Pfälzer Wald - wo Motorradfahrer nicht willkommen sind
Verfasst: Montag 17. Oktober 2016, 13:50
Kurzbericht von einem Tagesausflug in den Pfälzer Wald - wo Motorradfahrer nicht willkommen sind
Gestern habe ich ein paar schlechte Händi-Fotos gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten will. Für das "aktuelle Bild von heute" bin ich meistens zu langsam. Außerdem ist es auch mehr als nur ein Bild. Und ich hab auch was dazu zu erzählen. Dann schreibe ich doch einen kleinen Bericht über meine kurze Auslandsreise vom Schwabenland in die fremde Pfalz.
Es ist Sonntag der 16. Oktober 2016, als ich mich auf den Weg zu einem Tagesausflug mache. Die lange Fahrt durch den Frühnebel ist reichlich erfrischend, mir fröstelts. Naturpark Stromberg-Heuchelberg und der Kraichgau an sich sind bestimmt schöne Landschaften, wenn man etwas davon sieht. Mit dem Nebel wirkt die Landschaft dafür schön mysthisch und still, hat was! Ich bin auf dem Weg in den Pfälzerwald. Nicht um dort Motorrad zu fahren, sondern um dort zum Wandern. So gesehen hätte auch das Auto nehmen können, doch ich habe mein Motorrad als das Fortbewegungsmittel der Wahl festgelegt. Das soll sich noch als Hindernis heraussstellen.
Gegen Mittag im Pfälzerwald angekommen, zeigt sich die Sonne. Doch so richtig willkommen fühle ich mich hier nicht.
Im Vorfeld hatte ich mich im Internet über die Streckensperrung informiert. Ich war davon ausgegangen, dass ich zum geplanten Ausgangspunkt meiner Wanderung fahren darf. Diese Information war wohl falsch.
Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, Lärm verursachende Motorräder aus der Idylle verbannen zu wollen. Mir geht das Geboller und Gekreische ja selbst auf den Sack. Der Haken an der Sache: meine 800er GS ist nun wirklich nicht laut. Die breiten Reifen eines so genannten SUVs machen bei gewissen Geschwindigkeiten deutlich mehr Lärm. Was mich an solchen Regelungen ärgert: sie pauschalisieren, anstatt zu differenzieren. Der Witz ist ja, dass ich gar nicht zum Fahren hergekommen bin, sondern zum Wandern, das in der Regel überwiegend geräusch- und emissionsfrei von statten geht. Aber die lassen einen ja nicht einmal in die Ortschaft hineinfahren, um dort zu parken. Ob meine 800er wohl als Kleinkraftrad durchgehen würde? Bei den ganzen Reisedickschiffen, die mittlerweile den Quasi-Standard am Markt definieren, könnte man auf die Idee kommen. Aber ich glaube, mit dieser Argumentation komme ich bei Bürokraten wohl kaum durch.
Schlau wie ich bin, studiere ich im Internet den Verwarnungsgeldkatalog. Vielleicht lohnt es sich ja, gegen Vorschriftszeichen Nr. 255 der Straßenverkehrsordnung zu verstoßen - rein finanziell betrachtet? Wenn die bezogenen Quellen Wahrheit sprechen, kostet es 20 €, wenn ich beim Fahren erwischt werde. Geht ja noch. Aber jetzt kommts: länger als 3 Stunden parken innerhalb eines gesperrten Bereichs kostet 35 €. Falls hineinfahren und dortiges parken tatmehrheitlich geahndert werden kann und ich bei beidem erwischt werden sollte, wäre ich in Summe 55 € los. Das ist es mir nun wirklich nicht wert.
Diese irritierende Parkplatzbeschilderung an der Bundesstraße bestätigt mein Gefühl, hier nicht so richtig willkommen zu sein. Also entscheide ich mich auch gegen das Parken vor der Ortschaft. Gleichzeitig beschließe ich, weiterzufahren und mein Geld für's Abendessen woanders auszugegen. Mit anderen Worten: die können mich hier mal kreuzweise am Arsch lecken!
Da steht sie nun, auf einem Wanderparkplatz, still und friedlich, und gibt keinen Mucks von sich:
Von hier aus führt mich meine Wanderung durch viel Wald in eine der Ortschaften, die auf meiner ursprünglich geplanten Wanderung und im für Motorräder gesperrten Bereich liegen. Dort muss ich spontan an folgendes Zitat von Otto Waalkes denken (aus dem Wort zum Sonntag):
"Freilich bist du übel dran, weil Dir Dein Rasierpinsel ins Klo gefallen ist. Aber es gibt Leute, die sind noch viel viel schlechter dran als du. Die haben noch nicht einmal einen Bart."
>> Das Wort zum Sonntag bei YouTube << (Startet bei 1:40)
Dieses Zitat spendet mir Trost. Denn es sagt mir: wenn es einem schlecht geht, gibt es immer einen, der noch übler dran ist. Hier sind es Hunde, denen sogar das Scheißen verboten wird. In dieser Gegend scheint wirklich gar nichts erlaubt zu sein, was für Spaßbremsen...
Wobei es so gesehen den Hunden ja sogar besser geht als mir: sie sind hier ja nicht generell verboten, ihnen wird nur das Scheißen verboten. Der Denkprozess scheint in Bezug auf Hunde fortschrittlicher zu sein als in Bezug auf Motorräder. Falls mal jemand auf die Idee kommen sollte, Lärm zu verbieten anstatt Motorräder, wäre das schon ein Schritt in die richtige Richtung.
In dieser Ortschaft wollte ich ursprünglich meine Rundwanderung starten - vorbei an etlichen schönen Burgen, die es hier geben soll. Daraus wird nichts, die Zeit reicht dafür nicht mehr. Nach einer Weile ändere ich meine Marschrichtung und improvisiere einen Weg durch den Wald zurück zum Wanderparkplatz - dank GPS Unterstützung ohne mich zu verirren.
Von meinem Geld für's Abendessen sehen Dir hier nix, da bleib ich konsequent. An einem anderen Ort wurde mir dafür das hier serviert:
Keschtebraten, das Wort habe ich zuvor noch nie gehört. Reisen bildet und macht satt. Der Braten war saumäßig lecker und die Portion war größer als sie aussieht.
In der Dunkelheit fahre ich durch den Pfälzerwald in Richtung Heimat, schön langsam, um vor wechseldem Wild gegebenenfalls noch bremsen zu können. Ab kurz vor Karlsruhe dann Autobahn, was sich als fataler Fehler erweist. Die Zeit, die ich dort im Stau verplemper, wäre auf der Landstraße besser investiert. Durchschlängeln ist mit den Alukoffern nur selten gefahrlos möglich - statt "Rettungsgasse bilden" scheinen die allermeisten Autolenker konsequent davon auszugehen, dass "versetz stehen" per Gesetz vorgeschrieben sei. Nach einer halben Stunde habe ich die Schnauze voll davon, mit schleifender Kupplung deutlich unter Schrittgeschwindigkeit zu blancieren. Dann bildet sich zufällig eine Gasse, die ich ausnutze und zur Engstelle, die den Stau verursacht, vorpresche. Geschafft!
Heute können mich endgültig alle am Arsch lecken.
Gestern habe ich ein paar schlechte Händi-Fotos gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten will. Für das "aktuelle Bild von heute" bin ich meistens zu langsam. Außerdem ist es auch mehr als nur ein Bild. Und ich hab auch was dazu zu erzählen. Dann schreibe ich doch einen kleinen Bericht über meine kurze Auslandsreise vom Schwabenland in die fremde Pfalz.
Es ist Sonntag der 16. Oktober 2016, als ich mich auf den Weg zu einem Tagesausflug mache. Die lange Fahrt durch den Frühnebel ist reichlich erfrischend, mir fröstelts. Naturpark Stromberg-Heuchelberg und der Kraichgau an sich sind bestimmt schöne Landschaften, wenn man etwas davon sieht. Mit dem Nebel wirkt die Landschaft dafür schön mysthisch und still, hat was! Ich bin auf dem Weg in den Pfälzerwald. Nicht um dort Motorrad zu fahren, sondern um dort zum Wandern. So gesehen hätte auch das Auto nehmen können, doch ich habe mein Motorrad als das Fortbewegungsmittel der Wahl festgelegt. Das soll sich noch als Hindernis heraussstellen.
Gegen Mittag im Pfälzerwald angekommen, zeigt sich die Sonne. Doch so richtig willkommen fühle ich mich hier nicht.
Im Vorfeld hatte ich mich im Internet über die Streckensperrung informiert. Ich war davon ausgegangen, dass ich zum geplanten Ausgangspunkt meiner Wanderung fahren darf. Diese Information war wohl falsch.
Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, Lärm verursachende Motorräder aus der Idylle verbannen zu wollen. Mir geht das Geboller und Gekreische ja selbst auf den Sack. Der Haken an der Sache: meine 800er GS ist nun wirklich nicht laut. Die breiten Reifen eines so genannten SUVs machen bei gewissen Geschwindigkeiten deutlich mehr Lärm. Was mich an solchen Regelungen ärgert: sie pauschalisieren, anstatt zu differenzieren. Der Witz ist ja, dass ich gar nicht zum Fahren hergekommen bin, sondern zum Wandern, das in der Regel überwiegend geräusch- und emissionsfrei von statten geht. Aber die lassen einen ja nicht einmal in die Ortschaft hineinfahren, um dort zu parken. Ob meine 800er wohl als Kleinkraftrad durchgehen würde? Bei den ganzen Reisedickschiffen, die mittlerweile den Quasi-Standard am Markt definieren, könnte man auf die Idee kommen. Aber ich glaube, mit dieser Argumentation komme ich bei Bürokraten wohl kaum durch.
Schlau wie ich bin, studiere ich im Internet den Verwarnungsgeldkatalog. Vielleicht lohnt es sich ja, gegen Vorschriftszeichen Nr. 255 der Straßenverkehrsordnung zu verstoßen - rein finanziell betrachtet? Wenn die bezogenen Quellen Wahrheit sprechen, kostet es 20 €, wenn ich beim Fahren erwischt werde. Geht ja noch. Aber jetzt kommts: länger als 3 Stunden parken innerhalb eines gesperrten Bereichs kostet 35 €. Falls hineinfahren und dortiges parken tatmehrheitlich geahndert werden kann und ich bei beidem erwischt werden sollte, wäre ich in Summe 55 € los. Das ist es mir nun wirklich nicht wert.
Diese irritierende Parkplatzbeschilderung an der Bundesstraße bestätigt mein Gefühl, hier nicht so richtig willkommen zu sein. Also entscheide ich mich auch gegen das Parken vor der Ortschaft. Gleichzeitig beschließe ich, weiterzufahren und mein Geld für's Abendessen woanders auszugegen. Mit anderen Worten: die können mich hier mal kreuzweise am Arsch lecken!
Da steht sie nun, auf einem Wanderparkplatz, still und friedlich, und gibt keinen Mucks von sich:
Von hier aus führt mich meine Wanderung durch viel Wald in eine der Ortschaften, die auf meiner ursprünglich geplanten Wanderung und im für Motorräder gesperrten Bereich liegen. Dort muss ich spontan an folgendes Zitat von Otto Waalkes denken (aus dem Wort zum Sonntag):
"Freilich bist du übel dran, weil Dir Dein Rasierpinsel ins Klo gefallen ist. Aber es gibt Leute, die sind noch viel viel schlechter dran als du. Die haben noch nicht einmal einen Bart."
>> Das Wort zum Sonntag bei YouTube << (Startet bei 1:40)
Dieses Zitat spendet mir Trost. Denn es sagt mir: wenn es einem schlecht geht, gibt es immer einen, der noch übler dran ist. Hier sind es Hunde, denen sogar das Scheißen verboten wird. In dieser Gegend scheint wirklich gar nichts erlaubt zu sein, was für Spaßbremsen...
Wobei es so gesehen den Hunden ja sogar besser geht als mir: sie sind hier ja nicht generell verboten, ihnen wird nur das Scheißen verboten. Der Denkprozess scheint in Bezug auf Hunde fortschrittlicher zu sein als in Bezug auf Motorräder. Falls mal jemand auf die Idee kommen sollte, Lärm zu verbieten anstatt Motorräder, wäre das schon ein Schritt in die richtige Richtung.
In dieser Ortschaft wollte ich ursprünglich meine Rundwanderung starten - vorbei an etlichen schönen Burgen, die es hier geben soll. Daraus wird nichts, die Zeit reicht dafür nicht mehr. Nach einer Weile ändere ich meine Marschrichtung und improvisiere einen Weg durch den Wald zurück zum Wanderparkplatz - dank GPS Unterstützung ohne mich zu verirren.
Von meinem Geld für's Abendessen sehen Dir hier nix, da bleib ich konsequent. An einem anderen Ort wurde mir dafür das hier serviert:
Keschtebraten, das Wort habe ich zuvor noch nie gehört. Reisen bildet und macht satt. Der Braten war saumäßig lecker und die Portion war größer als sie aussieht.
In der Dunkelheit fahre ich durch den Pfälzerwald in Richtung Heimat, schön langsam, um vor wechseldem Wild gegebenenfalls noch bremsen zu können. Ab kurz vor Karlsruhe dann Autobahn, was sich als fataler Fehler erweist. Die Zeit, die ich dort im Stau verplemper, wäre auf der Landstraße besser investiert. Durchschlängeln ist mit den Alukoffern nur selten gefahrlos möglich - statt "Rettungsgasse bilden" scheinen die allermeisten Autolenker konsequent davon auszugehen, dass "versetz stehen" per Gesetz vorgeschrieben sei. Nach einer halben Stunde habe ich die Schnauze voll davon, mit schleifender Kupplung deutlich unter Schrittgeschwindigkeit zu blancieren. Dann bildet sich zufällig eine Gasse, die ich ausnutze und zur Engstelle, die den Stau verursacht, vorpresche. Geschafft!
Heute können mich endgültig alle am Arsch lecken.