Eine Leidens- oder doch eher eine Liebesgeschichte ?
Verfasst: Mittwoch 9. August 2017, 20:42
Unser Bernd qtreiber hat da einen so interessanten Thread aufgemacht, den ich nicht stören oder behindern will, weil vieles von dem was ich erzählen möchte da nicht hingehört – aber trotzdem damit zu tun hat. Bernds thread : BMW, KTM, Duc, Triumph - die Qual der Wahl.
Lieber Bernd, zunächst mal herzlichen Dank für die tolle Excel-Tabelle, die Du zu den Kaufüberlegungen Deines neuen Motorrades angefertigt hast. Das hat schon was, wie Du dieses subjektive Thema objektiv behandeln möchtest. Und letztendlich wird´s doch eine subjektive Entscheidung werden ( hoffentlich !!! ). Das erinnert mich so ein bißchen an die Börse. Da werden ( meistens hinterher ) für die Ereignisse die man sich eigentlich nicht erklären kann und die manchmal auch gar keinen so rechten Sinn ergeben ad postum Begründungen geliefert, warum das so oder so hat passieren MÜSSEN. Im Prinzip Quacksalberei, aber sei es drum.
So – nun zum Thema
Vor ziemlich genau zwei Jahren hab ich mir ne Ducati Multistrada 1200 S D-air gekauft. Meine BMW ging damals stramm auf die 50.000 km zu und wir hatten im Laufe der Zeit im Hof ein paar Motorräder dieser Marke und ähnlichen Baujahrs, die so um diese Kilometerleistung herum ziemliche Probleme gemacht haben. Ventile abgerissen, Kardan defekt – nur um die teuersten Defekte zu nennen. Ich weiß, bei DEINER Schwatten ist das ganz anders und sie hat ihre 125.000 km mehr oder weniger problemlos absolviert. Jetzt war meine BMW ein, im Prinzip, ziemlich langweiliges Motorrad. Ok- sie hat mir gefallen und ist auch prima gelaufen. Und ich hab mich wohl auf ihr gefühlt. Vielleicht zu wohl ? Jedenfalls ist sie immer gelaufen. Und zwar bei jedem Wetter. Stundenlanger Regen hat ihr genausowenig ausgemacht wie tagelange Sonnendauerbestrahlung im Süden Europas. Alles so ohne Mecker – das ist doch einfach nur langweilig – oder ?
Naja – und dann hat Ducati dieses Elektronikmonster ( nicht DIE Monster ) rausgebracht. Unter der Federführung von Audi – das konnte doch nur was Gutes sein. Dieses voll einstellbare Fahrwerk, Zug- und Druckstufe separat, natürlich für vorne und hinten einzeln anpaßbar. ABS, Traktionskontrolle, Wheely Kontrolle ( wer braucht so was ? ). Natürlich verschiedene Fahrmodi. Und die wiederum unterteilt in die Klassiker : Fahrer solo, Fahrer mit Gepäck, Fahren zu zweit u.s.w.. D.h., Du kannst Dein Motorrad per Knopfdruck von gaanz weich ( z.B. in der Stadt ) auf gaanz hart ( z.B. für die Kurvenhatz ) unterschiedlich konfigurieren. Das ABS und die Traktionskontrolle in den verschiedenen Modi unterschiedlich stark eingreifen lassen – oder auch nicht. Einfach herrlich. Was hätte ich früher dafür gegeben, meine Laverda einen Tick komfortabler abstimmen zu können. Nee – da haben wir in die Gabelflöte eine zusätzliche Bohrung angebracht, damit das Öl schneller – von oben nach unten und umgekehrt zirkulieren konnte damit die Gabel nicht so barbarisch hart Deine Unterarme malträtiert hat.
Und dann hat mir Ducati noch das entscheidende Kaufargument geliefert.
Die Airbagweste.
Hätte ich dieses Teil doch schon vor 27 Jahren gehabt. Zumindest gesundheitlich würde es mir besser gehen. Aber „hätte, hätte – Fahrradkette“ – ist damals einfach dumm gelaufen und die Leitplanke hätte seinerzeit auch noch Schlimmeres anrichten können…
Also – auf zu neuen Ufern und eine Ducati gekauft. Die Verhandlungen waren lang und zäh und wären auch fast gescheitert. Aber das ist eine andere Geschichte.
2015 bin ich dann noch mit unserem Alain Delon nach Südfrankreich gefahren und alles war in Butter. Das Gerät geht wie SchmitzKatze, das Fahrwerk ist die wahre Pracht, das Licht phantastisch und sogar das Kurvenlicht hilft Dir Dich besser auf der Straße zurechtzufinden. Und – das will ich nicht verhehlen : sie gefällt mir. Dieses etwas aggressive Rot, dieser süße Schnabel, die gesamte Linienführung – paßt eigentlich gar nicht zu so nem kleinen Dicken wie mir. Aber egal. Die Duc ist jedenfalls das erste Motorrad, das mir im Serienzustand gefallen hat und das ich auch serienmäßig fahre. Bei allen anderen mußten die Sitzbänke abgepolstert werden ( ok – ich fahre die tiefe Variante ), Lenker angepaßt und Fußrasten verändert werden. Bei der Duc paßt alles.
Vielleicht noch ein paar Wermutstropfen. Die Diva ( und diesen Namen trägt sie zu Recht ) ist schon ein kleiner Blender. Lackqualität und Verarbeitung sind in Ordnung – aber nicht auf BMW Niveau. Die Behältnisse für Brems- und Kupplungsflüssigkeit sind an popeligen Kunststoffträgern befestigt. Und die sog. Handprotektoren verdienen diesen Namen nicht. Sind aus billigem Plastik und bei Feindberührung, von Sturz mal ganz abgesehen, atomisieren sich die Dinger und Du kannst Dein Teileabo bei Deinem Freundlichen erneuern. Ein versehentlich überfahrener Stein hat mich letztes Jahr die Hinterradfelge gekostet – zum Schnäppchenpreis von 800.- Eur. ( zuzüglich Montage ) Aber irgendwie muß dieses niedrige Gesamtgewicht ja nunmal zustandekommen. Mit dem Benzinvorrat kommst Du nicht wesentlich weiter als 300 km. Meine BMW legte da noch 100km drauf.
Aber sie lief – und das nicht schlecht. Papa war zufrieden.
Erste Inspektion. Schippy hat schon etwas zu den Inspektionskosten geschrieben. Ich finde, die Preise bewegen sich auf Porsche Niveau. Aber bei einem Schwaben muß das nix heißen – wenn die Qualität stimmt.
Und da liegt so ein bißchen der Hase im Pfeffer ( wir kommen darauf noch zurück ).
2016 : große Mimoto Ausfahrt ins Friaul. Micha mimoto hat mich mitgenommen und ich durfte hinter ihm herfahren. Es war wunderbar. Wir sind durch die Schweiz gekurft, Pässe rauf, Pässe runter. Nur schön. Wenn da nicht so eine Kleinigkeit wäre.
Stellt Euch vor, ihr fahrt im dritten Gang eine Paßstraße rauf. Gas vor der Kurve zu. Kurve in ordentlicher Schräglage genommen und Du willst wieder rausbeschleunigen. Normal – oder ? Aber nicht, wenn Deine Traktionskontrolle einsetzt. Bei der Duc bedeutet das : Veränderung des Zündzeitpunktes und Verringerung der Einspritzmenge um bis zu 60%. Ergebnis : Du meinst, Du fällst um. Blödes Gefühl. Du richtest Dich wieder auf, nimmst leicht das Gas weg und… Bumms – da kommt einer mit nem Hammer und haut Dir ins Kreuz. Die Duc legt los wie ein Kurzstreckensprinter und das Ganze wiederholt sich bei der nächsten Kehre ( ital. „tornante“ ). Ist ziemlich uncool – und 2016 hab ich auch keinen richtigen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden.
Nach der Rückehr Motorrad zum Händler. Prinzipiell sehr kompetente Menschen dort. Mit Rennerfahrung. Sollten also mit dem Problem umgehen können. Auslesen des Fehlerspeichers ergab einen defekten Gasgriff. Ist natürlich nicht so ein einfacher mit Drahtzug ( die prinzipiell IMMER funktionoieren ). Euro 4 läßt grüßen. Auf Neudeutsch heißt das jetzt : "ride by wire“. Eine ziemlich ungenaue Übersetzung, finde ich. Wire könnte ja auch ein Drahtseil sein. Iss es aber nich. Ist ein Elektonikkabel ( und komischerweise – aber das wundert hier bestimmt Niemanden – DEUTLICH teurer als ein Drahtseilzug). Der Werkstattmeister versicherte mir, daß das jetzt funktionieren würde. OK – das Jahr war gelaufen. Es gibt ja bald ein neues
2017 : im März ein bißchen Enduro gefahren in Spanien – Freeride Wasserthermostat kaputt gegangen. Im Mai : Albanientour mit dem Gespann – alle Radlager hinüber und der Kardan im Eimer. Sollte wohl nicht mein Jahr werden. Also, im Juli : 5 Tage Alpenrundfahrt mit der Duc. Da sollte ja alles in Ordnung sein. Schließlich kommt die Maschine direkt vom Händler. Pustekuchen ! Genau der gleiche Defekt wie im letzten Jahr. Kann doch nicht sein, Michael. Da machst Du was falsch. Naja, jedenfalls haben wir ein bißchen rumprobiert. Erster Test : tritt das Phänomen in allen Fahrmodi auf ? Antwort : JEIN. Soll heißen . in allen Fahrmodi außer im Enduromodus. Jetzt muß man wissen, daß im Enduromodus logischerweise das Hinterrad ABS ausgeschaltet ist, das vordere ABS verzögert arbeitet, ebenso wie die Traktions- und whelly Kontrolle. Ach ja – und die Leistung auf bescheidene 100 PS begrenzt ist ( nicht lachen – aber das fühlt sich auf der Straße wirklich grausam an ).
Aber sie ist damit einigermaßen gelaufen.
Zweiter Test : die Traktionskontrolle (DTC) umfaßt acht Stufen. 1 ist der Expertenmodus, 8t der Regenmodus. Eingestellt hatte ich die DTC auf Stufe vier. Ich bin nunmal kein Racer sonder eher von der gemütlichen Fraktion. Also hab ich die DTC mal auf Stufe 1 gestellt. Und siehe da : der Patient zeigte Verbesserungstendenz, war aber nicht geheilt.
Dank des Enduromudus konnte ich aber weiterhin mitfahren.
Zuhause angekommen hatten wir zuerst mal den Stammtisch in Idar Oberstein. Die Lacher hatte ich da jedenfalls auf meiner Seite.
Am Montag durfte ich dann die Duc zum Freundlichen bringen. Dort wurde mir mitgeteilt, daß es inzwischen die vierte ( ! ) Rückrufaktion zum Austausch des Gasgriffs gegeben habe und außerdem meine Packtaschenhalterungen, auch im Zuge einer Rückrufaktion, ausgewechselt werden würden. Dem Werkstattmeister habe ich das Problem nochmals ausführlich geschildert.
Seine Reaktion : naja, wir lesen den Fehlerspeicher aus und setzen die Elektronik mal neu auf“. Der Leerlauf zeigte nämlich auch die beunruhigende Tendenz zwischen 500 und 2.000 U/min hin und her zu schwanken. Ob er mir denn sagen könne, ob damit mein Problem beseitigt sei ? „ Nein, das könne er natürlich nicht. Und eine entsprechende Probefahrt könne er auch nicht machen, weil für die beschriebenen Erscheinungen man ja eine entsprechende Teststrecke suchen müsse. Und das könne man nicht abrechen“. Also darum gings.
Und da sind wir wieder bei der Händlerqualität. Machmal habe ich den Eindruck, daß alle Händler, die entweder mit Rollerverkäufen oder „Italoverhalten“ ( Italoverhalten ist bei uns ein Synonym dafür, wenn ein Problem „auf dem kleinen Dienstweg“ auch u.U. etwas an der Legalität vorbei aber meist effizient und hilfreich gelöst wird ) groß geworden sind, die Form von Professionalität vermissen lassen, die die deutschen Premiumhersteller sich im Laufe der Jahre anerzogen haben.
Und das macht m.E. den Unterschied zwischen BMW und dem Rest der Motorradbranche aus. Und deshalb ist es so wichtig, tatsächlich den Händler seines Vertrauens zu finden – und zu behalten. Und manchmal tut es mir wirklich leid, keine BMW oder KTM gekauft zu haben. Unser BMW Händler ist ein Profi – durch und durch. Mit allen damit verbundenen Nachteilen. Und unser KTM Händler ist nicht nur ein liebenswerter Mensch. Er ist auch jemand, der mit einem Schraubenschlüssel umgehen kann. Und der nicht nur weiß wie man „Drehbank“ schreibt.
Aber die Duc – sie ist halt eine „bella machina“. Und da muß man manchmal auch leiden.
Zum Schluß noch eine gute Nachricht : heute habe ich meine Diva wieder aus dem Kindergarten abgeholt. Probefahrt im Schwarzwald gemacht. Zum Glück gibt’s da auch holprige Strecken, wenngleich keine tornanti bei uns in der Nähe sind. Aber – sie hat das Gas gehalten, keine Traktionskontrolle eingestzt. Einfach so wie es sein soll. Nach zwei Jahren. Ich sags´s ja : „Alles wird Gut“
Euer Michael
Lieber Bernd, zunächst mal herzlichen Dank für die tolle Excel-Tabelle, die Du zu den Kaufüberlegungen Deines neuen Motorrades angefertigt hast. Das hat schon was, wie Du dieses subjektive Thema objektiv behandeln möchtest. Und letztendlich wird´s doch eine subjektive Entscheidung werden ( hoffentlich !!! ). Das erinnert mich so ein bißchen an die Börse. Da werden ( meistens hinterher ) für die Ereignisse die man sich eigentlich nicht erklären kann und die manchmal auch gar keinen so rechten Sinn ergeben ad postum Begründungen geliefert, warum das so oder so hat passieren MÜSSEN. Im Prinzip Quacksalberei, aber sei es drum.
So – nun zum Thema
Vor ziemlich genau zwei Jahren hab ich mir ne Ducati Multistrada 1200 S D-air gekauft. Meine BMW ging damals stramm auf die 50.000 km zu und wir hatten im Laufe der Zeit im Hof ein paar Motorräder dieser Marke und ähnlichen Baujahrs, die so um diese Kilometerleistung herum ziemliche Probleme gemacht haben. Ventile abgerissen, Kardan defekt – nur um die teuersten Defekte zu nennen. Ich weiß, bei DEINER Schwatten ist das ganz anders und sie hat ihre 125.000 km mehr oder weniger problemlos absolviert. Jetzt war meine BMW ein, im Prinzip, ziemlich langweiliges Motorrad. Ok- sie hat mir gefallen und ist auch prima gelaufen. Und ich hab mich wohl auf ihr gefühlt. Vielleicht zu wohl ? Jedenfalls ist sie immer gelaufen. Und zwar bei jedem Wetter. Stundenlanger Regen hat ihr genausowenig ausgemacht wie tagelange Sonnendauerbestrahlung im Süden Europas. Alles so ohne Mecker – das ist doch einfach nur langweilig – oder ?
Naja – und dann hat Ducati dieses Elektronikmonster ( nicht DIE Monster ) rausgebracht. Unter der Federführung von Audi – das konnte doch nur was Gutes sein. Dieses voll einstellbare Fahrwerk, Zug- und Druckstufe separat, natürlich für vorne und hinten einzeln anpaßbar. ABS, Traktionskontrolle, Wheely Kontrolle ( wer braucht so was ? ). Natürlich verschiedene Fahrmodi. Und die wiederum unterteilt in die Klassiker : Fahrer solo, Fahrer mit Gepäck, Fahren zu zweit u.s.w.. D.h., Du kannst Dein Motorrad per Knopfdruck von gaanz weich ( z.B. in der Stadt ) auf gaanz hart ( z.B. für die Kurvenhatz ) unterschiedlich konfigurieren. Das ABS und die Traktionskontrolle in den verschiedenen Modi unterschiedlich stark eingreifen lassen – oder auch nicht. Einfach herrlich. Was hätte ich früher dafür gegeben, meine Laverda einen Tick komfortabler abstimmen zu können. Nee – da haben wir in die Gabelflöte eine zusätzliche Bohrung angebracht, damit das Öl schneller – von oben nach unten und umgekehrt zirkulieren konnte damit die Gabel nicht so barbarisch hart Deine Unterarme malträtiert hat.
Und dann hat mir Ducati noch das entscheidende Kaufargument geliefert.
Die Airbagweste.
Hätte ich dieses Teil doch schon vor 27 Jahren gehabt. Zumindest gesundheitlich würde es mir besser gehen. Aber „hätte, hätte – Fahrradkette“ – ist damals einfach dumm gelaufen und die Leitplanke hätte seinerzeit auch noch Schlimmeres anrichten können…
Also – auf zu neuen Ufern und eine Ducati gekauft. Die Verhandlungen waren lang und zäh und wären auch fast gescheitert. Aber das ist eine andere Geschichte.
2015 bin ich dann noch mit unserem Alain Delon nach Südfrankreich gefahren und alles war in Butter. Das Gerät geht wie SchmitzKatze, das Fahrwerk ist die wahre Pracht, das Licht phantastisch und sogar das Kurvenlicht hilft Dir Dich besser auf der Straße zurechtzufinden. Und – das will ich nicht verhehlen : sie gefällt mir. Dieses etwas aggressive Rot, dieser süße Schnabel, die gesamte Linienführung – paßt eigentlich gar nicht zu so nem kleinen Dicken wie mir. Aber egal. Die Duc ist jedenfalls das erste Motorrad, das mir im Serienzustand gefallen hat und das ich auch serienmäßig fahre. Bei allen anderen mußten die Sitzbänke abgepolstert werden ( ok – ich fahre die tiefe Variante ), Lenker angepaßt und Fußrasten verändert werden. Bei der Duc paßt alles.
Vielleicht noch ein paar Wermutstropfen. Die Diva ( und diesen Namen trägt sie zu Recht ) ist schon ein kleiner Blender. Lackqualität und Verarbeitung sind in Ordnung – aber nicht auf BMW Niveau. Die Behältnisse für Brems- und Kupplungsflüssigkeit sind an popeligen Kunststoffträgern befestigt. Und die sog. Handprotektoren verdienen diesen Namen nicht. Sind aus billigem Plastik und bei Feindberührung, von Sturz mal ganz abgesehen, atomisieren sich die Dinger und Du kannst Dein Teileabo bei Deinem Freundlichen erneuern. Ein versehentlich überfahrener Stein hat mich letztes Jahr die Hinterradfelge gekostet – zum Schnäppchenpreis von 800.- Eur. ( zuzüglich Montage ) Aber irgendwie muß dieses niedrige Gesamtgewicht ja nunmal zustandekommen. Mit dem Benzinvorrat kommst Du nicht wesentlich weiter als 300 km. Meine BMW legte da noch 100km drauf.
Aber sie lief – und das nicht schlecht. Papa war zufrieden.
Erste Inspektion. Schippy hat schon etwas zu den Inspektionskosten geschrieben. Ich finde, die Preise bewegen sich auf Porsche Niveau. Aber bei einem Schwaben muß das nix heißen – wenn die Qualität stimmt.
Und da liegt so ein bißchen der Hase im Pfeffer ( wir kommen darauf noch zurück ).
2016 : große Mimoto Ausfahrt ins Friaul. Micha mimoto hat mich mitgenommen und ich durfte hinter ihm herfahren. Es war wunderbar. Wir sind durch die Schweiz gekurft, Pässe rauf, Pässe runter. Nur schön. Wenn da nicht so eine Kleinigkeit wäre.
Stellt Euch vor, ihr fahrt im dritten Gang eine Paßstraße rauf. Gas vor der Kurve zu. Kurve in ordentlicher Schräglage genommen und Du willst wieder rausbeschleunigen. Normal – oder ? Aber nicht, wenn Deine Traktionskontrolle einsetzt. Bei der Duc bedeutet das : Veränderung des Zündzeitpunktes und Verringerung der Einspritzmenge um bis zu 60%. Ergebnis : Du meinst, Du fällst um. Blödes Gefühl. Du richtest Dich wieder auf, nimmst leicht das Gas weg und… Bumms – da kommt einer mit nem Hammer und haut Dir ins Kreuz. Die Duc legt los wie ein Kurzstreckensprinter und das Ganze wiederholt sich bei der nächsten Kehre ( ital. „tornante“ ). Ist ziemlich uncool – und 2016 hab ich auch keinen richtigen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden.
Nach der Rückehr Motorrad zum Händler. Prinzipiell sehr kompetente Menschen dort. Mit Rennerfahrung. Sollten also mit dem Problem umgehen können. Auslesen des Fehlerspeichers ergab einen defekten Gasgriff. Ist natürlich nicht so ein einfacher mit Drahtzug ( die prinzipiell IMMER funktionoieren ). Euro 4 läßt grüßen. Auf Neudeutsch heißt das jetzt : "ride by wire“. Eine ziemlich ungenaue Übersetzung, finde ich. Wire könnte ja auch ein Drahtseil sein. Iss es aber nich. Ist ein Elektonikkabel ( und komischerweise – aber das wundert hier bestimmt Niemanden – DEUTLICH teurer als ein Drahtseilzug). Der Werkstattmeister versicherte mir, daß das jetzt funktionieren würde. OK – das Jahr war gelaufen. Es gibt ja bald ein neues
2017 : im März ein bißchen Enduro gefahren in Spanien – Freeride Wasserthermostat kaputt gegangen. Im Mai : Albanientour mit dem Gespann – alle Radlager hinüber und der Kardan im Eimer. Sollte wohl nicht mein Jahr werden. Also, im Juli : 5 Tage Alpenrundfahrt mit der Duc. Da sollte ja alles in Ordnung sein. Schließlich kommt die Maschine direkt vom Händler. Pustekuchen ! Genau der gleiche Defekt wie im letzten Jahr. Kann doch nicht sein, Michael. Da machst Du was falsch. Naja, jedenfalls haben wir ein bißchen rumprobiert. Erster Test : tritt das Phänomen in allen Fahrmodi auf ? Antwort : JEIN. Soll heißen . in allen Fahrmodi außer im Enduromodus. Jetzt muß man wissen, daß im Enduromodus logischerweise das Hinterrad ABS ausgeschaltet ist, das vordere ABS verzögert arbeitet, ebenso wie die Traktions- und whelly Kontrolle. Ach ja – und die Leistung auf bescheidene 100 PS begrenzt ist ( nicht lachen – aber das fühlt sich auf der Straße wirklich grausam an ).
Aber sie ist damit einigermaßen gelaufen.
Zweiter Test : die Traktionskontrolle (DTC) umfaßt acht Stufen. 1 ist der Expertenmodus, 8t der Regenmodus. Eingestellt hatte ich die DTC auf Stufe vier. Ich bin nunmal kein Racer sonder eher von der gemütlichen Fraktion. Also hab ich die DTC mal auf Stufe 1 gestellt. Und siehe da : der Patient zeigte Verbesserungstendenz, war aber nicht geheilt.
Dank des Enduromudus konnte ich aber weiterhin mitfahren.
Zuhause angekommen hatten wir zuerst mal den Stammtisch in Idar Oberstein. Die Lacher hatte ich da jedenfalls auf meiner Seite.
Am Montag durfte ich dann die Duc zum Freundlichen bringen. Dort wurde mir mitgeteilt, daß es inzwischen die vierte ( ! ) Rückrufaktion zum Austausch des Gasgriffs gegeben habe und außerdem meine Packtaschenhalterungen, auch im Zuge einer Rückrufaktion, ausgewechselt werden würden. Dem Werkstattmeister habe ich das Problem nochmals ausführlich geschildert.
Seine Reaktion : naja, wir lesen den Fehlerspeicher aus und setzen die Elektronik mal neu auf“. Der Leerlauf zeigte nämlich auch die beunruhigende Tendenz zwischen 500 und 2.000 U/min hin und her zu schwanken. Ob er mir denn sagen könne, ob damit mein Problem beseitigt sei ? „ Nein, das könne er natürlich nicht. Und eine entsprechende Probefahrt könne er auch nicht machen, weil für die beschriebenen Erscheinungen man ja eine entsprechende Teststrecke suchen müsse. Und das könne man nicht abrechen“. Also darum gings.
Und da sind wir wieder bei der Händlerqualität. Machmal habe ich den Eindruck, daß alle Händler, die entweder mit Rollerverkäufen oder „Italoverhalten“ ( Italoverhalten ist bei uns ein Synonym dafür, wenn ein Problem „auf dem kleinen Dienstweg“ auch u.U. etwas an der Legalität vorbei aber meist effizient und hilfreich gelöst wird ) groß geworden sind, die Form von Professionalität vermissen lassen, die die deutschen Premiumhersteller sich im Laufe der Jahre anerzogen haben.
Und das macht m.E. den Unterschied zwischen BMW und dem Rest der Motorradbranche aus. Und deshalb ist es so wichtig, tatsächlich den Händler seines Vertrauens zu finden – und zu behalten. Und manchmal tut es mir wirklich leid, keine BMW oder KTM gekauft zu haben. Unser BMW Händler ist ein Profi – durch und durch. Mit allen damit verbundenen Nachteilen. Und unser KTM Händler ist nicht nur ein liebenswerter Mensch. Er ist auch jemand, der mit einem Schraubenschlüssel umgehen kann. Und der nicht nur weiß wie man „Drehbank“ schreibt.
Aber die Duc – sie ist halt eine „bella machina“. Und da muß man manchmal auch leiden.
Zum Schluß noch eine gute Nachricht : heute habe ich meine Diva wieder aus dem Kindergarten abgeholt. Probefahrt im Schwarzwald gemacht. Zum Glück gibt’s da auch holprige Strecken, wenngleich keine tornanti bei uns in der Nähe sind. Aber – sie hat das Gas gehalten, keine Traktionskontrolle eingestzt. Einfach so wie es sein soll. Nach zwei Jahren. Ich sags´s ja : „Alles wird Gut“
Euer Michael