bilder kann man jetzt 1000x aneinander legen und bekommt einen Eindruck vom Panorama das sich den ganzen Tag über ergibt. Hier findet die Seele Ruhe und Entspannung. Allerdings soll es bei Regen und Nebel anders wirken.

Gegen 17:00 bin ich dann doch müde geworden und habe mich nach einem Campingplatz mit Hüte umgeschaut. Fündig bin ich dann in Öyjordan - ca. 30km vor Narvik geworden. Eine Hütte mit eigener Dusche und Frühstück vom Verwalter.
Er hat sich vielmals dafür entschuldigt, das es nur gebratenen Speck und Spiegelei gibt. Männertraum!!!!
2016-06-27_1930_Norwegen_Huette.JPG
Nachdem das Gepäck in der Hütte war ging es los nach Bjervik in den nächsten Supermarkt - Abendessen holen.
2016-06-27_1930_Norwegen_Kuehlschrank.JPG
Heute habe ich gelernt, das ich maximal 30h Motorrad fahren kann.

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Andreas W.
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#7 Ungelesener Beitrag von Andreas W. »

Hallo,

da ziehe ich auch ausdrücklich meinen Hut!!!
30 Stunden am Stück motorradfahren... könnte ich mir nie- und nimmer vorstellen...

Ich bin hier also gerne mit dabei und staune jetzt schon :)

Gruß
Andreas

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2wheeler
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Re: Nordkapp 2016 - Performanceritt

#8 Ungelesener Beitrag von 2wheeler »

Nach dieser Anfahrt schriebst Du ....

Nach einer Nacht tiefen Schlafes ......

würde bei mir stehen ....

Nach einer Woche toten ähnlicher Zustand, erwachte ich .....

Welches EPO oder Blutdoping bekommt man vorher um solche langen Etappen zu fahren.

:L :mrgreen:
Bild 3,3 L /100 km

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