Saisonbeginn

[Roads End]

Frühmorgens gibt das Handy Whatsapp Alarm, Meldung: wir verschieben den Abfahrtstermin und treffen uns erst gegen zwölfe am Kloster
Zwiefalten. Ein Blick aufs Thermometer zeigt eisige -5° Celsius, bloß schnell wieder in die noch warmen Federn. Als es schließlich doch losgeht, hat die Sonne die Luft zumindest schon mal auf 5° Grad plus angewärmt.
Hinter Königsbrunn geht es durch ein enges schattiges Tal, kalt ist es da und entsprechend vorsichtig fahre ich da durch. Ich traue dem komisch aussehenden Asfalt nicht und eiere durch das Geschlängel. Nach dem Kreisel wird es offener und zügig führt die Route hinauf auf die schwäbische Alb. Brrr jetzt wird es richtig frisch, der Bordcomputer warnt: Glatteisgefahr! Ich schaue gar nicht mehr auf die Anzeige, die Straße ist trocken, die Sonne hat alle komischen Stellen getrocknet. Nur in den Schattenstellen heißt es aufpassen wie ein Luchs, muß die neue KTM ja nicht gleich horizontal über den Asfalt jagen.
Uff, endlich geht es wieder abwärts, das Thermometer zeigt gleich 9°, das Ziel rückt in greifbare Nähe. Gelassen sind nun die Kurvenschwünge, ich lasse die Orange-Schwarze laufen. Locker und fast wie auf Schienen (nee, das wäre ne 1200GS) rennt die KTM durch sämtliche Straßenbiegungen. Kein Vergleich zur F800GS, endlich kurzes Antippen der Kupplung, die Gänge flutschen nur so hinein, der Motor macht willig alles mit, unterstützt mich und kostet mich keine Energie. Die bordeigene Sitzbankerwärmung (keine Heizung) ist bei diesen Temperaturen absolut willkommen, auf der BMW wäre mir schon lausig kalt.
In Zwiefalten parke ich auf dem Klostervorplatz und warte dann auf die aus Südwesten Ankommenden. Gegen 12 Uhr treffen die beiden dann endlich ein, statt auf ihren GSsen haben sie aufgrund winterlicher Verhältnisse zu ihren weißen Can-Am's gegriffen. Nach Begrüßung, Cappucino und Butterbrezeln brechen wir auf Richtung Hundertwasser-AB-Tankstelle.
Die Fahrerei hinter so einem Can-Am ist echt gewöhnungsbedürftig. Die Silhouette sieht eigentlich nach Motorrad aus, die beiden Vorderrad-ausleger fallen gar nicht mal so auf. Aber dann in den Kurven biegt sich der Fahrer wie bei einem Gespann in die Kurve, das Fahrzeug selbst neigt sich nicht. Ich brauchte eine Weile, um dauerhaft meinen Abstand halten zu können. Die Can-Am's mußte ich ignorieren, damit ich den nötigen Motorrad-Kurvenradius vollziehen konnte.
Die Strecke zur AB-Tankstelle verläuft ohne besondere Kurvenorgien, es ist für einen Samstag wenig Verkehr unterwegs, nur die Bauern fallen durch unliebsame Geruchsverteilung (Gülle) auf. Die Hundertwasser-Tankstelle sieht aus wie der Inhalt einer Eisdiele mit einer riesigen Eistüte und allerlei Schnickschnack. Auch das Innere und sogar die sanitären Anlagen sind in dieser Kunstart gehalten. Wir krönen unseren Besuch mit dem ersten Eis am Stiel des Jahres und lassen uns von der Sonne wärmen. Währenddessen sammeln sich wieder mal Schaulustige um die seltenen weißen Fahrzeuge.
Statt uns nun in verschiedene Richtungen zu verteilen, wollen wir noch einen Blick auf die Alpen werfen. Meine Freunde sprechen von einem Berg, mir schleierhaft, wo hier in der Gegend ein Berg sein soll. Egal, wir flitzen durch die sonnigen meist sauberen Sträßchen und halten immer weiter nach Süden.Schließlich erreichen wir den Höchsten, wer ihn sucht, sollte sich Richtung Rubacker aufmachen. Der Weg dorthin führt durch noch nicht alpine Landschaft, die aber schon Bergfeeling verspricht. Oben gibt es einen Parkplatz und von dort einen heute schlammigen Trampelpfad zu einer Aussichtsplattform. Klare Sicht ist uns nicht vergönnt, trotzdem können wir den Bodensee recht gut erkennen und auch die weißen Gipfel der Alpen, die sich wie eine zackige Wand quer von Ost nach West erstrecken.
Nun trennen sich tatsächlich unsere Wege. Die beiden Can-Am's machen sich auf den Weg nach Westen, während ich die KTM wieder gen Norden bewege. Bis zur B30 ist es noch recht angenehm, auf der B30 wird es schon recht kühl. Langsam werde ich müde und die Kälte schleicht sich über die Hände an. Auf der Autobahn sinkt die Temperatur wieder auf die 5° ab, einr Pause ist dringend angesagt.
In der Lonetal-AB-Tankstelle wärme ich mich erst mal auf. Auf den anschließenden Kilometern lasse ich die KTM mal 170 laufen, was sie ohne Mucken macht. Runter von der Autobahn geht es erst über ein kleines Plateau und anschließend über eine steile Abfahrt runter ins Tal der Kocher. Hier liegt noch Schnee am Straßenrand und natürlich rechts und links im Wald, von der Sonne ist auch nichts mehr zu sehen und die Glatteiswarnung schreit schon wieder auf optischem Wege. Zum Glück sind es nur noch ein paar wenige Kilometer und die heimische Garage ist bald erreicht. Mit gut 1100km ist die KTM jetzt reif für die Erstinspektion. Mich hat sie während dieser Strecke voll überzeugt, ich gebe sie nicht mehr her.

PS: es darf jetzt aber auch gerne wärmer werden

[Karim]

Schöne „Erst-Ausfahrt-Story“! Erst habe ich die Nase ein wenig gerümpft, da keine Bilder dabei sind, aber Du hast es so bildhaft geschrieben, da sah ich alles vor dem inneren Auge Viele schöne Kilometer weiterhin mit der neuen KTM!

[Schippy]

Ja schön beschrieben, da brauchts nicht unbedingt Bilder.

Viel Spaß mit der Kathie !

Gruß
Herbert und Tanja
die Schippalla

[maxmoto]

K. K.
Klasse Karin - ich finde es großartig, wenn die erste Ausfahrt schon so überzeugt. Ihr zwei scheint zusammen zu passen.

[Doris]

Großes Kopfkino!
Danke fürs Mitnehmen
und noch viele schöne Touren mit der Neuen!

[Quhpilot]

Schöne erste Ausfahrt. Einzig die Hunderwasser-Tanke......da hätte ich mal gerne ein Bild gesehen......aber irgendwas ist ja immer.....

[Noggi]

Ist das auch so eine wie diese hier in Altenrhein, ich erlaube mir mal das Bild hier eizustellen, sollte das nicht passen so
werde ich das natürlich wieder löschen.

IMG_2192 by Bruno Schwendener, auf Flickr

[Roads End]

Wer die Raststätte sucht: Illertal Ost http://www.illertal.com/home.asp