3 Monate durch Nordindien ( 2016)

Reiseberichte aus Asien
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Thatsmyway
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#9 Ungelesener Beitrag von Thatsmyway »

Vielen lieben Dank für das tolle Feedback von euch. Das motiviert weiter zu machen :)

06.07.2016: Mussori

Haridwar war ein seltsamer Ort und die Anreise eine sehr staubige Angelegenheit. Die Orientierung bei der Anfahrt war nicht so einfach. Die Straßen sind nicht ordentlich gekennzeichnet und die Schilder oft nur auf Hindi und Ortsschilder gibt es so und so keine. Ein hoch auf Google Maps. Gut, dass ich mir noch eine Simkarte in Delhi besorgt habe. Dann noch einen Platten im Vorderreifen. Glücklicherweise schon in Haridwar selber, da konnte ich schnell wen zum Flicken finden. 60 Rs (80 Cent) btw. Das Hotel war ganz Ok; es war nicht einfach ein halbwegs günstiges zu finden.

Aber es ist unglaublich schön, nach 16 Jahren wieder auf indischen Straßen herum zu tuckern. Grins... :)

Haridwar:

Im Hinduismus ist sie eine Pilgerstätte und zählt zu den sieben heiligen Städten, die man als glaubiger Hindu besuchen sollte. Sie liegt am Ganges, dem heiligsten Fluss Indiens.

Haridwar hat mich am Anfang erdrückt. Ich wollte ja raus aus Dehli um ein wenig mehr Ruhe zu haben, aber da war dieses Pilgerstädtchen der falsche Ort. Kleine Gassen vollgestopft mit Fahrzeugen und Menschen. Dauergehupe und Dauergeschupse. Der erste Abendspaziergang war gar nicht entspannend.
Am nächsten Tag lief es besser. Unter Tags war nicht gar so viel los, wie am Abend. Vorallem war auch weniger Verkehr. Ich konnte das Treiben wieder genießen. Einen Regenguss , habe ich für eine Rasur verwendet. (30Rs/40 Cent) Es hat Spaß gemacht den Menschen am Ganges bei ihren Aktivitäten zuzusehen, die mehr mit Ausgelassenheit am Strand und einem Familienausflug gemeinsam hatten, als mit religiöse Rituale und es war schön ihre Freude zu sehen. Die Armut war an allen Ecken sichtbar. Viele Bettler wie immer an Holy Places (an heiligen orten ist es für Pilger Pflicht Almosen zu geben) aber auch einfach sehr arme Menschen, die unbedingt einmal in ihrem Leben an diesem Wallfahrtsort sein wollen.
Der Ausflug zum Tempel auf dem Berg war auch nett. Im Tempel selber war ich nicht, einfach zu viele Leute.Es führt übrigens auch eine Seilbahn auf dem Berg rauf. Ohne ersichtlichem Sicherheitssystem. Reißt das eine Seil purzeln alle runter.

Abends dann zum täglichen religiösen Hauptevent: Die Ghats am Ganges sind voll mit Menschen. Gemeinsam werden Stossgebete abgehalten und wenn die Sonne untergeht werden kleine Schiffchen aus getrockneten Blättern, verziert mit Blumen und einer Flamme auf dem Fluß auf Reisen geschickt. Ich bin schon extra früh zu einer Brücke gegangen um mir einen guten Sicht- Und Photografieplatz zu sichern. Aber ich habe die Rechnung ohne den Inder gemacht. Sie haben einfach gedrängt und gedrängt und einfach nicht aufgehört. Minutenlang immer in der selben Intensität sind jungen und alte Menschen. Frauen, Männer und Kinder sind auf mir draufgeklebt. Und zwar wortwörtlich draufgeklebt. Ich konnte kaum meine Hosentaschen erreichen bzw. die Kameras aus der Tasche nehmen. Habe ich ein Bein gehoben, um es mal zu entlasten, war der Platz, es wieder abzustellen weg und musste wieder erkämpft werden. Ein permanter Kampf um jeden Millimeter. Er gab auch keinen einzigen Versuch zu kommunizieren ala: "Hey, du bist ein Kopf größer als wir alle, lass doch wenigstens die Kinder vorbei." Wobei ich eh zwei vor mir hatte. Kommuniziert wird nur innerhalb der Familie. Alle anderen werden ignoriert. Manches mal habe ich das Gefühl sie leben in ihrer eigenen Bubble.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich in Indien bin; insgesamt habe ich schon 10 Monate in diesem fasziniereden Land verbracht, aber diese Intensität an Menschen hat mich überrascht.

Es ist wie beim Autofahren. Es wird ein erbitterter Verdrängungskampf um jeden Zentimeter geführt. Was mich wirklich wundert ist, dass es nicht öfters in Gewalt endet. Ich frage mich, was das für die Zukunft dieser Gesellschaft bedeutet. Nach zwei Nächten war es Zeit weiter zufahren...




Mussori :

Das weg ist das Ziel.

Ja..... Eh...... Außer es regnet. Und es hat geregnet. Glücklicherweise hat es aufgehört, wie die nette, wenn auch stark befahrene Bergstraße nach Mussori angefangen hat. Es war fein und Brummi ist da wie nix rauf getuckert. Hat echt Spaß gmacht untertourig hinauf zu marschieren. Viele Kurven, tolle Aussicht, guter Asphalt. Einmal kräftig verfahren, aber die Strecke war sehr schön :)

Mussori ist ein sogenanntes Hill Resort für wohlhabende Inder, die der großen Hitze vor dem Monsoon entfliehen wollen. Da Mussori das näheste Hill Resort von Delhi aus ist, ist es auch dementsprechend beliebt und teuer. Es liegt auf 2000 meter.

Das ausgesuchte, halbwegs leistbare Hotel ist natürlich zu und durch Zufall bin ich dann Toshi, einem indischen Tourguide begegnet, der mich im Seinem Hotel (Domas Inn)zu einen Sonderpreis einquartiert hat. Noch immer teuer aber es ist gerade Hauptsaison in Mussori, die Preise sind für einfache Zimmer um das 3 fache gestiegen. Für eine Nacht kann ich mir Toshis Angebot leisten (2000 Rs, normalerweise 3800 )

Oh diese indische Bürokratie. What a mess! Alles ist super kompliziert. Mich nervts.

In Ladakh darf man mit Leihfahrzeugen, welche nicht in Leh (Hauptstadt von Ladakh) ausgeliehen werden, keine Ausflüge abseits der Hauptroute machen; das hat die örtliche Taxivereinigung voriges Jahr durchgesetzt. Für den Rothang Laa Pass, den man passieren muss, wenn man von Manali kommt und weiter nach Ladakh möchte, braucht man angeblich ein online permit.
Außer man kommt über das Spiti Valley (da erspart mich sich diesen Pass), aber da braucht man ja wiederum das andere Permit wo man mindestens zu zweit sein muss. Und dann das Gerücht, dass man mit gemieteten Fahrzeugen aus Delhi in Manali Schwieirgkeiten bekommt, weil man sollte ja in Manali mieten. Und das Gerücht von aufgeschlitzen Reifen usw. Das Internet ist voll davon. Am meisten hat mich das Video beunruhigt, in dem inidschen Touristen in einem Mietauto von Manali in einem Hinterhalt der Taxiinnung kommt und sie mit großen Steinen die Scheiben des Autos einschlagen. Die örtlich Polizei tut nichts dagegen.
Angeblich lassen Sie Soloreisende in Ruhe, aber man kann sich nicht darauf verlassen.

Also was ich laut Joga Motors, mit denen ich telefoniert habe, sagen soll: es ist mein Motorrad und ich habe es von ihnen gekauft. Die Originalpapiere sind beim court, damit es auf meinem Namen umgeschrieben wird. Angeblich machen sie bei Einzelpersonen weniger troubles. A risky game wenn man mich fragt. Mag ich so nicht.

Und irgendwie stimmt alles nicht. Das, was im Reiseführer steht, im Internet, die Wetterapps (angeblich ist quasi schon der Monsoon; laut meinen apps ist über 30 Grad warm und sonnig ) und was die Leute einem sagen. Man kann es sich quasi aussuchen.

Auch die Alternativroute über Chakrata Richtung Shimla haut nicht hin. Denn da braucht man auch wieder ein permit, das man so und so kaum als Ausländer bekommt, denn dass ist militärisches Übungsgebiet. Bis jetzt klappt echt nicht viel.

Heute ist mir auch das erste mal an der Kreuzung wer reingefahren. Nichts, keine Reaktion, aber konsequentes Wegschaun. Glücklicherweise ist meinem Motorrad nichts passiert. Mein Gepäckträger aus Stahl hat einen Blinker auf seinem Auto eingedrückt, aber das war dem Fahrer kein Stehenbleiben wert.


Toshi, der Guide hat mich auch auf die ganze Mietgeschichte in Ladakh aufmerksam gemacht. Ich wußte bis dahin nichts davon und meine Reiseführer in Buchform von 2015 auch nicht. Eigentlich habe ich ja gedacht, dass es ein Marketinggag von ihm ist, denn er vermittelt auch Motorrad Touren und hat gemeint, ich soll doch einfach hier in der Gegend mit einer Gruppe von ihm mitfahren.

Nach zwei Bier und ein ein wenig Frust von der Seele schreiben, bin ich wieder etwas optimistischer. Ich bleibe mal beim ursprünglichen Plan: Spiti Valley und dann weiter nach Ladakh. Manali reizt mich so und so nicht. Den berühmt berüchtigten Rothang Laa Pass hätte ich zwar gerne mitgenommen, aber es muss nicht sein.


08.06.2016: Nahan

Nahan

Finally: ein guter Tag!!!!! Ein wenig verkatert aufgestanden mit zu wenig Schlaf. Aber: endlich eine ruhige Nacht. Kein Hupen, kein Verkehr, nur bellende Hunde, Ratten am Dach und der Muezzin um 4 Uhr früh. Heute eine sehr schöne Strecke gefahren. Endlich weniger Verkehr, endlich freundliche Menschen und schöne Landschaft. Endlich hat es geklappt einen kleine Straße zu nehmen, auch wenn es ein Umweg von 3 Stunden war. Hat sich echt ausgezahlt. Das Wetter hat auch gehalten.

Nahan ist auch für eine Überraschung gut: Es ist verdammt nett. Freundliche Menschen und kleine Gassen wo nicht ständig gehupt wird, da die Gassen in der Innenstadt auch zu schmal sind für Fahrezuge sind. Entspannte Atmosphäre, mit alten Geschäften die fotogen in verschieden Farben getaucht sind. Es macht einfach Spaß durch das Gassengewirr zu schlendern. Ich frage mich ob das auch damit zu tun, dass eine große Gemeinde der Sikhs das Stadtwesen prägt. https://de.wikipedia.org/wiki/Sikhismus
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Rechts?<br /><br />Links?<br /><br /><br />...oder doch gerade aus?
Rechts?

Links?


...oder doch gerade aus?
Wozu den Vorderreifen ausbauen, wenn es auch so geht. Es war übrigens mein einziger Platten....am Vorderreifen. Der geflickte Schlauch hat die gesamte Reise gehalten.
Wozu den Vorderreifen ausbauen, wenn es auch so geht. Es war übrigens mein einziger Platten....am Vorderreifen. Der geflickte Schlauch hat die gesamte Reise gehalten.
Thali...Gemüsesaucen, Reis und Fladenbrot. Alles  umgerechnet um rund 80 Cent. Ich liebe das indisches Essen sehr. Und das, obwohl ich sehr gerne Fleisch esse, aber in der indischen Straßenküche meisten darauf verzichte.
Thali...Gemüsesaucen, Reis und Fladenbrot. Alles umgerechnet um rund 80 Cent. Ich liebe das indisches Essen sehr. Und das, obwohl ich sehr gerne Fleisch esse, aber in der indischen Straßenküche meisten darauf verzichte.
Affen gibt es überall und sie werden auch fleißig gefüttert...soll ja Glück bringen :)
Affen gibt es überall und sie werden auch fleißig gefüttert...soll ja Glück bringen :)
DSCF8012.jpg
Die Gahts in Haridwar
Die Gahts in Haridwar
Die Gahts in Haridwar
Die Gahts in Haridwar
Die Gahts in Haridwar
Die Gahts in Haridwar
Endlich eine schöne Strecke zum Fahren (zwischen Mussori und Dakpatthar auf den Weg nach Nahan)
Endlich eine schöne Strecke zum Fahren (zwischen Mussori und Dakpatthar auf den Weg nach Nahan)
tröhht!..in Indien liebt man alles was lärmt macht.
tröhht!..in Indien liebt man alles was lärmt macht.
freundlicher Büchsenmacher in Nahan
freundlicher Büchsenmacher in Nahan
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Thatsmyway
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#10 Ungelesener Beitrag von Thatsmyway »

Achja die Karte von der bis jetzt abgehandelten Strecke:
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Neu Delhi  Delhi  Indien nach Nahan   Google Maps.jpg

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Chris aus Leonding
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#11 Ungelesener Beitrag von Chris aus Leonding »

Sehr toller Bericht, eines mir noch völlig unbekannten - aber sehr interessanten - Landes und noch dazu mit schönen Bildern voller Leben :Sl: Für die Videos habe ich derzeit ein zu langsames Netz, wird aber nicht vergessen auch diese zu sehen.

Danke fürs Teilen Peter DD

See you ...
Liebe Grüße von Chris aus Oberösterreich
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Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.
(Alexander von Humboldt)

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Karim
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#12 Ungelesener Beitrag von Karim »

Vielen Dank für Deine Mühen diesen Bericht zu erstellen - ich lese ihn mit Interesse! :L

Noch nie bin ich in Indien gewesen. Als Reiseziel löst es in mir immer wieder gemischte Gefühle aus. Einerseits habe ich das Interesse, so viele unterschiedliche Länder/Kulturen wie möglich zu sehen, bevor ich ins Gras beiße und andererseits schreckt es mich ab, weil ich von Mopedreisenden nun schon mehr als einmal sehr negative Berichte über dieses Land gelesen und gehört (Podcasts) habe. Dies betrifft vor allem eine für uns unbekannte extreme Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr; ein ewiges Gedrängel und Geschubse auf den Straßen und Lärm.

Für mich sind diese Punkte Stressfaktoren und ich würde irgendwann das Weite suchen wollen......

Ich bin gespannt, wie Deine Erlebnisse weitergehen... :Ni:
Allzeit gute und sichere Fahrt, Karim

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Thatsmyway
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#13 Ungelesener Beitrag von Thatsmyway »

Kurare79 hat geschrieben:Vielen Dank für Deine Mühen diesen Bericht zu erstellen - ich lese ihn mit Interesse! :L

Noch nie bin ich in Indien gewesen. Als Reiseziel löst es in mir immer wieder gemischte Gefühle aus. Einerseits habe ich das Interesse, so viele unterschiedliche Länder/Kulturen wie möglich zu sehen, bevor ich ins Gras beiße und andererseits schreckt es mich ab, weil ich von Mopedreisenden nun schon mehr als einmal sehr negative Berichte über dieses Land gelesen und gehört (Podcasts) habe. Dies betrifft vor allem eine für uns unbekannte extreme Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr; ein ewiges Gedrängel und Geschubse auf den Straßen und Lärm.

Für mich sind diese Punkte Stressfaktoren und ich würde irgendwann das Weite suchen wollen......

Ich bin gespannt, wie Deine Erlebnisse weitergehen... :Ni:
Hi Karim

Ich glaube Indien löst immer gemischte Gefühle aus. Es polarisiert sehr. Manche zieht es dann immer wieder hin und manche sagen: Einmal und nie wieder. Nachdem ich vor 17 Jahren 6 Monate in einem Stück dort war, habe ich es mir sehr lange überlegt ob ich es mir wieder antun soll. Es ist anstregend dort zu Reisen, aber ich finde es nachwievor, dass es sich lohnt.

Den Verkehr habe ich letztendlich halb so wild gefunden und außer das eine mal wo mir ein Auto in das Motorrad gefahren ist, ist (fast) nichts passiert. Mit der Zeit lernt man mitzufliesen. Ich glaube auch, dass viele Motorradtouristen einfach für die dortigen Verhältnisse zu schnell unterwegs sind und sich zuviele Kilometer pro Tag vornehmen, was dann auch ungemein stresst. Ich bin auf Landstraßen um die 60 Km/h max unterwegs gewesen...in den Bergen waren es zwischen 40 und 60 km/h und auf den ganz schlechten Straße auch mal um die 20km/h. Und viel schneller möchte ich auch deswegen nicht unterwegs sein, weil ich dann das Gefühl habe, ich versäume was. Deswegen lege ich auch immer sehr viele Pausen ein. Und auf ein Recht pochen spielt es halt nicht. Man ist realtiv weit unten in der "Nahrungskette" wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist.

Andererseits gibt es auch immer noch ein große Hilfsbereitschaft unter den Menschen. Wenn man liegen bleibt mit dem Motorrad ergibt sich immer eine Lösung.


Ich gehöre auch zu den wenigen die Dehli mögen. In dem Viertel in dem ich war ist es sehr chaotisch, aber dann gibt es wieder Gassen in dem die Zeit stehen geblieben ist und Kinder auf den Gassen spielen und Autos nicht durchkommen. (sieht man vielleicht auch im Delhi Video ganz gut) Was mich auch immer wieder an dem Land so fasziniert ist, dass beim nähreren Hinschaun, sich alles auf der Straße abspielt und man deswegen besonders leicht am täglichen Leben, mit all seinen Facetten, Teil haben kann. Ich kenne sonst kein Land wo das in der Intensität möglich ist. Es gibt Plätze, da kann ich Stundenlang sitzen und das Treiben beobachten und je mehr man das Chaos beobachtet, desto weniger erdrückend ist es.
Aber ich muss zugeben, dass es dann einen Punkt gibt, wo ich auch wieder weg muss von diesen Städten und ruhigere Plätze aufsuche.

Das Geschupse ist wirklich in vielen Fällen sehr anstrengend, aber wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist erspart man sich viel davon. Ich bleibe dann dort stehen wo weniger los, ich muss nicht um einen Platz in einem Bus kämpfen und in Städten nehme ich mir ein Tuktuk und gehe sehr viel zufuß. Mit dem Motorrad kann man immer wieder von diesen Menschenmassen gut eine Pause einlegen.

Der Lärm war auch für mich ein Problem, man kann dem kaum entkommen. Die Toleranzgrenze die die indische Bevölkerung diesbezüglich hat, kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann mich daran auch nicht gewöhnen.

Das Land verlangt verdammt viel Zeit und hat eine lange Eingewöhnungsphase. Als ich das erste mal dort war, wollte ich am ersten Tag wieder zurück. Ich war nicht darauf vorbereitet einen echten Kulturschock zu erleben. Ich habe echt gute 14 Tage gebraucht um mich halbwegs zurecht zu finden.

Aber ich finde das Land nachwievor sehr faszinierend, aber auch oft mal erschreckend und abstoßend. Ich habe dieses mal auch ganz liebe Freunde gewohnen mit denen ich nachwievor in Kontakt stehe. Das Land sieht mich sicherlich wieder.

Liebe Grüße

Peter

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Karim
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#14 Ungelesener Beitrag von Karim »

Vielen lieben Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen, wie man oder wie Du Indien empfunden hast - Danke! Die Erfahrungen von jemandem, der dort selber gewesen ist, lese ich immer mit Interesse, da es noch einmal ein anderes Bild gibt, wie man es von einem Reiseführer bekommt. (Neugierig macht Indien mich nach wie vor. Zumal gerade meine Tante für 3 Monate in Indien gewesen ist (Ladakh, Delhi, Varanasi und auf irgendeinem hohen Pass Khardungla oder so.) und begeistert von dem Land gewesen ist.)
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Noggi
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#15 Ungelesener Beitrag von Noggi »

Hallo Peter

Interessanter Reisebericht mit all den Erklärungen. :Sl: Ja Deine Erklärung von Indien ist glaube ich genau so

Manche zieht es dann immer wieder hin und manche sagen: Einmal und nie wieder.

Ich gehöre mit Sicherheit zu den letzteren, nach meinem einzigen Besuch in Bangalore und Mumbai allerdings zum arbeiten dort habe ich für mich
entschieden Einmal und nie wieder, mag auch mit der Lebensart und vor allem mit dem Essen zu tun zu haben. :Hilf:
Gruss aus der Schweiz

Bruno

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Thatsmyway
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Re: 3 Monate durch Nordindien ( 2016)

#16 Ungelesener Beitrag von Thatsmyway »

Der Weg zum Spiti Tal:

09.06.2016

Kurfi

Zweimal an diesem Nest vorbei gefahren und den Fehler gemacht, mich im erstbesten Hotel breit schlagen zu lassen. Es hätte mich schon skeptisch machen sollen, wie schnell der Preis für das Zimmer runtergegangen ist. Es war ja schön, aber: sie hatten keinen Schlüssel für das Zimmer. Nur einen Universalschlüssel. Also mussten sie halt die 4 Stöcke immer mit mir rauf rennen. Das mit dem Wasser hat auch nicht funktioniert. Es gab keines, obwohl mir fließendes heißes Wasser zugesagt würde. Letztendlich habe ich das Zimmer gewechselt, wofür es sogar einen Schlüssel gab und...Ein wenig mehr Wasser. Dafür hatte ich aber auch eine hübsche Schimmeldecke Im Bad. Das Hotel war leer. Warum sie mir nicht einfach ein funktionierendes Zimmer gegeben haben, weiß ich nicht. Sie waren sehr bemüht haben aber auch sehr hilflos gewirkt.

Aber der Tag war schön. Zuerst in einem Gewittersturm hineingefahren , der nicht ohne war. Aber ich muss sagen mit dem richtigen Equipment und normalen Regen, fährt es sich fast angenehm. Mit der Zeit hat sich das Wetter gebessert und die Straßen waren verdammt schön. Als ich auf die Hauptverkehrsstraße nach Shimla gestoßen bin, war es dann wieder aus mit der Gemütlichkeit. Viel Verkehr und Gehupe. Dann einen Alternativweg gefunden, der dann leider am halben weg wegen einer kaputten Brücke zuende war. Auch dazu eine Alternative gefunden. Ein indischer Freund hat mal gemeint: "Vergiß die Alternativrouten die google maps anbietet. Nimm immer die Hauptroute, ansonsten kann es echt kompliziert werden." Ja kann es, aber es war auch verdammt schön. Entlang von grünen Tälern, durch Wäldern auf überraschend gutem Asphalt.

11.06.2017

Chitkul

Eine Nacht in Sarahan übernachtet. Ein kleines Dörfchen mit einem schönen Tempel. Ein nette Nepali mit den köstlichsten Momos (Teigtaschen, gedünstet oder fritiert gefüllt mit gemüse oder Fleisch) die ich je gegessen habe. Ein schöner Ort, der zum Verweilen einlädt. Da ich aber noch nach Chitkul wollte, welches in den Reiseführern so schön beschieben wurde und die Monsoonzeit langsam näher rückt, bin ich nur eine Nacht geblieben.

Chitkul liegt verdammt schön und das Dorf ist faszinierend. Die Anreise war toll. Aber: Die ganze touristische Infrastruktur ist vom Dorf getrennt und das merkt man auch irgendwie. Die Bewohner sind nicht gerade scharf auf Touristen und ich glaube sie haben auch nichts davon. Und das merkt man in der Atmosphere die hier herrscht. Und so mancher indischer Tourist tritt auch wirklich arrogant auf. ( selber erlebt) Die Hotels sind jetzt auch, von der Stimmung her,nicht so aufregend. Also auch nicht jetzt ein Platz um länger zu bleiben.

Nett war allerdings der Sonnenuntergang und das Gespräch mit dem Dorflehrer. Neben ihm war ein alter Mann der aus Yakwolle mit viel Geduld einen Faden gesponnen hat.
Ein Frau hat in einem Trog Wäsche gewaschen, in dem sie die Teile im Trog mit den Füßen getreten hat. Die Yaks wurden in die Ställe getrieben. Man hat sich an Kreuzungen zum Quatschen getroffen. Kochgeschirr würde mit Gräsern gereinigt.

Die indischen Touristen haben noch bis 23:00 mit lauter Musik und reichlich Whisky gefeiert.


Der Hauptplatz gehört am Abend den Herren und in der Früh den Damen. Es wird gemeinsam gefrühstückt und es wird ausgiebig miteinander gelacht und gequatscht. Nebenher wird das Geschirr abgewaschen und Getreide gewaschen.

14.06.2016

Kalpa: Höhe 2700m

Und dann noch zwei Sikhs getroffen. Ein Älterer Herr (56 wie ich inzwischen weiß und ein jüngerer (36). Gut aufgelegt und für jeglichen Schabernack aufgelegt. Sie haben zu einer ziemlichen sinnlosen Fahrt in ihrem Auto eingeladen um den besten Viewpoint zu finden und mir ist jetzt einiges klar was den indischen Verkehr betrifft. Purer Wahnsinn. Aber der ganze Abend war sehr lustig und informativ. Wir haben noch gemeinsam gegessen und eine kleine Flasche Wodka geleert. Der Jüngere hat geredet und geredet, und dass in einem Tempo als wäre er auf Speed unterwegs. Der Ältere hat immer wieder versucht den Jüngeren, der noch dazu Gott und der Welt helfen möchte, egal ob das Gott oder die Welt möchten, zu bremsen. Es war ein sehr amüsanter Abend.

Ich habe mir neue Kopfhörer geleistet. "100% echt original Beats Kopfhörer" ....... Um 4 Euro.

Ich habe noch immer den Geruch der Nadelnbäume in der Nase. So intensiv, so gut. Die warme, trockene Luft intensiviert den Duft genauso wie ich es von Griechenland kenne, wenn nicht sogar stärker. Die Landschaft hier ist verdammt schön.

Hier in Kalpa sollte ich auch, wenn alles klappt, mein Permit für das Spiti Valley bekommen.

Dateianhänge
Shimla, noch so eine überteuerte Hill Station, die ich nur aus der Ferne sehen wollte.
Shimla, noch so eine überteuerte Hill Station, die ich nur aus der Ferne sehen wollte.
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Momoküche in Sarahan
Momoküche in Sarahan
Momoküche in Sarahan
Momoküche in Sarahan
Momoküche in Sarahan
Momoküche in Sarahan
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Chitkul
Chitkul
Chitkul
Chitkul
Chitkul
Chitkul
Chitkul
Chitkul
Einer Erinnerung, dass man immer verdammt aufpassen muss, wenn man auf den Bergstraßen unterwegs ist.
Einer Erinnerung, dass man immer verdammt aufpassen muss, wenn man auf den Bergstraßen unterwegs ist.
Ausblick vom Hotel  in Kalpa
Ausblick vom Hotel in Kalpa

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