Mont Chaberton 2018
Verfasst: Dienstag 18. September 2018, 13:33
Mont Chaberton, 04. Sept. 2018
1. Einleitung
Lange Zeit schon ist dieser Berg ein Traum von mir, der jetzt verwirklicht werden sollte.
Es ging schon vor ca. 8 Jahren los, als ich mich das erste Mal mit diesem Berg beschäftigte. Der Traum wurde mit der Zeit zur Begierde und dann zum inneren Zwang. Vielleicht kennt das der Ein oder die Andere. Ich wollte nicht da hoch, sondern ich musste einfach!
Nur wenigen habe ich davon erzählt, denn es war nicht klar, ob es gelingen konnte. Zu ungewiss war das Abenteuer, trotz ausgiebiger Recherche auf Karten und im Internet. Außerdem ist die Tour mit dem Motorrad mittlerweile verboten, aber mir war das jetzt egal. Darüber hinaus wird der Weg auch jedes Jahr schlechter und ich weiß gar nicht, ob das überhaupt noch geht.
Angefixt wurde ich schon vor über 15 Jahren, als ich das erste Mal mit Freunden und meiner SV650 von Lago d’Idro über den Passo della Spina zum Giogo del Manivia gefahren bin. Eine herrliche Schotterstrecke damals, mit toller Aussicht.
Mit der Zeit kamen einige weitere Exkursionen auf Schotter hinzu. Col de Finestre, Assietta, Ligurische Grenzkamm-Straße, Maira-Stura-, Varaita-Maira-Kammstrasse, Tremalzo und später mit der KLV dann noch Col du Parpaillon und Colle Sommeiller.
Es gehört außer dem Willen auch eine Portion Glück dazu. Das Motorrad muss passen und auch richtig laufen. Ein Termin mit einem Partner muss zustande kommen, das Wetter muss mitspielen. Die eigene Gesundheit darf einem natürlich auch keinen Streich spielen und vor allem muss der Weg befahrbar sei.
Also, nach dem einige Jahre die Parameter leider nicht alle erfüllt waren, schien jetzt endlich alles zu passen. Die Vorbereitungen waren alle am Laufen und die Zeichen standen auf „go“.
Für dieses Wagnis habe ich mir extra eine gebrauchte Beta Alp 4.0 zugelegt. Das ist auch nicht so einfach eine zu finden, die man auch bezahlen kann und will. So viele gibt es da auch gar nicht auf dem Markt.
Dieses Modell habe ich mir gezielt ausgesucht, da es vor allem ein geringes Gewicht mitbringt (ich selbst hab ja schon mehr als genug an Masse) und zudem über eine niedrige Sitzhöhe verfügt, was im steilen Gelände durchaus von Vorteil sein kann. Des Weiteren besitzt sie einen E-Starter, da ich mir Kick-Orgien in über 2500 m Höhe ersparen wollte. Da hat man so schon genug zu kämpfen, im Gelände versteht sich. Auf der Straße ist das ja alles ein Klacks. Nicht, dass es nicht noch bessere Alternativen gegeben hätte, aber meine Wahl war gut und ich Guter Dinge.
Ein Termin stand fest und ein Freund hat sich als Partner gefunden. Mein Knie war soweit wieder OK und das Wetter schien nicht schlecht zu werden.
2. Das Vorspiel
Um es kurz zu machen: vor der Abreise hatte ich leider noch mit Dreck im Vergaser der Beta zu schaffen. Da ich erst mal nicht wusste, was genau los war, kostete mich das wertvolle Zeit und so knapp vor der Abfahrt auch jede Menge Nerven.
Aber mit Hilfe und Unterstützung meiner Werkstatt bekam ich das zum Glück noch vor der Abfahrt in den Griff.
Am Samstag bin ich dann erst um 11 Uhr weggekommen, scheixxe, ich bin unterwegs und die Mühle läuft – hoffentlich auch für die nächsten paar Tage. Spannend bleibt es allemal.
19.30 Uhr und endlich im Hotel in Cesana Torinese, bzw. San Sicario Alto. Ausladen und Moped-Testfahrt auf dem Parkplatz. Alles gut. Klamotten aufs Zimmer und ab in die Hotelbar – ich hab Durst, denn mein alter T4 hat leider kein Klima!
Es gibt kaltes Bier und ich entspanne mich. Die Managerin ist sehr nett und wir verbringen einen unterhaltsamen Abend bei Bier und Popcorn. Richtig Hunger hab ich nicht, aber immer noch Durst, also noch ein Bier, dann schlafe ich auch gut.
Sonntag und die Sonne scheint. Ich nehme Rücksicht auf die Erholungssuchenden und fahre mit dem VW-Bus über Fenils nach Pra Claud und mache eine Wanderung Richtung Chaberton.
Die Schranke in Pra Claud ist offen. Sehr gut, da müssen wir keine „Umleitung“ fahren. Wir heißt mein Freund Max und ich. Er kommt am Dienstag früh für 2 Tage, um hier mit mir zusammen ein paar Touren zu fahren. Vor allem aber den Chaberton! Steht bei ihm auch schon länger auf der Todo-Liste.
Es ist trocken und warm und der Weg ist steil. Mein Knie macht mit, aber ich transpiriere leicht. Ich verfolge meinen Standort über eine Offline-Map auf meinem Smartphone und stelle fest, dass ich nur sehr langsam vorankomme. Den gespaltenen Felsen möchte ich wenigstens erreichen, um mal die Lage zu erkunden. Außer ein paar Wanderern, die mich überholen, und ein paar Mountainbikern, die mir entgegengerast kommen und freundlich grüßen, begegne ich niemandem.
Von Pra Claud (ca. 1600 hm) zum gespaltenen Felsen (ca. 2400 hm) sind es ca. 800 Höhenmeter einfach. Es zieht sich ganz schön, aber der Weg ist gut begeh- und befahrbar. Ca. 2150 und ein paar zerquetschte Meter und ich kann nicht mehr. Schließlich muss ich wieder runter und ich will mich ja nicht total verausgaben. Ich sollte vielleicht doch öfter mal wieder Sport treiben. Also wieder zurück.
Heute geh ich früh ins Bett. Essen, trinken und ab aufs Zimmer. Beim Fernsehen schlaf ich ein.
Montag und die Sonne scheint wieder, ein paar kleine Wölkchen schweben am Himmel, aber es sieht gut aus für eine Probefahrt. Muss die Beta ja mal im Gelände fahren und schauen, wie sie und ich zusammen passen.
Ab zum Monte Jafferau. Der steht auch noch auf meiner Liste, weil das letzte Mal, als ich hier war hatte es übel geregnet, und da wollte ich mit der KLV nicht mehr unbedingt dort hinauf. Heute läuft es super und sogar der Tunnel ist befahrbar. Das nenn ich Glück, es geht schon mal gut los. Der Gipfel ist auch bald erreicht und dort treffe ich noch einige Enduristen.
Fotos geschossen und ab ins Tal über die Ski-Piste. Zum Glück bin ich da nicht rauf. Das ist eine andere Hausnummer und ich bremse mich langsam hinunter nach Bardonecchia. Von dort auf die Bahn nach Oulx, denn die Landstraße ist gesperrt. Hier noch in den Supermarkt und ein paar Äpfel gekauft. Einen Cafe macchiato habe ich mir jetzt auch verdient und sitze nun im Cafe beim Supermarkt und beobachte die Leute und bin erstmal glücklich. Dann zurück ins Hotel. Heute Abend gibt es Pizza in Cesana und leckeren Rotwein.
3. Hauptteil
Dienstag und Max* (*Name geändert) ruft mich an. Er wird ca. 10 Uhr da sein, wie besprochen. Hervorragend, dann können wir ja gleich loslegen. Heute wollten wir eigentlich erst mal Colle della Rho und Mulattiera machen. Ich check meine Beta nochmals durch und packe meine Sachen.
Max ist schon bald da und seine alte Yamaha TT600 ist schnell abgeladen. Um 11 Uhr meint er zu mir: „Planänderung: wir machen gleich den Chaberton.“ Mir ist das Recht, denn ich bin schon ganz heiß drauf. Es ist Kaiser-Wetter und wir brechen auf.
So schwer wird das schon nicht werden. Früher (80er und 90er Jahre) sind die hier mit ihrer R80 GS mit Seitenkoffern hoch. In den 90ern sogar noch mit Jeeps.
Wir brutteln den Weg hoch und es ist stellenweise doch schon übel, aber das geht schon. Unterwegs weisen uns ein paar italienische E-Mountain-Biker freundlich aber bestimmt darauf hin, dass wir hier mit unseren Mopeds nicht fahren dürfen. Wir sollten eine Genehmigung in Cesana beantragen. Wir erwidern, dass wir dazu keine Zeit hätten, weil wir morgen wieder abreisen. Die Radler strampeln weiter und wir machen eine kleine Foto-Pause und trinken erst mal was, denn die Sonne steht bald im Zenit und es ist schon heiß. Aber wir sind ja schon demnächst an der Engstelle am gespaltenen Felsen und oben wird es dann schon kühler werden.
Fortsetzung folgt ...
1. Einleitung
Lange Zeit schon ist dieser Berg ein Traum von mir, der jetzt verwirklicht werden sollte.
Es ging schon vor ca. 8 Jahren los, als ich mich das erste Mal mit diesem Berg beschäftigte. Der Traum wurde mit der Zeit zur Begierde und dann zum inneren Zwang. Vielleicht kennt das der Ein oder die Andere. Ich wollte nicht da hoch, sondern ich musste einfach!
Nur wenigen habe ich davon erzählt, denn es war nicht klar, ob es gelingen konnte. Zu ungewiss war das Abenteuer, trotz ausgiebiger Recherche auf Karten und im Internet. Außerdem ist die Tour mit dem Motorrad mittlerweile verboten, aber mir war das jetzt egal. Darüber hinaus wird der Weg auch jedes Jahr schlechter und ich weiß gar nicht, ob das überhaupt noch geht.
Angefixt wurde ich schon vor über 15 Jahren, als ich das erste Mal mit Freunden und meiner SV650 von Lago d’Idro über den Passo della Spina zum Giogo del Manivia gefahren bin. Eine herrliche Schotterstrecke damals, mit toller Aussicht.
Mit der Zeit kamen einige weitere Exkursionen auf Schotter hinzu. Col de Finestre, Assietta, Ligurische Grenzkamm-Straße, Maira-Stura-, Varaita-Maira-Kammstrasse, Tremalzo und später mit der KLV dann noch Col du Parpaillon und Colle Sommeiller.
Es gehört außer dem Willen auch eine Portion Glück dazu. Das Motorrad muss passen und auch richtig laufen. Ein Termin mit einem Partner muss zustande kommen, das Wetter muss mitspielen. Die eigene Gesundheit darf einem natürlich auch keinen Streich spielen und vor allem muss der Weg befahrbar sei.
Also, nach dem einige Jahre die Parameter leider nicht alle erfüllt waren, schien jetzt endlich alles zu passen. Die Vorbereitungen waren alle am Laufen und die Zeichen standen auf „go“.
Für dieses Wagnis habe ich mir extra eine gebrauchte Beta Alp 4.0 zugelegt. Das ist auch nicht so einfach eine zu finden, die man auch bezahlen kann und will. So viele gibt es da auch gar nicht auf dem Markt.
Dieses Modell habe ich mir gezielt ausgesucht, da es vor allem ein geringes Gewicht mitbringt (ich selbst hab ja schon mehr als genug an Masse) und zudem über eine niedrige Sitzhöhe verfügt, was im steilen Gelände durchaus von Vorteil sein kann. Des Weiteren besitzt sie einen E-Starter, da ich mir Kick-Orgien in über 2500 m Höhe ersparen wollte. Da hat man so schon genug zu kämpfen, im Gelände versteht sich. Auf der Straße ist das ja alles ein Klacks. Nicht, dass es nicht noch bessere Alternativen gegeben hätte, aber meine Wahl war gut und ich Guter Dinge.
Ein Termin stand fest und ein Freund hat sich als Partner gefunden. Mein Knie war soweit wieder OK und das Wetter schien nicht schlecht zu werden.
2. Das Vorspiel
Um es kurz zu machen: vor der Abreise hatte ich leider noch mit Dreck im Vergaser der Beta zu schaffen. Da ich erst mal nicht wusste, was genau los war, kostete mich das wertvolle Zeit und so knapp vor der Abfahrt auch jede Menge Nerven.
Aber mit Hilfe und Unterstützung meiner Werkstatt bekam ich das zum Glück noch vor der Abfahrt in den Griff.
Am Samstag bin ich dann erst um 11 Uhr weggekommen, scheixxe, ich bin unterwegs und die Mühle läuft – hoffentlich auch für die nächsten paar Tage. Spannend bleibt es allemal.
19.30 Uhr und endlich im Hotel in Cesana Torinese, bzw. San Sicario Alto. Ausladen und Moped-Testfahrt auf dem Parkplatz. Alles gut. Klamotten aufs Zimmer und ab in die Hotelbar – ich hab Durst, denn mein alter T4 hat leider kein Klima!
Es gibt kaltes Bier und ich entspanne mich. Die Managerin ist sehr nett und wir verbringen einen unterhaltsamen Abend bei Bier und Popcorn. Richtig Hunger hab ich nicht, aber immer noch Durst, also noch ein Bier, dann schlafe ich auch gut.
Sonntag und die Sonne scheint. Ich nehme Rücksicht auf die Erholungssuchenden und fahre mit dem VW-Bus über Fenils nach Pra Claud und mache eine Wanderung Richtung Chaberton.
Die Schranke in Pra Claud ist offen. Sehr gut, da müssen wir keine „Umleitung“ fahren. Wir heißt mein Freund Max und ich. Er kommt am Dienstag früh für 2 Tage, um hier mit mir zusammen ein paar Touren zu fahren. Vor allem aber den Chaberton! Steht bei ihm auch schon länger auf der Todo-Liste.
Es ist trocken und warm und der Weg ist steil. Mein Knie macht mit, aber ich transpiriere leicht. Ich verfolge meinen Standort über eine Offline-Map auf meinem Smartphone und stelle fest, dass ich nur sehr langsam vorankomme. Den gespaltenen Felsen möchte ich wenigstens erreichen, um mal die Lage zu erkunden. Außer ein paar Wanderern, die mich überholen, und ein paar Mountainbikern, die mir entgegengerast kommen und freundlich grüßen, begegne ich niemandem.
Von Pra Claud (ca. 1600 hm) zum gespaltenen Felsen (ca. 2400 hm) sind es ca. 800 Höhenmeter einfach. Es zieht sich ganz schön, aber der Weg ist gut begeh- und befahrbar. Ca. 2150 und ein paar zerquetschte Meter und ich kann nicht mehr. Schließlich muss ich wieder runter und ich will mich ja nicht total verausgaben. Ich sollte vielleicht doch öfter mal wieder Sport treiben. Also wieder zurück.
Heute geh ich früh ins Bett. Essen, trinken und ab aufs Zimmer. Beim Fernsehen schlaf ich ein.
Montag und die Sonne scheint wieder, ein paar kleine Wölkchen schweben am Himmel, aber es sieht gut aus für eine Probefahrt. Muss die Beta ja mal im Gelände fahren und schauen, wie sie und ich zusammen passen.
Ab zum Monte Jafferau. Der steht auch noch auf meiner Liste, weil das letzte Mal, als ich hier war hatte es übel geregnet, und da wollte ich mit der KLV nicht mehr unbedingt dort hinauf. Heute läuft es super und sogar der Tunnel ist befahrbar. Das nenn ich Glück, es geht schon mal gut los. Der Gipfel ist auch bald erreicht und dort treffe ich noch einige Enduristen.
Fotos geschossen und ab ins Tal über die Ski-Piste. Zum Glück bin ich da nicht rauf. Das ist eine andere Hausnummer und ich bremse mich langsam hinunter nach Bardonecchia. Von dort auf die Bahn nach Oulx, denn die Landstraße ist gesperrt. Hier noch in den Supermarkt und ein paar Äpfel gekauft. Einen Cafe macchiato habe ich mir jetzt auch verdient und sitze nun im Cafe beim Supermarkt und beobachte die Leute und bin erstmal glücklich. Dann zurück ins Hotel. Heute Abend gibt es Pizza in Cesana und leckeren Rotwein.
3. Hauptteil
Dienstag und Max* (*Name geändert) ruft mich an. Er wird ca. 10 Uhr da sein, wie besprochen. Hervorragend, dann können wir ja gleich loslegen. Heute wollten wir eigentlich erst mal Colle della Rho und Mulattiera machen. Ich check meine Beta nochmals durch und packe meine Sachen.
Max ist schon bald da und seine alte Yamaha TT600 ist schnell abgeladen. Um 11 Uhr meint er zu mir: „Planänderung: wir machen gleich den Chaberton.“ Mir ist das Recht, denn ich bin schon ganz heiß drauf. Es ist Kaiser-Wetter und wir brechen auf.
So schwer wird das schon nicht werden. Früher (80er und 90er Jahre) sind die hier mit ihrer R80 GS mit Seitenkoffern hoch. In den 90ern sogar noch mit Jeeps.
Wir brutteln den Weg hoch und es ist stellenweise doch schon übel, aber das geht schon. Unterwegs weisen uns ein paar italienische E-Mountain-Biker freundlich aber bestimmt darauf hin, dass wir hier mit unseren Mopeds nicht fahren dürfen. Wir sollten eine Genehmigung in Cesana beantragen. Wir erwidern, dass wir dazu keine Zeit hätten, weil wir morgen wieder abreisen. Die Radler strampeln weiter und wir machen eine kleine Foto-Pause und trinken erst mal was, denn die Sonne steht bald im Zenit und es ist schon heiß. Aber wir sind ja schon demnächst an der Engstelle am gespaltenen Felsen und oben wird es dann schon kühler werden.
Fortsetzung folgt ...